Zimmerpflanzen

Kleine Gärten im Glas: Terrarien und Flaschengärten anlegen

Flaschengärten sind faszinierende Miniatur-Ökosysteme, die mit der richtigen Anleitung einfach zu gestalten sind. Dieser Artikel liefert Ihnen alle Informationen, um Ihren eigenen Flaschengarten anzulegen und zu pflegen.

Auswahl des passenden Gefäßes

Der erste Schritt beim Anlegen eines Flaschengartens ist die Wahl des richtigen Gefäßes. Geeignet sind Glasbehälter, die lichtdurchlässig sind und sich luftdicht verschließen lassen. Ideal sind bauchige Flaschen, Bonbongläser oder Einmachgläser. Diese Glasgefäße ermöglichen durch ihre Form und Größe eine gute Beobachtung des Innenlebens und bieten genügend Raum für die Pflanzen, um zu gedeihen.

Wichtig ist, dass das Glasgefäß einen gut schließenden Deckel hat, bestenfalls mit einem Korken. Diese Verschlüsse sorgen dafür, dass kaum Wasser entweichen kann und ein eigener Wasserkreislauf im Inneren entsteht. Ein minimaler Luftaustausch kann aber nicht schaden und ist bei manchen Verschlüssen, wie Korken, gegeben.

Flaschengarten mit geschlossenem Deckel und Kondenswasser

In geschlossenen Gläsern mit Deckel entsteht ein feuchtes Mikroklima, das besonders feuchtigkeitsliebenden Pflanzen wie der Pilea ideale Wachstumsbedingungen bietet

Bitte reinigen Sie das Gefäß gründlich mit heißem Wasser, bevor Sie es bepflanzen. Dies hilft, mögliche Keime und Schimmelsporen abzutöten und sichert einen gesunden Start für Ihre Pflanzen. Achten Sie darauf, dass das Glas vollständig abgekühlt und trocken ist, bevor Sie mit dem Bepflanzen beginnen.

Lesen Sie auch

Ihr gewähltes Gefäß sollte folgende Eigenschaften haben:

  • Lichtdurchlässigkeit: Ermöglicht den Pflanzen die nötige Photosynthese.
  • Luftdichter Verschluss: Sorgt für ein stabiles Mikroklima und einen funktionierenden Wasserkreislauf.
  • Größe und Form: Bauchige und ausreichend große Behälter bieten den Pflanzen genug Platz zum Wachsen.
  • Sauberkeit: Gründliche Reinigung des Gefäßes verhindert die Ansiedlung von Keimen und Schimmelsporen.

Die richtige Substratmischung für den Flaschengarten

Für ein gesundes Pflanzenwachstum in Ihrem Flaschengarten ist die Wahl des richtigen Substrats von entscheidender Bedeutung. Eine gut durchdachte Substratmischung sorgt für optimale Bedingungen, indem sie sowohl Stabilität als auch die nötige Feuchtigkeit und Nährstoffe bietet.

flaschengarten-anlegen

Das richtige Substrat ist entscheidend für ein gutes Anwachsen der Pflanzen

Schichtweiser Aufbau des Substrats

Ein schichtweiser Aufbau des Substrats hat sich als besonders effektiv erwiesen. Beginnen Sie mit einer Drainageschicht aus grobem Material, gefolgt von speziellen Substraten, die für das Wohl der Pflanzen besonders wichtig sind:

  1. Drainageschicht: Nutzen Sie für die unterste Schicht etwa Blähton, Lavagranulat, Kies oder Basaltsplitt. Diese Materialien verhindern Staunässe, indem sie das überschüssige Wasser ableiten und einen ausreichenden Luftaustausch für die Wurzeln ermöglichen.
  2. Aktivkohleschicht: Direkt über der Drainageschicht sollte eine dünne Schicht mit Aktivkohle eingefüllt werden. Die Aktivkohle hilft dabei, Wasser zu filtern, Gerüche zu binden und Schimmelbildung zu verhindern.
  3. Erde und weiteres Substrat: Abschließend bringen Sie eine Schicht eines geeigneten Substrats auf. Normale Blumenerde ist oft zu nährstoffreich und nicht ideal für ein geschlossenen System. Verwenden Sie stattdessen nährstoffärmere Erde wie Aussaat- oder Stecklingserde, Karnivorenerde oder eine Mischung aus Gartenerde mit Sand. Diese Erden gewährleisten ein langsames Wachstum der Pflanzen und verhindern Fäulnis und Nährstoffüberschuss.

Tipps für spezielle Pflanzen

Je nach Art der Pflanzen, die Sie einsetzen möchten, können zusätzliche Anpassungen erforderlich sein:

  • Sukkulenten und Kakteen: Wählen Sie Kakteenerde, die weniger Wasser speichert.
  • Aufsitzerpflanzen (Epiphyten): Diese Pflanzen kommen häufig ohne Erde aus und bevorzugen Materialien wie Pinien- oder Kiefernrinde.
  • Tropische Pflanzen und Farne: Ein Mix aus nicht zu nährstoffreicher Blumenerde und Orchideensubstrat bietet für diese Pflanzenarten optimale Bedingungen.

Vorbereitung des Substrats

Bevor Sie das Substrat einfüllen, empfiehlt es sich, das Glasgefäß und die Substratmaterialien mit heißem Wasser zu reinigen, um Keime und Schimmelsporen abzutöten. Mischen Sie die Erde mit etwas Wasser, um eine gleichmäßige, feuchte Textur zu erreichen, die die Pflanzenwurzeln gut anwachsen lässt.

Durch diesen sorgfältigen Schichtaufbau und die Wahl geeigneter Materialien schaffen Sie die perfekten Bedingungen für ein funktionierendes Mini-Ökosystem in Ihrem Flaschengarten.

Auswahl der geeigneten Pflanzen

Für einen erfolgreichen Flaschengarten ist die Auswahl der Pflanzen entscheidend. In einem geschlossenen System herrschen spezifische Bedingungen wie hohe Luftfeuchtigkeit, gleichbleibende Temperaturen und begrenzter Platz. Ideal sind daher Pflanzen, die solche Bedingungen gut vertragen und nicht zu schnell wachsen.

flaschengarten-anlegen

Ein offener Flaschengarten mit Tillandsien ist genauso pflegeleicht wie ein geschlossenes System

Geeignete Pflanzenarten

Kleinwüchsige Farne

Kleinwüchsige Farne eignen sich hervorragend für Flaschengärten, da sie schattige und feuchte Bedingungen bevorzugen. Beispiele sind der Schwertfarn und der Frauenhaarfarn.

Moose

Moose, insbesondere Torfmoose (Spaghnum), sind nicht nur dekorativ, sondern tragen auch zur Feuchtigkeitsregulierung im Flaschengarten bei.

Exotische Pflanzen

Exotische Pflanzen gedeihen im tropisch-warmen Klima eines Flaschengartens besonders gut. Ein paar interessante Beispiele sind:

  • Zierpfeffer: Mit seinen bunten Farben ist Zierpfeffer ein echter Blickfang und dazu sehr pflegeleicht.
  • Zebrakraut (Tradescantia): Diese Pflanze überzeugt durch ihre dekorativen, gestreiften Blätter und ist besonders robust.
  • Ufopflanze: Diese Pflanze hat nicht nur interessante Blätter, sondern auch luftreinigende Eigenschaften.
  • Bromelien: Für einen zusätzlichen Farbakzent sorgen Bromelien mit ihren prachtvollen Blüten.

Zwerg-Orchideen

Mini-Orchideen wie bestimmte Phalaenopsis-Arten sind ebenfalls eine gute Wahl. Sie benötigen zwar etwas mehr Pflege, belohnen die Mühe aber mit wunderschönen Blüten.

Für geschlossene Flaschengärten eignen sich besonders hohe Gefäße, da sie Pflanzen wie Orchideen genügend Raum nach oben bieten und so ein natürliches Höhenwachstum ermöglichen. Ein gelegentlicher Rückschnitt ist erst dann nötig, wenn die Pflanzen den Deckel erreichen oder zu dicht werden. Auch ausrangierte Vorratsgläser aus der Küche eignen sich hervorragend als kostengünstige Alternative für einen Flaschengarten und geben den nicht mehr benötigten Gefäßen eine neue, dekorative Bestimmung.

Zusätzliche Tipps für die Pflanzenauswahl

  1. Wachstumsgeschwindigkeit: Achten Sie darauf, dass die Pflanzen langsam wachsen, um das begrenzte Raumangebot optimal zu nutzen.
  2. Ähnliche Anforderungen: Wählen Sie Pflanzen, die vergleichbare Ansprüche an Substrat, Wasserbedarf und Lichtverhältnisse haben, um ein harmonisches Miteinander im Glas zu fördern.
  3. Ableger und Minipflanzen: Nutzen Sie Ableger oder spezielle Minipflanzen, um den begrenzten Platz effizient zu nutzen und die Pflanzen gut anwachsen zu lassen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So bepflanzen Sie Ihren Flaschengarten

Nachdem Sie das passende Gefäß, die richtige Substratmischung und die geeigneten Pflanzen ausgewählt haben, können Sie mit dem Bepflanzen Ihres Flaschengartens beginnen. Gehen Sie dabei Schritt für Schritt vor:

  1. Drainageschicht einfüllen: Starten Sie mit einer Drainageschicht aus Blähton, Kies oder Lavagranulat. Diese Materialien ermöglichen eine gute Wasserableitung und verhindern Staunässe, indem sie einen ausreichenden Luftaustausch für die Wurzeln gewährleisten.
  2. Aktivkohle hinzufügen: Fügen Sie eine Schicht Aktivkohle hinzu. Die Aktivkohle hilft dabei, Wasser zu filtern, Gerüche zu binden und Schimmelbildung zu verhindern.
  3. Pflanzerde einfüllen: Füllen Sie je nach Gefäßgröße eine Schicht Pflanzerde ein. Achten Sie darauf, eine nährstoffärmere Erde wie Aussaat- oder Stecklingserde zu verwenden, um ein langsames Wachstum der Pflanzen zu gewährleisten. Normale Blumenerde könnte zu nährstoffreich sein und Fäulnis begünstigen.
  4. Pflanzen vorbereiten: Befreien Sie die Pflanzen vorsichtig von überschüssiger Erde an den Wurzeln und kürzen Sie diese gegebenenfalls. Dies regt das Wurzelwachstum an und erleichtert den Pflanzen das Anwachsen in der neuen Umgebung.
  5. Pflanzen einsetzen: Erstellen Sie mit Hilfe eines Löffels oder einer Pinzette kleine Vertiefungen in der Erde und setzen Sie die Pflanzen ein. Achten Sie darauf, dass die Wurzeln gut bedeckt sind und lassen Sie genügend Abstand zwischen den Pflanzen, um Platz für das Wachstum zu bieten. Bei Gefäßen mit engem Hals können Sie auch ein Papprohr als Einfüllhilfe verwenden.
  6. Moos und Dekoelemente hinzufügen: Verteilen Sie nach Belieben Moos auf der Erde. Moos trägt zur Feuchtigkeitsregulierung bei und verleiht dem Flaschengarten ein natürliches Aussehen. Dekorieren Sie Ihren Flaschengarten zusätzlich mit Steinen, Muscheln oder anderen dekorativen Elementen.
  7. Flaschengarten vorsichtig wässern: Gießen Sie den Flaschengarten vorsichtig mit kalkarmem, handwarmen Wasser. Die Erde sollte feucht, aber nicht nass sein. Verwenden Sie eine Pipette oder eine kleine Gießkanne, um die Wassermenge gut zu dosieren und um stehendes Wasser am Boden zu vermeiden. Grieche bilden sich am besten bei leichter Feuchtigkeit.
  8. Gefäß verschließen: Verschließen Sie das Gefäß luftdicht, um ein stabiles Mikroklima zu schaffen. Die Verdunstung des Wassers und die anschließende Kondensation an den Innenwänden des Glases sorgen für die kontinuierliche Wasserversorgung der Pflanzen.

Die richtige Pflege für Ihren Flaschengarten

Ein gut angelegter Flaschengarten benötigt nur wenig Pflege, um dauerhaft ein stabiles und ästhetisch ansprechendes Mini-Ökosystem zu bleiben. Hier sind einige wesentliche Pflegehinweise, um die Gesundheit und Schönheit Ihres Flaschengartens langfristig zu gewährleisten:

  • Standortwahl: Platzieren Sie Ihren Flaschengarten an einem hellen, absonnigen Ort, der jedoch nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Direkte Sonne könnte das Glas überhitzen und den Pflanzen schaden. Ein warmer Standort ist ebenfalls vorteilhaft.
  • Wasserhaushalt beobachten: Nach dem Bepflanzen und initialem Wässern sollten Sie den Kondenswasserzyklus beachten. Ideal ist es, wenn sich nachts Kondenswasser an den Glaswänden bildet und dieses tagsüber wieder verdunstet. Sollte das Glas permanent beschlagen sein, öffnen Sie es für einige Stunden, um die überschüssige Feuchtigkeit entweichen zu lassen. Bei zu geringer Feuchtigkeit fügen Sie vorsichtig etwas Wasser hinzu.
  • Lüften: Lüften ist in der Regel nicht oft notwendig, aber kontrollieren Sie regelmäßig die Luftqualität in Ihrem Flaschengarten. Öffnen Sie das Gefäß gelegentlich für eine kurze Zeit, besonders wenn Sie Schimmelbefall oder schlechte Luftqualität bemerken. Achten Sie darauf, dass nicht zu viel Feuchtigkeit verloren geht.
  • Abgestorbene Pflanzenteile entfernen: Entfernen Sie regelmäßig abgestorbene oder verwelkte Teile der Pflanzen. Dadurch vermeiden Sie Fäulnis und fördern das Wachstum gesunder Pflanzenteile.
  • Kontrolle auf Schädlinge und Krankheiten: Überprüfen Sie regelmäßig Ihren Flaschengarten auf Anzeichen von Schädlingen und Krankheiten. Sollten Sie beispielsweise kleine Fliegen oder verfärbtes Moos beobachten, reagieren Sie schnell, um größere Schäden zu verhindern.
  • Pflanzen zurückschneiden: In seltenen Fällen kann es notwendig sein, das Wachstum zu kontrollieren. Schneiden Sie wuchernde Pflanzenteile vorsichtig zurück, um sicherzustellen, dass alle Pflanzen genügend Platz und Licht erhalten.
  • Keine Düngung: Dünger ist in einem geschlossenen System, wie einem Flaschengarten, nicht notwendig und sollte vermieden werden. Übermäßige Nährstoffe können das Gleichgewicht stören und das System destabilisieren.

Durch die Berücksichtigung dieser Pflegetipps stellen Sie sicher, dass Ihr Flaschengarten viele Jahre lang ein Hingucker bleibt und Sie die faszinierenden Vorgänge in Ihrem eigenen kleinen Ökosystem genießen können.

Bilder: marcin jucha / stock.adobe.com