Maulwürfe & ihre Lebensweise: Faszinierende Fakten & Details
Der Maulwurf: Ein unscheinbarer Gartenbewohner, der oft für seine Grabetätigkeit und die charakteristischen Erdhügel bekannt ist. Doch hinter seinem samtigen Fell verbirgt sich ein faszinierendes Lebewesen mit erstaunlichen Anpassungen an das Leben unter der Erde.
Körperbau und Aussehen
Der Maulwurf besitzt einen zylindrischen Körper, der ideal für das Leben im Untergrund ist. Mit einer Länge von etwa 10 bis 16 cm und einem Gewicht zwischen 65 und 150 Gramm variieren Größe und Gewicht je nach Exemplar und Geschlecht. Seine schaufelartigen Vordergliedmaßen dienen als effektive Grabwerkzeuge. Diese kräftigen Hände besitzen fünf Zehen, die von einem zusätzlichen Sesambein verstärkt werden. Die Innenflächen sind nach außen gerichtet, sodass der Maulwurf die Erde effizient nach oben schieben kann.
Der Kopf des Maulwurfs ist spindelförmig verlängert und trägt zur zügigen Fortbewegung durch enge Tunnel bei. Eine lange und bewegliche Schnauze hilft bei der Nahrungssuche. Die Augen des Maulwurfs sind winzig und stark zurückgebildet, und äußere Ohrmuscheln fehlen ganz. Stattdessen sind Ohren und Augen in Hautfalten verborgen, sodass sie vor Verletzungen in den engen unterirdischen Gängen geschützt sind.
Besonders auffällig ist sein samtiges, schwarzes Fell, dessen Haare in alle Richtungen biegbar sind. Dies ermöglicht eine problemlose Fortbewegung vorwärts und rückwärts durch die Tunnel ohne Verheddern. Er besitzt zudem eine Vielzahl von Tasthaaren an der Schnauze und dem kurzen Schwanz. Diese Vibrissen helfen ihm dabei, durch Vibrationen und Berührungen seine Umgebung zu erkunden und effektiv in seinem Bau zu navigieren.
Sinne und Fähigkeiten
Trotz seines eingeschränkten Sehsinns, der ihm ermöglicht, Hell-Dunkel-Schattierungen zu erkennen, ist der Maulwurf nicht blind. Er verlässt sich hauptsächlich auf seine hochentwickelten Tastsinne. Besonders empfindliche Tasthaare an seiner Schnauze und seinem Schwanz, die sogenannten Vibrissen, helfen ihm bei der Navigation durch enge Tunnel und bei der Nahrungssuche. Ein einzigartiges Sinnesorgan des Maulwurfs ist das Eimersche Organ an seiner Schnauze, das ihm ermöglicht, selbst geringste Vibrationen und Bewegungen im Boden wahrzunehmen.
Der Maulwurf verfügt außerdem über ein exzellentes Gehör. Obwohl seine Ohren äußerlich nicht sichtbar sind, ermöglicht ihm sein fein abgestimmtes Gehör, Geräusche und Erschütterungen präzise zu orten. Ergänzt wird dies durch einen starken Geruchssinn, der ihm hilft, Beutetiere und andere wichtige Gerüche im Boden zu erschnuppern.
Das Tunnelsystem
Der Maulwurf gestaltet seinen Lebensraum unter der Erde als ein verzweigtes Netzwerk von Tunneln und Kammern. Diese Tunnel sind beeindruckende Bauwerke, die verschiedene Funktionen für das Überleben des Maulwurfs erfüllen.
Struktur und Umfang
Die Tunnel können eine Gesamtlänge von bis zu 200 Metern erreichen und erstrecken sich in einer Tiefe von etwa 10 bis 70 Zentimetern unter der Erdoberfläche. In Trockenperioden oder im Winter werden die Gänge tiefer angelegt, um feuchtere und wärmere Schichten zu erreichen. Die Tunnel umfassen verschiedene Kammern, die spezielle Funktionen erfüllen:
- Schlafkammer: Eine gut ausgepolsterte Kammer dient als Schlafplatz.
- Vorratskammer: Diese Kammer dient zur Lagerung lebender Beutetiere, insbesondere Regenwürmer.
- Nestkammer: Hier zieht das Weibchen seine Jungen groß.
Funktion der Tunnel
Die Haupttunnel dienen als Jagdstrecken, die auch als „Wurmfallen“ fungieren, da sich Regenwürmer und andere Beutetiere dort sammeln und vom Maulwurf leicht gefangen werden können.
Maulwurfshügel und Belüftung
Die charakteristischen Maulwurfshügel entstehen durch den Aushub von Erde, die an die Oberfläche gedrückt wird, um Platz in den Gängen zu schaffen. Diese Hügel sind nicht nur Spuren der Grabtätigkeit, sondern tragen auch zur Belüftung des Tunnelsystems bei. Alle fünf bis sieben Meter befinden sich Belüftungsschächte, die für den notwendigen Sauerstoffaustausch sorgen.
Grabaktivitäten
Maulwürfe zeigen eine hohe Grabgeschwindigkeit und können in kurzer Zeit beachtliche Strecken von mehreren Dutzend Metern graben. Dabei bewegen sie mehrere Kilogramm Erde, die als Hügel an der Oberfläche sichtbar werden. Durch diese effizienten und gut durchdachten Bauwerke ist der Maulwurf optimal an sein unterirdisches Leben angepasst.
Ernährung
Der Maulwurf ist ein Fleischfresser, der sich hauptsächlich von Regenwürmern ernährt, die etwa 90 % seiner Nahrung ausmachen. Auch andere Bodentiere wie Insektenlarven, Käfer und kleinere Wirbeltiere stehen auf seinem Speiseplan. Ein besonderer Leckerbissen sind die Larven von Maikäfer, Dickmaulrüssler und Wiesenschnake.
Täglich benötigt ein Maulwurf etwa 70 bis 90 % seines Körpergewichts an Nahrung. Aufgrund seines hohen Stoffwechsels und der energieaufwendigen Fortbewegung unter der Erde ist er beinahe ständig auf Nahrungssuche. Um in kargen Zeiten wie den Wintermonaten zu überleben, legt der Maulwurf Vorräte in seinen Tunnelsystemen an, in denen er lebende, aber bewegungsunfähige Regenwürmer aufbewahrt.
Ein wichtiger Aspekt der Maulwurfsernährung ist die Deckung seines Flüssigkeitsbedarfs fast ausschließlich über die Nahrung, weshalb er selten zusätzlich Wasser zu sich nehmen muss.
Lebensweise
Der Maulwurf ist ein Einzelgänger und teilt sein Revier nur während der Paarungszeit. Er lebt sowohl tagsüber als auch nachts aktiv, wobei er zwischen vier- bis fünfstündigen Wach- und Ruhephasen wechselt. Im Winter graben Maulwürfe ihre Gänge tiefer, um frostfreien Boden zu erreichen und lagern Vorräte für die kältere Jahreszeit.
Maulwürfe zeigen ein Verhalten ähnlich einem Schichtarbeiter: Sie wechseln regelmäßig zwischen Graben, Jagen und Ruhen. Obwohl die Tiere als Einzelgänger gelten, haben sie erstaunliche Schwimmfähigkeiten und nutzen diese selten, da sie den Kontakt mit Wasser generell meiden.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung erfolgt hauptsächlich im Frühjahr. Während der Paarungszeit verlassen die Männchen ihre Territorien auf der Suche nach Weibchen. Nach einer Tragzeit von etwa vier Wochen bringt das Weibchen zwei bis fünf Jungtiere zur Welt, die zunächst blind und nackt sind. Die Mutter sorgt allein für die Aufzucht, und nach etwa vier Wochen beginnen die Jungen, Fell zu entwickeln und ihre Augen zu öffnen.
Nach sechs bis zehn Wochen verlassen die Jungtiere das mütterliche Revier und suchen sich ein eigenes Territorium, wobei sie oberirdisch wandern und vielen Gefahren ausgesetzt sind. Die Geschlechtsreife erreichen sie im folgenden Jahr.
Feinde und Bedrohungen
Maulwürfe stehen vielen natürlichen Gefahren gegenüber, darunter Raubvögel wie Eulen und Greifvögel sowie Raubsäuger wie Füchse und Marder. Besonders junge Maulwürfe sind gefährdet, wenn sie die sichere Erde verlassen.
Auch Umweltbedingungen wie starke Regenfälle und lang anhaltende Kälteperioden stellen eine Bedrohung dar. Der Mensch ist jedoch die größte Gefahr: Landwirtschaftliche Praktiken, Flächenversiegelung und illegale Jagd beeinträchtigen ihren Lebensraum erheblich. Maulwürfe stehen in vielen Ländern unter Naturschutz, und es sollten tierfreundliche Vertreibungsmethoden angewendet werden.
Bedeutung für das Ökosystem
Maulwürfe tragen wesentlich zur Bodenökologie bei. Ihre Grabetätigkeit sorgt für die Belüftung und Drainage des Bodens, was das Pflanzenwachstum fördert. Durch die Durchmischung der Bodenschichten tragen sie zur Bodenbildung bei und schaffen Lebensräume für andere Tierarten, die ihre verlassenen Gänge nutzen. Damit leisten Maulwürfe einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und fördern die Gesundheit von Ökosystemen.