Rosmarin richtig schneiden: Tipps für gesunden Wuchs
Regelmäßiges Ernten reicht nicht aus, damit Rosmarin viele Jahre lang vital und gesund gedeiht. Erst in Kombination mit einer wohlbedachten Schnittpflege wird die mediterrane Kräuterpflanze zu einem Fest für die Sinne. Lesen Sie in diesem Tutorial, wann und wie Sie Rosmarin richtig schneiden.
Ernteschnitt reicht nicht aus
Rosmarin wird den Halbsträuchern zugerechnet. Das populäre Küchenkraut spielt somit in einer Liga mit Lavendel, Thymian oder Bartblumen. Pflanzen dieser Kategorie gedeihen mehrjährig, wobei sie sukzessive von der Basis her verholzen. Es sind die krautigen Bereiche, die sich in jedem Jahr erneuern und an denen die würzigen Blättchen sprießen. Ohne einen Schnitt setzt sich die Verholzung durch, sodass ein Rosmarinbusch zusehends verkahlt.
Obschon Sie Ihr Rosmarin beim Ernten kontinuierlich verschneiden, benötigt das Würzkraut einen umfassenden Erhaltungsschnitt, damit die Verholzung nicht die Oberhand gewinnt.
Hintergrund
Rosmarin geizt mit schlafenden Augen
Schnittarten und Termine
Ein prächtiger Rosmarinbusch ist das Ergebnis aus Ernte- und Erhaltungsschnitt. In einer alten, vernachlässigten Pflanze ist die Verholzung zwar auf dem Vormarsch. Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie mit einer gezielten Schnittführung vergreisten Rosmarin revitalisieren. Folgende Übersicht fasst empfehlenswerte Schnittarten mit geeigneten Terminen zusammen:
Schnittart | Ziel/Anlass | bester Termin | alternativer Termin |
---|---|---|---|
Ernteschnitt | Ernte in Premium-Qualität | kurz vor Beginn der Blütezeit | ganzjährig (hinter Glas) April bis August (im Beet) |
Erhaltungsschnitt | auslichten, Verholzung unterbinden | Mitte Mai bis Mitte Juni | nach der Blütezeit |
Verjüngungsschnitt | alten Rosmarin revitalisieren | vor dem Austrieb | Mai (nach den Eisheiligen) |
Ganze Triebe ernten
Die Würzkraft Ihres Rosmarin auf höchstem Niveau, wenn die Blütezeit bald beginnt. Klassische Sorten, wie ‚Veitshöchheim‘ oder ‚Arp‘, entfalten ihre Knospen zwischen April/Mai und Juni/Juli, je nach Witterung und Standortbedingungen. Kälteempfindlicher Hänge-Rosmarin lässt sich Zeit bis Juni, bevor er seine Blütezeit einläutet. Schon bei der Ernte sollten Sie Form und Vitalität im Auge behalten. So ernten Sie Rosmarin richtig:
- Bester Zeitpunkt ist während der Vormittagsstunden, wenn der Morgentau verdunstet ist
- Idealerweise ganze Triebe abschneiden, statt einzelne Nadelblätter abzuknipsen
- Rosmarin gleichmäßig beernten und nicht einseitig schneiden
Am kleinen Topf-Rosmarin absolvieren Sie bei der Ernte den Erhaltungsschnitt gleich mit. Zu diesem Zweck lichten Sie beschädigte oder vertrocknete Zweige aus. Verleihen Sie der Pflanze eine halbkugelige Form, damit das Sonnenlicht bis ins Innere durchdringen kann für ein dicht beblättertes Wachstum.
Exkurs
Getrockneter Rosmarin bleibt aromatisch
Kurz vor Beginn der Blütezeit befindet sich der Aromagehalt in seinem Zenit. Jetzt sollten Sie den Jahresbedarf an Rosmarin ernten und konservieren. Im Gegensatz zu etlichen anderen Kräuterpflanzen büßt Rosmarin kaum an Würzkraft ein, wenn die Zweige an der Luft getrocknet werden. Binden Sie die Triebe mit Bastband zu einem kleinen Strauß zusammen. Diesen hängen Sie kopfüber an einen dunklen, luftigen Ort. Im Verlauf der folgenden 2 bis 3 Wochen kontrollieren Sie ab und zu das Bindematerial, damit es sich nicht lockert. Zum guten Schluss streifen Sie die würzigen Nadeln ab und lagern die Ernte im dunklen Schraubglas.
Rosmarin im Frühjahr schneiden
Hat Ihr Rosmarin die kalte Jahreszeit im frostfreien Winterquartier verbracht, öffnet sich im zeitigen Frühjahr das Zeitfenster für den Erhaltungsschnitt. Halten Sie die Kräuterpflanze im Freien, warten Sie mit dem Schnitt bitte bis nach den Eisheiligen. Treffen verspätete Bodenfröste auf frisch geschnittene Triebe, wird die Pflanze das Dilemma nicht unbeschadet überstehen. Gehen Sie lieber auf Nummer sicher, notieren Sie den Termin im Pflegeplan erst nach der Blütezeit. So schneiden Sie Rosmarin vorbildlich:
- Zu eng stehende und nach innen gerichtete Zweige auslichten
- Kümmerliche, welke, schlaffe Triebe am Ansatz abschneiden
- Verbliebene Triebe zurückschneiden um ein Drittel oder die Hälfte
- Schnitt ansetzen in kurzer Distanz zum verholzten Bereich
Vertrocknete Rosmarinzweige sind seltsamerweise häufig das Resultat von übermäßigem Gießen und Staunässe. In diesem Fall sollten Sie die betroffene Pflanze nach dem Schnitt umtopfen in frisches Substrat. Legen Sie einige Tonscherben auf den Topfboden, um zukünftiger Staunässe vorzubeugen. Gießen Sie fortan Ihren Rosmarin erst dann, wenn die Erde fühlbar getrocknet ist.
Tipp
Den Schnittzeitpunkt sollten Sie vertagen, wenn der Himmel zuvor seine Schleusen geöffnet hat. Feuchtigkeit beeinträchtigt nicht nur den Aromagehalt frischer Rosmarinzweige. Durchnässte Triebe sind zum Trocknen nicht geeignet, weil sich auf feuchtem Pflanzengewebe rasch Schimmel bilden kann.
Alten Rosmarin verjüngen
Ohne regelmäßiges Schneiden vergreist ein Rosmarin innerhalb weniger Jahre. Betroffen sind häufig Gartenpflanzen, die in einer sonnigen Nische in Vergessenheit geraten sind. Ein spärliches Blätterkleid verspricht nur noch geringen Ernteertrag. Allerdings hat sich die vernachlässigte Kräuterpflanze als robust und winterhart erwiesen. Grund genug, um ihr einen Verjüngungsschnitt zu verordnen, statt den mediterranen Überlebenskünstler sogleich zu roden. So gehen Sie fachkundig vor:
- Bester Zeitpunkt ist kurz vor Beginn des Austriebs
- Alles Totholz bodeneben auslichten
- Weitgehend verkahlte, verholzte und schwache Triebe herausschneiden
- Vergreiste Äste verschlanken durch Ableitung auf einen Seitentrieb
Ein Schnitt ins alte Holz ist an allen Halbsträuchern tabu. Gleichwohl signalisiert ein verholzter Trieb Lebensmut, indem er einen seitlichen, jungen, krautigen Trieb sprießen lässt. Das ist die perfekte Voraussetzung für einen Ableitungsschnitt mit Verjüngungseffekt. Wo sich altes und frisches Holz verzweigen, wird geschnitten. Untenstehende Abbildung illustriert die gekonnte Schnittführung. Verabreichen Sie anschließend eine großzügige Portion Kompost oder einen organischen Volldünger und gießen nach.
Welche Scheren sind geeignet?
Am jungen Rosmarin im Topf genügt eine herkömmliche Haushaltsschere für den Ernte- und Erhaltungsschnitt. Adulte Kräuterpflanzen verschneiden Sie am besten mit einer Bypass-Gartenschere, einer Rosen- oder Buchsbaumschere. Diese Scheren-Modelle arbeiten mit zwei scharfen Schneiden und hinterlassen glatte Schnittstellen.
Nicht empfehlenswert für den Schnitt an Rosmarin sind angesagte Kräuterscheren mit 5 bis 7 Schneiden. Derartige Konstruktionen eignen sich primär für Petersilie, Schnittlauch oder Salat.
Penible Sauberkeit und scharfe Schneiden qualifizieren das Werkzeug letztendlich für den Schnitt von Rosmarin. Keime und pathogene Erreger lauern darauf, über den Weg verunreinigter Scheren und Messer in die Pflanzenbahnen zu gelangen. Stumpfe Klingen hinterlassen zerfranste, gequetschte Schnittstellen, die Pilzsporen und Schädlingen als willkommenes Angriffsziel dienen. Schärfen Sie die Schneiden regelmäßig manuell oder maschinell. Reinigen Sie Schneidwerkzeug vor jeder Verwendung mit heißem Wasser und desinfizieren es bis in die letzte Nische mit Sagrotan (10,00€ bei Amazon*) oder Spiritus.
Exkurs
Verwechslungsgefahr mit Rosmarinheide beachten
Mit schlanken, lanzettlichen Blättern führt uns Rosmarinheide (Andromeda polifolia) in die Irre. Tatsächlich handelt es sich um ein immergrünes Heidekrautgewächs mit hoch giftigen Inhaltsstoffen. Der garstige Kleinstrauch ist in Deutschland vornehmlich im Mittelgebirge, den bayerischen Alpen sowie in Heide- und Hochmoorgebieten anzutreffen. Erst im Herbst ist die Verwechslungsgefahr mit Echtem Rosmarin gebannt, weil sich die Blätter leuchtend rot oder intensiv gelb verfärben.
Häufig gestellte Fragen
In unserem Garten gedeiht ein ausgewachsener Rosmarin, den wir gerne umpflanzen möchten. Was wäre bei einem Standortwechsel zu beachten?
Bester Zeitpunkt, einen Rosmarin umzupflanzen, ist im Frühjahr. Schneiden Sie alle Triebe um die Hälfte zurück. Vermeiden Sie unbedingt einen Schnitt ins alte Holz. Zwangsläufig geht reichlich Wurzelmasse verloren, was durch den Rückschnitt ausgeglichen wird. Achten Sie bitte auf eine kontinuierliche und reichliche Wasserversorgung. Trockenstress ist die häufigste Ursache, wenn Umpflanzen von Rosmarin fehlschlägt. Fernerhin empfehlen wir eine ausgewogene Nährstoffversorgung von April bis Ende Juli mit Kompost oder einem organischen Volldünger.
Wann und wie ernte ich Rosmarin richtig?
Rosmarin können Sie im Grunde genommen ganzjährig ernten, sofern die Pflanze groß genug ist und den Winter hinter Glas verbringt. Frische Triebe sind besonders aromatisch. Kurz vor Beginn der Blütezeit beschert Ihnen die mediterrane Kräuterpflanze die geschmackvollste Ernte. Rosmarin-Liebhaber ernten im Frühjahr (April/Mai) in einem Durchgang den Jahresbedarf und hängen die Zweige kopfüber zum Trocknen auf. Die ebenso hübschen, wie schmackhaften Blüten sind allerdings nur für den Frischverzehr geeignet.
Ist Rosmarin winterhart?
Als mediterrane Kräuterpflanze ist Rosmarin nur sehr bedingt winterhart. Idealerweise wird der aromatische Halbstrauch im Topf kultiviert und frostfrei hinter Glas überwintert. In wintermilden Regionen besteht die Option, Rosmarin im Garten anzubauen. Die kalte Jahreszeit übersteht die Pflanze mit einem umfangreichen Winterschutz. Stülpen Sie über die Zweige eine Haube aus Jute oder Gartenvlies. Die Wurzelscheibe bedecken Sie bitte mit einer dicken Schicht aus Laub und Nadelreisig. Im zeitigen Frühjahr schneiden Sie alle Triebe um die Hälfte zurück.
Meinen großen Rosmarintopf habe ich im Winter innen vor dem Küchenfenster stehen. Immer wieder vertrocknen ganze Zweige und werden braun. Soll ich die Pflanze zurückschneiden?
Für Ihren Rosmarin ist es im Winter am Küchenfenster viel zu warm. Braune, vertrocknete Zweige zeigen an, dass sich Pilze auf der geschwächten Kräuterpflanze ausbreiten. Ein Standortwechsel kann das Problem beheben. Rosmarin sollte frostfrei, aber kühl überwintern bei Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Gießen Sie sparsam und verabreichen Sie keinen Dünger bis Ende März. Nach den Eisheiligen räumen Sie die Pflanze aus. Lichten Sie abgestorbene Triebe aus und schneiden die verbliebenen Zweige im krautigen Bereich um die Hälfte zurück.
Unser Rosmarin-Busch ist 1,50 Meter groß, ausladend und unten verholzt. Jetzt im Mai neigt sich die Blütezeit dem Ende zu. Kann ich die Pflanze jetzt noch zurückschneiden?
Bester Zeitpunkt für den Schnitt ist im Frühjahr nach der Hauptfrostperiode. Nach der Blütezeit ist ein Schnitt möglich, sofern Sie nicht bei hochsommerlicher Hitze oder massiver Trockenheit zu Werke gehen. Lichten Sie zunächst sämtliches Totholz aus. Alle übrigen Triebe können Sie zurückschneiden bis kurz über dem verholzten Bereich. Verleihen Sie dem Busch idealerweise eine halbkugelige Form für ein lichtdurchflutetes Wachstum.
Die 3 häufigsten Schnittfehler
Die gutmütige Schnittverträglichkeit von Rosmarin suggeriert, dass die mediterrane Kräuterpflanze jeden Fehler verzeiht. Dem ist leider nicht so, wie folgende Tabelle aufzeigt. Ein falscher Zeitpunkt oder ein zu tiefer Schnitt ins Holz bringen die opulente Würzpflanze an ihre floralen Grenzen. Machen Sie sich hier vertraut mit den 3 häufigsten Schnittfehler und profitieren Sie von praxiserprobten Tipps für die Vorbeugung.
Schnittfehler | Schadbild | Vorbeugung |
---|---|---|
ins Holz geschnitten | Wachstumsdepression, Totalausfall | stets im krautigen Bereich verschneiden |
kein Erhaltungsschnitt | vorzeitige Verholzung | im Frühjahr um die Hälfte zurückschneiden und auslichten |
im Herbst oder Spätwinter geschnitten | erfrorener Rosmarin | im Beet nach den Eisheiligen schneiden |
Tipp
Halb verholztes Schnittgut eignet sich hervorragend für die Vermehrung von Rosmarin. Wählen Sie 10 cm lange Stecklinge aus, die Sie in der unteren Hälfte entlauben. In einem Topf mit Anzuchterde finden die Ableger Zeit und Muße, um vital zu bewurzeln. Förderlich für den Prozess ist eine transparente Haube aus Folie oder Glas, die Sie täglich einige Minuten lüften. Halten Sie das Substrat konstant leicht feucht und verabreichen Sie keinen Dünger.