Stark und ertragreich: Beerensträucher richtig schneiden
Beerensträucher runden den Pflanzplan im Obstgarten sinnvoll ab. Regelmäßiges Düngen und Gießen genügt nicht für eine üppige Ernte. Erst die sachkundige Schnittpflege garantiert für eine reiche Beerentracht. Dieses Tutorial ist prall gefüllt mit praktischen Anleitungen für den perfekten Schnitt von Beerensträuchern.
Schnitttermine im Überblick
Der richtige Zeitpunkt ist ebenso wichtig, wie die Schnittführung selbst. Die folgende Tabelle fasst beliebte Arten mit idealen Schnittterminen zusammen:
Beerenstrauch | bester Schnittzeitpunkt | alternativer Schnitt-Termin |
---|---|---|
Rote Johannisbeeren und Stachelbeeren | Februar bis März | nach der Ernte (bis Oktober/November) |
Brombeeren | Februar bis März | nach der Ernte (bis November) |
Sommer-Himbeeren | im (Spät-)Sommer nach der Ernte | Ende Februar bis Anfang März |
Herbst-Himbeeren | im Herbst nach der Ernte | Ende Februar bis Anfang März |
Heidelbeeren | Februar bis März | kein Alternativ-Termin |
Zahlreiche Beerensträucher erhalten einen Schnitt im zeitigen Frühjahr zwischen Ende Februar und Anfang März. Wählen Sie für den konkreten Termin bitte einen Tag mit frostfreier und bedeckter Witterung. Nach einem Schnitt bei Minusgraden besteht die Gefahr, dass beschnittene Triebe zurückfrieren.
Auch der Herbstschnitt ist eine bewährte Möglichkeit: Viele Sträucher profitieren davon, bereits im Oktober oder November zurückgeschnitten zu werden, sobald sie in die Ruhephase gehen. Dadurch haben Sie im Frühjahr weniger Arbeit, die Triebstruktur ist dank des Laubfalls besser sichtbar, und die Holzreife für den Winter wird gefördert. Achten Sie jedoch auch im Herbst auf trockene Tage ohne starken Frost – so verheilen die Schnittstellen am besten und Krankheiten werden vermieden.
Johannisbeeren und Stachelbeeren schneiden
In puncto Schnittpflege ziehen Rote Johannisbeeren und Stachelbeeren an einem Strang, sodass folgende Anleitung für beide Beerensträucher gilt. Die ersehnten Früchte gedeihen an einjährigen Seitentrieben, die mehrjährigen Ruten entsprießen. Ein alljährlicher Erhaltungsschnitt zielt ab auf einen Strauch mit 2 x einjährigen, 2 x zweijährigen, 2 x dreijährigen und 2 x vierjährigen Bodentrieben. Wie das gelingt, erfahren Sie hier:
- Bester Zeitpunkt ist Ende Februar bis Anfang März
- Beginnend mit dem vierten Standjahr alle vierjährigen und älteren Ruten bodeneben abschneiden
- Im Austausch dazu in entsprechender Anzahl vorjährige Triebe stehen lassen
- Überzählige einjährige (unverzweigt, grüne Rinde) Triebe entfernen
- Zu lange oder stark überhängende Ruten verschlanken mithilfe eines Ableitungsschnitts auf einen tiefer stehenden Seitentrieb
Untenstehende Abbildung illustriert alle Phasen des Rückschnitts von Johannis- und Stachelbeeren. Nachdem Sie die ältesten Ruten entfernt und die verbliebenen Ranken bei Bedarf verschlankt haben, widmen Sie sich abschließend der Strauchbasis. Entfernen Sie alle bodennahen Seitenverzweigungen bis zu einer Höhe von 30 Zentimetern. Entlang der 8 Gerüsttriebe sollten sich junge Seitentriebe im Abstand von 10 Zentimeter befinden. Überzählige Seitenverzweigungen schneiden Sie zurück auf einen 2 Zentimeter kurzen Zapfen.

Johannis- und Stachelbeeren profitieren von einem Erhaltungsschnitt in Kombination mit kontinuierlicher Verjüngung. Entfernen Sie drei der ältesten Gerüsttriebe im Austausch gegen junge, unverzweigte Bodentriebe. Stark verästelte oder überhängende Gerüsttriebe lenken Sie um auf tiefer stehende Jungtriebe.
So schneiden Sie Brombeeren richtig
Brombeersträucher tragen den herb-süßen Fruchtgenuss an einjährigen Seitenzweigen, die an zweijährigen, bis zu 2 Meter langen Ruten stehen. Hat eine Ranke uns mit leckeren Brombeeren verwöhnt, wird sie abgeschnitten. Der rigorose Schnitt macht den Weg frei für neue Ruten, die nach einem Jahr des Wachstums im zweiten Jahr blühen und fruchten. So schneiden Sie Brombeeren richtig:
- Bester Zeitpunkt ist im zeitigen Frühjahr zwischen Ende Februar und Anfang März
- Abgetragene Ruten des Vorjahres bodeneben abschneiden
- Junge, saftig grüne einjährige Ranken stehen lassen und am Spalier locker anbinden
- Die Seitentriebe einjähriger Ranken zurückschneiden auf 2 bis 3 Augen, respektive 3 bis 4 cm
Wichtig zu beachten ist die korrekte Schnitt-Technik an Knospen, wenn Sie die Seitentriebe entlang einjähriger Ruten beschneiden. Setzen Sie die Schere 0,5 bis 1 Zentimeter über einem Auge an. Schneiden Sie nicht in die Knospe hinein und lassen Sie keinen langen Stummel stehen. Aus diesen eingekürzten Seitentrieben sprießen mit Beginn des Frühlings die wertvollen Fruchtruten, die Ihnen im Herbst eine reichhaltige Beerenernte bescheren.
Tipp
Bemessen Sie den Schnittumfang an Beerensträuchern nach der Faustregel: je weniger Fruchtruten, desto besser die Fruchtqualität und größer die Beeren.
Schnitt an Sommer-Himbeeren
Charakteristisch für Sommer-Himbeeren ist das Wachstum sehr langer Ruten, die im zweiten Jahr an ihren Seitentrieben blühen und fruchten. Das erfordert beim Schneiden die Selektion nach abgetragenen und jungen Ranken. So machen Sie es richtig:
- Bester Zeitpunkt ist nach der Ernte im Sommer
- Jede leer gepflückte Rute sogleich bodeneben abschneiden
- Diesjährige, grüne Ranken am Spalierdraht anbinden
- Schwache, überzählige Triebe diesen Jahres ebenfalls entfernen
- Im Februar/März des Folgejahres die Ruten zurückschneiden auf 150 bis 180 Zentimeter
- Schere ansetzen in kurzer Distanz zu einer nach außen gerichteten Knospe
Untenstehende Abbildung demonstriert, dass Sommer-Himbeeren idealerweise an einem etwa 180 Zentimeter hohen Gestell mit drei Querdrähten erzogen werden. Je laufendem Meter Draht binden Sie die 10 kräftigsten, diesjährigen Ruten an. Zuvor schneiden Sie abgeerntete Ranken ab, sodass Sie einen guten Überblick über das Spalier haben und die vielversprechendsten Ruten für die nächstjährige Ernte aussuchen können. Alle übrigen Bodentriebe der aktuellen Saison müssen weichen.

Im Anschluss an die sommerliche Ernte schneiden Sie alle abgetragenen Ranken ab. Die zehn besten diesjährigen Ruten binden Sie an der Rankhilfe an. Im März des Folgejahres schneiden Sie diese Ruten auf 150 bis 180 Zentimeter zurück.
Herbst-Himbeeren kräftig schneiden
Himbeer-Sorten mit herbstlicher Ernte machen dem Gärtner das Leben leicht. Kassenschlager, wie ‚Aroma Queen‘ oder ‚Autumn Bliss‘ blühen und fruchten an diesjährigen Ruten. Untenstehende Abbildung veranschaulicht die kinderleichte Schnittpflege. Nach der Ernte oder im folgenden Februar/März schneiden Sie sämtliche Ruten am Ansatz ab. Ein etwa 120 Zentimeter hohes Drahtgitter dient als Stützhilfe und vereinfacht die Ernte. Es steht Ihnen frei, die Ranken nach der Ernte bis zum nächsten Frühsommer im Beet zu belassen, weil sie einige wenige Himbeeren tragen. Den optimalen Ernteertrag erzielen Sie freilich durch einen radikalen Rückschnitt im Herbst oder Frühjahr.

Herbsttragende Himbeeren schneiden Sie nach der Ernte oder im folgenden Frühjahr bodeneben ab. Das schafft Platz für diesjährige, reichtragende Ruten.
Heidelbeeren jedes Jahr schneiden
Heidelbeeren sind die idealen Beerensträucher für Gärtner mit knapp bemessener Zeit. Die leckeren Früchte gedeihen auch dann, wenn Sie das Gehölz nicht jedes Jahr umfassend verschneiden. Es reicht vollkommen aus, wenn Sie in jedem Frühjahr den ältesten Gerüsttrieb auslichten, in Sinne einer kontinuierlichen Verjüngung.
Wenn nach einigen Jahren die Fruchtqualität nicht mehr den Erwartungen entspricht, erweitern Sie die Schnittpflege. Ende Februar bis Anfang März schneiden Sie stark verzweigte Ruten zurück im Rahmen eines Ableitungsschnitts. Zu diesem Zweck suchen Sie im unteren Rutenbereich einen kurzen, kräftigen Seitentrieb, der nach außen gerichtet ist. An der Gabelung beider Triebe setzen Sie den Schnitt an. Bei dieser Gelegenheit schneiden Sie abgestorbene oder hoffnungslos verästelte Gerüsttriebe bodeneben ab. Als Ersatz lassen Sie junge, grüne Ruten des Vorjahres im Beerenstrauch stehen.

Der Schnitt von Heidelbeeren erfolgt im Frühling