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Kastanie schneiden: Wann, wie und warum es wichtig ist

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Kastanienbäume benötigen regelmäßige Schnittmaßnahmen, um ihre Gesundheit, Stabilität und Ästhetik zu erhalten. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung zum Beschneiden von Kastanien, von den verschiedenen Schnittarten bis hin zur Behandlung spezifischer Krankheiten.

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Der Rückschnitt macht die Kastanie anfällig für Krankheiten

Arten von Kastanienbäumen

Kastanienbäume teilen sich in zwei Hauptarten: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und Esskastanie (Castanea sativa). Die Rosskastanie wird oft als Zierbaum geschätzt, während die Esskastanie auch wegen ihrer essbaren Maronen bedeutend ist.

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Rosskastanien erreichen bis zu 35 Meter Höhe. Sie sind durch große, gefiederte Blätter und ungenießbare Früchte in stacheligen Schalen gekennzeichnet. Diese Bäume sind in Europa und Nordamerika heimisch und häufig in Parks und Straßen zu finden.

Dagegen wird die Esskastanie bis zu 30 Meter hoch und liefert essbare Maronen, die besonders im Herbst geschätzt werden. Sie hat eine breite Krone und tief gefurchte Borke. Die Blätter der Esskastanie sind länger und schmaler als die der Rosskastanie.

Weitere Kastanienarten

Es gibt noch andere Kastanienarten weltweit, wie die amerikanische Kastanie (Castanea dentata), die japanische Kastanie (Castanea crenata) und die chinesische Kastanie (Castanea mollissima). Diese Arten unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre geografische Verbreitung und Kronenformen:

  • Die amerikanische Kastanie (Castanea dentata) bildet hohe, kegel- bis kugelförmige Kronen.
  • Die japanische Kastanie (Castanea crenata) und die chinesische Kastanie (Castanea mollissima) variieren von hohen Bäumen bis zu strauchartigen Formen.

Die europäische Esskastanie (Castanea sativa) ist die einzige in Europa natürlich vorkommende Kastanienart, bekannt für ihre starke Regenerationskraft und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Klimazonen.

Warum Kastanienbäume schneiden?

Das Schneiden von Kastanienbäumen ist aus mehreren Gründen wichtig, vor allem, wenn die Bäume in städtischen Gebieten oder Gärten stehen. Es trägt zur Gesundheit, Stabilität und Sicherheit der Bäume bei.

Verkehrssicherheit gewährleisten

In städtischen Gebieten ist die Verkehrssicherheit essenziell. Durch gezieltes Schneiden verhindern Sie, dass Äste in den Verkehrsraum hineinragen, was Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge gefährden könnte. Halten Sie dabei Mindesthöhen von 4,5 Metern über Straßen und 2,5 Metern über Rad- und Fußwegen ein.

Stabilität und Gesundheit sichern

Regelmäßige Schnitte fördern die Stabilität der Baumkrone, indem Totholz, kranke Äste und Konkurrenztriebe entfernt werden. Dies vermindert das Kronengewicht und minimiert die Bruchgefahr. Zudem wird der Baum so widerstandsfähiger gegen Pilzbefall und Krankheiten.

Wachstum und Form lenken

Durch gezieltes Schneiden können Sie das Wachstum und die Form des Kastanienbaums steuern. Das Entfernen von Wildtrieben und übermäßigen Seitenästen fördert gleichmäßiges Wachstum und eine ansprechende Baumform. Dies ist besonders bei jungen Bäumen wichtig, um ein stabiles Astgerüst zu entwickeln.

Lichtraumprofil sicherstellen

Ein regelmäßiger Schnitt sorgt für Belüftung und Lichtdurchlässigkeit in der Baumkrone. Zu dicht wachsende Äste beeinträchtigen die Photosynthese und die Vitalität des Baumes. Ein klares Lichtraumprofil fördert gesunde und kräftige Äste.

Vorbeugung gegen Schädlinge und Krankheiten

Durch regelmäßiges Schneiden erkennen und bekämpfen Sie Schädlinge und Krankheiten frühzeitig. Entfernen Sie betroffene Äste, um die Ausbreitung der Schädlinge zu verhindern und die Energie des Baumes auf gesunde Teile zu konzentrieren. Dies ist besonders wichtig bei der schädlingsanfälligen Rosskastanie.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Schneiden?

Die beste Zeit für den Schnitt von Kastanienbäumen liegt zwischen November und Februar, wenn der Baum in Winterruhe ist und der Saftfluss reduziert. Dadurch minimieren Sie Schäden und fördern die Regeneration. Achten Sie darauf, dass die Temperatur nach dem Schnitt nicht über vier Grad Celsius steigt, um Pilzbefall zu vermeiden. Gerade Rosskastanien sind nach dem Schnitt anfällig für Krankheiten.

Vermeiden Sie Frost während und nach dem Schnitt, um Erfrierungen an den Schnittstellen zu verhindern. Größere Schnittmaßnahmen sollten Sie auf ein Minimum beschränken, um den Baum nicht unnötig zu belasten.

Arten des Schnitts

Es gibt zwei Hauptarten des Schnitts bei Kastanienbäumen: den Säuberungsschnitt und den Kronenschnitt. Beide haben spezifische Ziele und tragen zur Gesundheit und Stabilität des Baumes bei.

Säuberungsschnitt

Der Säuberungsschnitt sollte alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden und entfernt unerwünschte Wucherungen und befallene Äste. Dabei kümmern Sie sich um das Entfernen von:

  • Stockausschlägen: Triebe, die direkt aus dem Wurzelbereich wachsen und Energie entziehen.
  • Wasserreisern: Schmale, schnellwachsende Triebe am Stamm, die die Hauptstruktur schwächen.
  • Kranken oder beschädigten Ästen: Schneiden Sie diese bis ins gesunde Holz zurück.

Kronenschnitt

Der Kronenschnitt ist wichtig für die Entwicklung eines stabilen Astgerüsts, besonders in den ersten 20 Jahren des Baumlebens. Er lenkt die Struktur und Form des Baumes und erhöht die Stabilität. Vorgehensweise:

  • Kürzen Sie übermäßig lange Seitenäste.
  • Entfernen Sie senkrecht wachsende Triebe.
  • Beseitigen Sie Triebe, die mit den Hauptästen konkurrieren.

Achten Sie auf eine saubere Schnittführung und geeignetes Werkzeug, um die Wundheilung zu erleichtern und Infektionen zu vermeiden. Größere Schnitte an Rosskastanien sollten mit einem Wundverschlussmittel behandelt werden.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Kronenschnitt

  1. Vorbereitung: Verwenden Sie scharfe Astscheren, stabile Säge und Leiter. Tragen Sie Schutzkleidung.
  2. Säuberungsschnitt vorab: Entfernen Sie abgestorbene und kranke Äste bis ins gesunde Holz. Entsorgen Sie befallene Teile sorgfältig.
  3. Wasserreiser und unnötige Triebe: Entfernen Sie diese direkt am Stamm.
  4. Kronenform anpassen: Kürzen Sie lange Seitenäste und überhöhte Stammachsen. Schneiden Sie über dem nächsten Seitenast oder einem Seitentrieb ab.
  5. Schwache und störende Äste entfernen: Entfernen Sie Vertikaltriebe und Äste, die sich behindern.
  6. Schnittwunden behandeln: Verwenden Sie Wundverschlussmittel bei größeren Wunden.

Durch diese Schritte sichern Sie die Gesundheit und Stabilität Ihres Kastanienbaums.

Besondere Vorsicht bei Rosskastanien

Rosskastanien sind empfindlich gegenüber Schnittmaßnahmen. Große Schnittflächen heilen schlecht und bieten Krankheitserregern und Schädlingen Angriffsfläche. Beachten Sie:

  • Entfernen Sie nur dünnere Äste mit maximal 5 cm Durchmesser.
  • Schneiden Sie zwischen November und Februar an kühlen, frostfreien Tagen.
  • Verwenden Sie scharfes, desinfiziertes Werkzeug.
  • Behandeln Sie größere Schnittwunden mit Wundverschlussmittel.
  • Schneiden Sie bei bewölktem Wetter ohne Frost oder Hitze.

Durch sorgfältiges Vorgehen während des Schnitts verringern Sie das Risiko von Krankheiten und Schädlingen und erhalten die Gesundheit Ihrer Rosskastanie.

Krankheiten und Schädlinge

Trotz ihrer Robustheit sind Kastanienbäume anfällig für verschiedene Krankheiten und Schädlinge, die ihre Gesundheit beeinträchtigen können.

Kastanien-Miniermotte

Die Kastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) befällt hauptsächlich die Rosskastanie. Die Larven fressen Gänge in die Blätter, was zu braunen Flecken und vorzeitigem Blattfall führt. Bekämpfen Sie die Miniermotte, indem Sie das Falllaub im Herbst vollständig einsammeln und vernichten.

Bakterielles Rosskastanien-Sterben

Verursacht durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi, zeigt sich diese Krankheit durch blutende Stellen am Stamm. Starke Infektionen erfordern oft eine Fällung, um die Ausbreitung zu verhindern. Beschränken Sie Schnitte und desinfizieren Sie Werkzeuge, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Esskastanienrindenkrebs

Der Esskastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) befällt Esskastanien und erzeugt rötliche Pusteln an der Rinde. Entfernen Sie betroffene Stellen und desinfizieren Sie Werkzeuge.

Weitere Pilzerkrankungen

Dazu zählen unter anderem die Tintenkrankheit (Phytophthora cambivora), die durch Pilze an feuchten Standorten auftritt. Vermeiden Sie Staunässe und sorgen Sie für eine gute Drainage.

Maßnahmen zur Vorbeugung

Um Krankheiten und Schädlingen vorzubeugen:

  • Sammeln und vernichten Sie das Falllaub im Herbst.
  • Sorgen Sie für ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung.
  • Vermeiden Sie Staunässe durch geeignete Standortwahl.
  • Desinfizieren Sie Schnittwerkzeuge vor jeder Verwendung.
  • Führen Sie Schnitte nur bei kühlem, frostfreiem Wetter durch.

Diese Maßnahmen fördern die Gesundheit Ihrer Kastanienbäume und erhöhen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen.

Bilder: Marina BS / Shutterstock