Pflaumenbaum veredeln: Anleitung & Methoden
Die Veredelung ist eine gängige Technik, um Pflaumenbäume zu vermehren und ihre Eigenschaften zu verbessern. Dieser Artikel erläutert verschiedene Veredelungsmethoden, darunter die Okulation und die Chip-Veredlung, und bietet Anleitungen zur Durchführung und zum optimalen Zeitpunkt.
Okulation: Bewährte Methode der Pflaumenbaumveredelung
Die Okulation ist eine traditionsreiche Technik, bei der eine Knospe („das Auge“) von einem Pflaumenbaum auf einen anderen übertragen wird. Diese Methode findet bevorzugt in den Sommermonaten Juli und August Anwendung, da sich in dieser Zeit die Rinde der Unterlage leicht ablösen lässt und die Knospen des Edelreises ausgereift sind.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Okulation
- Edelreis vorbereiten: Wählen Sie einen gesunden, einjährigen Trieb des gewünschten Pflaumenbaums als Edelreis aus. Entfernen Sie alle Blätter, wobei die Blattstiele stehen bleiben sollten.
- Unterlage vorbereiten: Wählen Sie eine geeignete Unterlage, zum Beispiel eine junge und robuste Pflanze der gleichen Art. Setzen Sie anschließend einen T-förmigen Schnitt in die Rinde der Unterlage.
- Auge einsetzen: Trennen Sie vorsichtig ein Auge mitsamt einem kleinen Stück Rinde vom Edelreis ab. Dieses sogenannte „Schild“ wird nun in den T-förmigen Schnitt der Unterlage eingeschoben.
- Verbinden: Um die Veredelungsstelle zu sichern und ein Austrocknen zu verhindern, wird sie mit Veredelungsband oder Bast umwickelt.
Die Okulation ermöglicht nicht nur die Erhaltung und Verbreitung Ihrer bevorzugten Pflaumensorten, sondern kann auch das Wachstum und die Fruchtbildung des veredelten Baumes positiv beeinflussen.
Chip-Veredlung: Moderne Technik für die Pflaumenbaumveredelung
Die Chip-Veredlung, auch bekannt als „Chip-Budding“, ist eine effiziente Methode, um die Eigenschaften von Pflaumenbäumen zu optimieren und zu erhalten. Diese Technik erlaubt die Kombination verschiedener Sorten und kann sowohl im Frühjahr (März bis April) als auch im Sommer (Juli bis August) durchgeführt werden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Chip-Veredlung
- Edelreis vorbereiten: Wählen Sie einen kräftigen, gesunden einjährigen Trieb des gewünschten Pflaumenbaums. Entfernen Sie alle Blätter bis auf die Blattstiele und schneiden Sie ein ca. 2-3 cm langes Stück des Triebes ab. Dieses Stück sollte oberhalb und unterhalb eines gut entwickelten Auges abgeschnitten werden, wobei die Schnittfläche schräg verläuft, um eine größere Verwachsungsfläche zu schaffen.
- Unterlage vorbereiten: Führen Sie an der Unterlage in etwa 10 cm Höhe einen 2-3 mm tiefen, senkrecht nach unten gerichteten Schnitt aus. Setzen Sie ca. 3 cm oberhalb dieses Schnittes einen zweiten Schnitt an, der zum ersten Schnitt hin verläuft. Es entsteht eine umgekehrte U-förmige Einkerbung.
- Chip einsetzen: Setzen Sie den vorbereiteten Chip des Edelreises passgenau in die Einkerbung der Unterlage ein. Achten Sie darauf, dass die Schnittflächen von Edelreis und Unterlage möglichst exakt aufeinanderliegen.
- Verbinden: Um die Veredelungsstelle fest zu verbinden, eignet sich PE-Folie besonders gut. Diese sorgt nicht nur für einen sicheren Halt, sondern fördert durch die Bildung von Kondenswasser unter der Folie auch die Heilung der Schnittstellen. Entfernen Sie die Folie nach 2 bis 3 Wochen vorsichtig. Bei einer Veredelung im Winter empfiehlt sich das Versiegeln der Wundstelle mit Baumwachs, um die Veredelungsstelle vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Durch die präzise Durchführung dieser Schritte kann die Chip-Veredlung erfolgreich zur Vermehrung und Verbesserung Ihrer Pflaumenbäume eingesetzt werden.
Optimale Zeitpunkte für die Veredelung
Der Erfolg Ihrer Pflaumenbaumveredelung hängt maßgeblich von der Wahl des richtigen Zeitpunkts ab, der wiederum von der gewählten Methode abhängig ist.
- Frühjahrsveredlung (Februar bis April): Für die Kopulation und das Anplatten ist das Frühjahr die geeignete Jahreszeit. In dieser Zeit befinden sich die Reiser noch in der Winterruhe und haben das gesamte Wachstumspotenzial für das kommende Jahr gespeichert. Diese Methode eignet sich besonders für jüngere Bäume, bei denen Unterlage und Edelreis eine ähnliche Dicke aufweisen.
- Sommerveredlung (Juli bis August): In den Sommermonaten bieten sich die Okulation und die Chip-Veredlung an, da sie das Lösen der Rinde erfordern. Während des Sommers sind die Bedingungen ideal für eine schnelle Heilung der Veredlungsstelle. Die direkte Ernte der Reiser kurz vor der Veredlung gewährleistet Frische und Vitalität.
Die Wahl des Veredlungszeitpunkts ist nicht nur für das Anwachsen entscheidend, sondern auch für die Pflege und den Schutz der neuen Verbindung. Eine angemessene Nachbehandlung, wie das Entfernen von Konkurrenztrieben und regelmäßiges Bewässern, trägt zum Erfolg bei.
Weitere Veredelungsmethoden für Pflaumenbäume
Neben den vorgestellten Methoden gibt es weitere Techniken, die sich für die Veredelung von Pflaumenbäumen eignen. Einige dieser Techniken sind besonders für bestimmte Baumgrößen oder Jahreszeiten geeignet.
- Kopulation: Eine klassische Methode, bei der Edelreis und Unterlage mit zueinander passenden, schrägen Schnitten verbunden werden. Diese Methode ist ideal für Reiser und Unterlagen gleicher Dicke und wird während der Ruhephase im Spätwinter durchgeführt.
- Rindenpfropfen: Diese Methode wird bevorzugt bei dickeren Unterlagen angewendet, wobei das Edelreis hinter die Rinde der Unterlage geschoben wird. Der Rindenpfropfen ist insbesondere im Frühjahr anwendbar, wenn die Rinde sich leicht lösen lässt.
- Spaltpfropfen: Ermöglicht das Einfügen des Edelreises in einen Spalt der Unterlage. Die Methode eignet sich für Unterlagen verschiedener Dicke und wird vorrangig im Frühjahr praktiziert.
- Geißfuß: Eine spezielle Form des Spaltpfropfens, bei der das Edelreis keilförmig zugeschnitten wird. Auch diese Methode findet im Frühjahr ihre Anwendung und ermöglicht eine effektive Verbindung von Edelreis und Unterlage.