Esskastanien vermehren: Aussaat, Veredelung & Stecklinge
Esskastanien lassen sich auf verschiedene Arten vermehren. Dieser Artikel beleuchtet die Aussaat, die Veredelung und die Stecklingsvermehrung und gibt wertvolle Tipps für Hobbygärtner.
Esskastanien aussäen
Die Aussaat von Esskastanien ist eine natürliche und kostengünstige Methode, um neue Bäume zu ziehen. Dabei entstehen jedoch keine sortenreinen Nachkommen, was bedeutet, dass die zukünftigen Früchte in ihren Eigenschaften variieren. Von der Keimung bis zur ersten Ernte vergehen meist 15 bis 20 Jahre.
Vorbereitung der Kastanien
Gesammelte, reife und gesunde Esskastanien eignen sich am besten für die Aussaat. Es ist ratsam, die Kastanien mehrere Tage in kaltem Wasser einzuweichen, um beschädigte und nicht keimfähige Exemplare zu identifizieren. Nicht keimfähige Kastanien schwimmen an der Oberfläche und sollten entfernt werden.
Optimale Bedingungen zur Aussaat
Esskastanien benötigen eine Kälteperiode von mindestens zwei Monaten. Sie können die Kastanien entweder im Kühlschrank lagern oder im Garten vergraben. Anschließend sollten die Schalen der Kastanien angeritzt und die Samen 24 Stunden in Wasser eingeweicht werden, um die Keimung zu fördern.
Durchführung der Aussaat
Säen Sie die Kastanien im Frühling ein. Nutzen Sie eine lockere Substratmischung aus Erde und Sand und setzen Sie die Kastanien etwa 3 bis 5 cm tief in das Substrat, mit der flachen Seite nach unten.
Standort und Pflege
Stellen Sie die Saatbeete an einen hellen, warmen Ort und halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht, ohne Staunässe. Nach etwa drei bis fünf Wochen beginnen die Kastanien zu keimen. Eine fortgesetzte Unkraut- und Schädlingsbekämpfung sichert den Erfolg der Anzucht. Im ersten Jahr entwickeln die Sämlinge eine lange Pfahlwurzel, daher ist es ratsam, die Pflanzen im zweiten Jahr zu verschulen, um ungestörtes Wurzelwachstum zu gewährleisten.
Esskastanien durch Veredelung vermehren
Die Veredelung ist eine wichtige Methode, um Esskastanien sortenrein zu vermehren. Diese Methode gewährleistet die Übertragung gewünschter Eigenschaften wie Fruchtgröße und Geschmack vom Edelreis auf eine robuste Unterlage.
Auswahl der Unterlage
Für Esskastanienveredelungen empfehlen sich Sämlinge der Edelkastanie oder geprüfte Hybridunterlagen aufgrund ihrer Robustheit und Anpassungsfähigkeit. Die Unterlagen sollten gesund, kräftig und frei von Krankheiten sein. Achten Sie darauf, dass der Durchmesser von Unterlage und Edelreis an der Veredelungsstelle möglichst gleich ist.
Veredelungsmethoden
Zu den gängigen Methoden der Veredelung zählen die Kopulation und die Chip-Budding-Methode.
- Kopulation: Dabei werden Unterlage und Edelreis an jeweils einer Schnittfläche miteinander verbunden und fest umwickelt.
- Chip-Budding: Hierbei wird eine Knospe des Edelreises in eine entsprechende Öffnung an der Unterlage eingesetzt.
In beiden Fällen ist es wichtig, dass die Veredelungsstelle gut fixiert und vor Austrocknung geschützt wird. Dies erfolgt durch das Umwickeln mit Veredelungsband.
Durchführung der Veredelung
- Wählen Sie die Veredelungsstelle so aus, dass der Durchmesser von Unterlage und Edelreis möglichst gleich ist.
- Führen Sie einen schrägen Schnitt an der Unterlage und dem Edelreis durch (bei der Kopulation) oder schneiden Sie einen Chip der Edelknospe (bei Chip-Budding).
- Setzen Sie Edelreis und Unterlage präzise zusammen und fixieren Sie die Veredelungsstelle mit einem speziellen Band.
- Schützen Sie die veredelte Stelle vor Austrocknung, indem Sie diese eventuell mit einer Folie abdecken.
Pflege der veredelten Pflanzen
Nach der Veredelung sollten die Pflanzen an einem geschützten, halbschattigen Standort stehen. Halten Sie das Substrat stets gleichmäßig feucht, vermeiden Sie jedoch Staunässe. Entfernen Sie alle Triebe, die von der Unterlage austreiben, um die Nährstoffversorgung des Edelreises zu optimieren. Nach einigen Wochen sollte das Edelreis anwachsen und beginnen, auszutreiben.
Stecklingsvermehrung
Die Stecklingsvermehrung bietet Ihnen eine Möglichkeit, Esskastanien vegetativ zu vermehren. Diese Methode ist zwar anspruchsvoller als andere Vermehrungstechniken, kann jedoch bei richtiger Durchführung zu einer erfolgreichen Vermehrung führen.
Auswahl der Stecklinge
Schneiden Sie gesunde und kräftige Triebe im Spätwinter ab. Die Triebe sollten eine Länge von etwa 20-30 cm haben und mindestens drei bis vier schlafende Augen besitzen. Achten Sie darauf, dass die Schnittstelle schräg geschnitten wird, damit die Oberfläche für die Wurzelbildung vergrößert wird.
Vorbereitung und Einpflanzen
- Schneiden Sie die obere Triebspitze gerade ab.
- Tauchen Sie die untere Schnittstelle in Bewurzelungspulver ein, um die Wurzelbildung zu fördern.
- Bereiten Sie ein Substrat aus Torf (15,00€ bei Amazon*) und Sand vor, das leicht feucht, aber nicht nass sein sollte.
- Stecken Sie die Stecklinge zu etwa zwei Dritteln ihrer Länge in das Substrat.
- Stellen Sie sicher, dass die Triebe mit der Wuchsrichtung nach oben ausgerichtet sind.
Standort und Pflege
Platzieren Sie die eingetopften Stecklinge an einem hellen, frostfreien Ort. In einem Gewächshaus oder unter einer Folienabdeckung lässt sich eine gleichmäßige Luftfeuchtigkeit und Temperatur besser gewährleisten. Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht, ohne Staunässe zu verursachen. Kontrollieren Sie regelmäßig auf Schimmelbildung und lüften Sie bei Bedarf.
Überwinterung und Weiterkultivierung
Lassen Sie die Stecklinge über den Winter an einem geschützten Standort, der hell und frostfrei ist. Im Frühjahr, wenn die ersten Blätter erscheinen und sich die Triebe bewurzelt haben, können Sie die jungen Pflanzen langsam an die Außenbedingungen gewöhnen. Stellen Sie die Pflanzen zunächst für einige Stunden täglich an einen schattigen Platz im Freien und erhöhen Sie die Dauer allmählich, bis die Pflanzen vollständig an die Außenbedingungen angepasst sind.
Auspflanzen im Freien
Nach erfolgreicher Bewurzelung und Akklimatisierung können Sie die Stecklinge im nächsten Frühjahr in den Garten pflanzen. Suchen Sie einen geschützten Standort aus und achten Sie darauf, dass der Boden gut durchlässig und humusreich ist. Schützen Sie die jungen Pflanzen im ersten Winter mit einer Mulchschicht und gegebenenfalls mit Vlies vor starkem Frost.