Gartengestaltung

Die Geschichte des Gartens: Von Ägypten bis zur Neuzeit

Die Geschichte des Gartens ist lang und vielfältig. Von den ersten Nutzgärten bis zu den modernen grünen Oasen der Gegenwart spiegelt sie die Entwicklung der menschlichen Kultur und Gesellschaft wider.

Die Anfänge des Gartenbaus

Die Geschichte des Gartenbaus beginnt im Neolithikum vor etwa 10.000 Jahren. Die ersten Siedlungen legten Gärten an, um sich mit Nahrung zu versorgen. In diesen frühesten Gartenanlagen wurden vor allem Nutzpflanzen wie Wildgetreide angebaut. Diese Gärten boten Schutz und stelle eine gesicherte Quelle für Nahrung dar. Einfriedungen aus Hecken oder Mauern dienten dem Schutz vor Tieren und äußeren Bedrohungen. Mit der Zeit entwickelte sich der Gartenbau weiter und begann, neben dem Nutzaspekt auch ästhetische und erholsame Funktionen zu erfüllen. Die frühen Anlagen legten den Grundstein für komplexere Gartengestaltungen in späteren Epochen.

Gärten im Alten Ägypten

Die Gärten im Alten Ägypten hatten eine bedeutende Rolle und waren eng mit religiösen sowie kulturellen Praktiken verbunden. Die Gärten um Tempel und Gräber dienten sowohl der Nahrungsmittelproduktion als auch dekorativen und spirituellen Zwecken. Geometrische Formen und Symmetrie prägten die Gartenanlagen, die oft Teiche und Bewässerungssysteme enthielten. Während der Regierungszeit von Ramses III. waren beispielsweise 513 Tempelgärten nachgewiesen, was die Bedeutung der Gartenkunst unterstreicht. Im Neuen Reich, mit Techniken wie dem „Schaduf“, erreichten die Gärten einen hohen Grad an Gestaltungsvielfalt und technischer Raffinesse.

Gärten im antiken Griechenland

Die dichten Städte des antiken Griechenlands boten nur begrenzt Platz für Gärten, sodass städtische Gärten vor allem in größeren Höfen von Gymnasien und Gelehrtenhäusern zu finden waren. Diese Gärten enthielten häufig Obst- und Ziergehölze sowie Weinranken. Außerhalb der Städte konzentrierte sich der Gartenbau auf Nutzgärten, die mit Hecken oder Mauern geschützt wurden und oft auf Hanglagen zur besseren Bewässerung angelegt waren. Heiligtümer und landschaftlich gestaltete Haine dienten religiösen und gesellschaftlichen Zwecken. Archäologische Funde und Literaturquellen wie die Werke Homers bieten Einblicke in die Struktur und Bepflanzung dieser Gärten, die einen bedeutenden kulturellen und sozialen Raum schufen.

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Gärten im Orient

Orientalische Gärten, besonders in islamisch geprägten Regionen, vereinten Ästhetik, Spiritualität und praktischen Nutzen. Streng geometrische Strukturen mit symmetrischer Vierteilung und zentralen Wasserläufen charakterisierten diese Gärten. Wasserelemente, umschlossene Räume, reiche Vegetation, ornamental gestaltete Terrassen und zentrale Pavillons waren kennzeichnend. Diese Elemente erfüllten sowohl ästhetische als auch praktische Funktionen, boten Schutz vor der Wüstenhitze und dienten als Oase der Ruhe und Einkehr. Heutige Nachbildungen, wie der Orientalische Garten in Berlin, zeigen die traditionelle Gartenkunst in einem modernen Kontext.

Kernmerkmale orientalischer Gärten

  1. Wasserelemente: Brunnen, Kanäle und Wasserbecken schaffen eine kühle Atmosphäre und symbolisieren Leben und Reinheit.
  2. Umschlossene Räume: Hohe Mauern schirmen die Gärten ab und schaffen ein Refugium.
  3. Reiche Vegetation: Palmen, Granatäpfel, Myrten, Lorbeer, Minze und Rosen dienen sowohl der Zierde als auch kulinarischen und medizinischen Zwecken.
  4. Ornamentik und Struktur: Fliesengekleidete Kanäle, Mosaike und ornamental gestaltete Terrassen prägen das Erscheinungsbild.
  5. Zentraler Pavillon: Ein Pavillon im Zentrum bietet Schatten und einen Überblick über den Garten.

Gärten im alten Rom

Römische Gärten waren vielseitige Oasen mit Nutzgärten und repräsentativen Lustgärten. Nutzgärten dienten dem Anbau von Obst, Gemüse und Heilpflanzen zur Selbstversorgung. Lustgärten hingegen zeigten Wohlstand und Status. Sie waren geometrisch gestaltet und oft mit Skulpturen, Brunnen und Wasserspielen verziert. Architektonische Elemente wie Säulenhallen integrierten diese Gärten harmonisch in die Gesamtarchitektur. Parks und Kaisergärten, wie die Villa Hadriana, boten großflächige, öffentlich zugängliche Parkanlagen sowie Raum für kulturelle Veranstaltungen.

Gärten in China

Die jahrtausendealte Tradition chinesischer Gärten begann im 3. Jahrtausend v. Chr. Diese Gärten symbolisieren das Gleichgewicht und die Harmonie der Natur.

Merkmale chinesischer Gärten

  1. Künstliche Landschaften: Hügel, Seen und Steinformationen repräsentieren die natürliche Landschaft.
  2. Symbolische Vegetation: Pflanzen wie Pfingstrosen und Bambus symbolisieren Reichtum und Ausdauer.
  3. Architektonische Elemente: Pavillons, Brücken und Mauerstege ergänzen das ästhetische Bild.
  4. Szenerie und Perspektive: Gezielte Platzierungen schaffen Eindrücke größerer Weiten und hervorgehobener Szenen.
  5. Integrierte Kunst: Gedichte und Verse bereichern die kulturelle Tiefe der Gärten.

Die hohen ästhetischen und technischen Standards dieser Gärten, besonders während der Tang- und Song-Dynastie, beeinflussen noch heute die Gartengestaltung.

Klostergärten im Mittelalter

Im Mittelalter dienten Klostergärten der Nahrungserzeugung, medizinischen Versorgung und spirituellen Einkehr. Sie waren streng geometrisch angelegt und ummauert. Heilkräuter wie Salbei und Melisse wurden systematisch kultiviert, Obst- und Gemüsegärten dienten der Selbstversorgung.

Hauptmerkmale der Klostergärten

  1. Kräutergärten: Systematisch angelegte Beete mit Heilkräutern.
  2. Nutzgärten: Obst- und Gemüsegärten zur Ernährung.
  3. Symbolische Pflanzen: Rosen und Lilien mit biblischen Bedeutungen.
  4. Wasserelemente: Bewässerung durch Ziehbrunnen und Kanäle.
  5. Kontemplative Bereiche: Brunnen und Sitzgelegenheiten für Ruhe und Meditation.

Die botanischen Erkenntnisse aus Klostergärten trugen erheblich zur europäischen Pflanzenkunde bei. Sie können auch heute im eigenen Garten angewendet werden.

Renaissancegärten

Die Renaissance des 15. und 16. Jahrhunderts brachte eine Rückbesinnung auf antike Gartenformen. Diese Gärten zeichneten sich durch geometrische Strukturen, Terrassen, Wasseranlagen und Skulpturen aus. Die Zentralperspektive war ein zentrales Gestaltungselement, das harmonische und ästhetische Räume schaffte.

Charakteristische Merkmale der Renaissancegärten

  1. Geometrie und Perspektive: Klare, geometrische Strukturen und zentral ausgerichtete Blickpunkte.
  2. Terrassen und Treppen: Mehrstufige Gartenanlagen bieten verschiedene Ausblicke.
  3. Wasserspiele: Fontänen und Teiche setzen optische und akustische Akzente.
  4. Skulpturen und Statuen: Kunstwerke mit mythologischen Themen.
  5. Pflanzungen: Immergrüne Hecken und Zitruspflanzen in Grotten überwintert.

Bedeutende Anlagen, wie die Boboli-Gärten und der Hortus Palatinus, illustrieren die Pracht dieser Epoche.

Französische Barockgärten

Unter Ludwig XIV. und André Le Nôtre entwickelten sich die französischen Barockgärten des 17. Jahrhunderts. Diese Gärten sind bekannt für ihre formale Strenge und geometrische Präzision, die visuelle Einheit und Symmetrie schaffen.

Merkmale französischer Barockgärten

  1. Symmetrische Gestaltung: Lange, geradlinige Sichtachsen.
  2. Geometrische Formen: Kunstvoll gestaltete Blumenbeete und Rasenflächen.
  3. Wasserspiele: Zentraler Bestandteil mit Brunnen und Teichen.
  4. Skulpturen und Statuen: Mythische und historische Figuren.
  5. Architektonische Elemente: Terrassen, Treppen und Pavillons.

Berühmte Beispiele wie der Garten von Schloss Versailles und Vaux-le-Vicomte haben diese Gartenkunst geprägt.

Englische Landschaftsgärten

Im 18. Jahrhundert entstand der englische Landschaftsgarten als Gegenentwurf zu den strengen Barockgärten. Gartenarchitekten wie William Kent und Lancelot Brown setzten auf naturnahe Gestaltung.

Hauptmerkmale englischer Landschaftsgärten

  1. Naturnahe Gestaltung: Sanfte Hügel, verschlungene Pfade und freie Wasserflächen.
  2. Landschaftsgemälde: Architektonische Elemente wie Tempel und Brücken schaffen Kulissen.
  3. Sichtachsen und Perspektiven: Sorgfältig geplante Wege und Aussichtspunkte.
  4. Wasser und Pflanzen: Rasenflächen und Teiche prägen das Bild.
  5. Integrierte Kleinarchitekturen: Pavillons und Grotten als dekorative Elemente.

Diese Gärten spiegeln das philosophische Denken der Aufklärung wider.

Gärten im 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert brachte eine Vielzahl an Gestaltungsformen und die Integration ökologischer und gesellschaftlicher Elemente hervor. Landschaftsgärten folgten ökonomischen und ästhetischen Prinzipien. Stadt- und Volksparks wie der Berliner Tiergarten und der Englische Garten in München wurden zu Erholungsräumen für alle Schichten.

Besondere Entwicklungen im 19. Jahrhundert

  1. Gemischter Stil: Kombination von Renaissance-, Barock- und Rokoko-Elementen.
  2. Volks- und Stadtparks: Öffentliche Grünflächen für Erholung und soziale Begegnung.
  3. Kleingärten und Schrebergärten: Private Parzellen zur Selbstversorgung und Erholung.
  4. Repräsentative Villa-Gärten: Sorgfältig geplante Anlagen des gehobenen Bürgertums.
  5. Öffentliche Gartenbauprojekte: Ästhetische und funktionale Grünanlagen in Städten.

Gärten nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Krieg wurden Gärten überwiegend zur Selbstversorgung genutzt. In den 1960er- und 1970er-Jahren wandelten sie sich zu Erholungsräumen. Rasenflächen und einfache Spielbereiche dominierten das Bild.

Entwicklung der Gartengestaltung

  1. 1950er bis 1960er Jahre: Fokus auf Selbstversorgung mit Nutzgärten.
  2. 1960er bis 1970er Jahre: Wandel zu pflegeleichten Erholungsräumen mit Rasenflächen.
  3. 1980er Jahre und später: Rückbesinnung auf ökologisches Gärtnern mit naturnahen Techniken.

Kleingartenbewegungen gewannen an Bedeutung, und Technologien sowie ästhetische Ansprüche entwickelten sich weiter.

Gärten der Gegenwart

Die heutige Gartenkultur ist vielfältig und nutzt moderne Technologien sowie ökologische Ansätze. Private Freizeitoasen, naturnahe Biogärten und städtische Gartenprojekte wie Urban Gardening sind weit verbreitet.

Zeitgenössische Gartentrends

  1. Private Freizeitoasen: Pflegeleichte Gärten mit Erholungswert.
  2. Naturnahe Biogärten: Ökologische Gärten mit heimischen Pflanzen und nachhaltigen Techniken.
  3. Urban Gardening und Guerilla Gardening: Gemeinschaftliche Nutzung von städtischen Flächen.
  4. Technologie und Innovationen: Automatisierte Bewässerungssysteme und vertikale Gärten.
  5. Gemeinschaftliche Projekte: Schulgärten und interkulturelle Anlagen zur Förderung der Biodiversität.

Moderne Gärten verbinden ästhetische und funktionale Aspekte und tragen zur Lebensqualität bei.

Bilder: Matyas Rehak / Shutterstock