Kiwi

Kiwi-Veredelung: So gelingt’s Schritt für Schritt

Kiwis lassen sich durch verschiedene Methoden sortenrein vermehren. Dieser Artikel stellt die gängigsten Veredelungstechniken vor und gibt wertvolle Tipps für die Pflege und den Anbau.

Methoden zur Veredelung von Kiwis

Drei gängige Methoden kommen zum Einsatz, wenn es darum geht, Kiwis zu veredeln: Okulieren, Kopulieren und Pfropfen. Jede dieser Methoden hat ihre spezifischen Vorzüge und wird zu unterschiedlichen Jahreszeiten angewendet.

Okulieren

Beim Okulieren wird eine Knospe von der gewünschten Kiwi-Sorte auf eine andere Pflanze übertragen. Optimalerweise erfolgt dies im Spätsommer, wenn sich die Rinde der Kiwipflanzen gut ablösen lässt.

Schritte zur Durchführung:

  1. Wählen Sie einen gesunden Trieb der gewünschten Kiwi-Sorte und entfernen die Blätter.
  2. Schneiden Sie eine Knospe mit einem kleinen Stück Rinde heraus.
  3. Führen Sie einen T-förmigen Schnitt in die Rinde der Unterlage durch.
  4. Schieben Sie die Knospe in diesen Schnitt und achten darauf, dass die Kambiumschichten aufeinanderliegen.
  5. Wickeln Sie die Veredelungsstelle fest mit Bast oder Veredelungsband (4,00€ bei Amazon*) ein.

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Kopulieren

Beim Kopulieren werden zwei etwa gleich starke Triebe verbunden, wodurch eine hohe Erfolgsrate erzielt wird. Diese Methode ist besonders für den Winter geeignet, genauer gesagt zwischen Dezember und Januar.

  1. Schneiden Sie einen gesunden Trieb der gewünschten Kiwi-Sorte ab und lagern ihn kühl und dunkel.
  2. Schneiden Sie sowohl den Trieb als auch die Unterlage schräg an.
  3. Legen Sie die Schnittflächen passgenau aufeinander und verbinden sie fest.
  4. Umwickeln Sie die Veredelungsstelle mit Bast oder Veredelungsband und versiegeln sie mit Baumwachs.

Pfropfen

Das Pfropfen eignet sich besonders für das Frühjahr von April bis Mai und ist eine vielseitig anwendbare Methode, um Edelreiser auf eine Unterlage zu setzen.

  1. Schneiden Sie einen gesunden Trieb der gewünschten Kiwi-Sorte ab und entfernen die Blätter.
  2. Schneiden Sie die Unterlage waagerecht ab und machen einen senkrechten Schnitt in die Rinde.
  3. Schneiden Sie das Edelreis keilförmig an.
  4. Stecken Sie das Edelreis in den Schnitt an der Unterlage und achten darauf, dass die Kambiumschichten in Kontakt kommen.
  5. Fixieren Sie die Veredelungsstelle mit Bast oder Veredelungsband und versiegeln sie mit Baumwachs.
Auswahl der Unterlage

Die Wahl der passenden Unterlage ist entscheidend für erfolgreiche Kiwiveredelung

Auswahl der Unterlage

Die Wahl der richtigen Unterlage ist entscheidend für den späteren Erfolg der Veredelung von Kiwis. Geeignet sind sowohl großfruchtige Kiwiarten als auch kleinere, robustere Sorten, wie die Sämlinge von Actinidia arguta (Bayern-Kiwi) oder Actinidia kolomikta (Mini-Kiwi).

Kriterien für die Auswahl der Unterlage

  • Gesundheit und Vitalität: Die Unterlage sollte frei von Krankheiten und Schädlingen sein. Eine gesunde und kräftige Pflanze bildet die Basis für eine erfolgreiche Veredelung.
  • Wuchsverhalten: Je nach gewünschter Wuchsform und -stärke der Kiwipflanze sollten Sie eine entsprechend stark oder schwach wachsende Unterlage wählen. Schwach wachsende Unterlagen sind ideal für kleinere Gärten oder Topfkulturen.
  • Bodentoleranz: Die Unterlage sollte gut an den vorhandenen Boden angepasst sein. Wählen Sie eine Unterlage, die auf Ihrem Gartenboden besonders gut gedeiht.

Pflege nach der Veredelung

Nach der Veredelung ist es entscheidend, die Kiwipflanzen sorgfältig zu pflegen, um das Anwachsen und gesundes Wachstum der Triebe zu fördern.

  1. Bewässerung: Stellen Sie sicher, dass die Kiwipflanzen regelmäßig und durchdringend gegossen werden, besonders während der Sommermonate. Achten Sie auf gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit.
  2. Nährstoffversorgung: Überprüfen Sie die Nährstoffversorgung und düngen bei Bedarf. Organische Düngemittel wie Hornspäne oder Rinderdung eignen sich besonders.
  3. Stützmaßnahmen: Bieten Sie den frisch veredelten Trieben eine stabile Stütze an. Verwenden Sie Pflanzenbänder oder andere geeignete Wuchshilfen.
  4. Schutzmaßnahmen: Schützen Sie junge Kiwipflanzen im Winter durch eine Abdeckung mit Tannenreisig oder Frostschutzvlies. In raueren Lagen können Sie die Pflanzen mit Jutesäcken umwickeln.
  5. Rückschnitt: Schneiden Sie Triebe der Unterlage unterhalb der Veredelungsstelle ab, um die Nährstoffe gezielt den veredelten Trieben zukommen zu lassen.
  6. Kontrolle der Triebanzahl: Im Folgejahr nach der Veredelung sollten Sie die schwächeren Triebe entfernen und nur den stärksten Trieb stehen lassen.

Geschlechterbestimmung bei Kiwis

Die Bestimmung des Geschlechts von Kiwipflanzen ist essenziell für eine erfolgreiche Fruchtbildung, da Kiwis zweihäusig sind.

Charakteristika männlicher und weiblicher Pflanzen

Männliche Pflanzen:

  • Besitzen viele kleine, dicht gedrängte Blüten, die auffällig zahlreiche Staubgefäße enthalten.
  • Eine einzelne männliche Pflanze kann mehrere weibliche Kiwipflanzen bestäuben.

Weibliche Pflanzen:

  • Zeigen größere Blüten, erkennbar am gut sichtbaren Griffel und Fruchtknoten in der Mitte.
  • Benötigen zur Fruchtbildung Pollen, der von männlichen Pflanzen stammt.

Praktische Tipps zur Bestimmung des Geschlechts

Um das Geschlecht sicher zu bestimmen, warten Sie auf die Blütezeit. Erst dann können Sie anhand der Blütenmerkmale erkennen, ob es sich um eine männliche oder weibliche Pflanze handelt. Wenn Sie unsicher sind und keine männliche Pflanze zur Verfügung steht, können Sie Blütenstaub von einer anderen männlichen Pflanze ausleihen und per Hand bestäuben.

Sollten Ihre Kiwipflanzen auch nach mehreren Jahren keine Früchte tragen, überprüfen Sie, ob männliche Blüten vorhanden sind oder ob mehr männliche Pflanzen benötigt werden.

Tipps für die Veredelung von Kiwis

Bei der Veredelung von Kiwipflanzen gibt es einige essenzielle Details, um den Erfolg sicherzustellen und kräftige, gesunde Pflanzen zu erhalten.

  • Optimale Bedingungen schaffen: Führen Sie die Veredelung an einem bedeckten und kühlen Tag durch, um die Pflanzen vor übermäßiger Verdunstung zu schützen. Hohe Temperaturen und direkte Sonneneinstrahlung sollten vermieden werden.
  • Vorbereitung des Edelreises: Lagern Sie die abgeschnittenen Reiser bis zur Veredelung kühl, feucht und dunkel, um die Vitalität der Triebe zu erhalten. Schneiden Sie die gewünschten Edelreiser im Winter und bewahren diese bis zur Veredelung im Frühjahr auf.
  • Saubere Schnittstellen: Entfernen Sie vorsichtig jeglichen Schmutz und überschüssige Rindenpartikel von den Schnittstellen. Saubere Schnittflächen fördern das Anwachsen und reduzieren das Risiko von Infektionen.
  • Richtiges Timing: Orientieren Sie sich je nach Methode am besten Zeitfenster – von Dezember bis Januar für das Kopulieren oder von April bis Mai für das Pfropfen. Beachten Sie, dass das Okulieren am besten im Spätsommer erfolgt.
  • Schnitttechniken: Verwenden Sie präzise Schnitttechniken, die auf die gewählte Veredelungsmethode abgestimmt sind, und stellen Sie sicher, dass die Kambiumschichten von Edelreis und Unterlage optimal zueinander ausgerichtet sind.
  • Hervorragende Unterstützung: Stellen Sie sicher, dass die Veredelungsstelle gut gestützt wird. Dies ist besonders wichtig, um das Anwachsen der veredelten Triebe zu fördern und Beschädigungen durch Wind oder Eigengewicht zu verhindern.
  • Schutz vor Austrocknung: Nutzen Sie Bast oder Veredelungsband, um die Veredelungsstelle sorgfältig zu umwickeln und anschließend mit einem Baumwachs zu versiegeln. Dies schützt die frisch veredelte Stelle vor Austrocknung und Schädlingen.
  • Regelmäßige Kontrolle: Überwachen Sie die Veredelungsstelle regelmäßig auf Anzeichen von Infektionen oder Unregelmäßigkeiten und greifen Sie bei Bedarf korrigierend ein.

Durch die sorgfältige Beachtung dieser Tipps erhöhen Sie die Chancen auf eine erfolgreich veredelte Kiwipflanze, die gesund wächst und die gewünschten Eigenschaften optimal entfaltet.

Bilder: BarbarosKARAGULMEZ / iStockphoto