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Apfelbaum vermehren: So klappt’s im eigenen Garten

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Die Vermehrung von Apfelbäumen eröffnet vielfältige Möglichkeiten, neue Bäume mit gewünschten Eigenschaften zu ziehen. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung zur generativen Vermehrung durch Samen sowie zur vegetativen Vermehrung durch Veredelung mit detaillierten Erklärungen der verschiedenen Techniken und Zeitpunkte.

Apfelbaum vermehren

Vermehrung durch Samen: Ein spannendes Experiment

Die generative Vermehrung, also die Vermehrung durch Samen, ist eine faszinierende Möglichkeit, neue Apfelbäume zu ziehen und die überraschende Vielfalt der Natur zu erleben. Sie sollten dabei jedoch bedenken, dass die so entstandenen Bäume nicht sortenrein sind. Das bedeutet, dass die Früchte des neuen Baumes sich in ihren Eigenschaften von denen des Mutterbaumes unterscheiden können. Die genetische Vielfalt der Elternbäume spielt hierbei eine entscheidende Rolle und sorgt für einzigartige Merkmale bei den Äpfeln des nachwachsenden Baumes.

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So gelingt die Vermehrung durch Samen

  1. Kerne gewinnen: Entnehmen Sie die Kerne aus dem Kerngehäuse eines reifen Apfels und lassen Sie diese sorgfältig trocknen.
  2. Aussaat vorbereiten: Legen Sie die getrockneten Kerne in Anzuchttöpfe, die Sie mit Anzuchterde gefüllt haben.
  3. Keimklima schaffen: Um ein optimales Klima für die Keimung zu gewährleisten, stülpen Sie eine lichtdurchlässige Plastiktüte über die Anzuchttöpfe. So sorgen Sie für ausreichend Wärme und indirektes Licht.
  4. Feuchtigkeit erhalten: Halten Sie das Substrat in den Anzuchttöpfen gleichmäßig feucht, um die Keimung zu fördern.
  5. Jungpflanzen umtopfen: Sobald die ersten Triebe eine Größe von etwa 10 cm erreicht haben, topfen Sie diese vorsichtig in größere Töpfe um. Verwenden Sie hierfür ein nährstoffreiches Sand-Torf-Gemisch.

Die beschriebene Anleitung soll Ihnen als Hobbygärtner*in die Vermehrung von Apfelbäumen durch Samen erleichtern. Beachten Sie, dass dieser Prozess Geduld erfordert und das Ergebnis – der Charakter des neuen Baumes und seiner Früchte – eine spannende Überraschung sein wird.

Veredelung: Sortenreine Apfelbäume selbst vermehren

Veredelung: Sortenreine Apfelbäume selbst vermehren

Die Veredelung sichert sortenreine Apfelbäume mit gewünschten Eigenschaften der Edelsorte

Die Veredelung von Apfelbäumen ermöglicht es Ihnen, sortenreine Exemplare mit den gewünschten Eigenschaften der Edelsorte zu züchten. Bei dieser Methode wird eine Unterlage mit einem Edelreis verbunden, um einen neuen Baum mit spezifischen Merkmalen zu erschaffen. Beide Teile stammen dabei vom Apfelbaum.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Veredelung

  1. Edelreis schneiden: Wählen Sie im Winter einen einjährigen Trieb von dem Apfelbaum aus, den Sie vermehren möchten. Ideal ist ein Trieb mit vier Knospen. Der Schnitt erfolgt am besten im Januar oder Februar während der Winterruhe.
  2. Unterlage auswählen: Suchen Sie sich eine geeignete Unterlage mit einem Durchmesser von etwa vier Zentimetern. Die Unterlage sollte von einem Baum stammen, der gute Wuchseigenschaften für Ihren neuen Apfelbaum bietet. Unterlagen sind in spezialisierten Obstbaumschulen erhältlich.
  3. Schnittflächen gestalten: Schneiden Sie sowohl das untere Ende des Edelreises als auch das obere Ende der Unterlage schräg an. Die Schnittlängen sollten etwa vier bis sechs Zentimeter betragen, um eine große Kontaktfläche zu schaffen und die Verwachsungschancen zu erhöhen.
  4. Veredelung durchführen: Legen Sie die schräg angeschnittenen Enden des Edelreises und der Unterlage passgenau aufeinander. Achten Sie darauf, dass die Kambiumschichten, also die Wachstumsschichten beider Teile, aufeinanderliegen. Anschließend werden die Teile mit einem Veredelungsband fest umwickelt.
  5. Einpflanzen und pflegen: Setzen Sie den so veredelten Baum in vorbereitete Erde. Schützen Sie die Veredelungsstelle mit luftdurchlässigem Vlies, um die jungen Pflanzenteile vor Witterungseinflüssen zu bewahren. Eine regelmäßige Bewässerung fördert ein gesundes Anwachsen.

Der richtige Zeitpunkt für die Veredelung

Die Wahl des richtigen Zeitpunkts ist entscheidend für den Erfolg der Veredelung von Apfelbäumen. Je nach gewählter Technik und den klimatischen Bedingungen können unterschiedliche Zeiträume für die Veredelung ideal sein.

Im Wesentlichen bieten sich zwei Hauptzeiträume im Jahr für die Durchführung der Veredelung an:

  1. Winterveredelung: Diese erfolgt bevorzugt von Dezember bis März oder April. In diesem Zeitraum befinden sich die Bäume in ihrer Saftruhe. Der reduzierte Stoffwechsel der Bäume während dieser Phase begünstigt das Anwachsen des Edelreises.
  2. Sommerveredelung: Die Monate Juli und August eignen sich besonders für Veredelungstechniken wie das Okulieren, das die Flexibilität der Rinde voraussetzt. Der steigende Saftfluss begünstigt die Verbindung zwischen Edelreis und Unterlage.

Es ist wichtig, die Veredelung an trockenen Tagen durchzuführen, um das Risiko eines Eindringens von Krankheitserregern in die Schnittstellen zu minimieren. Spezifisch für Apfelbäume hat sich gezeigt, dass der Januar für Kopulation oder Geißfußveredelung eine gute Wahl ist, da beide Pflanzenteile noch in der Ruhephase sind. Für die Okulation, eine Methode, die im Sommer angewandt wird, ist das späte Frühjahr oder der Sommer der optimale Zeitpunkt.

Unabhängig von der Veredelungsmethode muss nach dem erfolgreichen Anwachsen der veredelten Teile eine sorgfältige Nachbehandlung erfolgen. Diese beinhaltet das Aufschneiden des Bastes nach etwa vier bis sechs Wochen, regelmäßige Bewässerung bei Trockenheit sowie die Kontrolle und Entfernung von Neuaustrieben der alten Sorte am Pfropfkopf.

Veredelungstechniken im Überblick

Für die erfolgreiche Vermehrung und Erhaltung spezifischer Apfelsorten stehen Ihnen verschiedene Veredelungstechniken zur Verfügung. Diese unterscheiden sich vor allem in ihrer Durchführung und Eignung abhängig vom Zeitpunkt der Veredelung.

  • Kopulation: Bei der Kopulation handelt es sich um eine Technik, die vorzugsweise während der Ruheperiode im Winter angewendet wird. Dabei werden das Edelreis und die Unterlage schräg angeschnitten und passgenau zusammengefügt. Diese Methode erfordert einfache Handgriffe und ist somit auch für Einsteiger gut geeignet.
  • Geißfußveredelung: Diese Methode zeichnet sich durch den keilförmigen Zuschnitt des Edelreises und einen entsprechenden schrägen Schnitt in der Unterlage aus, wodurch eine größere Kontaktfläche zwischen beiden Komponenten geschaffen wird. Die Geißfußveredelung weist eine höhere Komplexität im Vergleich zur Kopulation auf, bietet jedoch aufgrund der größeren Verwachsungsfläche eine verbesserte Grundlage für das Anwachsen.
  • Okulation: Die Okulation stellt eine Sommertechnik dar, bei welcher eine einzelne Knospe – das sogenannte Auge – des Edelreises in die Rinde der Unterlage eingesetzt wird. Diese Methode eignet sich besonders für dünnere Edelreiser und setzt die Flexibilität der Rinde während der wärmeren Monate voraus, um eine erfolgreiche Integration von Edelreis und Unterlage zu gewährleisten.

Zu beachten ist, dass jede Veredelungstechnik spezifische Anforderungen an das Werkzeug und die Vorbereitung der Schnittflächen stellt. Des Weiteren ist die Wahl der richtigen Technik von der Jahreszeit und den Eigenschaften der zu verwendenden Apfelsorten abhängig. Die Veredelung ist eine Kunst, die mit Übung und Sorgfalt zu erfolgreichen Ergebnissen führt und zur Erhaltung sowie Vermehrung wertvoller Apfelsorten beiträgt.

Bilder: BasieB / iStockphoto