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Bewurzelungspulver: Anwendung und Vorteile für Pflanzen

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Bewurzelungspulver hilft Stecklingen sowie frisch eingesetzten Pflanzen bei der Ausbildung kräftiger und gesunder Wurzeln. Wie sie dieses Mittel richtig verwenden und was Sie dabei beachten sollten, lesen Sie in diesem Artikel.

bewurzelungspulver
Rosen tut Bewurzelungspulver besonders gut
AUF EINEN BLICK
Wofür verwendet man Bewurzelungspulver?
Bewurzelungspulver unterstützt die Wurzelbildung bei Stecklingen und jungen Pflanzen, indem es natürliche Wachstumshormone und Nährstoffe zur Verfügung stellt. Es fördert ein gesundes, kräftiges Wurzelwachstum, was zu bessere Wasseraufnahme und Nährstoffversorgung führt.

Was ist Bewurzelungspulver?

Unter der Bezeichnung „Bewurzelungspulver“ sind im Handel verschiedene Mittel erhältlich, die das Wurzelwachstum positiv beeinflussen sollen. Vor allem im professionellen Gartenbau kommen natürliche Wachstumshormone zum Einsatz, die natürlicherweise in allen Pflanzen vorkommen und dort für die Zellteilung sowie für das Wachstum der Zellen zuständig sind. Diese Hormone gehören chemisch gesehen zur Gruppe der Auxine – der sogenannten Wachstumsregulatoren – und sollen nicht nur schneller Wurzeln ausbilden helfen, sondern zudem die Ausfallrate deutlich absenken. Schließlich bewurzeln sich nicht alle Stecklinge, was wiederum bei hohen Nichtbewurzelungsraten wirtschaftliche Auswirkungen auf die Betriebe hat.

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Bei den relevaten Pflanzenhormonen handelt es sich um die natürlichen Wachstumshormone

  • Indol-3-Essigsäure
  • Indol-3-Buttersäure
  • sowie 1-Naphthalynessigsäure.

Diese werden mit verschiedenen Lösungsmitteln (z. B. Alkohol) und Füllmitteln (z. B. Talkum) versetzt, damit sie anwendungsfähig sind. Auch sorgen diese Wurzelaktivatoren nicht nur dafür, dass die Wurzeln überhaupt wachsen, sondern haben zudem einen Einfluss auf das Dicken- und Längenwachstum derselben. Pflanzen mit kräftigen Wurzeln werden besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt, wachsen schneller und üppiger und brauchen außerdem an ihrem späteren Standort oftmals weniger Dünger und Gießwasser. Daher ist die Anwendung von Wachstumshormonen aus verschiedenen Gründen vorteilhaft.

Im Hausgarten kommen allerdings zumeist andere Wurzelaktivatoren zum Einsatz, die ganz ohne künstliche Hormone auskommen. Dabei handelt es sich in der Regel um aus Algen gewonnene Mittel, die zu einem geringeren Anteil ebenfalls natürliche Hormone enthalten. Außerdem punkten diese Bewurzelungspulver mit zusätzlich zugefügten Nährstoffen und Spurenelementen, die das gesunde Wachstum fördern.

Exkurs

Funktionieren Bewurzelungspulver tatsächlich?

Grundsätzlich verschaffen Bewurzelungspulver oder Wurzelaktivatoren – schließlich werden diese Mittel nicht nur als Pulver, sondern auch in flüssiger Form oder als Gel angeboten – damit behandelten Pflanzen Wachstumsvorteile. Allerdings können diese Mittel bei manchen Stecklingen versagen bzw. kaum eine erkennbare Wirkung zeigen, was verschiedene Ursachen hat. Es „springt“ nicht jede Pflanze auf die Behandlung an, zumal für eine erfolgreiche Bewurzelung von Stecklingen noch weitere Faktoren eine große Rolle spielen. Auch hat eine falsche Anwendung ebenso wie eine Überdosierung fatale Folgen: Beides kann dazu führen, dass die Pflanzen keine oder nur wenig Wurzeln ausbilden.

Wofür braucht man Bewurzelungspulver?

Wie schon erwähnt werden Bewurzelungspulver vor allem für die Stecklingsvermehrung eingesetzt, wobei insbesondere hier nicht heimische und exotische Arten oft Schwierigkeiten mit der Wurzelausbildung zeigen und daher von einer Unterstützung profitieren. Es gibt jedoch noch andere Einsatzgebiete, bei denen es auf die schnelle Ausbildung von kräftigen Wurzeln ankommt. Dies ist etwa beim Einsetzen von neuen Pflanzen ins Beet bzw. in ein Pflanzgefäß der Fall, vor allem, wenn es sich um empfindliche Gewächse handelt. Hier ist zwar schon ein Wurzelstock vorhanden, jedoch muss dieser zum Einwurzeln bewegt werden – je schneller dies vonstatten geht, desto weniger Stress erlebt die Pflanze und steckt ihre Energie umso schneller in ein oberirdisches Wachstum.

Des Weiteren eignen sich Wurzelaktivatoren für die Anwendung bei aus Samen zu ziehenden Pflanzen, da sie auch die Keimung sowie die Entwicklung der Keimlinge fördern. Hierbei ist es von Vorteil, Krankheitskeime abtötende Mittel zu wählen, da Keimlinge häufig von pilzlichen oder anderen Infektionen dahingerafft werden. Haben Pilze, Bakterien und Viren dagegen von vorherein keine Chance zur Ausbreitung, können die jungen Pflänzchen sich ungestört entwickeln. Welche Mittel sich hierzu eignen, lesen Sie am besten im Abschnitt „Alternativen“ nach.

Exkurs

Welche Pflanzen bewurzeln besonders schwer?

Ob ein Steckling sich leicht oder schwer bewurzeln lässt, können Sie schon an der jeweiligen Mutterpflanze erkennen. Im Allgemeinen bilden robuste und pflegeleichte Arten sehr schnell und sicher Wurzeln aus, während eher kapriziöse Gewächse sich auch bei der Vermehrung schwer tun. Viele verholzende und nicht winterharte Kübelpflanzen – wie etwa die verschiedenen Zitrusarten – sowie Kamelien, Rosen und Hortensien profitieren oft von der Unterstützung durch Wurzelaktivatoren.

Bewurzelungspulver richtig anwenden

Wie Sie das Bewurzelungspulver richtig anwenden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Erstens ist die Darreichungsform entscheidend für die Art der Anwendung, denn Pulver, Tabletten oder Gel erfordern eine jeweils andere Vorgehensweise. Außerdem werden Stecklinge anders behandelt als etwa fertige, nur noch einzusetzende Pflanzen oder junge Keimlinge. Lesen Sie sorgfältig die Anwendungshinweise des jeweiligen Herstellers durch und halten Sie sich an dessen Empfehlungen – vor allem, was die Dosierung des ausgewählten Mittels betrifft.

Pulverförmige Wurzelaktivatoren können Sie zumeist auf vier verschiedene Arten einsetzen:

Bewurzelungspulver: Vier Möglichkeiten der Anwendung

 

  • In Wasser auflösen: In Wasser aufgelöste Bewurzelungspulver eignen sich zum Gießen von Stecklingen und bereits bewurzelten Pflanzen, wobei letztere sowohl beim Einpflanzen als auch beim Umtopfen mit diesem Mittel behandelt werden können.
  • Vermischen mit Anzuchterde: Anstatt das Pulver in Wasser aufzulösen, können Sie es aber auch direkt mit der Anzuchterde vermischen. Beachten Sie dabei unbedingt das konkrete Verhältnis zwischen Erde und Wurzelaktivator.
  • Einstreuen ins Pflanzloch: Wollen Sie bereits bewurzelte Gewächse in den Garten oder in ein Pflanzgefäß setzen, so können Sie die empfohlene Menge des Bewurzelungspulvers ebenso wie die Startdüngung auch einfach in das Pflanzloch streuen.
  • Eintauchen des Stecklings: Bei der Stecklingsvermehrung wird häufig dazu geraten, die später ins Substrat gesetzte Schnittstelle des Stecklings in Bewurzelungspulver zu tauchen. Schütteln Sie den Steckling anschließend ganz leicht und vorsichtig, sodass tatsächlich nur ein dünner Film haften bleibt.
bewurzelungspulver

Nach der Behandlung mit Bewurzelungspulver in Wasser wird der Steckling leicht geschüttelt aber nicht abgespült

Wurzelaktivatoren in Tabletten- oder Gelform lösen Sie hingegen in Wasser auf und verwenden dieses als Nährlösung für Stecklinge oder adulte Pflanzen. Diese Lösungen sind nicht lange haltbar, weshalb Sie sie stets vor jeder Verwendung frisch anrühren und nicht über längere Zeit stehen lassen sollten.

Welche Alternativen gibt es zum Bewurzelungspulver?

Auf Wachstumshormonen basierende Bewurzelungspulver lassen sich von Laien chemisch nicht nachbauen, da Sie hierzu schon eine gewissen chemische Grundbildung, ein entsprechendes Labor sowie die richtigen Zutaten brauchen – diese allerdings sind in den Apotheken üblicherweise nicht erhältlich. Doch das macht nichts, denn es gibt ein paar ebenfalls sehr wirksame und leicht zu beschaffende Alternativen.

Die besten Hausmittel für eine bessere Bewurzelung

Wozu es kompliziert machen, wenn es mit den folgenden Hausmitteln auch viel einfacher und vor allem preislich günstiger funktioniert?

Weidenwasser

Das wahrscheinlich beste Hausmittel zur Bewurzelung von Pflanzen ist Weidenwasser. Junge Weidenzweige enthalten große Mengen anpflanzlichen Wachstumshormonen (vor allem Indol-3-Buttersäure), zudem sind sie reich an Salicylsäure, welches gegen zahlreiche Krankheitserreger wirksam ist und somit die Widerstandskraft der Gewächse stärkt. Und so gewinnen Sie das wirksame Weidenwasser:

  1. Schneiden Sie – vorzugsweise im Frühjahr bzw. Frühsommer – junge, bleistiftdünne Weidenzweige.
  2. Schneiden Sie die Zweige in kleinere Stücke.
  3. Mengenmäßig benötigen Sie auf ca. drei Litern Wasser zwei Kaffeetassen Weidenzweigeschnitzel.
  4. Alternativ können Sie auch Weidenrinde verwenden, benötigen davon jedoch mindestens drei Tassen. Die Hormonmengen sind in den älteren Pflanzenteilen deutlich geringer.
  5. Füllen Sie die Weidenstückchen in ein verschließbares Behältnis.
  6. Übergießen Sie sie mit frisch aufgekochtem Wasser.
  7. Verschließen Sie das Glas und lassen Sie die Mischung für 24 Stunden ziehen.
  8. Seien Sie die Weidenstückchen nun ab und füllen Sie den Sud in eine Glasflasche.
  9. Die Bewurzelungslösung ist nun gebrauchsfertig und kann bis zu zwei Monate im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Sie können zu bewurzelnde Stecklinge vor dem Einpflanzen für einige Stunden in das Weidenwasser stellen oder sie direkt danach damit gießen.

Wie die Stecklingsvermehrung bei Rosen mit Hilfe von Weidenwasser funktioniert, zeigt dieses Video sehr schön:

Aspirin

Salicylsäure ist jedoch nicht nur in Weidenzweigen, sondern auch in dem Schmerzmittel Aspirin enthalten. Somit können Sie einfache Aspirintabletten ebenso zur Pflanzenvermehrung nutzen wie Weidenwasser: Kaufen Sie Aspirin in der Apotheke und fragen Sie dabei explizit nach unbeschichteten Tabletten. Lösen Sie pro Glas Wasser eine Tablette auf, mit dem entstandenen Aspirinwasser gießen Sie entweder die Pflanzen oder stellen die zu bewurzelnden Stecklinge vor dem Einpflanzen für einige Stunden hinein. Übrigens enthalten Aspirintabletten im Gegensatz zu Weidenwasser keine Phytohormone – wie die pflanzlichen Wachstumshormone auch bezeichnet werden – sondern wirken vor allem gegen allerlei Krankheitserreger und stärken die noch jungen Pflanzen.

Worauf Sie bei einer erfolgreichen Stecklingsvermehrung noch achten müssen

„Wurzeln ernähren uns, beleben uns und binden uns fest an die Erde. Pflanze sie daher sorgfältig.“ (Verfasser unbekannt)

Bei der Stecklingsvermehrung bestimmen jedoch nicht nur die verwendeten Bewurzelungsmittelchen, sondern vor allem die folgenden Faktoren über Erfolg oder Misserfolg:

  • Jahreszeit: Im Allgemeinen sollten Stecklinge im Frühsommer geschnitten werden, da die Pflanzen zu dieser Zeit am besten wachsen. In den Herbst- oder Wintermonaten hat es hingegen in der Regel keinen Sinn, Pflanzen bewurzeln zu wollen. In dieser Zeit legt die Natur eine Ruhephase ein und jegliches Wachstum wird gestoppt.
  • Substrat oder Wasserglas?: Für eine Bewurzelung im Substrat sollten Sie stets ein keimfreies und nährstoffarmes Anzuchtsubstrat verwenden, da normale Blumenerde zu gehaltvoll ist. Sollen die Stecklinge hingegen im Wasserglas bewurzelt werden (was zudem nicht bei allen Arten funktioniert), so tauschen Sie das Wasser täglich aus.
  • Verwendeter Pflanzenteil: Steckling ist nicht gleich Steckling! Je nach Pflanzenart verwenden Sie zur Vermehrung verschiedene Pflanzenteile. Die meisten Arten lassen sich dabei über Kopf- oder Triebstecklinge vermehren, andere hingegen bewurzeln besser bei der Verwendung von Wurzelabschnitten, Risslingen (hier wird der Steckling nicht geschnitten, sondern abgerissen), Blattstecklingen (vor allem bei Dickblattgewächsen und anderen wasserspeichernden Blattpflanzen), Ablegern oder Steckhölzern.
  • Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Wichtig für eine erfolgreiche Bewurzelung ist zudem ein warmer (je nach Pflanzenart zwischen 20 und 25 °C) und heller, aber nicht direkt sonniger Standort. Zudem sollte die Luftfeuchtigkeit für die Zeit der Bewurzelung konstant hoch gehalten werden, beispielsweise in einem (selbst aus einer PET-Flasche gebasteltem) Zimmer-Gewächshaus.

Häufig gestellte Fragen

Ich habe gelesen, dass Zimt sich ebenfalls als Bewurzelungshormon eignet. Stimmt das?

Das Gewürz wird aus der Rinde des Zimtbaumes gewonnen, enthält jedoch in diesem Zustand keine Wachstumshormone mehr. Dafür allerdings wirkt Zimt gegen Pilze und andere Krankheitserreger, weshalb sich das Pulver gut zur Prävention und Stärkung der Stecklinge eignet. Denselben Effekt hat übrigens Honig, sofern es sich um echten, unbehandelten Imkerhonig (und nicht um das zusammengepanschte und chemisch behandelte Zeug aus dem Supermarkt) handelt.

Rosenstecklinge soll man doch in eine Kartoffel stecken, weil sie dann schneller bewurzeln. Was ist da dran?

Tatsächlich bewurzeln Rosenstecklinge besser, wenn Sie sie zuvor in eine frische Kartoffelknolle stecken und diese dann gemeinsam einpflanzen. Allerdings birgt die Methode ein Problem: Sollte die Knolle nämlich zu faulen beginnen, so ist auch der Steckling hinüber. Weidenwasser ist in diesem Fall weniger risikoreich und auch effektiver.

Meine Oma behauptet, dass Apfelessig die Pflanzen schneller bewurzeln lässt. Hat sie recht?

Apfelessig wirkt ähnlich wie Zimt und Honig nicht direkt wurzelbildend, tötet aber Pilze und Bakterien zuverlässig ab. Wichtig ist hier die Dosierung, denn zu viel Apfelessig versäuert das Substrat und entzieht der Pflanze so ihre Lebensgrundlage – die meisten Pflanzen brauchen zum Gedeihen einen neutralen bis alkalischen Boden. Vermischen Sie einen Teelöffel Essig auf ca. einen Liter Wasser und tauchen Sie die Stecklinge mit der Schnittstelle nur kurz hinein.

Tipp

Setzen Sie bewurzelte Stecklinge – vor allem wenn Sie diese in einem Wasserglas bewurzelt haben – so schnell wie möglich in passendes Pflanzsubstrat. Anderenfalls werden zu spät umgepflanzte Exemplare in ihrer Entwicklung behindert und könnten aufgrund von Nährstoffmangel schwächeln und anfällig für eine Infektion werden.

Bilder: Evtushkova Olga / Shutterstock