Zwetschge

Zwetschgen veredeln: So gelingt es einfach und erfolgreich

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Die Veredelung von Zwetschgenbäumen eröffnet vielfältige Möglichkeiten, um neue Sorten zu kultivieren und die Eigenschaften bestehender Bäume zu optimieren. Dieser Artikel stellt die gängigsten Veredelungstechniken für Frühling und Sommer vor und erläutert die Erfolgsfaktoren für ein gutes Gelingen.

Zwetschgen veredeln

Veredelung im Frühjahr: Tradition und Innovation

Der Frühling bietet sich für eine Reihe an bewährten Veredelungsmethoden an. Diese Techniken haben sich über Jahrhunderte bewährt und ermöglichen es Ihnen, genetisches Material zwischen verschiedenen Pflanzen auszutauschen. So lassen sich ertragreichere und robustere Sorten züchten.

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Anplatten: Einstieg in die Welt der Veredelung

Das Anplatten ist eine besonders anfängerfreundliche Methode. Hierbei wird das Edelreis durch einen seitlichen Schnitt in die Unterlage eingepasst. Die Reiser werden im Winter geschnitten, kühl gelagert und schließlich zwischen Februar und April auf die Unterlage gepfropft.

Kopulation: Präzision für gleichstarke Partner

Die Kopulation erfordert präzise Schnitte, um Edelreis und Unterlage optimal zu verbinden. Diese Technik eignet sich besonders gut, wenn beide denselben Durchmesser aufweisen. Auch hier werden die Reiser im Winter geschnitten und zwischen Februar und April veredelt.

Rindenpfropfen: Wenn der Ast stärker ist

Ist die Unterlage deutlich stärker als das Edelreis, bietet sich das Rindenpfropfen an. Dabei wird die Rinde leicht abgelöst und das Edelreis dahinter geschoben. Die optimale Zeit hierfür ist zwischen April und Mai, da sich die Rinde dann leichter lösen lässt. Verwendet werden Reiser aus dem Winterschnitt.

Spaltpfropfen: Eine weitere Option für starke Unterlagen

Ähnlich wie beim Rindenpfropfen ist auch beim Spaltpfropfen die Unterlage stärker als das Edelreis. Hierbei wird die Unterlage längs gespalten und das Edelreis in den entstandenen Spalt eingesetzt. Die beste Zeit für diese Methode ist zwischen Februar und April, wobei die Reiser bereits im Winter geschnitten werden.

Geißfuß: Für erfahrene Veredelungskünstler

Die Geißfuß-Methode ist komplexer und erfordert einiges an Erfahrung. Sowohl am Edelreis als auch an der Unterlage werden keilförmige Schnitte vorgenommen, um eine optimale Verbindung zu gewährleisten. Auch hier ist die ideale Zeit zwischen Februar und April, und die Reiser stammen aus dem Winterschnitt.

Veredelung im Sommer: Frische Triebe nutzen

Im Sommer konzentriert sich die Veredelung von Zwetschgenbäumen hauptsächlich auf zwei Methoden: Okulation und Chip-Budding. Beide Techniken zeichnen sich durch ihre Effizienz und hohe Erfolgsquote aus und nutzen frische Edelreiser, die unmittelbar vor dem Veredelungsprozess geschnitten werden.

Okulation: Die Kunst der Knospenveredelung

Die Okulation, auch Augenveredelung genannt, ist aufgrund ihrer hohen Erfolgsquote eine beliebte Methode. Dabei wird eine einzelne Knospe – das sogenannte Auge – vom Edelreis auf die Unterlage übertragen. Der optimale Zeitraum für Zwetschgen liegt zwischen Juli und August. Als Edelreis dient ein etwa 5 mm starker, einjähriger Trieb. Von diesem Trieb werden die Blätter entfernt, wobei die Blattstiele erhalten bleiben. Anschließend wird die Spitze des Triebes entfernt und die stärksten Knospen aus der Mitte ausgewählt. Mit einem speziellen Messer wird die Knospe vorsichtig herausgeschnitten und in einen T-förmigen Schnitt in der Rinde der Unterlage eingesetzt. Die Verbindungsstelle wird mit Bast fixiert, um optimalen Halt und eine gute Heilung zu gewährleisten.

Chip-Budding: Eine flexible Alternative

Das Chip-Budding stellt eine Variation der Okulation dar und kann ebenfalls zwischen Juli und August durchgeführt werden. Hierbei wird ein kleiner Holzchip mit der Knospe aus dem Edelreis herausgeschnitten und in eine entsprechende Kerbe in der Unterlage eingesetzt. Im Gegensatz zur Okulation ist das Chip-Budding nicht von der Lösbarkeit der Rinde abhängig, was es zu einer vielseitigen Methode auch außerhalb der Hauptsaison macht. Sowohl die Unterlage als auch das Edelreis werden mit einem 3-4 cm langen Schnitt versehen, wobei ein kleiner Holzanteil mit entfernt wird. Der so gewonnene Chip vom Edelreis, inklusive Knospe, wird in die vorbereitete Kerbe der Unterlage eingelegt. Die Veredelungsstelle wird mit Bast oder einem Gummiband umwickelt.

Sowohl die Okulation als auch das Chip-Budding sind bewährte Methoden für die sommerliche Veredelung von Zwetschgenbäumen. Sie bieten Ihnen effiziente Möglichkeiten, um neue Sorten zu kultivieren oder bestehende Bäume zu erneuern.

Erfolgsfaktoren für die Zwetschgenveredelung

Eine erfolgreiche Veredelung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Auswahl der Edelreiser: Verwenden Sie gesunde und kräftige Edelreiser. Diese sollten idealerweise im Winter geschnitten und bis zur Verwendung kühl gelagert werden.
  • Saubere Werkzeuge: Ihre Werkzeuge sollten nicht nur scharf, sondern auch sauber sein, um Infektionen zu vermeiden. Desinfizieren Sie die Werkzeuge vor und nach jedem Schnitt.
  • Präzise Schnitte: Achten Sie auf Genauigkeit beim Schnitt von Edelreis und Unterlage, um eine erfolgreiche Verbindung zu ermöglichen.
  • Sichere Fixierung: Die Veredelungsstelle sollte mit Bast oder speziellem Veredelungsband fest verbunden werden.
  • Schutz vor Austrocknung: Schützen Sie die Veredelungsstelle mit Baumwachs oder Veredelungsfolie vor dem Austrocknen.

Mit diesen Tipps und den verschiedenen Veredelungstechniken sind Sie bestens gerüstet, um Ihre Zwetschgenbäume erfolgreich zu veredeln und Ihre Obsternte zu bereichern.

Bilder: zilli / iStockphoto