Kastanie

Kastanie: Pflanzung, Pflege & Tipps für gesunde Bäume

Kastanienbäume beeindrucken durch ihren imposanten Wuchs und ihre schmackhaften Früchte. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen zu den botanischen Eigenschaften, den besten Standortbedingungen, der Pflanzung, Pflege und Vermehrung von Kastanien.

Steckbrief

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Pflanzenart
Baum oder Strauch
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Lebenszyklus
200 bis 600 Jahre
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Wuchs
Weit ausladende, hochgewölbte Krone, sympodiale Verzweigung
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Wuchshöhe
15 m bis 30 m
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Blütenfarbe
Gelblich-weiß (männliche Blüten), grünlich (weibliche Blüten)
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Blütezeit
Juni bis Juli (Edelkastanie), Juni bis August (Amerikanische Kastanie)
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Wuchs

Kastanien, auch als Edelkastanien (Castanea sativa) oder Maronen bekannt, werden als Bäume oder Sträucher bis zu 30 Meter hoch. Die sympodiale Verzweigung ist charakteristisch, wobei die Endknospe abstirbt und das Wachstum von einer Seitenknospe übernommen wird.

Diese Bäume entwickeln weit ausladende, hochgewölbte Kronen. In der Jugend wachsen Kastanien schnell und erreichen Trieblängen von über einem Meter jährlich. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich ihr Wachstum, während die Krone breiter wird und die Rinde von glatt und braun zu rau und rissig wechselt.

Kastanien sind langlebige Pfahlwurzler und können zwischen 200 und 600 Jahren alt werden. Besonders in forstwirtschaftlichen Kontexten erreicht die Edelkastanie ihre Hiebreife nach etwa 60 bis 120 Jahren. Verschiedene Arten weisen spezifische Höhen und Durchmesser auf: Die Edelkastanie erreicht 15 bis 30 Meter Höhe, die Chinesische Kastanie wächst bis zu 12 Meter hoch und bleibt oft strauchförmig, während die Amerikanische Kastanie bis zu 30 Meter hoch werden kann.

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Rinde

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Gefurchte Rinde einer Edelkastanie im Wald.
Foto: Dieter simon | Lizenz: Public domain | Quelle: Wikimedia

Die Rinde der Kastanien verändert sich deutlich im Laufe ihres Lebens. Junge Triebe haben eine glatte, rötlichbraune Rinde mit silbrig-grauem Reifbelag, der später verschwindet. Mit dem Alter wird die Rinde graubraun und beginnt aufzureißen, wobei sich eine dicke, gefurchte Borke bildet, die spiralig um den Stamm verläuft und meist linksdrehend ist.

Die Edelkastanie hat einen hohen Tanningehalt von 4 bis 12 % des Trockengewichts, was sie reich an Gerbstoffen und widerstandsfähig macht. Die Rinde der Chinesischen Kastanie ist besonders auffallend durch ihre Risse und weißen Streifen.

Blätter

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Blätter der Edelkastanie in Conques-en-Rouergue, Frankreich.
Foto: Krzysztof Golik | Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Quelle: Wikimedia

Die Laubblätter von Kastanien sind sommergrün und wechselständig angeordnet. Sie sind länglich-lanzettlich mit einem gesägten, oft stachelspitzigen Blattrand. Die Oberseite der Blätter ist dunkelgrün und glänzend, während die Unterseite heller und anfänglich leicht behaart ist.

Der Blattaustrieb erfolgt normalerweise Ende April bis Anfang Mai. Im Herbst zeigen die Blätter eine eindrucksvolle gelb-braune bis orangegelbe Färbung. Kastanienblätter enthalten Ascorbinsäure, Flavonoide und Gerbstoffe und werden traditionell bei Atemwegserkrankungen und Durchblutungsstörungen verwendet.

Blüte

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Blüte der Edelkastanie (Castanea sativa) im Sommer.
Foto: Naoneisig | Lizenz: Public domain | Quelle: Wikimedia

Kastanienarten sind einhäusig getrenntgeschlechtlich, wobei männliche und weibliche Blüten auf derselben Pflanze vorkommen. Die männlichen Blüten sind in langen, aufrechten Kätzchen angeordnet und gelblich-weiß. Die weiblichen Blüten sitzen unscheinbar und grünlich an der Basis der männlichen Blütenstände.

Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch den Wind, obwohl Insekten wie Bienen ebenfalls eine Rolle spielen können. Die spezifischen Blütezeiten variieren: Die Edelkastanie blüht von Juni bis Juli, die Amerikanische Kastanie von Juni bis August und die Japanische Kastanie ebenfalls von Juni bis Juli.

Welcher Standort ist geeignet?

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Süßkastanie (Castanea sativa) im Botanischen Garten Marburg, Hessen.
Foto: Willow | Lizenz: CC BY 2.5 | Quelle: Wikimedia

Kastanien bevorzugen sonnige bis halbschattige Standorte. Die Edelkastanie gedeiht besonders gut in warmen, sonnigen Lagen mit durchlässigen, leicht sauren Böden. Sie benötigt eine jährliche Niederschlagsmenge zwischen 600 und 1600 mm und eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8 bis 15 °C. Staunässe und kalkhaltige Böden sollten vermieden werden.

Junge Pflanzen sind spätfrostgefährdet und benötigen einen Winterschutz, insbesondere im Wurzelbereich. Achten Sie darauf, einen Standort mit ausreichend Platz für die Krone und die weitreichenden Wurzeln zu wählen.

Früchte

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Reife Kastanien in ihrem stacheligen Fruchtbecher kurz vor dem Fall.
Foto: Fir0002 | Lizenz: GFDL 1.2 | Quelle: Wikimedia

Die Früchte der Kastanie sind Nüsse, die in einem stacheligen Fruchtbecher sitzen. Zur Reifezeit im Oktober öffnet sich der Fruchtbecher und die glänzenden dunkelbraunen Nüsse fallen zu Boden. Maronen und Esskastanien unterscheiden sich in Größe und Form: Maronen sind kleiner und eiförmig, während Esskastanien größer und rundlich sind.

Die Nüsse sind reich an Kohlenhydraten, Zucker, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen. Sie wurden historisch getrocknet und als Mehlersatz verwendet und sind heute noch eine nahrhafte Zutat in der Küche.

Sorten & Arten

Es gibt zahlreiche Kastanien-Sorten, die an verschiedene Klimabedingungen angepasst sind. Hier einige beliebte Sorten:

  • ‚Doree de Lyon‘: Mittelgroße, aromatische Früchte, robust und winterhart.
  • ‚Asplenifolia‘: Duftende Blüten, winterhart, mittelgroße Früchte.
  • ‚Vincent van Gogh‘: Purpurroter Austrieb, aromatische Früchte.
  • ‚Marlhac‘: Hoher Ertrag, spätfrostgefährdet.
  • ‚Ecker 1‘: Selbstfruchtbar, mild-nussige Früchte.
  • ‚Bouche de Betizac‘: Widerstandsfähig, große Früchte.
  • ‚Brunella‘: Anspruchslos, pflegeleicht, aromatische Früchte.
  • ‚Annys Summer Red‘: Kleine, essbare Früchte.
  • ‚Großfruchtige von Lyon‘: Sehr große, aromatische Früchte.
  • ‚Marsol‘: Starkwüchsig, süße Früchte.
  • ‚Argenteovariegata‘ (syn. ‚Variegata‘): Winterhart und robust.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Ein gut vorbereiteter Boden ist entscheidend für das Gedeihen der Kastanien. Die Böden sollten durchlässig, humos und leicht sauer mit einem pH-Wert zwischen 4,5 und 6,0 sein. Staunässe und kalkhaltige Böden sollten vermieden werden. Der Boden sollte gut aufgelockert und mit Kompost angereichert werden.

Kastanie richtig pflanzen

Die Pflanzung erfolgt am besten im Frühjahr oder Herbst. Bereiten Sie den Boden gut vor und heben Sie ein Pflanzloch aus, das mindestens doppelt so groß wie der Wurzelballen ist. Setzen Sie den Baum so ein, dass der Wurzelballen auf Höhe des Bodenniveaus liegt. Nach dem Einpflanzen gründlich wässern und den Boden mit Rindenmulch bedecken.

Ein Mindestabstand von 10 Metern zu anderen Bäumen oder Gebäuden ist ideal. Schützen Sie junge Bäume vor Frost mit Winterschutzvlies (15,00€ bei Amazon*) und Mulch.

Kastanie richtig schneiden

Ein regelmäßiger Schnitt ist bei Kastanien nicht zwingend erforderlich, kann aber zur Erhaltung der Baumgesundheit und Form beitragen. Entfernen Sie abgestorbene oder kranke Äste und lichten Sie die Krone aus, um die Luftzirkulation zu verbessern. Schnittarbeiten sollten vorzugsweise im Winter bei Temperaturen unter 4 °C durchgeführt werden.

Krankheiten & Schädlinge

Kastanien können von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen werden, darunter der Kastanienrindenkrebs, die Tintenkrankheit, die Kastanienminiermotte, der Kastanienwickler und der Esskastanienbohrer.

Kastanienrindenkrebs

Dieser wird durch den Pilz Cryphonectria parasitica ausgelöst und befällt die Rinde, was zu Geschwüren und zum Absterben des Baumes führen kann.

Tintenkrankheit

Verursacht durch Pilze der Gattung Phytophthora, führt diese Krankheit zu einem tintenähnlichen Ausfluss an den Stämmen und letztendlich zum Absterben des Baumes.

Schädlinge

  • Kastanienminiermotte: Befällt die Blätter und schwächt den Baum.
  • Kastanienwickler: Larven bohren sich in die Früchte.
  • Esskastanienbohrer: Frisst das Innere der Maronen.
  • Gallwespe: Legt Eier in die Knospen und Blätter, was zu Gallenbildung führt.

Bekämpfung und Prävention

Betroffene Pflanzenteile sollten entfernt und im Hausmüll entsorgt werden. Biologische Pflanzenschutzmittel und mechanische Maßnahmen können ebenfalls hilfreich sein. Schaffen Sie optimale Standortbedingungen und verwenden Sie Pflanzenmaterial aus infektionsfreien Quellen.

Verwendung

Die Edelkastanie hat viele Verwendungsmöglichkeiten:

  • Kulinarisch: Die Früchte werden als Maronen verzehrt, roh, geröstet oder in verschiedenen Speisen.
  • Bienenweide: Die Blüten sind eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen.
  • Holz: Das Holz ist witterungsbeständig und wird für Möbel und Außenkonstruktionen verwendet.
  • Medizinisch: Blätter und Rinde haben antibiotische und antioxidative Eigenschaften und werden bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt.

Kastanie vermehren

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Reife Edelkastanien in ihrem stacheligen Fruchtbecher auf Herbstblättern.
Foto: böhringer friedrich | Lizenz: CC BY-SA 2.5 | Quelle: Wikimedia

Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat, vegetative Vermehrung oder Veredelung.

Aussaat

Sammeln Sie die Samen im Herbst und kühlen Sie sie über den Winter. Im Frühjahr in leicht saure Erde setzen.

Vegetative Vermehrung

Hierzu zählen Stecklinge, Anhäufeln, Ableger und In-vitro-Vermehrung.

Veredelung

Veredelte Bäume tragen schneller Früchte als aus Samen gezogene Exemplare.

Naturverjüngung

In geeigneten Standorten kann die Verjüngung durch Tiere wie Vögel und Nager erfolgen.

So kommt die Pflanze über den Winter

Junge Kastanien sind kälteempfindlich und sollten mit Winterschutzvlies, Laub oder Stroh geschützt werden. Der Boden sollte gemulcht werden. Ab dem dritten Jahr sind die Pflanzen in der Regel ausreichend widerstandsfähig.

Zusammengefasste Maßnahmen zur Überwinterung sind:

  • Winterschutzvlies um den Stamm wickeln.
  • Laub- oder Strohschicht um den Stamm legen.
  • Boden mit Mulch bedecken.

Mit diesen Maßnahmen stellen Sie sicher, dass Ihre jungen Kastanien gut durch den Winter kommen und kräftig weiterwachsen können.

Häufig gestellte Fragen

Wie wird die Esskastanie vegetativ vermehrt?

Die vegetative Vermehrung der Esskastanie erfolgt auf verschiedene Weise, darunter Stecklinge, Anhäufeln, Ableger und In-vitro-Vermehrung.

  • Stecklinge: Hierfür ist ein Glashaus notwendig, um optimale Bedingungen zu gewährleisten. Stecklinge müssen bei der Härtung und Auspflanzung im Freien sorgfältig behandelt werden.
  • Anhäufeln: Dabei wird die Mutterpflanze zurückgeschnitten und die neuen Triebe an der Basis mit Kupferdrähten angebunden und mit Erde bedeckt. Im Winter erfolgt ein Rückschnitt, und im Herbst des folgenden Jahres sind sie bewurzelt.
  • Ableger: Einjährige Triebe der Mutterpflanze werden flach in Rillen gelegt und ähnlich wie beim Anhäufeln behandelt. Nach etwa zwei Jahren haben sie Wurzeln gebildet.
  • In-vitro-Vermehrung: Hierbei wird das Teilungsgewebe (Meristem) aus den Knospen in einer Nährlösung zum Wachsen gebracht.

Wie beeinflusst der Klimawandel den Anbau von Esskastanien?

Durch ihre hohe Trockenheitsverträglichkeit wird die Esskastanie auch für nördlichere Regionen immer attraktiver. Besonders wintermilde Standorte mit sauren, nicht zu kalkreichen Böden bieten ein potentielles neues Zuhause für die wärmeliebende Edelkastanie. Dieser Aspekt macht sie auch für die Verjüngung von Nutzwäldern interessant.

Welche Besonderheiten gibt es bei der Fruktifikation der Edelkastanie?

Die Edelkastanie hat eine außergewöhnlich späte Blütezeit von Mitte Mai bis Juni und benötigt warme Temperaturen und Trockenheit für eine optimale Bestäubung. Sie blüht in auffälligen Büscheln von 25-30 cm langen, hellgelben Kätzchen. Auffällig ist, dass die männlichen und weiblichen Blüten zwar auf demselben Baum, aber zu unterschiedlichen Zeiten reifen, um Selbstbefruchtung zu verhindern. Die weiblichen Blüten haben bereits im frühen Stadium ein stacheliges Aussehen.

Warum kann die Edelkastanie durch Aussaat nicht sortenecht vermehrt werden?

Die Sämlinge der Edelkastanie variieren genetisch stark, daher wird diese Vermehrungsmethode nur zur Unterlage oder für Forstpflanzen verwendet. Für eine sortenechte Vermehrung nutzt man bevorzugt Veredelungstechniken, wie das Pfropfen, da diese Methode eine gleichbleibende Qualität der Früchte gewährleistet.

Bilder: Marcin Rogozinski / stock.adobe.com