Krähenbeeren: Giftig oder genießbar?
Krähenbeeren sind robuste Zwergsträucher, die mit ihren schwarzen Früchten und immergrünen Blättern faszinieren. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Merkmale, Ansprüche und Verwendungsmöglichkeiten dieser Pflanze.
Steckbrief
Herkunft
Krähenbeeren, auch bekannt als Empetrum, sind überwiegend in den nördlichen gemäßigten Regionen der Erde heimisch, darunter Eurasien und Nordamerika. Die Schwarze Krähenbeere (Empetrum nigrum) ist in verschiedenen Heide- und Moorlandschaften zu finden, oft in Gesellschaft mit anderen Heidekräutern wie Glockenheide und Besenheide. In Norddeutschland besiedelt die Krähenbeere Dünengebiete der Nord- und Ostsee, wie auf den Inseln Sylt und Amrum. Große Vorkommen gibt es auch in Mittelgebirgen wie der Rhön und dem Harz.
Neben Europa kommt die Krähenbeere auch in den Gebirgsregionen Nordamerikas sowie in arktischen und subarktischen Gebieten vor. Auf der Südhalbkugel findet man sie in den Anden Südamerikas und auf den Falklandinseln.
Die Krähenbeere gehört zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Besonders in Skandinavien ist die Nutzung der Beeren weit verbreitet und reicht von der Zubereitung von Kompott bis hin zur Herstellung von Wein.
Wuchs
Krähenbeeren sind immergrüne Zwergsträucher, die dichte, teppichartige Matten bilden. Sie erreichen eine Wuchshöhe von 10 bis 60 Zentimetern, wobei die typischen Höhen je nach Art zwischen 16 und 50 Zentimetern liegen. Die Sträucher haben einen kissen- bis teppichförmigen Wuchs und können große Heideflächen bedecken.
Die Zweige der Krähenbeeren sind dicht mit nadelartigen Blättern besetzt, die oft wie kleine Flaschenbürsten aussehen. Junge Triebe sind rötlich, während ältere Triebe rotbraun werden. Diese Zwergsträucher können in natürlichen Habitaten ein beachtliches Alter erreichen; einige Pflanzen wurden auf bis zu 140 Jahre geschätzt.
Krähenbeeren breiten sich horizontal aus und bedecken oft gesamte Quadratmeter, was sie zu ausgezeichneten Bodendeckern macht. Die Wuchsbreite variiert dabei zwischen 25 und 70 Zentimetern. Der Jahreszuwachs der Zweige beträgt ungefähr 10 Zentimeter.
Blätter
Die Blätter der Krähenbeere sind immergrün und nadelförmig. Sie erreichen eine Länge von etwa 4 bis 6 Millimetern und eine Breite von etwa 2 Millimetern. Die Blätter sind schmal und hohl, oft eingerollt, sodass die Ränder sich auf der Unterseite treffen und eine weiße Naht bilden.
Im Sommer zeigt die Pflanze ein mittelgrünes bis gelbgrünes Laub, das sich im Winter braun verfärbt. Diese Farbveränderung ist eine Anpassung an die saisonalen Wetteränderungen. Die spezifische Blattstruktur hilft der Krähenbeere, die Luftfeuchtigkeit zu bewahren und in trockenen Perioden besser zu überleben. Diese Anpassung ist besonders wichtig, da die Pflanze oft in nährstoffarmen Sandböden wächst.
Blüte
Die Blüten der Krähenbeere sind klein und unscheinbar, oft rot bis purpurfarben. Sie erscheinen je nach Art im Frühjahr zwischen März und Mai oder im Spätsommer von Juli bis September. Die Blüten sitzen einzeln oder in kleinen Gruppen in den Blattachseln und bestehen aus drei bis sechs Blütenhüllblättern.
Männliche Blüten haben drei bis sechs rotbraune Staubblätter, während weibliche Blüten einen oberständigen Fruchtknoten und eine Narbe mit bis zu zwölf Lappen besitzen. Die Bestäubung erfolgt entweder durch den Wind oder durch Insekten wie Bienen und Schwebfliegen.
Früchte
Die Früchte der Krähenbeere sind kleine, erbsengroße, schwarze Steinfrüchte. Sie erscheinen ab August und bleiben oft bis zum Winter an den Zweigen haften. Die Früchte sind säuerlich-bitter im Geschmack und reich an Vitamin C sowie anderen Antioxidantien.
Die Beeren sind nicht nur für Menschen genießbar, sondern auch bei Vögeln sehr beliebt, insbesondere bei Krähen, die zur Samenverbreitung beitragen. In Nordeuropa und insbesondere in Skandinavien werden die Beeren zur Herstellung von Kompott, Marmelade, Gelee und Wein verwendet. In Island werden sie in saurer Milch aufbewahrt, während sie auf Grönland zusammen mit Seehundspeck gegessen werden.
Welcher Standort ist geeignet?

Foto: Opioła Jerzy | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia
Krähenbeeren bevorzugen sonnige bis halbschattige Standorte und sind an eine Vielzahl von extremen Lebensräumen angepasst. Sie gedeihen besonders gut in Moorheiden, Hochmoorrändern, Sandheiden, Dünengebieten, Nadelwäldern und Heidelandschaften.
Ihr bevorzugter Boden ist sauer, humos und leicht feucht. Sie wachsen optimal auf torfigem Untergrund, der gut durchlässig ist und wenig Nährstoffe enthält. Einige Arten tolerieren auch kalkhaltige Böden und gedeihen an alpinen Standorten bis zu einer Höhe von über 2.300 Metern.
Die Krähenbeere ist ideal für naturnahe Gärten und Ökosysteme und harmoniert gut mit anderen Heidekrautgewächsen wie Calluna und Erika. Ihre Fähigkeit, mit feuchten Böden zurechtzukommen, macht sie auch in den Dünen der Nord- und Ostsee heimisch.
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Krähenbeeren gedeihen am besten auf sauren, sandigen und durchlässigen Böden. Diese Böden sollten humos oder torfig sein und einen leicht sauren pH-Wert aufweisen. Besonders vorteilhaft sind Böden, die gut durchlässig und ausreichend feucht sind. Vermeiden Sie Staunässe und Bodenverdichtung, da diese der Pflanze schaden können.
Die Krähenbeere akzeptiert verschiedene Bodenarten, solange diese nicht zu lehmig oder übermäßig kalkhaltig sind. Trotz ihrer Vorliebe für feuchte Umgebungen ist die Krähenbeere äußerst tolerant gegenüber Nährstoffarmut und kann auf kargen Böden wie Dünen und Felsen gedeihen.
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal der Krähenbeere ist ihre Fähigkeit, in Symbiose mit einem Wurzelpilz (Mykorrhiza (5,00€ bei Amazon*)) zu leben. Dieser Pilz hilft ihr, Mineralien aus unzersetzten Pflanzenresten im Boden zu extrahieren.
Verwendung
Die Früchte der Krähenbeere sind essbar und können roh oder gekocht genossen werden. Sie zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Vitamin C aus. Wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts wurden die Beeren in der Volksmedizin auch zur Behandlung von Durchfall verwendet.
In verschiedenen Regionen finden die säuerlich-bitter schmeckenden Beeren vielfältige Anwendungen. In Skandinavien und Island werden die Beeren nach dem ersten Frost verzehrt, da sie dann ihr Aroma entfalten. Die Beeren werden traditionell in saurer Milch gelagert oder in Milch eingefroren, um sie als Wintervorrat zu nutzen. In der Inuit-Kultur sind die Beeren eine Delikatesse und werden häufig mit breiartig zerdrückter Dorschleber verzehrt.
Die verschiedenen Verwendungen umfassen:
- Herstellung von Kompott, Marmelade und Gelee
- Verwendung als natürliche Farbstoffe
- Herstellung von Schnaps und Wein
Krähenbeeren sind zudem für naturnahe Gärten geeignet und eignen sich als Bodendecker in Kombination mit Heidekrautgewächsen.
Giftigkeit
Die Krähenbeere enthält Andromedotoxin, das in höheren Mengen zu Vergiftungserscheinungen wie Schwindel und Erbrechen führen kann. Trotz dieser Tatsache werden die Früchte in Skandinavien und Nordrussland roh oder verarbeitet verzehrt und gelten als genießbar. Es ist wichtig zu beachten, dass größere Mengen der Beeren Kopfschmerzen und Schwindel verursachen können.
Weitere enthaltene Wirkstoffe sind Ursolsäure, Rutin, Quercetin, Isoquercetin und Ellagsäure. Unterschiede in den Inhaltsstoffen können auftreten, da es bei örtlichen Rassen starke Schwankungen gibt. Bienenhonig, der aus dem Nektar der Krähenbeere gewonnen wird, kann im Extremfall Magen-Darm-Entzündungen verursachen.
Gefährdung
Die Krähenbeere ist in Deutschland aktuell nicht gefährdet, doch die Bestände sind durch die Klimaerwärmung bedroht. Die trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre haben zur Austrocknung vieler Heidesträucher geführt, insbesondere an den Südseiten der Küstendünen. Prognosen zufolge könnte die Krähenbeere bei einer Erderwärmung um zwei Grad Celsius ihre südlichen Vorkommen an der Wattenmeerküste verlieren.
Gefährdungen betreffen vor allem:
- Extreme Wetterbedingungen
- Habitatverlust
- Menschliche Aktivitäten, einschließlich intensiver touristischer Nutzung
Ohne entsprechende Schutzmaßnahmen und Bemühungen im Klimaschutz könnten die Krähenbeerenpopulationen empfindlich gestört werden, was ihr langfristiges Überleben in diesen Regionen gefährdet.
Häufig gestellte Fragen
Warum wird die Krähenbeere auch als „Alpenrauschbeere“ bezeichnet?
Die Krähenbeere trägt diesen Namen, weil ihr Konsum in größeren Mengen aufgrund des enthaltenen Andromedotoxins einen leichten Rauschzustand und Schwindel verursachen kann. Dies ist besonders in einigen Regionen bekannt, weshalb sie dort zusätzlich diesen Trivialnamen trägt.
Können Krähenbeeren zur Färbung von Stoffen verwendet werden?
Ja, in Lappland wurden Krähenbeeren traditionell zum Färben von Stoffen verwendet. Ihre intensiv schwarze Farbe eignet sich gut für natürliche Färbeprozesse.
Welche Rolle spielen Krähen bei der Verbreitung von Krähenbeeren?
Krähen tragen wesentlich zur Verbreitung der Krähenbeeren bei. Sie essen die Früchte, und die Samen passieren unverdaut den Magen-Darm-Trakt der Vögel und werden dann über den Kot verteilt, was zu einer weiten Verbreitung der Pflanzen führt.
Gibt es historische Anwendungen der Krähenbeere in der Volksmedizin?
Ja, die Krähenbeere wurde aufgrund ihres hohen Gehalts an Vitamin C zur Vorbeugung und Behandlung von Skorbut verwendet. Auch wegen ihres Gerbstoffgehalts fand sie Anwendung bei der Behandlung von Durchfall. Diese medizinischen Anwendungen sind besonders aus der Volksmedizin in nördlichen Regionen bekannt.