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Apfelbaum pfropfen: Schritt-für-Schritt Anleitung zum Erfolg

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Die Veredelung von Apfelbäumen ermöglicht es, die gewünschten Eigenschaften einer bestimmten Apfelsorte auf einen robusten und widerstandsfähigen Baum zu übertragen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden für die erfolgreiche Veredelung, von der Wahl des richtigen Zeitpunkts und der passenden Materialien bis hin zur Pflege des veredelten Baumes.

Apfelbaum pfropfen

Wann ist die beste Zeit zum Pfropfen? Winter- oder Sommerveredelung?

Der ideale Zeitpunkt für die Veredelung eines Apfelbaums hängt von der gewählten Technik und den klimatischen Bedingungen ab. Grundsätzlich bieten sich zwei Jahreszeiten an: der Winter und der Sommer.

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Veredelung im Winter

Die Winterveredelung findet idealerweise zwischen Dezember und März statt, spätestens jedoch Anfang April. In dieser Ruhephase der Pflanzen ist die Veredelung durch bestimmte Techniken wie die Kopulation besonders erfolgversprechend. Der Januar ist der optimale Monat, da die Pflanzen dann in vollständiger Winterruhe sind. Edelreiser werden im Idealfall bereits Ende Dezember gesammelt und bis zur Verwendung kühl und feucht gelagert.

Veredelung im Sommer

Für die Sommerveredelung eignen sich die Monate Juli und August am besten. Die Rinde ist dann flexibler und weicher, was spezielle Veredelungstechniken wie das Okulieren ermöglicht, die ein Lösen der Rinde erfordern. Das Pfropfen im Sommer profitiert zudem vom aktiven Saftstrom der Pflanzen, der das Anwachsen des Edelreises unterstützt.

Unabhängig vom gewählten Zeitpunkt sollten Sie auf regenfreies Wetter achten. So minimieren Sie das Risiko einer Infektion an den frischen Schnittstellen.

Die Unterlage: Fundament für den veredelten Apfelbaum

Die Wahl der Unterlage beeinflusst maßgeblich die Größe, Gesundheit und den Zeitpunkt des ersten Fruchtansatzes Ihres zukünftigen Apfelbaums. Eine sorgfältige Auswahl ermöglicht es Ihnen, den Baum optimal an die spezifischen Bedingungen Ihres Gartens anzupassen.

Die Unterlage erfüllt dabei wichtige Funktionen:

  1. Wuchskontrolle: Die Unterlage bestimmt die Wuchsstärke des Baumes, ob er klein und buschig oder groß und ausladend wird. Dies erleichtert Ihnen die Pflege und Ernte.
  2. Anpassungsfähigkeit: Die Unterlage beeinflusst, wie gut sich der Baum an verschiedene Bodenarten anpasst und wie widerstandsfähig er gegenüber Krankheiten und Schädlingen ist.

Empfehlungen für Unterlagen je nach Wunsch und Gartensituation:

  • ‚M 27‘: Ideal für sehr kleine Gärten oder den Anbau in Kübeln dank seines extrem schwachen Wuchses.
  • ‚M 9‘: Perfekt für den Hausgarten durch seinen schwachen bis mittelstarken Wuchs. Ermöglicht einfache Pflege und Ernte auf moderater Höhe.
  • ‚M 7‘: Mit seinem mittelstarken Wuchs ebenfalls hervorragend für größere Hausgärten geeignet. Er bietet eine gute Balance zwischen Größe und Pflegbarkeit.
  • ‚M 25‘: Die Wahl für große Flächen oder Streuobstwiesen aufgrund seines starken Wuchses, der robuste und große Bäume hervorbringt.

Die optimale Kombination aus Unterlage und Edelreis sichert den Erfolg im Obstgarten und bringt die gewünschten Eigenschaften des Apfelbaums, wie beispielsweise Fruchtgröße, Geschmack und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten, optimal zur Geltung.

Das Edelreis: Träger der gewünschten Eigenschaften

Das Edelreis ist ein entscheidender Faktor bei der Veredelung von Apfelbäumen. Es trägt die gewünschten Eigenschaften der zukünftigen Apfelsorte in sich. Einjährige, gesunde und unverzweigte Triebe von etwa 30 bis 40 Zentimetern Länge und einer Stärke vergleichbar mit einem Bleistift, die aus gut belichteten Bereichen des Mutterbaums stammen, eignen sich am besten als Edelreiser.

Für eine erfolgreiche Veredelung werden die Edelreiser im Winter gesammelt und bis zur Veredelung kühl und dunkel gelagert. Bei der Auswahl der Edelreiser sind einige Punkte zu beachten, um die optimale Entfaltung der gewünschten Eigenschaften sicherzustellen:

  • Gesundheitszustand: Die Triebe müssen frei von sichtbaren Krankheiten wie Obstbaumkrebs und Mehltau sein.
  • Wachstumsmerkmale: Bevorzugt werden Triebe mit kurzen Knospenabständen, die auf gut ausgereifte, einjährige Triebe hinweisen.
  • Erntezeitpunkt: Für die Winterveredelung werden die Edelreiser bereits im Dezember oder Januar gesammelt und kühl und dunkel gelagert. Für Sommerveredelungen werden die Triebe kurz vor der Veredelung im Juli oder August geerntet, wobei die Blätter bis auf ein kleines Stück des Blattstieles entfernt werden.

Diese Kriterien gewährleisten, dass die Edelreiser die besten Voraussetzungen für das Anwachsen und die Entwicklung der gewünschten Eigenschaften mitbringen.

Bewährte Methoden der Winterveredelung

Winterveredelungen ermöglichen eine Verwachsung von Edelreis und Unterlage unter optimalen Bedingungen. Hierfür eignen sich Unterlagen, die in Töpfen kultiviert und nach dem Eingriff frostfrei überwintert werden, sodass die Verwachsung ungestört stattfinden kann. Drei bewährte Methoden für die Winterveredelung sind:

  • Kopulation: Geeignet für Reiser und Unterlagen mit identischem Durchmesser. Beide Teile werden schräg angeschnitten, um eine möglichst große Schnittfläche zu erzeugen, die dann genau aufeinander passt. Diese Technik profitiert davon, dass das Edelreis im Winter kein Blattwerk trägt, was die Handhabung erleichtert.
  • Geißfuß-Methode: Ideal, wenn die Unterlage einen größeren Durchmesser als das Edelreis aufweist. Es wird ein keilförmiger Schnitt in die Unterlage gemacht und das Edelreis spitz zugeschnitten, um es perfekt in den vorbereiteten Keil einzufügen. Die Verbindungsstelle sollte sorgfältig fixiert werden, um optimale Bedingungen für das Verwachsen zu schaffen.
  • Spaltpfropfung: Für die Spaltpfropfung wird eine dicke Unterlage und ein dünneres Edelreis ausgewählt. In der Unterlage wird ein senkrecht verlaufender Spalt eingearbeitet, in den das beidseitig angespitzte Edelreis eingefügt wird. Diese Technik ermöglicht eine erfolgreiche Veredelung auch bei unterschiedlichen Durchmessern von Unterlage und Edelreis.

Die Wahl der passenden Methode hängt von den vorhandenen Materialien und den individuellen Bedingungen ab. Entscheidend für den Erfolg ist die saubere Ausführung sowie die anschließende fachgerechte Pflege der veredelten Pflanzen.

Methoden der Sommerveredelung

Die sommerlichen Veredelungsmethoden nutzen die weiche und flexible Rinde, um eine erfolgreiche Verbindung zwischen Unterlage und Edelreis oder Edelauge zu gewährleisten. Im Detail sehen diese Methoden wie folgt aus:

  • Okulation: Hierbei wird ein einzelnes Knospenauge in die Unterlage eingesetzt. Dazu wird ein T-Schnitt in die Rinde der Unterlage gemacht, um das Edelauge unter die Rinde zu schieben. Diese Technik ist besonders feinfühlig und erfordert etwas Übung.
  • Chip-Veredelung: Eine Variante der Okulation, bei der statt des Einführens eines Auges unter die Rinde, ein entsprechendes Stück Rinde mitsamt dem Auge aus dem Edelreis ausgeschnitten und in eine passende Kerbe in der Unterlage eingepasst wird.
  • Pfropfen hinter die Rinde: Diese Methode setzt voraus, dass die Rinde der Unterlage gelöst ist, um ein Edelreis mit einer Länge von etwa 5 cm dahinter einzufügen. Dabei ist eine gründliche Anpassung der Schnittstellen wichtig, um das Verwachsen zu erleichtern. Diese Methode empfiehlt sich besonders bei deutlichen Unterschieden im Durchmesser von Unterlage und Edelreis.

Die erfolgreiche Anwendung dieser Techniken setzt eine präzise Ausführung und die Beachtung der spezifischen Eigenschaften jedes einzelnen Schritts voraus.

Pflege nach dem Pfropfen

Nach der erfolgreichen Veredelung Ihres Apfelbaums sind nun einige Pflegeschritte notwendig, um ein optimales Anwachsen und Wachstum der neuen Sorte sicherzustellen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Maßnahmen:

  • Bast aufschneiden: Vier bis sechs Wochen nach dem Pfropfen den Bast oder das Veredelungsband vorsichtig aufschneiden, um ein Einschnüren des wachsenden Triebes zu verhindern.
  • Entfernen von Neuaustrieben: Sämtliche Triebe, die unterhalb der Veredlungsstelle sprießen, sollten entfernt werden. Dies gewährleistet, dass das Edelreis die dominierende Wachstumsrichtung behält.
  • Bewässern bei Trockenheit: Vor allem in trockenen Perioden ist eine angemessene Wasserzufuhr entscheidend, besonders bei jüngeren Bäumen.
  • Schutz vor extremen Wetterbedingungen: Winterveredelungen benötigen eine kühle, frostfreie Lagerung. Sommerveredelungen sollten vor starker Sonne geschützt und ausreichend bewässert werden.
  • Schädlingskontrolle: Regelmäßig den Neuaustrieb des Edelreises auf Schädlingsbefall, insbesondere Läuse, überprüfen und gegebenenfalls behandeln.
  • Entfernen von Zugästen: Im Folgewinter sollten störende Triebe, die die Form des Baumes beeinträchtigen, entfernt oder umveredelt werden.

Diese Pflegeschritte helfen dabei, Ihren Apfelbaum nach dem Pfropfen optimal zu unterstützen und die Grundlage für das Gedeihen der neuen Sorte zu legen.