Obstbaum

Obstbäume veredeln: Wie gelingt es erfolgreich?

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Zwar lassen sich Obstbäume auch durch Stecklinge, Steckhölzer oder auch durch Samen vermehren, doch eine Veredelung verspricht am schnellsten einen fruchttragenden Baum. Auch lassen sich durch dieses Verfahren bestimmte Eigenschaften (wie beispielsweise die Wuchsstärke und -höhe, erforderliche Bodeneigenschaften) übertragen. Das Veredeln ist keine schwer zu erlernende Technik, sie wurde bereits von unseren Vorfahren vor Tausenden von Jahren erfolgreich angewandt.

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Beim Veredeln werden verschiedene Sorten zusammengeführt
AUF EINEN BLICK
Wie funktioniert das Veredeln von Obstbäumen?
Das Veredeln von Obstbäumen ist eine Methode, bei der Edelreiser (junge Triebe der gewünschten Sorte) auf eine Unterlage (Wurzelstock einer anderen Obstart/-sorte) gepfropft werden. Dies beschleunigt das Wachstum, ermöglicht sortenreine Anzucht und beeinflusst Wuchsverhalten. Veredelungsverfahren sind z.B. Kopulieren (Winter) oder Okulieren (Sommer).

Was ist „Veredeln“?

Das Veredeln von Pflanzen bezeichnet eine Form der vegetativen Vermehrung, bei der zwei (oder auch mehr) verschiedene Sorten bzw. miteinander verträgliche Arten zusammengefügt werden. Dabei wird ein Edelreis – d. h. junge Triebe der zu gewünschten Obstsorte – auf eine Unterlage gepfropft. Dabei handelt es sich um den Wurzelstock einer anderen Obstart oder -sorte, die jedoch über die gewünschten Eigenschaften verfügt. Das Veredeln dient in erster Linie dem schnelleren Wachstum von Obstgehölzen, aber auch der sortenreinen Anzucht. Letzteres wäre bei vielen Sorten anders nicht möglich.

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Die beste Zeit zum Veredeln

Im Grunde ist das Veredeln zu jeder Jahreszeitmöglich. Es muss nur die jeweils passende Technik gewählt werden. Während der Vegetationsruhe im Winter können Sie eine so genannte Reiserveredlung vornehmen. Auf den Wurzelstock, der Unterlage, setzen Sie dabei Teile von Reisern – dabei handelt es sich um die Triebe der Edelsorte – durch Kopulation auf. Wird im Sommer veredelt, wird nur ein Auge – das ist eine von Blatt und Blattstiel befreite Knospe – in die zuvor geöffnete Rinde der Unterlage eingesetzt. Das Verfahren wird Okulation genannt und ist gerade beim Veredeln von Obstgehölzen und Rosen sehr beliebt.

Das brauchen Sie zum Veredeln von Obstgehölzen

Neben einem oder mehreren Edelreisern (Sie können auch mehrere Obstsorten auf eine Unterlage aufveredeln) und einer Unterlage benötigen Sie außerdem folgende Werkzeuge und Materialien:

  • eine Gartenschere (keine Ambossschere!)
  • je nachdem ein Kopulier- oder ein Okuliermesser
  • Bast oder ein Veredlungsband aus Gummi oder Kunststoff
  • Baumwachs

Edelreiser

Edelreiser schneiden Sie von dem Obstbaum, dessen Sorte Sie neu anziehen möchten. Solche Reise können Sie in einer Baumschule erwerben oder auch selbst schneiden. Am besten eignen sich hierzu einjährige Reiser, die etwa bleistiftstark und noch nicht verzweigt sind. Auch so genannte Wasserschosser eignen sich, wobei die Knospen nicht zu weit auseinander stehen sollten. Letzteres deutet oft darauf hin, dass die Triebe in einem wenig belichteten Bereich des Baumes gewachsen sind. Die in der Winterruhe geschnittenen Edelreiser können entweder sofort veredelt werden oder aber zunächst kühl und erdfeucht gelagert, damit sie nicht antreiben und zum gewünschten Termin zur Verfügung stehen. Reiser zur sommerlichen Veredlung durch Okulation dagegen werden kurz vor dem Termin geschnitten und mit einer Schere oder einem Messer von den Blättern befreit.

Unterlagen

Mit dem Begriff „Unterlagen“ werden die Wurzelstöcke bezeichnet, auf die die Edelsorten gesetzt werden. Diese Unterlagen bestimmen schließlich das Wuchsverhalten und sind, sortenabhängig, für bestimmte Böden zu verwenden. Schösslinge, die neben dem Obstbaum aus der Erde schießen, können im Winter ausgegraben und als Unterlagen verwendet werden. Allerdings bilden sie später auch Ausläufer, die eigentlich nicht erwünscht sind. Auf selbst angezogene Sämlinge können wiederum Sorten derselben Art veredelt werden. Sie sind in der Regel starkwüchsig.

Die besten Methoden zum Veredeln – inklusive Anleitungen

Neben den beiden hier vorgestellten Verfahren gibt es weitere Methoden, wie eine Veredlung vorgenommen werden kann. Dazu gehören beispielsweise das Anplatten, Spaltpfropfen, Geißfußpfropfen, das Pfropfen hinter die Rinde sowie das Chippen. Wer allerdings mit dem Veredeln noch keine oder nur wenig Erfahrung hat, ist mit dem Kopulieren oder Okulieren am besten bedient – diese Veredlungsverfahren gelten als besonders einfach.

Kopulieren

Die beste Jahreszeit für die Kopulation ist der Winter. Und so geht’s:

  • Die wurzelnackte Unterlage wird ca. zehn Zentimeter über dem Wurzelhals mit einem etwa drei Zentimeter langen, schrägen Schnitt zugeschnitten.
  • Der Schnittansatz sollte dabei gegenüber einer nach außen gerichteten Knospe erfolgen.
  • Das gleich starke Edelreis wird ebenso gegenüber einer Knospe mit einem gleich langen Schnitt geschnitten.
  • Dann wird das Edelreis auf etwa drei Knospen eingekürzt.
  • Legen Sie nun die Schnittflächen passgenau aufeinander.
  • Anschließend wird der Veredelungsbereich mit einem passenden Band stramm umwickelt.
  • Nun wird der gesamte Bereich mit Baumwachs verstrichen.
  • Dies soll Schadorganismen am Eindringen hindern.

Die fertige Veredlung pflanzen Sie am besten in ein Pflanzgefäß mit einem Volumen von ca. drei bis fünf Litern, damit die Pflanze anwachsen und austreiben kann.

Okulieren

Beim Okulieren schneiden Sie zunächst eine Tasche in die Rinde der Unterlage, in die dann das herausgeschnittene Auge des Edelreises eingefügt wird. Dieses Verfahren wird im Sommer – vornehmlich zwischen Juli und August – durchgeführt, wobei die Veredlungsunterlage im Gartenboden verbleiben kann – Sie pfropfen auf einen vorhandenen Stamm sozusagen nur eine neue Sorte auf.

Tipp

Wer sich beim Veredeln unsicher ist, kann einen entsprechenden Kurs besuchen und dort die verschiedenen Techniken erlernen. Veredelungskurse werden vor allem in den Wintermonaten von Baumschulen angeboten.

Bilder: Kritchai7752 / Shutterstock