Blütenendfäule bei Tomaten: Ursachen, Symptome & Bekämpfung
Blütenendfäule an einer Tomaten ist kein Grund, die gesamte Ernte einer Tomatenpflanze aufzugeben. Die Pflanze gibt Ihnen damit jedoch das Zeichen, die Nährstoffversorgung zu kontrollieren.
Wie wird Blütenenfäule erkannt und bekämpft?
Blütenendfäule entsteht durch Calciummangel, der durch Trockenperioden und unzureichende Wasserzufuhr begünstigt wird. In diesen Perioden ist genug Calcium im Boden vorhanden, die Tomatenpflanze kann den Nährstoff jedoch nicht aufnehmen. Braune Stellen an der Unterseite der Tomatenfrucht sind ein Erkennungsmerkmal. Durch einen geregelten Wasserhaushalt und das Entfernen befallener Tomaten kann der Mangel bekämpft werden.
Blütenendfäule erkennen
Je früher die Blütenendfäule entdeckt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Tomatenpflanze wieder vollständig erholt. Deshalb werden Tomaten – egal, ob im Kübel, im Beet oder im Gewächshaus – regelmäßig nach dunklen Faulstellen (Nekrosen) abgesucht. Dabei offenbart sich das Anfangsstadium der Blütenendfäule an der unteren Spitze der Frucht, also am vormaligen Blütenansatz, als braune, wässrige Einwölbung.
Was ist Blütenendfäule?
Die Ursache einer Blütenendfäule ist nicht bakteriell oder pilzbedingt, sondern ist nur auf eine Unterversorgung vom Pflanzennährstoff Calcium zurückzuführen. Das Mineral schafft stabile Zellwände in den Blättern und in den Früchten. Fehlt es an diesem wichtigen Nährstoff, dann fallen die Zellwände in sich zusammen und das Gewebe darunter stirbt ab und färbt sich dunkel.
Idealerweise liegt Calcium im optimalen Mischungsverhältnis mit anderen Mineralien in der Erde vor und kann mit genügend Wasser von den Wurzeln aufgenommen werden. Ursache einer Unterversorgung ist also zum einen die falsche Balance der Nährstoffe. Zum anderen gelangt Calcium nicht zu den Tomaten, wenn der Wassertransport aufgrund anhaltender Trockenheit ausbleibt. Denn erst wenn Blätter und Früchte Wasser verdunsten, zieht die Wurzel Flüssigkeit und das darin gelöste Mineral nach.
Aussehen und Symptome
Die Blütenendfäule macht sich im frühen Stadium des Calciummangels durch kleine, dunkle Punkte an den ehemaligen Blütenansätzen bemerkbar. Diese werden ohne Gegenhandeln im Laufe der Zeit größer, wässrig beziehungsweise glasig und können die komplette untere Hälfte der Tomate einnehmen. Dabei wölbt sich vom Blütenansatz ausgehend die Frucht ein und wird nach und nach ledrig, hart und schwarz. Unter Umständen weisen auch junge Blätter einen kümmerlichen Wuchs auf und erscheinen leicht gelblich. Informieren Sie sich über schwarze Flecken an Tomaten.
Besonders betroffen sind große und längliche Tomatensorten wie die Flaschentomaten. Typischerweise tritt die Blütenendfäule im Sommer ab Juni bis August auf. Oft leiden die untersten Früchte zuerst an der Unterversorgung und selten alle Tomate an einer Rispe gleichzeitig. Sobald die Tomate halbseitig verfault ist, fällt sie von alleine vom Strauch ab.
Blütenendfäule oder Kraut- und Braunfäule?
Die Blütenendfäule ist im Gegensatz zur Kraut– und Braunfäule keine Krankheit, sondern stellt einen Calciummangel dar. Die Kraut- und Braunfäule ist hingegen auf den Schadpilz „Phytophtora infestans“ zurückzuführen. Dieser gelangt über Regenwasser oder Spritzwasser beim falschen Gießen in die Pflanze. Anders als die Blütenendfäule ist die Kraut- und Braunfäule ansteckend und befällt neben anderen Tomatenpflanzen auch Kartoffeln, die in der Nähe wachsen.
Hervorzuheben sind die eindeutigen Unterschiede, die die genaue Bestimmung der Fäule ermöglichen. So beginnt die vom Pilz ausgelöste Krankheit zuerst bei den (unteren) Blättern. An diesen treten braune Flecken auf, die einen unscharfen Rand zum Blattgrün aufweisen und nach einiger Zeit absterben. Das gleiche Krankheitsbild zeigt sich dann auch bei den Früchten, wobei die nekrotischen Bereiche überall auf der Tomate beginnen können und – anders als bei der Blütenendfäule – nicht zwangsläufig am unteren Ende der Frucht beginnen müssen.
Ursachen und Bekämpfung
Den Ursprung hat die Blütenendfäule immer in einer Unterversorgung vom Pflanzennährstoff Calcium. Allerdings gibt es mehrere Gründe, warum die Tomate nicht genügend Calcium anziehen kann. Bevor Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können, müssen erst die Ursachen für die Unterversorgung festgestellt werden.
Falsche Düngung
In der Regel ist in der Erde, die z.B. mit Kompost versetzt wurde, genügend Calcium vorhanden. Wird aber zusätzlich mit einem Dünger wie Blaukorn der Anteil an Stickstoff stark erhöht, wächst die Pflanze schneller. Häufig sogar zu schnell, sodass in kürzester Zeit viele neue Blätter und Triebe entstehen, die bei der pflanzeneigenen Versorgung von Nährstoffen Priorität genießen – die Tomate bekommt folglich weniger Calcium ab. Dann sollte die Stickstoffdüngung mindestens einmal ausgesetzt werden.
In großer Menge hemmen die Mineralien Magnesium, Kalium, Ammonium und Natrium darüber hinaus die Aufnahme von Calcium über die Wurzeln direkt. Häufig entsteht so ein Ungleichgewicht, wenn mit anorganischen Düngemitteln explizite Nährstoffe verabreicht wurden. Um die richtige Balance wiederherzustellen, kann sporadisch ein Calciumdünger verwendet werden. Aus langfristiger Sicht empfiehlt sich aber eine organische Düngung aus Kompost, Pflanzenjauche oder Stallmist, da sie insgesamt zwar weniger, aber dafür passend ausbalancierte Nährstoffe vorweisen können.
Falscher pH-Wert des Bodens
Ein Ungleichgewicht von Mineralien zeigt sich zwangsläufig auch am pH-Wert: Fehlt es an Calcium, ist der Boden meist sauer (>6). Durch die Zugabe von Kalk kann der Boden wieder in neutrale pH-Bereiche von ca. 7 gebracht werden. Dafür wird etwa das Urgesteinsmehl (19,00€ bei Amazon*) von Cuxin in einem Mengenverhältnis von 200 – 300 g/m² der Erde zugegeben. Da das natürliche Mehl im 10 kg Eimer nur 12 Euro kostet, ist eine solche Kalkung nicht nur ökologisch, sondern auch preiswert.
Calcium für Tomaten
Ursprünglich stammt das Mineral aus verwittertem Gestein wie Basalt. Damit es von Lebewesen aufgenommen werden kann, muss es zum Beispiel in Wasser gelöst sein. Eine Möglichkeit ist die Anwendung einer fertigen Mischung aus Calcium, Mangan und Zink, welche Blütenendfäule vorbeugt und zur besseren Ausfärbung der Früchte beiträgt. Zur Vorbeugung wird gegossen, bei bereits eingetretener Fäulnis wird die Pflanze besprüht.
Tipp
Bei zu großer Hitze ist die Aufnahme von Calcium über die Wurzeln gestört. Wir empfehlen in dieser Situation das Besprühen der Blätter.
Übersicht: Mittel gegen Blütenendfäule
Mittel | Definition | Anwendung |
---|---|---|
Algenkalk | Ablagerungen von Rotalgen, enthält Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat und Kieselsäure | Algenkalk leicht in den Boden rund um die Tomate einarbeiten, kräftig gießen |
Calcium-Flüssigdünger | Mischung aus Calcium, Mangan und Zink | Pflanze besprühen oder zusammen mit Gießwasser mischen |
Calciumcarbonat | reiner Gartenkalk, enthält natürliches Calciumcarbonat | Gartenkalk rund um die Tomate leicht in den Boden einarbeiten, kräftig gießen |
Eierschalen | Einerschalen vom Hühnerei | zwei bis drei Eierschalen zerdrücken, zwei bis drei Tage in einem Liter Wasser stehen lassen und Tomate damit gießen |
Gesteinsmehl | natürliches Calciumcarbonat nebst weiterer Mineralstoffe und Spurenelemente | Gesteinsmehl (Urgesteinsmehl) in die Erde rund um die Tomate einarbeiten und kräftig gießen |
Hilft Backpulver gegen Blütenendfäule?
Backpulver wirkt fungizid und kann damit gegen Kraut- und Braunfäule angewendet werden. Allerdings ist die Ursache für die Blütenendfäule ein Calciummangel. Backpulver hat also keinen direkten Effekt auf die Blütenendfäule. Das Hausmittel kann höchstens den pH-Wert im Boden erhöhen, was der Calciumaufnahme zugutekommen kann.
Blütenendfäule vorbeugen
Abgesehen vom Düngen ist das richtige Maß rund um das Wasser entscheidend, um die Tomate vor der Blütenendfäule zu schützen. Dabei fällt das richtige Gießen, das Wetter und die relative Luftfeuchtigkeit besonders ins Gewicht. Stimmen die Parameter in diesen Bereichen, kann ausreichend Calcium in die Früchte transportiert werden.
Richtiges Gießen
Die regelmäßige Zufuhr von Wasser hält den kontinuierlichen Nährstofftransport in der Pflanze am Laufen. Kommt es zu häufigen Trockenperioden, kann Calcium nicht mehr ausreichend zu den Früchten transportiert werden. Deshalb ist richtiges Gießen der wichtigste Schritt, um einer Blütenendfäule vorzubeugen. Dabei bringen folgende bewährte Hilfsmittel außerdem den Vorteil, dass sie Spritzwasser an den Blättern vermeiden. So umgeht man gleichzeitig die Gefahr eines Pilzbefalls.
Tontopf: Ein gewöhnlicher Tontopf mit Loch im Boden wird in der Nähe der Tomatenpflanze in die Erde eingesetzt. Künftiges Gießen erfolgt ausschließlich über den Tontopf. Die Tomatenwurzeln wachsen in die Richtung, an der das Wasser beim Gießen aus dem Topf austritt.
Gießring: Der Gießring funktioniert prinzipiell wie der gewöhnliche Pflanztopf mit Loch. Allerdings bringt das Hilfsmittel den Vorteil mit sich, dass Fressfeinde wie Schnecken von der Pflanze ferngehalten werden. Denn zwischen ihnen steht ein Wasserbecken, dass nur schwer überwunden werden kann.
Olla: Das besondere an der Bewässerungshilfe ist die Größe: von 1 L Fassungsvermögen bis stolze 6,5 L. Je größer das Fassungsvermögen, desto mehr Pflanzen können mit Wasser über einen längeren Zeitraum versorgt werden.
Witterung
In wechselhaften Sommermonaten nimmt die Häufigkeit der Blütenendfäule zu. Besonders starke Temperaturschwankungen verträgt die empfindliche Tomate kaum. Trocknet der Boden dann bei einer plötzlichen Hitzewelle aus, kann es kritisch für die Pflanze werden. Abhilfe schafft einGewächshaus, in dem meist ein stabileres Klima herrscht und die Pflanze vor äußeren Einflüssen geschützt ist.
Luftfeuchtigkeit
Tomaten in Gewächshäusern leiden dem Wetter zum Trotz dennoch häufig unter der Blütenendfäule. Das lässt sich meist auf eine zu hohe Luftfeuchtigkeit zurückführen. Der Wasser- und Nährstofftransport in der Pflanze wird durch die Verdunstung und dem damit zusammenhängenden Nachziehen von Wasser angetrieben. Ist die Luft aber bereits mit Wasser gesättigt, wird die natürliche Transpiration der Blätter eingeschränkt. Deshalb sollte in Gewächshäusernregelmäßig gelüftet werden, sodass die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 60-70 % liegt.
Außerdem sollten Pflanzen mit genügend Abstand zueinander gepflanzt werden, damit den Blättern ausreichend Platz zum „Schwitzen“ gegeben wird. Das gilt sowohl für das Gewächshaus als auch für das Beet.Ausgeizen, also das Entfernen von Achseltrieben, sorgt ebenfalls für mehr Platz und Zirkulation zwischen den Blättern.
Sind Tomaten mit Blütenendfäule essbar?
An der Frage, ob Tomaten mit Blütenendfäule noch essbar sind, scheiden sich die Geister. Die einen argumentieren damit, dass die Fäule nur aufgrund einer Unterversorgung entstanden ist und nicht wegen Bakterien oder Pilzen. Deshalb seien sie essbar. Andere Experten halten dem entgegen, dass durch die faulen Stellen Krankheitserreger eintreten und die gesamte Tomate kontaminieren, was sie schließlich ungenießbar macht. Klar ist jedoch, dass die befallenen Tomaten nicht lagerfähig sind.
Weitere Krankheiten, die durch Nährstoffungleichgewicht entstehen
Neben der Blütenendfäule gibt es noch weitere Krankheiten, die durch ein Ungleichgewicht von Mineralien im Boden entstehen können. Meistens ist dieser Umstand auf eine unsachgemäße Düngung zurückzuführen. Eine Mangel kann kurzfristig mit anorganischen Mineraldüngemittel oder langfristig mit Pflanzenjauche und Kompost ausgeglichen werden.
Stickstoffmangel: Ein Mangel an Stickstoff entsteht, wenn generell selten gedüngt wird. Die älteren Blätter werden gelb, dann braun und fallen ab. Der Wuchs ist kümmerlich und die Blattfarbe ist gesamt eher fahlgrün. Die Gelbfärbung breitet sich auf die oberen und jüngeren Blätter aus, wenn der Mangel nicht behoben wird.
Kaliummangel/Grünkragen: Der sogenannte Grünkragen ist an den Tomatenfrüchten gut zu erkennen. Diese bleiben bei einem Kaliummangel am Stielansatz grün. Außerdem werden bei Unterversorgung von Kalium die Blätter vom Blattrand ausgehend braun und trocken. Ähnlich wie der bei der Blütenendfäule ist zu viel Stickstoff auch hier häufig der Grund für einen Mangel.
Magnesiummangel: Wenn die Tomate auf sandigen und sauren Böden wächst, leidet sie manchmal an einem Magnesiummangel. Dieser zeigt sich durch weißlich-braune Flecken auf den Blättern, die schließlich das ganze Blatt einnehmen. Nur die Blattadern schimmern weiterhin grün durch das Gewebe. Hier deckt ein anorganischer Dünger den Bedarf ab.
Überdüngung/Löffelblättrigkeit: Ein häufiges Phänomen ist die bereits erwähnte Überdüngung mit Stickstoff. Man erkennt dieses Ungleichgewicht am besten am rasanten Wachstum der Pflanze, wobei sich die neuen Triebe und Blätter weich anfühlen und sich einrollen. Um dem entgegenzuwirken, ist es am besten, abzuwarten und nicht zu düngen.
Phosphormangel: Das auffälligste Symptom für einen Phosphormangel ist die rötlich-violette bis schwarze Verfärbung der Blätter, die bei der Blattspitze beginnt. Des Weiteren werden neue Blätter eher klein und hart. Blattränder können vereinzelnd absterben. Dem Phosphormangel begegnet man am besten mit Zugabe von organischer Substanz wie Kompost.
FAQ
Sollen Tomaten mit Blütenendfäule von der Pflanze entfernt werden?
Selbst wenn es schmerzt, sollten auch unreife, mit Blütenendfäule befallene Tomaten vom Strauch entfernt werden. Je weniger Früchte die Pflanze mit Calcium versorgen muss, desto weniger Mangelerscheinungen treten insgesamt auf.
Welche Pflanzen können Blütenendfäule bekommen?
Neben der Tomate können auch die Zucchini und Paprika unter der Blütenendfäule leiden. Das Erscheinungsbild ist bei allen dreien dasselbe: Kleine schwarze Punkte am Blütenansatz, die sich zu wässrigen Faulstellen entwickeln.
Können die Teile der Tomatenpflanze mit Blütenendfäule auf den Kompost?
Da die mit Blütenendfäule befallene Tomate keine bakterielle oder pilzbedingte Krankheit aufweist, kann sie problemlos auf den Kompost landen. Pflanzenteile, die mit der Kraut- oder Braunfäule infiziert sind, sollten hingegen nicht kompostiert werden.