Esskastanie

Esskastanien selber ziehen: So geht’s!

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Die Esskastanie, auch Marone genannt, lässt sich mit etwas Geduld und den richtigen Kenntnissen im eigenen Garten ziehen. Dieser Ratgeber bietet eine umfassende Anleitung von der Standortwahl und Aussaat bis hin zur Ernte und dem Umgang mit Schädlingen.

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Edelkastanien lassen sich recht einfach selber ziehen

Standortwahl für den Esskastanienbaum

Damit sich der Esskastanienbaum in Ihrem Garten wohlfühlt und gut gedeiht, ist die Wahl des richtigen Standortes entscheidend.

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Platzbedarf

Platzbedarf

Veredelte Esskastaniensorten sind ideal für kleinere Gärten

Esskastanienbäume können eine Höhe von 20 bis 30 Metern erreichen. Planen Sie daher ausreichend Platz ein und halten Sie einen Mindestabstand von 10 Metern zu anderen Bäumen oder Gebäuden. Für kleinere Gärten eignen sich veredelte Sorten, die lediglich 8 bis 10 Meter hoch werden.

Klima

Klima

Esskastanien entwickeln im Laufe der Jahre zunehmende Winterhärte

Diese Bäume bevorzugen ein warmes Klima mit mindestens sechs Monaten im Jahr über 10 °C. In den ersten 5-6 Lebensjahren sind sie zunächst spätfrostempfindlich, entwickeln aber mit der Zeit eine zunehmende Winterhärte.

Niederschlag

Während der Blütezeit im Juni sollte anhaltender Niederschlag vermieden werden. Insgesamt benötigt der Baum jedoch einen jährlichen Niederschlag von etwa 1.000 mm, um ausreichend mit Wasser versorgt zu sein.

Boden

Boden

Leicht saure Böden mit guter Drainage sind ideal für Esskastanien

  • Idealerweise ist der Boden für Esskastanien frisch, locker, tiefgründig und leicht sauer mit einem pH-Wert zwischen 5,0 und 6,5.
  • Staunässe sollte vermieden werden, daher sind leicht abfallende Wiesen mit guter Drainage empfehlenswert.
  • Der Kalkgehalt im Boden sollte nicht zu hoch sein. Lehmige oder zu kalkhaltige Substrate sind nicht geeignet.

Die Esskastanie gedeiht am besten an einem sonnigen bis halbschattigen, geschützten Standort. Auch in klimatisch herausfordernden Zeiten kann sie an Mittel- bis Weinbaugebiete angepasst werden. Eine sorgfältige Standortwahl optimiert die Wachstums- und Ertragsbedingungen und trägt zur langfristigen Gesundheit des Baumes bei.

Aussaat und Anzucht

Die Anzucht von Esskastanien beginnt mit der richtigen Vorbereitung. Dazu gehören die Auswahl der Samen, das Anlegen eines Saatbeets und die Berücksichtigung der Keimbedingungen.

Verwenden Sie für die Aussaat qualitativ hochwertiges Saatgut und säen Sie es direkt nach der Ernte aus. Beachten Sie dabei folgende Schritte:

  1. Saatbeetvorbereitung: Mischen Sie ein Drittel Torf, ein Drittel Erde und ein Drittel Kompost, um ein geeignetes Saatbeet anzulegen. Diese Mischung bietet eine nährstoffreiche und lockere Grundlage, die ideal für die Keimung und das Wachstum der jungen Pflanzen ist.
  2. Aussaat: Legen Sie die Samen mit der flachen Seite nach unten in einer Tiefe von 3 bis 5 cm in den Boden, um die optimale Entwicklung der Pfahlwurzel zu fördern. Auf einem Quadratmeter Saatbeet benötigen Sie 1.000 bis 1.500 Gramm Samen.
  3. Keimung: Nach etwa vier bis fünf Wochen keimen die Samen. Während dieser Zeit ist es wichtig, das Saatbeet regelmäßig zu kontrollieren und Unkraut sowie Schädlinge zu entfernen, um den jungen Pflanzen optimale Startbedingungen zu bieten.
  4. Verschulung: Nachdem die Esskastanie im ersten Jahr ihre Pfahlwurzel entwickelt hat, werden die jungen Pflanzen in der Regel verschult, um ihr weiteres Wachstum zu fördern. Die Größe der verkaufsfähigen Jungpflanzen variiert zwischen 15 und 30 cm bis hin zu 120 bis 150 cm.

Beobachten Sie die Wurzelentwicklung während der Anzucht und setzen Sie die Pflanzen rechtzeitig um, sobald die Wurzeln den Boden des Topfes oder Containers erreichen. So stellen Sie sicher, dass die Pfahlwurzel ungestört weiterwachsen kann und die Pflanzen eine starke Basis für ihr zukünftiges Wachstum entwickeln.

Bestäubung

Esskastanien sind einhäusig, das heißt, sie tragen sowohl männliche als auch weibliche Blüten auf demselben Baum. Die männlichen Blüten präsentieren sich in grünlich-weißen, bis zu 20 Zentimeter langen, aufrecht stehenden Ähren, während die weiblichen Blüten unscheinbar an der Basis dieser Ähren sitzen. Die Bestäubung erfolgt im Juni bis Anfang Juli hauptsächlich durch Wind und Insekten. Trotz der Möglichkeit der Selbstbestäubung sind Esskastanien selbstunfruchtbar. Das bedeutet, dass einzelne Bäume keine keimfähigen Früchte produzieren. Um eine erfolgreiche Bestäubung und somit einen Vollertrag zu erzielen, ist die Pflanzung von mindestens zwei verschiedenen Sorten unerlässlich.

Die stattliche Länge der männlichen Blüten und deren Anziehungskraft auf Bienen – eine wichtige Bienenweide – unterstützt die Befruchtung. Der daraus resultierende Edelkastanienhonig gilt als besondere Delikatesse. Um die Bestäubungseffizienz zu maximieren, ist die Verteilung von Bestäubern über eine Plantage, orientiert an Windrichtung und -stärke, empfehlenswert. In Anbetracht der Selbststerilität der Esskastanien ist die gezielte Auswahl und Platzierung von Bäumen für Gärtner und Landwirte, die eine reiche Ernte anstreben, von großer Bedeutung.

Fruchtqualität

Die Qualität der Früchte von Esskastanien, die aus Samen gezogen wurden, variiert stark und ist im Voraus nicht sicher vorhersehbar. Veredelte Pflanzen bieten hier eine zuverlässigere Alternative. Unterschiedliche Sorten bringen dabei diverse Vorzüge mit sich:

  • Fruchtgröße und Reifezeit: Sorten wie ‚Bouche de Betizac‘ sind bekannt für ihre großen Früchte und die frühe Reifezeit.
  • Wuchsform: Sorten wie ‚Brunella‘ zeichnen sich durch eine schöne, ausladende Krone aus, haben allerdings kleinere Früchte.
  • Resistenzen: Einige Sorten, insbesondere ‚Bouche de Betizac‘, zeigen Resistenzen gegenüber häufigen Krankheiten wie der Kastaniengallwespe.
  • Anbauwürdigkeit: Die Auswahl der richtigen Sorte kann auch abhängig von Kriterien wie Wuchsleistung, Holzeigenschaften und der Einfügung in heimische Waldgesellschaften entscheidend sein.

Für den Anbau im Garten werden früh tragende Sorten empfohlen, die bereits nach wenigen Jahren Früchte tragen. Beachten Sie, dass auch verbesserte Sorten eine zweite Esskastanie als Pollenspender benötigen, um eine erfolgreiche Bestäubung zu gewährleisten.

Ernte

Ernte

Schutz vor Stacheln und richtige Trocknung sichern die Kastanienernte

Nach etwa zehn Jahren des Wartens beginnt der Esskastanienbaum Früchte zu tragen. Die reifen Kastanien können im Oktober geerntet werden, wenn sie von selbst zu Boden fallen. Hier sind einige Tipps für eine erfolgreiche Ernte:

  • Die Früchte befinden sich in stacheligen Hüllen, den sogenannten Cupulas. Tragen Sie beim Aufsammeln Handschuhe, um sich vor den kleinen Widerhaken zu schützen.
  • Im professionellen Anbau werden häufig Netze unter den Bäumen ausgelegt, um die gefallenen Früchte aufzufangen. Diese Methode kann auch für den Hausgebrauch angepasst werden, um die Sammlung zu erleichtern.
  • Beim traditionellen Sammeln können Sie alternativ einen Stock verwenden, um die Früchte vorsichtig vom Baum zu lösen, falls sie nicht von selbst herunterfallen.
  • Befreien Sie die Esskastanien nach dem Sammeln aus ihren Hüllen und trocknen Sie sie anschließend, um ihre Haltbarkeit zu verlängern.

Diese Schritte helfen Ihnen dabei, die Ernte effizient zu gestalten und die Qualität der gesammelten Esskastanien zu sichern.

Schädlinge

Esskastanienbäume sind anfällig für Schädlinge, die sowohl die Blätter als auch die Früchte beeinträchtigen können. Um einen gesunden Baum zu fördern und die Ernte zu schützen, sind Kenntnisse über häufig auftretende Schädlinge und deren Bekämpfung unerlässlich.

  • Kastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus): Verursacht Gallen an den Blättern, was zu einem reduzierten Wachstum und einer verringerten Fruchtqualität führen kann. Ein Befall ist durch kugelförmige, grüne Gallen an den Blattunterseiten erkennbar.
  • Esskastanienbohrer (Curculio elephas): Die Larven dieser Käferart ernähren sich vom Inneren der Kastanien, was die Erntequalität erheblich mindert. Auffällig sind die kleinen Ausfluglöcher in den Nüssen. Betroffene Früchte können durch ein Wasserbad identifiziert werden: Wurmstichige Kastanien schwimmen obenauf.
  • Kastanienwickler (Cydia splendana): Die Larven dieser Schmetterlingsart befallen bevorzugt reife Früchte und hinterlassen ähnliche Schäden wie der Esskastanienbohrer. Die Prävention umfasst das Entfernen und Vernichten befallener Früchte.

Zur Bekämpfung der Kastaniengallwespe können befallene Pflanzenteile entfernt werden. Die wirksamste Methode ist jedoch die Verwendung von natürlichen Feinden der Gallwespe. Bei einem Befall durch den Esskastanienbohrer und Kastanienwickler bietet die rechtzeitige Ernte sowie das Einsammeln und Vernichten der befallenen Früchte eine effektive Maßnahme, um den Schädlingen entgegenzuwirken. Eine weitere wichtige Präventionsmaßnahme ist die korrekte Lagerung der Kastanien, um Pilzbefall und weitere Schäden zu vermeiden.

Bilder: Bildagentur Zoonar GmbH / Shutterstock