Obstbaum

Obstbaum-Okulieren: So veredeln Sie Obstbäume Schritt-für-Schritt

Das Okulieren, auch Chip-Budding genannt, ist eine Veredelungstechnik, mit der Sie gewünschte Obstsorten auf bestehende Bäume übertragen können. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess des Okulierens, von der Auswahl des richtigen Materials bis zur Pflege des veredelten Baumes.

Was wird zum Okulieren benötigt?

Für das erfolgreiche Okulieren von Obstbäumen benötigen Sie einige spezielle Werkzeuge und Materialien. Die wichtigsten Utensilien sind:

  • Einjährige Knospe: Eine ruhende Knospe der gewünschten Sorte, zusammen mit einem kleinen Stück umgebender Rinde.
  • Basisbaum: Der Baum, auf den die Edelknospe aufgesetzt wird.
  • Schneidwerkzeug für Okulation: Ein sauberes, scharfes Messer mit einer Klinge, die präzise Schnitte ermöglicht.
  • Werkzeug zum Ablösen der Rinde: Eine kleine Zunge am Schneidwerkzeug oder ein separates Tool, um die Rinde behutsam von der Basis zu lösen.
  • Band oder Okulette für die Veredelung: Zum sicheren Verbinden der Veredelungsstelle, wobei die Knospe unbedeckt bleiben muss, damit sie austreiben kann.

Zusätzlich empfehlen sich folgende Hilfsmittel für die Vorbereitung und Durchführung:

  • Schneidewerkzeug für den Garten: Zum Zuschneiden von Trieben und Entfernen von Blättern.
  • Sauberes Tuch: Zur gründlichen Reinigung der Veredelungsstelle, um Verunreinigungen und potenzielle Infektionen zu vermeiden.
  • Ergonomische Handschuhe: Zur hygienischen Handhabung, um die Schnittstellen sauber zu halten.

Saubere und gut gepflegte Werkzeuge sind entscheidend, um das Eindringen von Keimen an die Veredelungsstellen zu verhindern und einen erfolgreichen Okuliervorgang zu gewährleisten.

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Auswahl und Vorbereitung des Edelreises

Für die Okulation benötigen Sie einen einjährigen, bleistiftdicken Trieb von einem gesunden und kräftigen Mutterbaum. Der optimale Zeitpunkt, um diesen Trieb zu schneiden, liegt in den frühen Morgenstunden zwischen Juli und August, wenn die Pflanze gut durchfeuchtet ist und die Knospen noch in Ruhe sind. Der gewählte Ast sollte etwa 30 bis 40 Zentimeter lang sein und keine Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingen aufweisen.

Entnehmen Sie den Trieb aus gut belichteten Kronenteilen, idealerweise aus dem oberen Kronenbereich des Baumes, um sicherzustellen, dass er kräftig und gesund ist. Schneiden Sie den Trieb so ab, dass er mehrere gut entwickelte Knospen enthält. Zu dünne Spitzen oder zu kräftige Wasserschosse sind für die Okulation weniger geeignet.

Entfernen Sie nach dem Schnitt die Blätter, sodass kurze Stummel von etwa einem Zentimeter verbleiben. Diese erleichtern später die Handhabung beim Einsetzen der Knospen. Bei Bedarf können die Triebe bis zur Veredelung an einem dunklen und kühlen Ort in feuchtem Sand aufbewahrt werden. Schneiden Sie den Edelreis erst kurz vor der eigentlichen Veredelung, um die Frische des Materials zu gewährleisten.

Stellen Sie vor Beginn der Okulation sicher, dass alle benötigten Werkzeuge und Materialien bereitliegen, um eine präzise und erfolgreiche Durchführung zu gewährleisten. Verwenden Sie ein scharfes Okuliermesser und reinigen Sie alle Schnittstellen gründlich, um Infektionen zu vermeiden.

Vorbereitung der Unterlage

Um eine erfolgreiche Okulation durchzuführen, ist die richtige Auswahl und Vorbereitung der Unterlage entscheidend. Die Unterlage sollte ein junges, kräftig wachsendes Obstbäumchen sein, das bereits im Frühjahr gepflanzt wurde. Achten Sie darauf, dass die Unterlage gut etablierte Wurzeln besitzt und dass die später zu veredelnde Stelle etwa eine Handbreit über der Erdoberfläche liegt.

Schritte zur Vorbereitung

1. Einkürzen der Unterlage:

  • Kürzen Sie den Stamm der Unterlage auf eine Höhe von etwa 15 bis 20 Zentimetern. Die genaue Länge richtet sich nach dem Dickenverhältnis zum Edelreis, da beide Teile passgenau aufeinandersitzen müssen.
  • Kürzen Sie die Wurzeln der Unterlage um etwa die Hälfte. Dies fördert ein stärkeres Wachstum des oberen Teils nach der Veredelung.

2. Säuberung der Veredelungsstelle:

  • Reinigen Sie die Veredelungsstelle gründlich mit einem sauberen Tuch, um Schmutz und Verunreinigungen zu entfernen. Eine saubere Schnittfläche ist entscheidend, um Infektionen zu vermeiden und die Erfolgsrate der Veredelung zu erhöhen.

3. Auswahl der Unterlage:

  • Wählen Sie eine schwach wachsende Unterlage, die gut mit der gewünschten Obstsorte kompatibel ist. Schwachwüchsige Unterlagen wie beispielsweise gängige Apfelsortenunterlagen sorgen für kleinere, leichter zu handhabende Bäume.
  • Beachten Sie bei der Auswahl der Unterlage Faktoren wie den Platzbedarf, die Lebensdauer und den Fruchtbeginn des zukünftigen Baumes.

Mit diesen vorbereitenden Schritten schaffen Sie die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Okulation und gesunde Wachstumsbedingungen für Ihren neu veredelten Obstbaum.

Durchführung der Okulation

  1. Vorbereitung der Edelknospe: Schneiden Sie mit einem scharfen Okuliermesser eine ruhende Knospe von einem einjährigen, gut gereiften Trieb. Ein optimaler Schnitt ist etwa zwei bis vier Zentimeter lang und enthält ein kleines Stück umgebende Rinde. Achten Sie darauf, dass die Schnittfläche flach ist. Entfernen Sie vorsichtig den kleinen Holzspan aus der Mitte der Rinde, ohne das Auge der Knospe zu beschädigen.
  2. Erstellen des T-Schnitts: Wählen Sie an der Unterlage eine glatte und gut erreichbare Stelle. Schneiden Sie die Rinde horizontal etwa zwei bis drei Zentimeter ein. Setzen Sie anschließend einen senkrechten Schnitt von ungefähr drei bis vier Zentimetern Länge an, sodass ein T-förmiger Einschnitt entsteht.
  3. Einsetzen der Knospe: Lockern Sie die Rinde an der Unterlage vorsichtig mit dem Rindenlöser oder der Zunge am Okuliermesser, indem Sie die Rindenklappen leicht aufbiegen. Schieben Sie die vorbereitete Edelknospe in die Tasche zwischen den Rindenklappen und drücken Sie diese sanft nach unten, sodass die Rinde und das Auge fest anliegen.
  4. Fixieren der Veredelungsstelle: Schneiden Sie überschüssige Rinde oberhalb der Querlinie des T-Schnitts ab. Verbinden Sie die Veredelungsstelle sorgfältig mit einem elastischen Veredelungsband, Bast oder einem speziellen Okulations-Schnellverschluss. Wichtig ist, dass das Auge frei bleibt, damit es gut austreiben kann. Schützen Sie die Veredelungsstelle vor Austrocknung und Nässe, indem Sie sie sorgfältig umwickeln.

Diese strukturierte Vorgehensweise bei der Okulation sorgt für optimale Bedingungen, damit die Knospe anwachsen und der neue Trieb sich gut entwickeln kann.

Nachsorge und Kontrolle

Nach der Okulation ist die richtige Nachsorge entscheidend für das Anwachsen des neuen Triebs.

Überprüfung der Veredelungsstelle

Etwa vier bis sechs Wochen nach der Okulation sollten Sie kontrollieren, ob der Verband nicht zu straff sitzt. Schneiden Sie das Veredelungsband vorsichtig auf, damit es nicht einschnürt.

Winterschnitt und Vorbereitungen

Am Ende des Winters, nach den letzten Frösten, schneiden Sie die Unterlage oberhalb der Veredelungsstelle ab. Dies fördert ein kräftiges Austreiben des neuen Triebs. Fixieren Sie den neuen Trieb anschließend an einem Stützstab, um einen geraden und stabilen Stamm zu gewährleisten.

Pflege im ersten Jahr

Im darauf folgenden Jahr werden Sie beobachten, dass seitliche Verzweigungen entstehen. Schneiden Sie regelmäßig Wildtriebe an der Stammbasis ab, damit die Pflanze ihre Energie in den veredelten Trieb investiert.

Kontrollmaßnahmen:

  • Wässern bei Trockenheit: Insbesondere bei anhaltender Trockenheit muss der junge Baum regelmäßig gewässert werden.
  • Schädlingskontrolle: Kontrollieren Sie den Neuaustrieb regelmäßig auf Schädlingsbefall und behandeln Sie ihn entsprechend.

Langfristige Pflege

Im Sommer des ersten Jahres nach der Okulation können sich bereits Seitenäste im unteren Stammbereich bilden. Schneiden Sie diese direkt am Stamm ab, um die Bildung eines geraden Stammes zu fördern. Nutzen Sie eine elastische Bindung, um den Haupttrieb an einem Stützstab zu fixieren.

Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass Ihr veredelter Obstbaum gesund und kräftig heranwächst und Ihnen zukünftig eine reiche Ernte beschert.

Bilder: LuFeeTheBear / Shutterstock