Rispenhortensie

Blütenpracht bei Rispenhortensien: Wann und wie schneiden?

Dem rigorosen Rückschnitt im Frühjahr verdanken Rispenhortensien ein verschwenderisches Blütenmeer vom Sommer bis in den Herbst. Hydrangea paniculata unterliegen einer völlig anderen Schnittführung, als klassische Bauernhortensien. Warum das so ist, erfahren Sie hier. Unser praxistaugliches Tutorial erklärt, wann und wie Sie Ihre schönsten Sommerblüher richtig schneiden.

AUF EINEN BLICK
Wann und wie sollte man Rispenhortensien schneiden?
Rispenhortensien sollten im Spätwinter geschnitten werden, um im Sommer üppige Blüten zu fördern. Dabei ist ein Aufbauschnitt in den ersten 4 Jahren wichtig, um ein stabiles Gerüst aufzubauen. Ab dem 5. Jahr folgt ein Form- und Auslichtungsschnitt zur Förderung des kompakten Wachstums und der Blütenbildung.

Rückschnitt verdoppelt die Blütenzahl – darum sollten Sie schneiden

Im Wachstumsverhalten der 80 Hortensienarten fällt die Rispenhortensie in einer Hinsicht aus dem Rahmen. Während bei Bauernhortensien (Hydrangea macrophylla) der Griff zur Gartenschere zumeist tabu ist, erblühen Hydrangea paniculata nach einem beherzten Rückschnitt umso üppiger. In der Tat wird jeder Schnitt am jeweiligen Trieb mit der doppelten Blütenzahl im Vergleich zum Sommer des Vorjahres belohnt. Die Erklärung ist denkbar einfach:

Rispenhortensien legen ihre Knospen am diesjährigen Holz an. Dabei befinden sich jeweils zwei Blatt- oder Triebknospen exakt gegenüber. Folgen Sie der Schnittanleitung dieses Tutorials, werden beide Knospen unterhalb einer Schnittstelle ermuntert, munter austreiben mit zahlreichen Blütenknospen.

Zielvorgabe bestimmt die Schnittart – ein Überblick

Mit dem richtigen Schnitt ist eine wohlgeformte, verschwenderisch blühende Rispenhortensie zum Greifen nah. Keine zweite Hortensienart ist ähnlich abhängig von einer zielgerichteten Schnittpflege, die bereits im ersten Jahr ihren Anfang nimmt. Damit sich Ihre Rispenhortensie alljährlich von ihrer schönsten Seite zeigt, stehen diese 3 Schnittarten im Fokus:

Schnitt-Arten Ziel Zeitraum
Aufbau-Schnitt wohlgeformtes Grundgerüst 1. bis 4. Jahr
Form- und Auslichtungsschnitt kompaktes Wachstum, opulenter Blütenreichtum ab dem 5. Jahr
Erziehung zum Hochstämmchen schlanker, stabiler Stamm mit blütenreicher, harmonischer Krone beginnend mit der Pflanzung

Mit den Anleitungen zum Aufbau-, Form- und Auslichtungsschnitt wendet sich dieses Tutorial an Hausgärtner, die eine blütenreiche Rispenhortensie als Zierstrauch im Beet oder Kübel anstreben. Für die Kultivierung von Rispenhortensien im kleinen Garten, Vorgarten und Kübel ist die Anleitung zum Erziehungsschnitt als Hochstämmchen bestimmt.

Tipp

In Baumschulen und Gartencentern werden Rispenhortensien im Container angezogen. Das hat den Vorteil, dass Sie die wertvollen Blütensträucher zu jeder Jahreszeit bei frostfreier Witterung pflanzen können. Im Gegensatz zu wurzelnackter Ware erhalten die Jungsträucher keinen Pflanzschnitt.

Bester Zeitpunkt ist im Spätwinter

Damit eine Rispenhortensie ab Juli in voller Blüte steht, darf der Schnittzeitpunkt nicht zu spät im Frühjahr gewählt sein. Die robuste Frosthärte der Hortensien-Art erlaubt es, bereits Ende Februar/Anfang März zur Schere zu greifen. Diese Terminwahl geht zudem konform mit den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes. Darin sind kräftige Rückschnitte an Gehölzen erlaubt bis zum 1. März, weil in der Folge die Brutzeit heimischer Vögel beginnt.

Anleitung für den Aufbauschnitt

Eine wohlproportionierte Rispenhortensie formt sich nicht von selbst. Kompakter Habitus und Blütenreichtum sind das Resultat einer sachkundigen Schnittpflege von Anfang an. Ziel ist der Aufbau von 5 bis 7 Gerüsttrieben, um auf Basis dieser Strukturierung im Verlauf der ersten 4 Standjahre die gewünschte Strauchhöhe erzielen. So gelingt der Aufbauschnitt mit Bravour:

  • Im ersten Standjahr 5 bis 7 der kräftigsten Bodentriebe auswählen und auf 20 cm einkürzen
  • Alle anderen bodennah abschneiden
  • Ab dem zweiten Standjahr Gerüsttriebe etappenweise bis zur gewünschten Höhe verlängern
  • Bodentriebe ohne Gerüstfunktion ebenerdig abschneiden

Beginnend mit dem zweiten Jahr schneiden Sie nicht mehr alle Triebe auf gleiche Länge zurück. Zur Erzielung einer natürlichen Wuchsform, kürzen Sie die äußeren Zweige auf 1 bis 2 Knospenpaare ein. Im Strauchinneren positionierte Bodentriebe schneiden Sie zurück auf 3 bis 4 Knospenpaare. Auf diese Weise verleihen Sie Ihrer Rispenhortensie eine halbrunde Kuppelform, die für große und kleinwüchsige Sorten gleichermaßen vorteilhaft ist.

Anleitung für den Form- und Auslichtungsschnitt

Am Beginn des fünften Standjahres mündet der Aufbauschnitt in einen alljährlichen Form- und Auslichtungsschnitt. Präsentiert sich Ihre Rispenhortensie mit einem stabilen Gerüst aus Bodentrieben, die nahe der Basis verzweigen und in jedem Jahr am neuen Holz verschwenderisch blühen, haben Sie alles richtig gemacht. Damit das so bleibt, setzen Sie die Schnittpflege so fort:

  • Ab dem fünften Standjahr 2 bis 3 der ältesten Bodentriebe ansatzlos entfernen
  • Kräftige Jungtriebe als Ersatz auf 20 bis 30 cm zurückschneiden, die übrigen bodennah abschneiden
  • Äußere Seitentriebe auf 1 bis 2, innere Seitentriebe auf 3 bis 4 Knospenpaare einkürzen

Es ist kein Grund zur Beunruhigung, wenn sich Ihre Rispenhortensie anschließend bis in den April hinein Zeit lässt mit dem neuen Austrieb von Blütenholz. Der tiefgreifende Schnitt soll die schlafenden Augen an der Triebbasis zum floralen Leben erwecken. Dieser Prozess kann sich einige Wochen hinziehen und setzt dann mit aller Vehemenz ein.

Lichten Sie verkahlte, überalterte Gerüsttriebe auf Bodenebene aus. Die verbliebenen einjährigen Zweige kürzen Sie radikal ein bis auf eine Höhe von 30 bis 40 Zentimetern. Mindestens zwei Knospenpaare je Trieb sollten bestehen bleiben.

Exkurs

Das Schneide-Werkzeug

Für den alljährlichen Form- und Auslichtungsschnitt einer Rispenhorstensie benötigen Sie eine scharfe Einhand-Gartenschere. Das Werkzeug sollte gut in der Hand liegen, leichtgängig sein und über Stoßdämpfer verfügen, damit Sie sicher und ermüdungsfrei arbeiten können. Für Linkshänder hält der Fachhandel ein ebenso umfangreiches Angebot bereit, wie für rechtshändige Gärtner. Die Wahl zwischen Bypass- oder Amboss-Mechanismus unterliegt Ihren persönlichen Präferenzen. Sofern überalterte Bodentriebe mit mehr als 3 Zentimeter Durchmesser zu schneiden sind, empfehlen wir, eine handliche Klappsäge griffbereit zu halten. Vor den Schneidarbeiten sollten die Klingen geschärft und desinfiziert werden.

Erziehung zum Hochstämmchen – so machen Sie es richtig

Eine junge Rispenhortensie ist hervorragend geeignet für die Erziehung zum malerischen Hochstämmchen. Die gutmütige Schnittverträglichkeit sowie die Fähigkeit zum Austrieb aus schlafenden Augen nahe der Triebbasis machen die blühfreudige Hortensienart zum Paradebeispiel für die Hochstämmchen-Erziehung. Als Ausgangsbasis wählen Sie eine angezogene Jungpflanze, die über einen kräftigen Mitteltrieb mit einer Höhe zwischen 60 und 100 Zentimetern verfügt. So gehen Sie bei der Erziehung Schritt für Schritt vor:

Schnittführung im Pflanzjahr

Im Jahr der Pflanzung im Beet oder Kübel bestimmen Sie den kräftigsten Mitteltrieb zum zukünftigen Stamm. Alle senkrecht ausgerichteten Konkurrenztriebe schneiden Sie bodeneben ab. Den Haupttrieb binden Sie an einem Stützstab an, wie untenstehende Abbildung verdeutlicht.

Erziehungsschnitt nach einem Jahr

Im Anschluss an das erste Standjahr legen Sie die Stammhöhe und die Position der späteren Krone fest. Zu diesem Zweck zählen Sie am Haupttrieb 5 Knospenpaare über der gewünschten Stammhöhe ab. Dort setzen Sie die Schere über dem oberen Knospenpaar an, wie im Abschnitt zur Schnitt-Technik erläutert. Im Verlauf der sommerlichen Wachstumsphase treiben neue Triebe aus den Knospen aus und formieren sich zur Krone, wie untenstehende Abbildung zeigt.

Form- und Auslichtungsschnitt in den Folgejahren

Haben Sie die Kronenbildung eingeleitet, zielt der alljährliche Rückschnitt darauf ab, die Form zu bewahren und den Blütenreichtum zu fördern. In jedem Frühjahr entfernen Sie Konkurrenztriebe zum Stamm sowie Seitentriebe, die nicht Teil der Krone sein sollen. Die abgeblühten Kronentriebe des Vorjahres kürzen Sie ein bis auf ein oder zwei Knospenpaare. Ab dem vierten Jahr lichten Sie die Krone zusätzlich aus, indem Sie alte Triebe vollständig entfernen. Ziel des Rückschnitts ist eine lichtdurchflutete Krone, deren Zweige von der Basis bis zur Spitze Blätter und Blüten tragen.

Auf die Schnitt-Technik kommt es an – so geht es

Handeln Sie bei der Schnittführung nach der Faustregel: Rispenhortensie an Knospen schneiden. Diese Prämisse gilt unabhängig davon, ob es sich um einen Erziehungs- oder Auslichtungsschnitt handelt. Setzen Sie die Schere bitte so an, dass die verdickten Vegetationspunkte nicht verletzt werden und Wasser von der Schnittwunde gut ablaufen kann. Vermeiden Sie einen längeren Stummel, der abstirbt und die zügige Wundheilung behindert. Untenstehende Abbildung zeigt, wie Sie es richtig machen.

Schneiden Sie in kurzem Abstand zu einem Knospenpaar. Führen Sie den Schnitt leicht schräg von den beiden gegenständigen Knospen weg. Eine Distanz von 5 bis 10 Millimetern ist ideal.

Kommt eine Rispenhortensie in die Jahre, werden vergreisende Bodentriebe innen und außen vollständig entfernt. Beim sogenannten Auslichten müssen Sie keine Ausschau halten nach Blatt- oder Blütenknospen. Setzen Sie die Schere oder Säge in Bodennähe an, um Platz zu schaffen für frisches Wachstum aus dem Wurzelstock. Verbleibt vom ausgelichteten Bodentrieb ein kleiner Zapfen, trocknet dieser im Laufe des Sommers ein, während an anderer Stelle frische Triebe aus dem Wurzelstock sprießen.

Steckbrief mit elementaren Fakten zum Schnitt

Der folgende Steckbrief resümiert alle Fakten, die für Ihre Entscheidung über die richtige Schnittführung von Belang sind. Sind Ihnen die Schlüsselfunktionen des Wachstums vertraut, wissen Sie stets genau, wann und wie Sie Ihre Rispenhortensien fachkundig schneiden:

  • Zugehörig zur Gattung Hortensien (Hydrangea)
  • Bezeichnung der Art: Rispenhortensie (Hydrangea paniculata)
  • Wachstum: ausdauernder, aufrechter, sommergrüner Blütenstrauch
  • Wuchshöhe: 200 bis 300 cm, Zwergsorten 100 bis 150 cm
  • Jahreszuwachs: 15 bis 30 cm
  • Blütezeit: Juli bis November
  • Knospenanlage von Blüten: am diesjährigen Holz
  • Anordnung der Knospen: paarig gegenständig
  • Winterhärte: gut winterhart
  • Schnittverträglichkeit: ausgezeichnet
  • Giftgehalt: leicht giftig

Im Gegensatz zur großen Mehrheit beliebter Bauernhortensien, erfordern Rispenhortensien beim Schnitt ein Umdenken. An Bauernhortensien befinden sich zu Beginn der Blütezeit bereits die Blütenstände für die nächstjährige Blütezeit. Die Schnittpflege beschränkt sich hier auf Ausputzen verwelkter Blüten im Herbst oder Frühjahr. An Rispenhortensien ist von Blütenknospen im zeitigen Frühjahr weit und breit noch keine Spur. Hier gilt es, durch den Form- und Auslichtungsschnitt das frische Holz hervorzulocken, an dem sich die diesjährigen Blütenstände anschließend entwickeln.

Oft gestellte Fragen

Kann ich abgeschnittene Triebe als Stecklinge verwenden?

Im Schnitt-Steckbrief ist nachzulesen, dass eine Rispenhortensie am neuen Holz erblüht. Die abgeschnittenen Triebe des Vorjahres verfügen nur noch über eine geringe Vitalität. Wenn Sie den Sommerblüher mit Stecklingen vermehren möchten, warten Sie ab bis zum Juni/Juli. Im frischen Austrieb einer Rispenhortensie pulsiert das Leben, sodass die Triebspitzen sich hervorragend zur Verwendung als Stecklinge eignen.

Verblühte Blüten im Herbst abschneiden oder nicht?

Viele Hausgärtner empfinden die verwelkten Blüten als optischen Störfaktor im herbstlichen Erscheinungsbild des Gartens. Es beeinträchtigt die Blütezeit des nächsten Jahres nicht, wenn Sie eine Rispenhortensie bereits im Herbst ausputzen. Schneiden Sie eine verdorrte Blüte über einem Blattpaar ab. In wintermilden Lagen können Sie bei dieser Gelegenheit wahlweise den kompletten Form- und Auslichtungsschnitt durchführen.

3 typische Schnitt-Fehler

Hadern Sie mit einer Rispenhortensie, deren Form an einen alten Rasierpinsel erinnert, im Inneren kaum noch Blätter trägt und zusehends weniger blüht? Dann werfen Sie bitte einen Blick auf diese 3 typischen Schnitt-Fehler, die Hausgärtnern häufig unterlaufen:

Fehler Folge Korrektur
nie ausgelichtet undurchdringliche, dichte Verzweigung, wenige Blüten an den Triebspitzen alte Bodentriebe regelmäßig auslichten, Straucherziehung mit 5 bis 7 Gerüsttrieben beibehalten
zu zaghafter Rückschnitt zunehmende Verkahlung von unten her, nachlassende Blühfreudigkeit alljährlicher kräftiger Rückschnitt aller Triebe um bis zu zwei Drittel
alle Zweige linear auf gleiche Höhe zurückgeschnitten unnatürliche Wuchsform, die auseinander fällt Triebe im Strauchinneren auf 4 Knospenpaare schneiden, äußere Zweige auf 2 Knospenpaare einkürzen

Können Sie einen dieser häufigen Fehler als Ursache ausmachen für eine verschandelte Rispenhortensie? Dann scheuen Sie sich nicht, im nächsten Frühjahr den gesamten Strauch radikal einzukürzen. Die gutmütige Schnittverträglichkeit erlaubt es, mit dem Aufbau-, Form- und Auslichtungsschnitt dieses Tutorials das Ziergehölz einmal mehr zu neuem Glanz zu geleiten.

Tipp

Umpflanzen einer Rispenhortensie ist untrennbar verbunden mit einem Rückschnitt. Der Wechsel an einen anderen Standort geht einher mit dem Verlust von Wurzelvolumen. Diese Einbuße wird kompensiert, indem Sie die Triebe im proportionalen Verhältnis zurückschneiden. Diese Prämisse gilt unabhängig davon, ob Sie den Blütenstrauch im Herbst oder Frühjahr umsetzen.

Bilder: BearFotos / Shutterstock