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Kirschbaum veredeln: Methoden und Anleitung für Erfolg

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Die Veredelung von Kirschbäumen ermöglicht es Ihnen, verschiedene Kirschsorten auf einer Unterlage zu kultivieren. Dieser Artikel beschreibt gängige Veredlungsmethoden, den geeigneten Zeitpunkt sowie die Auswahl und Vorbereitung des Edelreises. Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Tipps zur Nachsorge helfen Ihnen, den Vorgang erfolgreich durchzuführen.

Kirschbaum veredeln

Welche Veredlungsmethode ist die richtige?

Bei der Wahl der passenden Veredlungstechnik sollten Sie die Jahreszeit, Ihre Erfahrung und die individuellen Ansprüche Ihres Kirschbaums berücksichtigen. Lassen Sie sich von den folgenden bewährten Methoden inspirieren:

  • Okulation: Diese Technik, auch bekannt als Augenveredelung, kommt im Spätsommer zum Einsatz. Dabei wird eine Knospe des Edelreises in einen T-förmigen Einschnitt in der Rinde der Unterlage eingefügt und anschließend fixiert.
  • Kopulation: Im Frühjahr ist die Kopulation die bevorzugte Methode. Hierbei werden Edelreis und Unterlage mit schrägen Schnitten versehen und präzise zusammengefügt. Ein Kopulationsmesser sorgt dabei für exakte Schnitte.
  • Anplatten: Diese flexible Methode kann unabhängig von der Lösbarkeit der Rinde durchgeführt werden und eignet sich für im Winter geschnittene Edelreiser.
  • Pfropfen mit Geißfuß-Schnitt: Im Frühjahr können Sie die Veredelung mit einem Geißfuß-Schnitt durchführen. Diese Technik erfordert ein spezielles Messer und etwas Geschick, um den zugeschnittenen Edelreis passgenau in die Unterlage einzupassen.
  • Rindenpfropfen: Wenn die Rinde im Frühjahr gut lösbar ist, können Sie die Rindenpfropfen-Methode anwenden. Dabei wird das Edelreis mit mehreren Augen auf die Unterlage aufgesetzt.

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Jede Methode hat ihre eigenen Vorzüge und eignet sich für bestimmte Bedingungen besonders gut. Wählen Sie die Technik, die am besten zu Ihrem Kirschbaum und Ihren gärtnerischen Fähigkeiten passt.

Der richtige Zeitpunkt für die Veredelung

Der richtige Zeitpunkt für die Veredelung

Winter oder Frühling ist ein guter Zeitpunkt für die Veredelung

Neben der Wahl der richtigen Methode spielt auch der Zeitpunkt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Veredelung.

  • Spätwinter bis Frühling (Februar bis April): In dieser Zeitspanne herrschen optimale Bedingungen für die meisten Veredlungsmethoden, wie beispielsweise die Kopulation. Die Bäume befinden sich in der Ruhephase, und das im Dezember geschnittene und kühl gelagerte Reisermaterial kann nun verwendet werden.
  • Sommer (Juli bis August): Der Sommer eignet sich besonders gut für die Okulation. Die Bäume haben jetzt ausreichend Saft, und die Rinde lässt sich leichter lösen, was die Veredelung erleichtert. Vermeiden Sie Regentage, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.
  • Ganzjährig: Chip-Veredelungen können Sie das ganze Jahr über durchführen.

Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten Sie neben der Methodenauswahl auch die klimatischen Bedingungen und die Vorbereitung des Pflanzenmaterials berücksichtigen.

Auswahl und Vorbereitung des Edelreises

Die Wahl und Vorbereitung des Edelreises ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Veredelung. Ein hochwertiges und sorgfältig ausgewähltes Edelreis ist die Basis, um die gewünschte Kirschsorte erfolgreich auf die Unterlage zu übertragen. Beachten Sie dabei folgende Aspekte:

  • Herkunft des Edelreises: Entnehmen Sie das Edelreis von gesunden, fruchtbaren Bäumen. Wählen Sie einjährige Langtriebe mit heller Rinde und gut entwickelten Knospen.
  • Zeitpunkt der Ernte: Die beste Zeit, um Edelreiser zu schneiden, ist von Dezember bis Januar, wenn sich die Bäume in der Ruhephase befinden.
  • Anforderungen an das Edelreis: Das Edelreis sollte idealerweise etwa bleistiftdick und 30-40 cm lang sein. Achten Sie darauf, dass das Reis keine Verzweigungen aufweist, aber mehrere gut ausgebildete Knospen trägt.
  • Lagerung bis zur Veredelung: Bewahren Sie das Edelreis nach dem Schneiden bis zum Einsatz im Frühjahr kühl, feucht und dunkel auf. Eine Möglichkeit ist die Lagerung in einer mit feuchtem Sand gefüllten Kiste im Keller.

Indem Sie diese Punkte berücksichtigen, stellen Sie sicher, dass das Edelreis in einem optimalen Zustand für die Veredelung ist und gut anwächst.

Schritt für Schritt zur erfolgreichen Veredelung

Die erfolgreiche Veredelung eines Kirschbaums erfordert eine sorgfältige Vorbereitung und saubere Durchführung der einzelnen Schritte. Bereiten Sie zunächst das richtige Werkzeug und Material vor. Eine Gartenschere, ein scharfes Veredelungsmesser, Veredelungsband und eventuell Baumwachs sind unerlässlich. Um Infektionen zu vermeiden, sollten alle Werkzeuge sauber sein, und während der Arbeit sollten Sie Gummihandschuhe tragen.

Benötigte Materialien und Werkzeuge

  • Eine Gartenschere
  • Ein scharfes Veredelungsmesser, idealerweise ein Kopulationsmesser
  • Veredelungsband zum Umwickeln der Veredlungsstelle
  • Eventuell Baumwachs zum Verschließen der Schnittstellen

Schritte der Veredelung

  1. Vorbereitung der Schnittflächen: Sowohl am Edelreis als auch an der Unterlage müssen die Schnittflächen sauber und passgenau zueinander sein. Bei der Kopulation sind schräge Schnitte notwendig, damit die Flächen der beiden Hölzer optimal zueinander passen.
  2. Edelreis einsetzen: Führen Sie das Edelreis vorsichtig in den entsprechenden Schnitt der Unterlage ein. Achten Sie darauf, dass die Kambiumschichten, also die wachstumsaktiven Zellschichten der Pflanzen, möglichst genau aufeinanderliegen.
  3. Fixieren der Veredlungsstelle: Umwickeln Sie die Veredlungsstelle von unten nach oben mit Veredelungsband. Diese Technik hilft, die beiden Teile zusammenzuhalten und schützt sie vor dem Austrocknen. Achten Sie darauf, dass die Knospen frei bleiben.
  4. Schützen der Veredlungsstelle: Um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten, können Sie abschließend ein Verstreichmittel oder Baumwachs auf die Schnittstelle und das obere Ende des Edelreises auftragen, während die Augen des Edelreises freigelassen werden. Dies verhindert das Eindringen von Krankheitserregern und fördert die Heilung der Schnittstellen.

Wenn Sie diese Schritte sorgfältig und präzise befolgen, können Sie erfolgreiche Veredelungsresultate erzielen und das Anwachsen des Edelreises fördern. Dies legt den Grundstein für kräftiges Wachstum und reiche Ernten des veredelten Kirschbaums.

Nachsorge und Kontrolle

Die richtige Pflege nach der Veredelung ist essenziell für das Anwachsen des Edelreises und die zukünftige Gesundheit des Kirschbaums. Achten Sie auf die folgenden Schritte:

  • Bast entfernen: Vier bis sechs Wochen nach dem Veredeln den Bast vorsichtig aufschneiden, um die Veredlungsstelle nicht zu beschädigen.
  • Neuaustriebe kontrollieren: Entfernen Sie Triebe der alten Sorte an den Pfropfstellen, um sicherzustellen, dass das Edelreis die dominanteste Position am Baum einnimmt.
  • Wässern: Vor allem bei Trockenheit ist es wichtig, den Baum angemessen zu wässern, damit das Edelreis gut anwächst. Junge Bäume benötigen besonders viel Aufmerksamkeit.
  • Zugäste kontrollieren: Im Folgewinter sollten unerwünschte Zugäste entfernt oder auch umveredelt werden, um die ideale Baumstruktur zu fördern.
  • Schädlingskontrolle: Regelmäßig den Neuaustrieb auf Schädlinge, insbesondere Läuse, überprüfen und bei Befall geeignete Maßnahmen ergreifen.

Durch das Befolgen dieser Anweisungen unterstützen Sie Ihr veredeltes Edelreis optimal und fördern ein gesundes Wachstum und eine reiche Ernte in den kommenden Jahren.

Die Okulation im Detail

Die Okulation im Detail

Der Spätsommer ist ideal für die Okulation bei Kirschbäumen

Die Okulation, auch Augenveredelung genannt, ist eine bewährte Methode, um Kirschbäume zu veredeln. Sie findet typischerweise im Spätsommer statt, besonders im Juli und August, wenn die Rinde noch gut lösbar ist und die Knospen des Edelreises ruhen.

Werkzeuge und Materialien

  • Okuliermesser: Ein speziell geformtes, sehr scharfes Messer, das auch einen Rindenlöser beinhaltet, um die Rinde vorsichtig anzuheben.
  • Veredelungsband: Ein flexibles, selbsthaftendes Band, das die Veredlungsstelle sicher umschließt und Feuchtigkeitsverlust minimiert.
  • Edelreis: Ein frischer Trieb der gewünschten Kirschart, der eine gesunde, ruhende Knospe trägt.
  • Unterlage: Ein gesunder, junger Kirschbaum, der als Wirt für das Edelreis dient.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Vorbereitung der Unterlage: Wählen Sie eine glatte Stelle am Stamm der Unterlage und führen Sie mit dem Okuliermesser einen T-förmigen Schnitt durch. Der horizontale Teil sollte ca. 1 cm und der vertikale Teil ca. 2-3 cm lang sein.
  2. Entnahme des Auges: Schneiden Sie vorsichtig mit dem Okuliermesser eine Knospe zusammen mit einem Stück umgebender Rinde vom Edelreis aus. Der Schnitt sollte möglichst dünn sein, um das Auge nicht zu beschädigen. Das darüberliegende Blatt entfernen Sie, jedoch lassen Sie einen kurzen Stiel als Anfasser.
  3. Einsetzen des Auges: Lösen Sie die Rindenschicht am T-Schnitt der Unterlage vorsichtig mit dem Rindenlöser. Schieben Sie das Augenstück von oben in die entstandene Öffnung, sodass es bündig mit der Rinde abschließt.
  4. Fixierung: Wickeln Sie das Veredelungsband straff um den Einschnitt, um das Auge und die Rinde zu fixieren. Achten Sie darauf, dass das Band fest sitzt, aber die Knospe selbst nicht bedeckt wird.
  5. Kontrolle und Pflege: Innerhalb der nächsten 1-2 Wochen sollte sich der Blattstiel des eingesetzten Auges von selbst lösen, ein Indikator für den Erfolg der Veredelung. Im darauf folgenden Frühjahr ist mit dem Austrieb des neuen Triebes zu rechnen.

Diese sorgfältig ausgearbeitete Methodik stellt sicher, dass die Okulation erfolgreich verläuft und das Edelreis optimal mit der Unterlage verwächst, was die Grundlage für kräftiges Wachstum und reiche Ernte in zukünftigen Jahren legt.

Bilder: zilli / iStockphoto