Apfel

Die Geheimnisse der Apfelbaum Fortpflanzung erklärt

Artikel zitieren

Apfelbäume lassen sich auf verschiedene Arten vermehren. Dieser Artikel stellt die gängigsten Methoden vor: Aussaat, Stecklingsvermehrung, Veredelung und Absenker. Jede Technik wird detailliert beschrieben, um den Anbau neuer Apfelbäume zu erleichtern.

Apfelbaum Fortpflanzung

Vermehrung durch Samen

Die Vermehrung von Apfelbäumen durch Samen stellt eine naturnahe Methode dar, ist jedoch aufgrund der genetischen Variabilität der Nachkommen nicht zur sortenreinen Weitergabe der Eigenschaften der Mutterpflanze geeignet. Apfelbäume sind selbststeril und benötigen daher Pollen einer anderen Apfelsorte, um fruchtbare Samen zu produzieren. Dies führt zu einer hohen genetischen Vielfalt unter den daraus resultierenden Sämlingen.

Lesen Sie auch

Keimungsprozess der Samen

Um die Kerne zum Keimen zu bringen, sollten diese zunächst einer Kältebehandlung unterzogen werden, um den Winter zu simulieren.

  1. Reinigen Sie die Kerne und legen Sie sie zwischen feuchten Küchentüchern.
  2. Stellen Sie die vorbereiteten Kerne in einem Behälter für etwa zwei bis drei Monate in den Kühlschrank bei Temperaturen zwischen 4–6°C.
  3. Nach der Kälteperiode setzen Sie die Kerne in Anzuchttöpfe mit lockerer Erde oder einem Erde-Sand-Gemisch.
  4. Bedecken Sie die Töpfe mit einer Plastiktüte, um ein feuchtes Mikroklima zu schaffen, und stellen Sie sie an einen warmen, hellen Ort.
  5. Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht, ohne Staunässe zu verursachen.

Nach einigen Wochen sollten die ersten Triebe sichtbar werden. Sobald die Sämlinge eine Höhe von etwa 10 cm erreicht haben, können sie in größere Töpfe umgesetzt werden.

Eigenschaften der Sämlinge

Die aus Samen gezogenen Apfelbäume zeigen eine große Variabilität in verschiedenen Eigenschaften wie Größe, Wuchsform, Fruchtgröße, Geschmack und Reifezeit. Es besteht daher keine Garantie, dass die Sämlinge die gleichen positiven Eigenschaften wie die Mutterpflanze besitzen. Eine alternative Methode zur Vermehrung, ist die vegetative Vermehrung, wie etwa durch Stecklinge oder Veredelung.

Vermehrung durch Stecklinge

Die Vermehrung durch Stecklinge bietet eine praktikable Methode, um Apfelbäume sortenecht zu vermehren und dabei die Eigenschaften der Mutterpflanze zu bewahren.

Gewinnung der Stecklinge

Um geeignete Stecklinge zu gewinnen, schneiden Sie im späten Winter oder frühen Frühjahr einjährige Triebe der Mutterpflanze. Diese sollten etwa 15 bis 30 Zentimeter lang sein und mehrere Knoten (Augen) aufweisen. Entfernen Sie die Blätter bis auf den oberen Blattkranz und setzen Sie einen sauberen, schrägen Schnitt direkt unterhalb eines Knotens.

Vorbereitung und Bewurzelung

Folgen Sie diesen Schritten, um die Stecklinge erfolgreich zu bewurzeln:

  1. Tauchen Sie das untere Ende der Stecklinge in Bewurzelungspulver, um die Wurzelbildung zu fördern.
  2. Füllen Sie ein Pflanzgefäß mit einem angefeuchteten Substrat, das aus einer Mischung von lockerer Erde und Sand besteht.
  3. Stecken Sie die Stecklinge zur Hälfte in das vorbereitete Substrat. Sorgen Sie dafür, dass sie fest stehen.
  4. Bedecken Sie das Gefäß mit einer durchsichtigen Plastiktüte und stellen Sie es an einen hellen, warmen Ort, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung.
  5. Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht, aber vermeiden Sie Staunässe.

Nach etwa sechs bis acht Wochen sollten sich die ersten Wurzeln bilden. Sobald sich neue Triebe zeigen, können Sie die Plastiktüte entfernen und den Steckling in ein größeres Gefäß oder direkt ins Freiland umsetzen.

Pflege der jungen Pflanze

Nach erfolgreicher Bewurzelung benötigt die junge Pflanze kontinuierliche Pflege. Stellen Sie sicher, dass sie regelmäßig gegossen und gegen extreme Wetterbedingungen geschützt wird. Innerhalb der ersten Wachstumsperiode können Sie sparsam Flüssigdünger verwenden, um den Wurzelwuchs und die allgemeine Gesundheit der Pflanze zu unterstützen.

Vermehrung durch Veredelung

Die Veredelung ist eine weit verbreitete Methode zur sortenreinen Vermehrung von Apfelbäumen in der Obstbaumzucht. Bei diesem Verfahren wird ein Edelreis, also ein Trieb einer gewünschten Apfelsorte, auf eine Unterlage pfropft, die die Wurzeln liefert. Hierdurch werden die positiven Eigenschaften beider Teile kombiniert: die Wuchskraft und Widerstandsfähigkeit der Unterlage sowie die Fruchtqualität des Edelreis.

Arten der Veredelung

Es gibt verschiedene Techniken zur Veredelung, die je nach Jahreszeit und Dicke der beteiligten Teile variieren:

  • Kopulation: Diese Methode erfolgt im Spätwinter und eignet sich besonders für gleich dicke Edelreiser und Unterlagen. Beide werden schräg geschnitten und verbunden.
  • Okulation: Diese Methode wird im Sommer angewendet. Hierbei wird eine Knospe der Edelsorte in die Rinde der Unterlage eingesetzt.
  • Geißfußveredelung: Diese Technik wird ebenfalls im Winter durchgeführt und bietet eine größere Kontaktfläche zwischen Edelreis und Unterlage durch spezielle, zungenartige Einschnitte.

Durchführung der Veredelung

Folgen Sie diesen Schritten, um eine erfolgreiche Veredelung durchzuführen:

  1. Schneiden Sie beide Teile mit einem sauberen, scharfen Messer schräg an. Achten Sie darauf, dass die Schnittflächen gleich lang sind.
  2. Legen Sie die Schnittstellen passgenau aufeinander. Achten Sie darauf, dass kein Zwischenraum entsteht, um eine optimale Verbindung zu gewährleisten.
  3. Wickeln Sie ein Veredelungsband oder einen Gummi fest um die Veredelungsstelle, sodass sie kräftig zusammengedrückt wird.
  4. Decken Sie die Veredelungsstelle ab, um sie vor Austrocknung und Schädlingen zu schützen. Sie können dafür spezielle Schutzmittel oder ein Vlies verwenden.
  5. Kontrollieren Sie die Veredelungsstelle regelmäßig auf Wundheilung und eventuellen Schädlingsbefall. Schneiden Sie während des Wachstums alte Triebe der Unterlage ab, um den Erfolg der Veredelung sicherzustellen.

Vorteile der Veredelung

Die Veredelung bietet zahlreiche Vorteile:

  • Sortenreinheit: Sie erhalten Bäume, die genau die gewünschten Eigenschaften der Edelsorte aufweisen.
  • Schneller Ertrag: Veredelte Bäume tragen früher Früchte im Vergleich zu solchen, die aus Samen gezogen wurden.
  • Anpassungsfähigkeit: Durch die Wahl einer passenden Unterlage können Sie die Größe, Resistenz und Anpassungsfähigkeit an Boden- und Klimabedingungen optimieren.
  • Krankheitsresistenz: Durch die Kombination spezifischer Eigenschaften von Edelreis und Unterlage kann die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge verbessert werden.

Vermehrung durch Absenker

Die Vermehrung durch Absenker ist eine einfache und effektive Methode, um Apfelbäume sortenrein zu vermehren. Dabei wird ein junger, elastischer Trieb der Mutterpflanze in die Erde gebogen und fixiert, sodass er an dieser Stelle Wurzeln bilden kann.

Durchführung der Absenkung

Um erfolgreich einen Absenker zu erzeugen, gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Wählen Sie einen kräftigen, jungen Trieb aus, der noch flexibel genug ist, um gebogen zu werden. Der Trieb sollte idealerweise nicht stärker verholzt sein und aus dem aktuellen oder dem vorherigen Jahr stammen.
  2. Lockern Sie den Boden an der Stelle, wo der Trieb Wurzeln bilden soll. Verbessern Sie steinige oder schwere Böden gegebenenfalls mit guter Gartenerde.
  3. An der Stelle, die später in der Erde sein und Wurzeln bilden soll, entfernen Sie vorsichtig die Rinde in einem etwa 1 bis 2 cm breiten Ring.
  4. Biegen Sie den vorbereiteten Trieb in den gelockerten Boden und fixieren Sie ihn dort. Hierfür können Sie Draht, Klammern oder auch Steine verwenden.
  5. Bedecken Sie die angeritzte Stelle des Triebs mit etwa 10 cm Erde, sodass nur noch die Triebspitze aus dem Boden herausragt. Achten Sie darauf, dass der Trieb gut fixiert ist und sich nicht wieder hebt.

Bewurzelung und Abtrennung

Die Wurzeln des Absenkers sollten sich innerhalb mehrerer Wochen bis Monate entwickeln, abhängig von der Jahreszeit und den spezifischen Bedingungen:

  1. Halten Sie den Bereich um den Absenker gleichmäßig feucht, um die Wurzelbildung zu fördern. Vermeiden Sie jedoch Staunässe.
  2. Kontrollieren Sie regelmäßig, ob der Absenker Wurzeln gebildet hat. Dies kann je nach Witterung einige Monate in Anspruch nehmen. Ein guter Indikator für erfolgreiches Wurzelwachstum ist ein neuer Austrieb am Triebende.
  3. Sobald der Absenker genügend Wurzeln entwickelt hat, können Sie ihn von der Mutterpflanze trennen. Machen Sie hierzu einen sauberen Schnitt und heben Sie die neue Pflanze vorsichtig aus der Erde.
  4. Setzen Sie den neu gewonnenen, bewurzelten Trieb an einen vorbereiteten Standort im Garten oder in einen größeren Topf. Gießen Sie ihn gut an und stellen Sie sicher, dass er anfangs vor extremen Wetterbedingungen geschützt ist.

Diese Methode ermöglicht es Ihnen, auf einfache Weise sortenreine Apfelbäume zu ziehen, die die Eigenschaften der Mutterpflanze beibehalten.

Bilder: brytta / iStockphoto