Hauswurz

Hauswurz: Pflege, Vermehrung und Verwendung der Steinrose

Hauswurzen (Sempervivum) sind robuste, pflegeleichte Sukkulenten, die sich durch attraktive Rosetten auszeichnen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden für den Anbau und die Pflege von Hauswurzen, von der Auswahl des Standorts bis hin zur Verwendung als Heilpflanze.

Wuchs

Hauswurzen, auch als Dachwurz, Alpengold oder Steinrose bekannt, sind mehrjährige, immergrüne Sukkulenten aus der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Die Pflanzen wachsen als Rosettenpolster und bilden Horste, die ganzjährig bestehen. Die extrem verkürzte Sprossachse der Hauswurzen minimiert die Verdunstung und schützt vor Trockenheit.

Die Rosetten variieren je nach Art und Sorte in Form und Größe. Sie können kugelig geschlossen, halbkugelig oder sternförmig sein und erreichen einen Durchmesser von 0,5 bis 22 cm, typischerweise jedoch 3 bis 6 cm. Die Blätter sind dicht übereinander angeordnet und tragen zur Widerstandsfähigkeit der Pflanze bei.

Viele Hauswurz-Arten bilden durch Ausläufer Tochterrosetten, die dichte Matten erzeugen. Diese vegetative Vermehrung ermöglicht eine rasche Ausbreitung, selbst an extremen Standorten wie Felsspalten und Mauerritzen.

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Die Färbung der Rosetten reicht von Grün über Rötlich bis Purpur, Goldgelb, Bräunlich oder Bläulich. Die Farbintensität wird durch genetische Faktoren und die Sonneneinstrahlung beeinflusst, wobei auch die Spitzen oft eine kontrastierende Färbung aufweisen.

Zur Blütezeit strecken sich die Internodien der Sprossachse zu einem Langtrieb, und die Blütenstände erheben sich auf eine Höhe von 3 bis 60 cm. Nach der Blüte stirbt die geblühten Rosette ab, aber die Pflanze bleibt durch die Tochterrosetten erhalten.

Blätter

Die Blätter der Hauswurz sind dick und fleischig, wodurch sie Wasser speichern und Trockenperioden überstehen können. Diese sukkulenten Blätter wachsen spiralig aus der stark verkürzten Sprossachse und minimieren somit die Verdunstung.

Die Blattformen variieren je nach Art und Sorte enorm und umfassen beispielsweise lanzettliche, elliptische, eiförmige und spatelförmige Varianten. Die Blattspitzen sind meist spitz zulaufend oder kleinspitzig und können Haarbüschel tragen.

Die Farben der Blätter sind abhängig von Sorte, Standort und Jahreszeit. Sie reichen von Grün bis Grau-Grün, Gelblich-Grün bis Gelblich, Rotbraun bis Violett, Grau-Olivgrün und pseudochlorotischen, blassen Tönen. Die Farbintensität wird durch die Menge an Anthocyanen in den Blättern und die Sonneneinstrahlung beeinflusst.

Einige Blätter sind flaumig behaart oder mit Randwimpern versehen, während andere vollständig kahl sind. Ihre Struktur und Farbvielfalt tragen zur Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit der Hauswurz bei.

Blüte

Die Blüten der Hauswurz erscheinen je nach Art zwischen Ende Mai und August. Der lange Blütentrieb, der aus der Mitte der Rosetten wächst, kann beeindruckende Höhen von 3 bis 60 cm erreichen. Die sternförmigen Blüten stehen in dichten Blütenständen zusammen und sind zwittrig.

Die Blütenfarben variieren und können Weiß, Cremefarben, Gelb, Rosa und Rot umfassen. Nach der Blüte stirbt die jeweilige Rosette ab, aber neue Tochterrosetten sichern das Überleben der Pflanze. Hauswurzblüten ziehen zahlreiche Insekten an, darunter Hummeln, Wildbienen und Schwebfliegen.

Abgeblühte Rosetten sollten zur Förderung neuer Triebe entfernt werden.

Hauswurz vermehren

Hauswurz (Sempervivum) lässt sich leicht durch Tochterrosetten vermehren. Diese können vorsichtig von der Mutterpflanze getrennt und an einem neuen Standort eingepflanzt werden. Hierbei entwickeln sie rasch Wurzeln und wachsen an.

Der Schritt-für-Schritt-Vermehrungsprozess:

  1. Tochterrosetten mit einem scharfen Messer oder den Fingern von der Mutterpflanze abtrennen.
  2. Sicherstellen, dass möglichst viele Wurzeln an den Tochterrosetten bleiben.
  3. In durchlässiges, kiesiges Substrat setzen und leicht andrücken.
  4. Leicht angießen, jedoch Staunässe vermeiden.

Eine weitere Methode ist die Aussaat, die jedoch zeit- und arbeitsintensiver ist und vor allem von Hobbyzüchtern genutzt wird. Diese Methode kann zu variablen Nachkommen in Farbe, Form und Größe führen.

Eine Vermehrung durch Teilung im Frühjahr ist ebenfalls möglich. Hierbei wird ein Teil des Rosetten-Polsters abgestochen und an einen neuen Standort versetzt.

Welcher Standort ist geeignet?

Hauswurzen bevorzugen sonnige Standorte und gedeihen gut an Orten mit viel Licht. Volle Sonne hilft, die Blattfärbung zu intensivieren. Die Pflanzen benötigen einen gut durchlässigen Boden, um Staunässe zu vermeiden.

Geeignete Standorte im Garten sind Steingärten, Dachflächen, Mauerfugen, Mauerkronen und Steintröge. Ein steiniger Untergrund ist ideal, da er gut durchlässig und wärmespeichernd ist. Hauswurzen können auch in verschiedenen Gefäßen kultiviert werden, wie Tontöpfen, Emaillegeschirr und alten Holz- oder Lederschuhen, solange diese ausreichende Abzugslöcher haben.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Hauswurzen bevorzugen trockene und durchlässige Böden. In Töpfen sollten Sie eine Drainageschicht aus Kies, Blähton oder Tonscherben verwenden, um überschüssiges Wasser abzuleiten. Geeignete Substrate umfassen Kakteenerde, eine Mischung aus Blumenerde und Sand im Verhältnis 1:2 oder Kübelpflanzenerde, die mit Kies, Lavagrus oder Splitt angereichert wird.

Der pH-Wert des Bodens sollte zwischen 5,5 und 7,5 liegen. Zusätzliche Düngegaben sind selten notwendig, aber eine Handvoll reifer Kompost kann zur Intensivierung der Blattfärbung beitragen, sollte jedoch sparsam dosiert werden.

Hauswurzen sind genügsam und brauchen nur gelegentlich Wasser, vor allem in trockenen Sommern oder bei der Pflege im Haus.

Pflanzung

Hauswurz kann im Frühjahr oder Herbst gepflanzt werden. Wichtig ist ein gut durchlässiger Boden, um Staunässe zu vermeiden. Beim Pflanzen in Töpfen sollten Sie eine Drainageschicht aus Kies oder Blähton einfüllen und diese mit Vlies abdecken, um das Verschlämmen der Abzugslöcher zu verhindern.

Verwenden Sie eine geeignete Substratmischung, zum Beispiel Kakteenerde oder eine Mischung aus Blumenerde und Sand im Verhältnis 1:2. Die Hauswurz-Rosetten werden leicht in das Substrat gedrückt und bei Bedarf leicht angegossen.

Ein sonniger Standort und ein durchlässiger Boden sind entscheidend für das erfolgreiche Pflanzen und Wachstum der Hauswurz.

Hauswurz pflegen

Hauswurzen sind pflegeleicht und benötigen nur minimalen Aufwand. Sie müssen selten geteilt oder verpflanzt werden und benötigen nur gelegentlich Wasser. Wichtig ist, dass kein Wasser in die Rosetten gelangt, um Fäulnis zu vermeiden.

Gießen Sie nur bei anhaltender Trockenheit oder bei Kultivierung im Haus. Verwenden Sie gut durchlässige Erde und vermeiden Sie Staunässe. Düngen ist meist nicht notwendig, ein langsamer Freisetzungs-Dünger kann einmal jährlich im Frühling verwendet werden.

Im Winter sollten die Pflanzgefäße vor übermäßiger Nässe geschützt werden, vorzugsweise nah an einer Hauswand.

Abgeblühte Rosetten und Blütenstiele können nach der Blütezeit entfernt werden, um Platz für neue Triebe zu schaffen.

Hauswurz richtig schneiden

Ein Schneiden der Hauswurz ist meist nicht notwendig. Nach der Blütezeit sterben die geblühten Rosetten ab. Diese können entfernt werden, um das Erscheinungsbild der Pflanze zu verbessern.

Verwelkte Blüten und abgestorbene Rosetten lassen sich einfach mit einem scharfen, sterilen Messer oder einer Schere entfernen. Verwenden Sie stets sterile Werkzeuge, um die Ausbreitung von Krankheiten zu minimieren.

Regelmäßige Kontrollen auf vertrocknete oder verfaulte Blätter helfen, die Pflanze gesund zu halten.

Sorten & Arten

Die Gattung Hauswurz (Sempervivum) umfasst eine beeindruckende Vielfalt mit über 7000 Sorten, die in Farben und Formen variieren:

Einige bemerkenswerte Sorten:

  • ‚Rubin‘: Leuchtend rubinrote Rosetten
  • ‚Noir‘: Dunkle Blattspitzen, die stark kontrastieren

Farbvariationen:

  • Blau
  • Bronze/Karamell
  • Bunt
  • Dunkel
  • Gelb
  • Grün
  • Hellgrün-Gelb
  • Orange-Rot
  • Pink
  • Rot
  • Violett

Hauswurzen kommen in verschiedenen Formen vor, von kugelförmig bis sternförmig, und sind äußerst anpassungsfähig. Jede Rosette stirbt nach der Blüte ab, aber neue Tochterrosetten sichern das Fortbestehen der Pflanzen.

Krankheiten & Schädlinge

Hauswurzen sind robust und selten von Krankheiten oder Schädlingen betroffen. Wichtig sind jedoch geeignete Standortbedingungen:

  • Wurzelfäule (Phytophthora): Kann bei feuchten, humusreichen Böden auftreten. Gute Drainage ist essenziell.
  • Blattläuse: Treten bei hoher Luftfeuchtigkeit auf und können manuell entfernt oder mit insektiziden Seifen behandelt werden.
  • Dickmaulrüssler: Können durch händisches Absammeln oder Einsatz von Nematoden bekämpft werden.
  • Pilz (Endophyllum sempervivi): Verursacht abnormes Wachstum und rostartige Stellen. Befallene Pflanzen sofort entfernen.

Gesunde Hauswurzen bevorzugen heiße, trockene Standorte und sind weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten.

Verwendung

Hauswurzen sind vielseitig und eignen sich für Steingärten, Trockenmauern, Dachbegrünungen und Grabbepflanzungen. Sie können auch in Trögen, Schalen und Gefäßen als dekorative Elemente genutzt werden.

Geeignete Pflanzpartner:

Wichtig ist ein guter Wasserabzug, da Hauswurz keine Staunässe verträgt.

So kommt die Pflanze über den Winter

Hauswurzen sind extrem winterhart und überstehen auch strenge Winter, solange sie vor zu viel Feuchtigkeit geschützt sind. Besonders Pflanzen in Töpfen sollten vor winterlichen Niederschlägen geschützt werden, zum Beispiel durch Aufstellen nahe der Hauswand oder unter einem Dachvorsprung.

Auf eine gute Drainage ist auch im Freiland zu achten. Topfpflanzen sollten keinen Wasserstau im Untersetzer aufweisen. Bei Frostperioden können Töpfe mit isolierenden Materialien geschützt werden.

Hauswurzen benötigen kein zusätzliches Licht und verbleiben im Freien, da sie auch im Winter Tageslicht benötigen.

Verwendung

Hauswurz, auch als „Aloe vera des Nordens“ bekannt, besitzt kühlende, schmerzstillende, entzündungshemmende und wundheilende Eigenschaften. Dies macht sie zu einer wertvollen Pflanze in der Naturheilkunde.

Anwendungen:

  • Sonnenbrand
  • Leichte Verbrennungen
  • Insektenstiche
  • Schwellungen
  • Hämorrhoiden
  • Schrunden
  • Hautverletzungen

Der frische Saft der Hauswurz kann direkt auf betroffene Stellen aufgetragen werden und wirkt zusammenziehend und antioxidativ.

Salbenherstellung:

  1. 20 frische Hauswurzblätter klein schneiden und in 100 ml Jojobaöl und 100 ml Olivenöl etwa 20 Minuten leicht köcheln lassen.
  2. Die Mischung durch ein Sieb gießen und das geklärte Öl erneut erhitzen.
  3. 12 g Kakaobutterpellets und 8 g Bienenwachspellets darin auflösen.
  4. Einige Tropfen Lavendelöl hinzufügen.
  5. Die fertige Salbe in dunkle Gefäße abfüllen und kühl lagern.

Die Hauswurz hat auch innerliche Anwendungsmöglichkeiten, etwa bei entzündlichen Erkrankungen im Mund- und Rachenraum. Ihr Saft kann bei Zahnfleisch- oder Mundschleimhautentzündungen genutzt werden.

Tinktur-Anwendung:

  • Zerkleinerte Blätter mit 75-prozentigem Alkohol übergießen.
  • An einem warmen Ort bis zu sechs Wochen ziehen lassen.
  • Filtern und in dunklen Flaschen aufbewahren.

Hauswurzen enthalten Flavonoide, Tannine und andere antioxidative Substanzen, die ihre Heilkraft ausmachen. Ihre einfache Anwendung und Vielseitigkeit machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Hausapotheke.

Häufig gestellte Fragen

Hat Hauswurz auch historische Bedeutung in der Volksheilkunde?

Ja, Hauswurz hat eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Der Regensburger Domherr Konrad von Megenberg schrieb im 13. Jahrhundert über die erstaunliche „zusammenheilende Kraft“ der Hauswurz. Im 19. Jahrhundert wurde sie in „Alräunchens Kräuterbuch“ als unverzichtbare Heilpflanze gelobt, die in keinem Haus fehlen sollte. Ihre heilenden Eigenschaften wurden besonders bei Fieber, Verbrennungen und Wunden hervorgehoben.

Was macht die chemische Zusammensetzung der Hauswurz besonders?

Die Hauswurz enthält eine einzigartige Mischung chemischer Verbindungen, darunter Flavonoide, Tannine und Caroide. Diese verleihen ihr entzündungshemmende, antibakterielle und antioxidative Eigenschaften. Diese Wirkstoffe machen sie besonders geeignet für Behandlungen von Hautproblemen, Wundheilung und sogar Verdauungsbeschwerden.

Gibt es besondere Anwendungsmethoden für die Heilwirkung der Hauswurz?

Ja, die Hauswurz kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Neben klassischen Anwendungen wie Auftragen des Saftes auf die Haut bei Verbrennungen und Insektenstichen gibt es auch Rezepte für Tinkturen und Salben. Eine Salbe aus frischen Hauswurzblättern, Jojoba- und Olivenöl sowie Kakaobutter und Bienenwachs kann bei Schwellungen und leichten Verbrennungen helfen.

Welche Rolle spielt Hauswurz in der modernen Homöopathie?

Hauswurz wird auch in der modernen Homöopathie genutzt. Sie findet Anwendung in der Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum, sowie bei Zahnfleischentzündungen. Der frische Saft kann bei diesen Beschwerden direkt auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden, wobei die Wirkstoffe zusammenziehend und entzündungshemmend wirken.

Bilder: &#169 Olga Lipatova / iStockphoto