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Stecklinge vermehren: Schritt für Schritt zum Erfolg

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Die Stecklingsvermehrung ist eine einfache und effektive Methode, um Pflanzen zu vermehren. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Stecklingsarten es gibt, wie Sie diese vorbereiten und erfolgreich bewurzeln.

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Die Bewurzelung im Wasserglas ist einfach und funktioniert fast immer

Die verschiedenen Arten von Stecklingen

Es gibt unterschiedliche Arten von Stecklingen, die sich hinsichtlich ihrer Herkunft und Anwendungsmöglichkeiten unterscheiden:

  • Stammstecklinge: Diese werden von der Sprossachse entnommen und besitzen häufig mindestens eine geschlossene Knospe. Sie eignen sich besonders für Pflanzen, deren Triebe eine gewisse Festigkeit, aber noch keine vollständige Verholzung aufweisen.
  • Wurzelstecklinge: Diese Methode wird bei Gehölzen und Stauden wie Himbeeren und Brombeeren angewendet. Aus einem Stück der Wurzel entwickelt sich eine neue Pflanze. Besonders im Winter, wenn die Pflanzen ruhen, ist diese Methode erfolgreich.
  • Blattteilstecklinge: Einige Pflanzen, wie bestimmte Begonienarten, können aus Blattsegmenten vermehrt werden. Aus den Schnittstellen der Segmente entstehen neue Pflanzen.
  • Steckholz: Diese Methode wird für sommergrüne Sträucher angewendet, indem verholzte Triebe im Herbst nach dem Laubfall direkt ins Gartenbeet gesetzt werden. Steckholz ist oft mehrere Zentimeter lang und wird bis zur Hälfte in die Erde gesteckt.

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Diese Methoden bieten vielseitige Möglichkeiten, um Pflanzen erfolgreich zu vermehren, abhängig von der Art und dem Entwicklungsstadium der Mutterpflanze.

Der richtige Zeitpunkt für die Stecklingsvermehrung

Den idealen Zeitpunkt für die Stecklingsvermehrung zu bestimmen ist entscheidend. Junge Triebe, die sich kurz vor der Verholzung befinden, sind meist optimal. Diese finden Sie in der Regel von Mai bis August.

  • Mai bis August: In diesem Zeitraum sind die frisch gewachsenen Triebe noch nicht vollständig verholzt. Dies ist ideal für viele Stauden, Kräuter und sommergrüne Gehölze.
  • Spätsommer: Der Spätsommer, Ende August, eignet sich gut für mediterrane Kräuter oder Nadelgehölze wie Lebensbaum oder Eiben, die über Risslinge vermehrt werden.
  • Herbst: Einige sommergrüne Sträucher lassen sich im Herbst gut vermehren, nachdem das Laub gefallen ist. Hierbei können Sie Steckhölzer direkt ins Gartenbeet setzen.

Achten Sie darauf, dass die Triebe weder zu weich noch zu stark verholzt sind, um Fäulnis oder Schwierigkeiten bei der Wurzelbildung zu vermeiden.

Die richtige Vorbereitung der Stecklinge

Eine sorgfältige Vorbereitung der Stecklinge ist für die Bewurzelung entscheidend. Wählen Sie eine gesunde Mutterpflanze und schneiden Sie etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter lange, einjährige, blütenlose Zweige.

  • Schnittwerkzeug: Verwenden Sie scharfe, saubere Messer oder Scheren und desinfizieren Sie das Werkzeug vor jedem Schnitt, um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.
  • Schnittstelle: Schneiden Sie die Stecklinge schräg an, um die Oberfläche und damit die Wasseraufnahme zu vergrößern.
  • Blätter und Blüten: Entfernen Sie die unteren Blätter, sodass nur etwa vier Blätter an der oberen Hälfte verbleiben. Bei großblättrigen Pflanzen sollten Sie die Blätter halbieren, um die Verdunstung zu reduzieren.
  • Wurzelhormon (optional): Tauchen Sie die Schnittstelle in ein Bewurzelungshormon, um das Wachstum neuer Wurzeln zu fördern. Dies ist besonders hilfreich für Pflanzenarten, die schwer Wurzeln bilden.
  • Länge und Internodien: Jeder Steckling sollte mindestens ein Internodium (den Bereich zwischen zwei Knoten) enthalten, um ausreichendes Teilungsgewebe für neue Wurzeln zu haben.

Durch die richtige Vorbereitung schaffen Sie optimale Bedingungen für Ihre Stecklinge.

Bewurzelung in Erde oder Wasser

Stecklinge können sowohl in Erde als auch in Wasser bewurzelt werden, jede Methode hat ihre eigenen Vorteile.

Bewurzelung in Erde

Für die Bewurzelung in Erde wählen Sie ein durchlässiges, nährstoffarmes Substrat wie Anzuchterde oder eine Mischung aus Torf und Sand. Bereiten Sie kleine Töpfe vor und bohren Sie Löcher für die Stecklinge. Setzen Sie die Stecklinge etwa drei bis fünf Zentimeter tief ein und halten Sie das Substrat leicht feucht. Decken Sie die Töpfe mit transparenter Plastiktüte oder Glas ab, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.

Bewurzelung in Wasser

Füllen Sie ein Glasgefäß zur Hälfte mit Wasser und stellen Sie nur die unteren Knoten der Stecklinge hinein. Platzieren Sie das Glas an einem hellen Ort, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung. Wechseln Sie das Wasser mindestens einmal pro Woche. Sobald kleine Wurzeln erscheinen, pflanzen Sie die Stecklinge in Erde um. Beachten Sie dabei, dass Wasserwurzeln brüchiger sind als Erdwurzeln und vorsichtig behandelt werden müssen.

Wichtige Hinweise

  • Pflege: Halten Sie die Stecklinge konstant feucht, jedoch nicht nass.
  • Schimmelvermeidung: Lüften Sie die Abdeckung regelmäßig, um Luftzirkulation zu gewährleisten.
  • Wurzelhormon: Optional können Sie die Stecklinge vor dem Einsetzen in ein Bewurzelungshormon tauchen.

Jede Methode hat ihre Vorteile und der Erfolg hängt oft von der Pflanzenart und den individuellen Wachstumsbedingungen ab.

Das richtige Klima für die Bewurzelung

Optimale klimatische Bedingungen sind entscheidend für die erfolgreiche Bewurzelung der Stecklinge. Halten Sie den Bewurzelungsbereich stets warm und feucht. Ideal sind Temperaturen zwischen 22 und 26 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent. Ein Zimmergewächshaus oder eine Anzuchtschale mit transparenter Haube ist hierfür ideal.

  • Temperaturkontrolle: Verwenden Sie bei Bedarf eine Heizmatte.
  • Luftfeuchtigkeit: Stecken Sie die Stecklinge in ein geschlossenes Gefäß und lüften Sie regelmäßig, um Schimmelbildung zu vermeiden.
  • Beleuchtung: Stellen Sie die Stecklinge an einem hellen, aber nicht direkt sonnigen Ort auf oder verwenden Sie Leuchtstoffröhren mit einem geeigneten Lichtspektrum.
  • Bodenfeuchtigkeit: Eine gleichmäßige Bodenfeuchte ist ebenso wichtig. Verwenden Sie durchlässige, nährstoffarme Erde und halten Sie sie leicht feucht.

Durch die Einhaltung dieser klimatischen Bedingungen maximieren Sie die Erfolgsquote Ihrer Stecklingsvermehrung.

Die Pflege der Stecklinge

Pflegen Sie Ihre Stecklinge, um gesundes Wachstum zu fördern:

Gießen

Halten Sie das Substrat konstant leicht feucht, aber vermeiden Sie Staunässe. Ein durchlässiges Substrat unterstützt die gleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung. Bei der Bewurzelung in Wasser ist regelmäßiges Nachgießen zur Vermeidung von Verdunstungsverlusten wichtig.

Luftfeuchtigkeit und Belüftung

Achten Sie auf eine hohe Luftfeuchtigkeit. Eine Abdeckhaube oder Plastiktüte über den Stecklingen hilft dabei, diese aber regelmäßig lüften für Frischluftzufuhr und Kondensationsreduktion. Schimmelbildung vermeiden Sie durch sofortiges Entfernen abgestorbener oder vergilbter Blätter.

Licht

Stecklinge benötigen genügend Licht, aber keine direkte Sonneneinstrahlung. Helles, indirektes Licht unterstützt das Wachstum, während zu viel direkte Sonne die Pflanzen stressen kann. Ein geeigneter Standort ist ein Westfenster oder unter einer Pflanzenlampe.

Kontrolle der Stecklinge

Überprüfen Sie regelmäßig den Zustand der Stecklinge. Entfernen Sie umgehend jegliche Anzeichen von Fäulnis oder Krankheit. Krautige Stecklinge sind besonders anfällig für solche Probleme.

Langfristige Pflege

Sobald die Stecklinge bewurzelt sind und neue Triebe zeigen, beginnen Sie mit einer schwachen Düngung. Verwenden Sie einen milden Flüssigdünger und erhöhen Sie die Düngung schrittweise. Ist die Pflanze gut etabliert, pflanzen Sie sie in größere Töpfe oder direkt ins Gartenbeet.

Durch die Beachtung dieser Pflegehinweise schaffen Sie optimale Bedingungen für die Entwicklung Ihrer Stecklinge.

Bilder: Anna Sadovskaia / Shutterstock