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Gallwespen: Geheimnisvolle Insekten und ihre Lebensweise

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Gallwespen sind geheimnisvolle Insekten, deren Lebensweise den meisten Menschen verborgen bleibt. Die Insekten entwickeln sich in einer völlig geschützten Umgebung. Von außen sind diese Entwicklungsstätten als rundliche Gebilde auf den Unterseiten von Blättern erkennbar. Das Innenleben beherbergt spannende Geheimnisse.

Cynipidae
Die Gallwespe sieht recht unscheinbar aus, kann aber auch stechen
AUF EINEN BLICK
Was sind Gallwespen und sind sie schädlich?
Gallwespen sind harmlose Insekten, die Pflanzengallen, insbesondere auf Eichen und Rosen, verursachen. Durch das Ablegen ihrer Eier in Pflanzengewebe und die Absonderung von Hormonen entstehen Wucherungen, in denen ihre Larven leben. Eine Bekämpfung ist meist nicht notwendig, da sie den Pflanzen kaum Schaden zufügen.

Gallwespen im Überblick

Gallwespen stellen die Gattung Cynipidae innerhalb der Hautflügler dar. Weltweit gibt es mehr als 1.400 verschiedene Arten, die sich in ihrer Lebensweise ähneln. Das Produkt der Gallwespe ist der sogenannte Gallapfel. Dieser entsteht durch befruchtete Eier, die von weiblichen Tieren an der Blattunterseite abgelegt werden. Als Gallen werden Produkte unterschiedlicher Organismen bezeichnet, darunter Bakterien oder Milben.

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Weitere Formen von Gallen:

  • Markgallen
  • Umwallungsgallen
  • Haar- oder Filzgallen
  • Roll- oder Beutelgallen
  • Falten- oder Mantelgallen

Aussehen

Gallwespen werden zwischen einem und drei Millimeter lang. Sie sind unauffällig gezeichnet und überwiegend schwarz gefärbt. Die Männchen haben ein Fühlerglied mehr als Weibchen. In der seitlichen Ansicht ist der Vorderkörper meist sehr kurz und hoch, während das Hinterleibssegment rund bis oval geformt ist. Weibchen verschiedener Arten unterscheiden sich durch ihren Legestachel. Dieser kann fast körperlang oder sehr kurz sein.

Verwechslung

Gallwespen können leicht mit der Schwesternfamilie Figitidae verwechselt werden. Diese Hautflügler sollten unter dem Mikroskop betrachtet werden, damit sie eindeutig von den Gallwespen unterschieden werden können. Nur Gallwespen bilden die typischen Galläpfel. Figitidae-Arten parasitieren auf anderen Insekten.

  Cynipidae Figitidae
oberer Rumpfabschnitt mikroskopisch kleine Körnung, dadurch matt glänzend
Halsschild unauffällig zwei seitliche Kiele oder auffällige Platte
obere Hinterleibsplatte drittes Glied am längsten viertes Glied am längsten
Lebensweise überwiegend pflanzlich parasitisch

Gallwespe an Eichen

Gallwespen mögen Eichenblätter besonders gern. Auch wenn die Larven der Gallwespen nur geringfügig Schaden anrichten, wehrt sich die Eiche, indem sie Gerbstoffe produziert, die den Gallapfel bilden. Dieser Gallapfel enthält bis zu 60% Gerbsäure, die vor allem früher versetzt mit Eisesalzen zum Gerben von Leder und als Farbe verwendet wurde. Noch heute wird diese sogenannte Eisengallustinte zum Unterzeichnen von Staatsverträgen genutzt.

gallwespe

Galläpfel sind eine krankhafte Auswucherung des Baumes, um sich vor der Larve der Gallwespe zu schützen

Schädlich oder nützlich?

Bei den meisten Pflanzen verursachen Pflanzengallen, die durch Gallwespen hervorgerufen werden, keinen nennenswerten Schaden. Die in Deutschland häufig betroffenen Eichen regenerieren sich sehr schnell von einem Befall. Während eine nicht heimische Art als Schädling in Frage kommt, sind manche Arten sogar nützlich.

Gallwespen richten keinen Schaden an und müssen auch nicht bekämpft werden. Seien Sie aber wachsam, wenn Sie eine Edelkastanie im Garten pflegen.

Schädling

Weltweit gilt die Japanische Esskastanien-Gallwespe als der gefährlichste Schädling, der an der Esskastanie auftreten kann. Wenn das Gehölz stark befallen ist, entwickelt es weniger Blüten und die Ernte fällt geringer aus. Seit 2002 wurden einzelne Beobachtungen in Mitteleuropa gemacht. In Deutschland tritt die Art seit 2013 auf. Hier sind Funde aus Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen belegt.

Nützling

Es gibt wenige Gallwespen, die parasitisch von anderen Insekten leben. Die Larven dieser Arten haben meist mehrere kleine Zähne oder Schneidekanten und erweisen sich als nützliche Schädlingsbekämpfer. Es gibt Gallwespen, die als natürliche Feinde des Apfelwicklers gelten. Der Apfelwickler befällt Birnen und vermindert die Ernte.

Gallwespen bekämpfen?

Auch wenn die Blätter einer Pflanze teilweise stark mit Gallen übersät sind, so entsteht durch Gallwespen kein nennenswerter Schaden. Daher müssen Sie die Insekten nicht bekämpfen. Wenn Sie die Wucherungen als störend empfinden, können Sie Triebe und Blätter mit einer scharfen Schere abschneiden und entsorgen.

Lediglich bei der Esskastanie sollten Sie Pflanzengallen etwas genauer untersuchen. Wenn die Japanische Esskastanien-Gallwespe für die Wucherungen verantwortlich ist, sollten Sie den Befall melden. Die Wirkung von Bekämpfungsmaßnahmen wird noch erforscht. Über ihre Effektivität liegen kaum Ergebnisse vor. Eine mechanische Bekämpfung ist im frühen Stadium empfehlenswert.

Tipp

Fördern Sie natürliche Gegenspieler, die es auf die Insekten abgesehen haben. Zu den Feinden gehören Schlupf- und Erzwespen. Es kann sich als wirksam erweisen, wenn Sie die Erde kalken oder Präparate mit Paraffinöl ausbringen.

Entwicklung und Lebensweise

Weibchen legen ihre Eier an sorgfältig ausgewählten Stellen ab. Sie orientieren sich am Entwicklungsstadium der Blätter, damit ihre Larven optimal versorgt sind. Die Gallen können auch an Blüten und Knospen, Zweigen und Stängeln oder an den Wurzeln entstehen. Larven verpuppen sich innerhalb der Gallen. Das erwachsene Insekt frisst mit den Mundwerkzeugen ein kreisförmiges Loch in die Hülle und befreit sich auf diese Weise.

Galle

Gallwespen lösen bei der Ablage ihrer Eier eine Wucherung im Blattgewebe aus. Weibchen geben über ihren Legebohrer hormonell wirkende Stoffe ab, sodass die Wachstumsprogramme der Pflanze modifiziert werden. Es entsteht eine Galle, in der sich jeweils eine Larve entwickelt. Die Insekten ernähren sich rein pflanzlich.

Jede Galle ist artspezifisch geformt und besteht aus einer harten Hülle und einem weichen Innengewebe. In der Pflanzengalle können unterschiedlich viele Kammern ausgebildet sein, in denen jeweils eine Larve lebt und das pflanzliche Gewebe frisst. Sie sorgt nach ihrem Schlüpfen dafür, dass sich die Galle stetig weiterentwickelt.

gallwespe

Die Larve in der Galle ernährt sich zwar vom Blattgewebe, aber der Schaden ist eher gering

Wo leben Gallwespen?

Gallwespen sind an bestimmte Klimazonen gebunden, wobei viele Arten mittlerweile in der ganzen Welt verschleppt wurden. Sie haben sich auf Wirtspflanzen spezialisiert und können ohne diese nicht fortbestehen. In Deutschland zeigen die heimischen Arten eine sehr spezialisierte Lebensweise.

Verbreitung

Gallwespen leben in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel. Die Mehrzahl aller Gattungen und Arten ist in der mediterranen Region und rund um das Schwarze Meer verbreitet. In den Tropen gibt es keine Gallwespen. Einige Arten konnten sich bis in südliche Gebirgsregionen ausbreiten. Im Süden Amerikas und Afrikas wurden bisher nur vier Gattungen beschrieben. In den nördlichen Teilen Mitteleuropas kommen etwa 100 Arten vor.

Wirtspflanzen

Gallwespen entwickeln sich an Zweikeimblättrigen. Weltweit existiert nur eine Art, die ihre Eier auf einer einkeimblättrigen Pflanze ablegt. Viele Arten haben sich auf bestimmte Pflanzenarten oder Gattungen spezialisiert. Die ursprünglichen Arten kommen an Mohngewächsen, Korb- und Lippenblütlern vor. Eine Entwicklungslinie hat sich auf Rosengewächse spezialisiert. Es gibt Gallwespen, die ausschließlich auf Eichen vorkommen. Wenige Arten besiedeln auch andere Laubbäume wie Ahorn, Buche oder Weiden.

  • Eiche: Gemeine Eichengallwespe und Eichenlinsengallwespe
  • Rose: Gemeine Rosengallwespe
  • Kastanie: Japanische Esskastanien-Gallwespe,
  • Stechwinde: Diastrophus smilacis, nordamerikanische Art
gallwespe

Auch Rosen können der Gallwespe zum Opfer fallen

Arten und Gallen

In Deutschland kommen hauptsächlich Arten vor, die als Gallbildner an Eichen auftreten. Die Gemeine Eichengallwespe ist die bekannteste Art, die charakteristische Gallen an der Unterseite der Eichenblätter verursacht. Sie färben sich im Herbst, kurz bevor die Insekten schlüpfen, rötlich.

Eichenlinsengallwespen entwickeln helle Gallen auf der Blattunterseite, die linsenförmig angeordnet sind. Auffällig sind die Pflanzengallen der Art Cynips longiventris, die sich durch ihre kugelförmige Gestalt und unregelmäßig roten Streifen auszeichnen. Bis zu vier Zentimeter groß werden die Gallen der Schwammgallwespe, die als Kartoffelgalle oder Eichapfel bezeichnet werden.

An Rosen treten oft Gallen der Gemeinen Rosengallwespe auf. Diese werden als Schlafapfel, Rosenapfel oder Bedeguar bezeichnet und befinden sich an den Sprossenden von Rosen. Sie können einen Durchmesser bis fünf Zentimeter erreichen und entwickeln lange haarartige Auswüchse. Die Innenräume sind von mehreren Gängen durchzogen, in denen jeweils eine Larve lebt.

Sind Gallwespen gefährlich?

Gallwespen sind für Mensch und Haustier völlig ungefährlich. Die Insekten können nicht stechen, auch wenn der Legebohrer der Weibchen im ausgefahrenen Zustand angsteinflößend wirkt. Dieser dient ausschließlich dazu, in pflanzliches Gewebe einzudringen und dort die Eier abzulegen. Die Ernährungsweise der Insekten ist überwiegend pflanzlich, wodurch Gallwespen eine Ausnahme innerhalb der Teilordnung der Legimmen darstellen. Die Mehrzahl dieser Hautflügler lebt parasitisch und legt ihre Eier in tierische Organismen.

Häufig gestellte Fragen

Wo treten Gallwespen auf?

Die heimischen Arten kommen überwiegend an Eichen vor. Sie sind verantwortlich für die Wucherungen auf den Blattunterseiten. Es gibt auch Gallwespen, die sich auf Rosen spezialisiert haben. Diese Arten kommen bevorzugt an Wildrosen vor, wo sie ihre Eier in das Gewebe der Triebspitzen ablegen.

Wie leben Gallwespen?

Die weiblichen Insekten legen ihre Eier mit Hilfe eines Legebohrers in pflanzliches Gewebe ab. Abgesonderte Hormone sorgen dafür, dass das Gewebe wuchert. Dadurch bildet sich eine kugelförmige Ausstülpung, die von einer harten Hülle geschützt wird. Die Larven leben im Inneren der Pflanzengalle und ernähren sich von dem Gewebe, bis sie sich verpuppen.

Muss ich Gallwespen bekämpfen?

Eine Bekämpfung ist in der Regel nicht notwendig, da die Pflanzen kaum Schaden davon tragen. Selbst wenn ein Gehölz massenhaft Gallen aufweist, müssen Sie sich keine Sorgen und die Vitalität der Pflanze machen. Lediglich die Esskastanie kann durch Gallwespen stark geschädigt werden, sodass die Ernte schwächer ausfällt. Verantwortlich für dieses Schadbild ist eine eingeschleppte Art, die ursprünglich nicht in Mitteleuropa vorkommt. Vorsicht ist auch geboten, wenn die Pflanzengallen nicht durch Gallwespen hervorgerufen werden.

Können Gallwespen stechen?

Diese Insekten sind nicht in der Lage zu stechen. Sie haben nichts mit den eigentlichen Wespen zu tun und sind für den Menschen völlig harmlos. Gallwespen haben keine speziellen Abwehrmechanismen entwickelt, die für Mensch oder Haustier gefährlich werden könnten.

Stammen alle Gallen von der Gallwespe?

Es gibt verschiedene Organismen, die Pflanzengallen verursachen können. Neben den Gallwespen kommen auch Bakterien, Pilze, Nematoden und Milben als Gallenbildner in Frage. Es gibt zudem andere Insekten, die ebenfalls für Wucherungen an Pflanzen sorgen. Wenn Sie eine Galle finden, sollten Sie diese identifizieren und die Art bestimmen.