Apfel

Alte Apfelsorten: Geschichte, Geschmack & Sortenvielfalt

Alte Apfelsorten bestechen durch ihre Aromenvielfalt und ihre Anpassung an regionale Gegebenheiten. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte, den Wert und die Besonderheiten alter Apfelsorten im Vergleich zu modernen Züchtungen.

Alte Apfelsorten – Ein Blick in die Geschichte

Die Vielfalt alter Apfelsorten spiegelt die regionale Anpassung wider

Alte Apfelsorten – Ein Blick in die Geschichte

Als alte Apfelsorten gelten jene, die vor Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Bis dahin war der Obstanbau durch eine beeindruckende Sortenvielfalt geprägt. Diese Sorten entstanden oft durch Zufallsämlinge und natürliche Auslese ohne gezielte Kreuzungen. Diese Vielfalt passte sich den regionalen und klimatischen Gegebenheiten an und erfüllte die besonderen Anforderungen der jeweiligen Region.

Moderne Züchtungsziele und ihre Auswirkungen

Die modernen Züchtungsziele mindern oft die geschmackliche Vielfalt der Äpfel

Moderne Züchtungsziele und ihre Auswirkungen

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts konzentriert sich die Züchtung auf Sorten, die den Anforderungen des Erwerbsobstbaus entsprechen. Die Hauptziele sind:

  • Krankheitsresistenz: Robustere Sorten sollen die Anfälligkeit für Krankheiten wie Schorf verringern.
  • Optik und Lagerfähigkeit: Äpfel sollen makellos aussehen und lange haltbar sein, um den Handelsanforderungen gerecht zu werden.
  • Transportfähigkeit: Robustere Früchte sollen lange Transportwege unbeschadet überstehen.

Diese modernen Züchtungsziele beeinträchtigen jedoch oft den Geschmack. Viele moderne Sorten besitzen einen standardisierten Geschmack, während die geschmackliche Vielfalt alter Sorten weitgehend verloren ging.

Warum alte Apfelsorten erhalten bleiben sollten

Alte Apfelsorten sind wertvolle Ressourcen für zukünftige Züchtungen und Biodiversität

Warum alte Apfelsorten erhalten bleiben sollten

Es gibt mehrere Gründe, warum der Erhalt alter Apfelsorten wichtig ist:

  • Erhaltung der Biodiversität: Alte Apfelsorten fördern die Artenvielfalt und bieten Lebensräume für Insekten und andere Tiere.
  • Geschmackliche Vielfalt: Sie bieten eine breite Palette von Aromen, die in modernen Sorten oft fehlen.
  • Nachhaltigkeit: Der Anbau alter Sorten unterstützt nachhaltige Landwirtschaftsmethoden und den Erhalt von Streuobstwiesen.
  • Gesundheitliche Vorteile: Alte Apfelsorten enthalten höhere Mengen an Polyphenolen, die Allergien mindern können.
  • Kulturhistorische Bedeutung: Sie sind ein wertvolles kulturelles Erbe und wichtige genetische Ressourcen für zukünftige Züchtungen.
Empfehlenswerte alte Apfelsorten

Alte Apfelsorten bieten vielfältige Geschmacksprofile für den heimischen Gartenanbau

Empfehlenswerte alte Apfelsorten

Folgende alte Apfelsorten eignen sich besonders gut für den Anbau im Garten:

  • ‘Berlepsch’: Rheinische Sorte mit marmoriertem Fruchtfleisch und hoher Verträglichkeit.
  • ‘Roter Bellefleur’: Süße, saftige Äpfel, vermutlich aus Holland, seit 1760 kultiviert.
  • ‘Ananasrenette’: Goldgelbe Schale und aromatisches Weinaroma, aus dem Jahr 1820.
  • ‘James Grieve’: Süß-saure Äpfel, robust, seit 1880 bekannt, anfällig für Feuerbrand.
  • ‘Schöner aus Nordhausen’: Leicht säuerliche Äpfel, besonders für Apfelsaft geeignet.
  • ‘Minister von Hammerstein’: Mittelgroße Äpfel mit gelblich-grüner Schale, Jahr 1882.
  • ‘Wintergoldparmäne’: Würziges Aroma und mehlig-weiches Fruchtfleisch, aus dem Jahr 1510.
  • ‘Rote Sternrenette’: Feinsäuerliche Tafeläpfel, dekorative rote Schale, Jahr 1830.
  • ‘Freiherr von Berlepsch’: Guter Geschmack und hoher Vitamin-C-Gehalt, seit 1880.
  • ‘Martini’: Würzige Winteräpfel, reifen im November, aus dem Jahr 1875.
  • ‘Gravensteiner’: Ausgewogener Geschmack und intensiver Duft, benötigt ein beständiges Klima.
  • ‘Krügers Dickstiel’: Geeignet für Streuobstwiesen, toleriert Spätfröste, Mitte 19. Jahrhundert.
  • ‘Zuccalmaglio’: Hohe Erträge, geringe Schorfanfälligkeit, seit 1878.
  • ‘Winterrambur’: Süße Früchte mit hohem Vitamin-C-Gehalt, seit dem 17. Jahrhundert.
  • ‘Prinz Albrecht von Preußen’: Frosthart, robust und reiche Ernte, Jahr 1865.
  • ‘Jakob Lebel’: Knackige, saftige Äpfel, geeignet für raue Lagen, Jahr 1825.
  • ‘Ontario’: Hoher Vitamin-C-Gehalt, gut lagerfähig, aus dem Jahr 1820.
  • ‘Boskoop’: Säuerlicher Küchenapfel, bevorzugt für Apfelkuchen, Jahr 1856.
  • ‘Cox Orange’: Anspruchsvoll in Standort und Pflege, wohlschmeckend, Jahr 1825.
  • ‘Geflammter Kardinal’: Hervorragende Tafel-, Saft- und Mostäpfel, Jahr 1801.
  • ‘Geheimrat Dr. Oldenburg’: Sehr hohe Erträge, zumeist für die Küche, Jahr 1897.
  • ‘Rheinischer Krummstiel’: Robust und ertragssicher, Jahr 1800.
  • ‘Jonathan’: Mild-aromatische Früchte mit schwarzen Flecken, zwischen 1800-1820.
  • ‘Klarapfel’: Frosthart, liefert frühe Früchte im Juli, Jahr 1852.
  • ‘Heslacher Gereutapfel’: Feuerrote Äpfel, geeignet als Weihnachtsdekoration, Jahr 1820.
Alte Apfelsorten für Allergiker

Alte Apfelsorten können Allergikern durch ihren hohen Polyphenolgehalt Linderung bieten

Alte Apfelsorten für Allergiker

Alte Apfelsorten sind oft für Allergiker geeignet, da sie hohe Mengen an Polyphenolen enthalten, die allergische Reaktionen mindern können. Besonders verträgliche Sorten sind:

  • Alkmene
  • Goldparmäne
  • Gravensteiner
  • Boskoop
  • Finkenwerder Herbstprinz
  • Santana
  • Wellant

Frische Äpfel dieser Sorten werden besser vertragen als lang gelagerte. Sollten dennoch Symptome auftreten, sollte der Verzehr sofort gestoppt werden.

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