Unkraut

Essig gegen Unkraut: Effektiv oder schädlich für den Garten?

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Essig und Salz sind bekannte Hausmittel, mit denen sich Unkraut recht effektiv aus dem Garten, aber auch von Gehwegen und anderen Flächen vertreiben lässt. Auch wenn jeder diese Mittel im Haushalt nutzt, ist ihre Anwendung doch nicht unproblematisch.

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Essig ist keine schonende Variante für die Unkrautbekämpfung
AUF EINEN BLICK
Kann man Essig gegen Unkraut einsetzen?
Essig kann Unkraut aufgrund seiner Säure schädigen, ist jedoch für die Umwelt und benachbarte Pflanzen problematisch. Es sollte nur in geringer Konzentration und begrenzt angewendet werden. Alternativ bieten sich umweltfreundlichere Methoden wie Jäten, Mulchen oder Abflammen an.

„Ein Unkraut ist nichts anderes als eine ungeliebte Blume.“ (Ella Wheeler Wilcox, amerikanische Schriftstellerin)

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Essig – ein natürlicher Unkrautvernichter?

Eine Flasche Apfelessig oder Essigessenz hat wahrscheinlich fast jeder zu Hause stehen, schließlich ist die Säure sowohl in der Küche als auch im Haushalt sehr vielseitig einsetzbar. Man würzt damit nicht nur Speisen, sondern entfernt Kalkablagerungen aus Wasserkocher und Bad und kann sogar damit putzen – was wiederum teure chemische Reiniger komplett überflüssig macht.

Auch in Hof und Garten soll das alte Hausmittel gute Dienste bei der Entfernung von Unkraut machen und dabei auch noch die Umwelt schonen. Doch stimmt das wirklich? Hilft Essig tatsächlich gegen Unkraut? Ob und was an diesem Tipp dran ist – und warum Sie Ihren Beeten besser nicht mit Essig zu Leibe rücken – erläutern wir Ihnen in diesem Artikel.

Wirkungsweise

Damit Pflanzen gesund wachsen, muss der Säure-Basen-Wert – der so genannte pH-Wert – im Gleichgewicht sein. Da Essig eine Säure ist, versäuert er den Boden und schädigt die Zellmembranen der Pflanzen. Deshalb ist der Haushaltshelfer im Garten nicht ganz ungefährlich, so lange Sie ihn unverdünnt und in hoher Konzentration anwenden.

Ein kleiner Schuss Essig auf einer Kanne Gießwasser hingegen lässt den pH-Wert nur geringfügig sinken und hat keine negativen Auswirkungen auf Unkraut und andere Pflanzen. Sie können auf diese Weise jedoch hartes Wasser weicher machen und Kalk – im Gießwasser nicht immer erwünscht – neutralisieren. Für diesen Zweck ist Essig tatsächlich ratsam, als Unkrautvernichter jedoch weniger.

Gelangt hochkonzentrierter Essig in den Boden, verätzt er nicht nur die Wurzeln der Unkräuter. Auch benachbarte Nutzpflanzen sind betroffen, so dass beide kein Wasser mehr aufnehmen können und in der Folge vertrocknen. Zudem versäuert der Boden bei der Anwendung von Essig, weshalb Sie dem Absinken des pH-Werts mit regelmäßigen Kalkgaben entgegenwirken müssen. All diese Nebenwirkungen untersagen einen Einsatz des Mittels beispielsweise im Gemüsebeet oder in den Blumenrabatten – beides müssten Sie anschließend zusammen mit dem Unkraut entsorgen.

Unkraut mit Essig bekämpfen

Essig schadet Unkraut und allem anderen, was im Boden lebt

Diese Vorteile hat Essig gegen Unkraut

Viele Hobbygärtner geben alten Hausmitteln wie Essig und Salz den Vorzug, da diese vermeintlich umweltfreundlicher als chemische Unkrautvernichtungsmittel sind. Außerdem sind im Handel für viel Geld diverse Marken auf Essigbasis erhältlich, weshalb die Essigessenz schon allein aus Kostengründen eine gute Alternative zu sein scheint – schließlich ist doch die Wirkung der Handelsprodukte dieselbe. Essig erscheint also auf den ersten Blick als:

  • wirksam gegen Unkraut
  • kostengünstig
  • einfach anzuwenden
  • für Kinder und Tiere ungefährlich

Die Nachteile sprechen gegen eine Anwendung

Keine Frage, die Vorteile des Essigs überzeugen erst einmal. Allerdings besitzt die Säure auch eine ganze Reihe von Nachteilen, die gegen eine Verwendung sprechen. Das wichtigste Gegenargument ist dabei die Säure, denn diese gelangt durch den Boden ins Grundwasser und zerstört überall das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen. Um Essig effektiv gegen Unkraut anzuwenden, müssten Sie schon größere Mengen ausbringen – und die haben immer negative Auswirkungen auf die Umwelt. Weitere Nachteile sind:

  • Wirkung hält nicht lange an
  • Unkräuter werden oft nur oberflächlich, nicht aber an der Wurzel gepackt
  • treiben deshalb immer wieder aus
  • deshalb muss die Anwendung ebenfalls wiederholt werden
  • Schädigung nicht nur der Unkräuter
  • auch benachbarte (Nutz)pflanzen sind betroffen und gehen ein

Tipp

Die hier beschriebenen Wirkungen und Nachteile gelten natürlich auch für zertifizierte Unkrautvernichtungsmittel auf Essigbasis aus dem Fachhandel. Zwar wird des Öfteren geraten, diese anstelle des Haushaltsessigs zu verwenden, schließlich seien sie geprüft und damit sicher, doch das ist Augenwischerei.

Ist Essig als Unkrautvernichtungsmittel im Garten erlaubt?

Zumal die Verwendung von Essig im Garten – ganz besonders in der Verbindung mit Salz – auch aus rechtlichen Gründen eine heikle Angelegenheit darstellt.

Lange Zeit galten Essig und auch Essigessenz als Pflanzenschutzmittel, sofern sie gegen Unkraut und andere Pflanzen eingesetzt wurden. Aus diesem Grund war ihre Nutzung auf gepflasterten und anderweitig versiegelten Flächen verboten. Seitdem das Oberlandesgericht Oldenburg diese Einstufung in einem Urteil von 2017 einkassiert hat, gilt Essig nicht mehr als Herbizid – also als Pflanzenschutzmittel, darf aber trotzdem nicht unbegrenzt im privaten Bereich genutzt werden.

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Essig ist ein umweltschädliches Pestizid

Sowohl die Landwirtschaftskammern als auch die Umweltschutzämter halten an einem Verbot von der Anwendung von Essig zur Unkrautvernichtung insbesondere auf Nichtkulturlandflächen (Terrassen, Garagenauffahrten, Parkplätze etc.) fest und begründen dies mit einem Verstoß gegen § 3 des Pflanzenschutzgesetzes – einem „Verstoß gegen die gute fachliche Praxis“. Ein solcher kann bei Ahndung mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 175 EUR belegt werden.

Dabei handelt es sich nicht um unlogische Schikane, sondern hat handfeste Gründe: Essig ist nur in geringen Mengen biologisch abbaubar und landet schnell im Grundwasser. Das jedoch ist von den Klärwerken nicht erwünscht, da sich Essigreste nicht herausfiltern lassen und zudem den pH-Wert des Wasser nachhaltig verändern.

Anwendung

Angesichts der geltenden Rechtslage sollte Essig niemals auf gepflasterten und anderweitig versiegelten Flächen angewendet werden. Auch im Gemüsebeet hat das Mittel nichts verloren, schließlich wollen Sie Ihre Ernte anschließend noch essen. Im Allgemeinen prüfen Sie vor jeder Anwendung, ob es nicht noch ein besseres Mittel ohne unerwünschte Nebenwirkungen gibt – ein paar davon finden Sie übersichtlich dargestellt in der Tabelle weiter unten im Text. Bleibt jedoch keine Alternative zu Essig, wenden Sie das alte Hausmittel wie in diesem Kapitel beschrieben an.

Essig oder Essigessenz?

Im Supermarkt bekommen Sie verschiedene Arten von Essig, die jeweils eine unterschiedliche Konzentration aufweisen. Herkömmlicher Speiseessig enthält beispielsweise bis zu sechs Prozent Essigsäure, während Essigessenz mit einem Gehalt von bis zu 25 Prozent erheblich konzentrierter ist. Diese konzentrierte Essigsäure kann bei unsachgemäßem Umgang zu Verätzungen führen – und zwar nicht nur an Pflanzen, sondern auch an Ihrer Haut. Daher sollten Sie im Falle einer Verwendung die folgenden Sicherheitshinweise unbedingt beachten:

  • insbesondere beim Sprühen geschlossenen Augenschutz tragen
  • verwenden Sie Schutzhandschuhe aus Nitril oder einem anderen resistentem Material
  • niemals in geschlossenen Räumen verwenden, immer für gute Belüftung sorgen
  • niemals den Sprühnebel einatmen, sonst könnten Verätzungen an den Atemwegsorganen folgen
  • nicht bei windigem Wetter sprühen
  • im Falle eines Kontaktes die betroffene Körperpartie sofort gründlich mit Wasser spülen
  • gegebenenfalls einen Arzt aufsuchen (etwa, wenn Essigessenz in die Augen gerät)

Erheblich milder ist Apfelessig, der ebenfalls für die Unkrautentfernung im Garten genommen werden kann. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Essigsorte weniger umweltschädlich ist.

Mischungsverhältnis

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Essig sollte niemals unverdünnt angewendet werden

Sie sollten Essig nicht öfter als zwei Mal im Jahr verwenden und auch nur in einer Konzentration von 100 Milliliter Speiseessig auf einem bis zwei Litern Wasser. Diese Menge ist zugleich die Höchstmenge, die pro Quadratmeter Fläche ausgebracht werden darf. Übrigens wirkt der selbst angemischte Unkrautvernichter besser, wenn Sie ihn vor der Verwendung aufkochen und heiß über das Unkraut gießen. Auf diese Weise kombinieren Sie die Wirkung der Essigsäure mit der thermischen. Fügen Sie der Mischung zudem noch einige Spritzer Spülmittel hinzu, damit die Essigmischung nicht einfach an den Blättern abperlt.

Bester Zeitpunkt

Bringen Sie den Essig am besten bei sonnigem und trockenem Wetter aus, denn Regen würde das Mittel von den Blättern einfach wieder abwaschen. Außerdem verstärkt und beschleunigt die Sonne die Wirkung auf das zu beseitigende Unkraut. Das können Sie sehr schön bei einem direkten Vergleich zwischen an sonnigen und an schattigeren Standorten wachsenden Unkräutern beobachten: Bei Schattenpflanzen dauert es immer einige Tage länger, bis die Blätter gelb werden und schließlich vertrocknen.

Übrigens lässt sich Essig gut einsparen, indem Sie die oberirdischen Teile größerer Pflanzen abschneiden und einfach die Reste mit der Lösung begießen. Auf diese Weise benötigen Sie viel weniger des Mittels und schonen somit die Umwelt.

Hinweise zum Ausbringen von Essig gegen Unkraut

Bei der Anwendung des Essigs sind zudem die folgenden Hinweise hilfreich:

  • nur aus kurzer Entfernung aufsprühen
  • am besten gezielt mit einem Pinsel auftragen
  • nur im Frühjahr und Sommer anwenden
  • nur junge Pflanzen vor dem Aussamen behandeln
  • zusätzlich Samenstände per Hand entfernen
  • stets so geringe Mengen wie möglich verwenden
  • niemals bei windigem Wetter sprühen

Exkurs

Essig gegen Unkräuter im Rasen

Um Unkräuter aus dem Rasen zu beseitigen, ist Essig eine denkbar schlechte Wahl. Sie dürften nämlich nur die unerwünschten Pflanzen selbst – am besten mit einem Pinsel – behandeln und auf keinen Fall die direkt benachbarten Gräser. Da dies aber so gut wie unmöglich ist – schließlich gelangt immer etwas von der Essigsäure in den Boden und die Gräser nehmen diese darüber auf – wird in Folge auch Ihre Rasen welken und vertrocknen.

Weshalb Sie besser auf Essig und Salz verzichten sollten

Die Kombination von Essig und Salz wird von manchen Hobbygärtnern als Geheimtipp gegen Unkraut angepriesen – doch Vorsicht! Handelt es sich schon bei der Anwendung von Essig um eine rechtliche Grauzone, so ist die Verwendung von Salz im Garten streng verboten und wird kann mit hohen Geldbußen von bis zu 50.000 EUR belegt werden. Der Grund hierfür ist ebenso simpel wie einleuchtend: Salz verändert nicht nur den pH-Wert des Bodens, sondern gefährdet massiv das Grundwasser. Zudem wächst auf einem versalztem Boden gar nichts mehr – und Ihr Garten mutiert allmählich zur Wüste. Deshalb unser Rat: Finger weg vom Salz!

Alternativen zu Essig

Wie man es auch dreht und wendet: Die beste und umweltschonenste Methode gegen Unkraut ist und bleibt das gute alte Jäten bzw. Schuffeln. Natürlich sind derartige Arbeiten unbeliebt, zeitraubend und mühsam, bleiben jedoch ohne jegliche Alternative. Wie viel Arbeit das mechanische Entfernen von Unkraut aus dem Garten macht, zeigt das folgende Video mit Tipps zur Unkrautbekämpfung ohne Chemie sehr eindrücklich:

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über weitere wirksame, aber umweltverträgliche Alternativen zu einem selbst gemachten Unkrautvernichtungsmittel aus Essig und Salz:

Methode Material / Werkzeuge Durchführung Pro Contra
Abflammen Abflammgerät (zumeist auf Bhutan-Basis (37,00€ bei Amazon*)) mit dem Abflammgerät die betreffende Fläche abflammen zuverlässiges Abtöten des Unkrauts, saubere Flächen, schnell nur für asphaltierte oder gepflasterte Flächen, Brandgefahr, Unkraut kommt immer wieder
Backpulver (Natron) Natron oder natronhaltiges Backpulver natronhaltige Lösung anmischen und Unkraut besprühen ähnlich Essig ähnlich Essig
Brennnesseljauche Brennnesseln in Wasser gären lassen Unkräuter mit unverdünnter Jauche besprühen gut wirksam, natürlich und ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen beschädigt auch Nutzpflanzen in der Nähe
Gesteinsmehl Gesteinsmehl, z. B. Quarzsand Steinmehl auf die unkrautfrei zu haltenden Flächen aufbringen (z. B. Fugen von Pflastersteinen) hält Unkraut zuverlässlig fern muss regelmäßig erneuert werden
Jäten / Schuffeln Hacke, Schuffel Unkraut abhacken und schuffeln ökologisch, ohne Nebenwirkungen, lockert zugleich den Boden sehr arbeitsintensiv
Kochendes Wasser heißes Wasser heißes Wasser über Unkraut gießen tötet Unkraut zuverlässig ab, ohne Nebenwirkungen tötet auch benachbarte Nutzpflanzen, Unkraut wächst immer wieder nach
Mulchen Mulchmaterial wie Rindenmulch, Sägespäne etc. unkrautfrei zu haltende Fläche mulchen Unkraut wächst nicht, sich zersetzendes Mulchmaterial wirkt als zusätzlicher Dünger für Nutzpflanzen eignet sich nicht für alle Flächen und Pflanzen

Unkraut effektiv vorbeugen

Besser als mühevolle Arbeiten zur Bekämpfung lästigen Unkrauts sind jedoch vorbeugende Maßnahmen, die den Befallsdruck erheblich eindämmen und Ihnen so mehr Zeit zur Entspannung im Garten verschaffen:

  • im Frühjahr Rasen vertikutieren und gegebenenfalls kalken
  • Gras stets kurz halten und Unkräuter niemals zur Samenreife kommen lassen
  • Beete mit Mulch abdecken
  • alternativ Bodendecker pflanzen
  • unter Pflastersteinen und Wegen Unkrautvlies auslegen

Häufig gestellte Fragen

Ich habe gehört, dass auch Backpulver prima gegen Unkraut hilft. Stimmt das?

Schon unsere Großmütter rückten hartnäckigem Unkraut mit Backpulver zu Leibe. Dazu mischen Sie zwei bis drei Päckchen mit fünf Litern Wasser und begießen mit der Mischung die zu beseitigenden Pflanzen. Doch Vorsicht: Erstens funktioniert der Trick nicht mit allen Backpulvern, sondern nur mit Natron und zweitens unterscheidet auch dieses Mittel nicht zwischen Unkraut und Nutzpflanzen: Es werden einfach alle vernichtet, zudem erfolgt eine ungünstige Beeinflussung des pH-Wertes.

Meine Oma hat mir Cola gegen das Unkraut in den Fugen der Pflastersteine empfohlen. Hilft das tatsächlich?

Tatsächlich ist Cola aufgrund der enthaltenen Phosphorsäure ein probates Mittel, um Pflasterfugen beispielsweise von Moos zu befreien. Der Nachteil ist allerdings, dass das Mittel zugleich extrem zuckerhaltig und damit klebrig ist. Sie sparen also keine Arbeit ein, da Sie

  1. die Cola auf der zu behandelnden Fläche ausbringen
  2. das abgestorbene Moos bzw. Unkraut entfernen
  3. und die klebrige Fläche reinigen

müssen.

Kann ich statt Salz und Magnesiumsulfat (Bittersalz) nehmen?

Auch wenn es Bittersalz heißt, ist doch kein Salz drin. Magnesiumsulfat eignet sich nicht zum Abtöten von Unkraut, sondern versorgt dieses ganz im Gegenteil sogar noch mit wertvollen Nährstoffen. Immerhin handelt es sich um ein Düngemittel, das vor allem auf Rasenflächen verwendet wird.

Tipp

Anstatt eines Bhutanbrenners können Sie zum Abflammen der unkrautigen Flächen auch auf Infrarotgeräte zurückgreifen. Diese Unkrautbrenner sind im gut sortierten Fachhandel erhältlich.

Bilder: David Prahl / Shutterstock