Baumchili: Anbau & Pflege der scharfen Rarität 🌶️
Baumchilis, auch Rocotos genannt, sind mehrjährige Pflanzen, die durch ihre außergewöhnliche Schärfe und ihr fruchtiges Aroma bestechen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden für den Anbau und die Pflege von Baumchilis, von der Auswahl des Standorts bis hin zur Überwinterung.
- Wuchs
- ✂️ Auf in den Frühling! Schnittkalender von A-Z
- Blüte
- Früchte
- Welcher Standort ist geeignet?
- Baumchili pflegen
- Baumchili richtig pflanzen
- Welchen Boden braucht die Pflanze?
- Baumchili richtig schneiden
- Sorten & Arten
- Baumchili vermehren
- So kommt die Pflanze über den Winter
- Krankheiten & Schädlinge
- Häufig gestellte Fragen
Steckbrief
Wuchs
Baumchilis, häufig auch als Rocoto oder Locoto bezeichnet, wachsen als Halbstrauch und können bis zu 15 Jahre alt werden. Sie erreichen eine Höhe von bis zu vier Metern und bilden schnell einen verholzten Stamm, der einen Durchmesser von bis zu 20 cm erreichen kann. Dies verleiht der Pflanze ein baumartiges Aussehen.
Junge Pflanzen entwickeln zunächst einen Haupttrieb, der sich in etwa 30 cm Höhe das erste Mal verzweigt. Durch weitere Verzweigungen entstehen zahlreiche Triebe, die der Pflanze ein buschiges Erscheinungsbild verleihen. Die Blätter der Baumchili sind eiförmig, 5 bis 12 cm lang und 2,5 bis 4 cm breit, an der Spitze spitz zulaufend und an der Basis keilförmig. Sie sind behaart, was der Pflanze ihren botanischen Namen „pubescens“ einbringt.
Einige Sorten der Baumchili weisen violette Verfärbungen an den Verzweigungen auf. Diese charakteristische Verholzung und das typische buschige Wachstum verleihen der Pflanze ihr markantes baumartiges Erscheinungsbild.
Blüte
Die Blüten des Baumchilis sind zart violett gefärbt und wachsen in den Verzweigungen der Triebe. Sie stehen einzeln oder in kleinen Gruppen von bis zu vier Blüten. Ihre Blütenstiele verlängern sich an den Früchten auf etwa 4 bis 5 cm. Die fünf dreieckigen Zähne des Kelchs sind ein markantes Merkmal.
Die Kronblätter sind blau-violett und zum Zentrum hin heller. Sie sind haubenartig geformt und verwachsen. Die Blüten sind fast radiärsymmetrisch und meist fünfzählig, ergänzt durch tief violett gefärbte Staubbeutel.
Diese Blüten treten bevorzugt während der Tag-Nacht-Gleiche auf, und diese Blütezeit erfolgt typischerweise zweimal im Jahr. Während der Blüte sollten Sie die Pflanze schattig halten, um den Abwurf der Blüten zu verhindern.
Früchte
Baumchili-Früchte sind rund bis birnenförmig und variieren in der Größe zwischen 4 und 9 cm. Die Farbpalette reicht von Gelb über Orange bis zu Rot und Bräunlich, wobei manche Sorten sich vor der endgültigen Farbe vorübergehend schwarz verfärben. Die Früchte besitzen ein ausgeprägtes, tropisches Aroma und enthalten braun-schwarze Samen. Diese Samen sowie das Fruchtfleisch sind reich an Capsaicinoiden, die für die typische Schärfe verantwortlich sind. Auf der Scoville-Skala erreichen Baumchilis zwischen 30.000 und 100.000 Einheiten.
Die Früchte entwickeln sich aus den Blüten in etwa 90 Tagen zur Reife. Zunächst wachsen die Früchte aufrecht, neigen sich jedoch während der Reifung nach unten. Während dieser Zeit sollte die Pflanze schattig und feucht stehen, um den Abwurf der Blüten und jungen Früchte zu verhindern.
Welcher Standort ist geeignet?

Foto: N-double-u | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia
Baumchilis bevorzugen einen halbschattigen und windgeschützten Standort. Für optimales Wachstum sollte der Blütezeitraum vollständig im Schatten verbringen werden, da direkte Sonneneinstrahlung zum Abwurf der Blüten führt. Im Sommer können die Pflanzen im Garten oder auf der Terrasse stehen, sollten jedoch im Winter an einen hellen, frostfreien Platz im Haus gebracht werden.
Beachten Sie folgende Anforderungen bei der Standortwahl:
- Winterstandort: Hell und frostfrei.
- Sommerstandort: Halbschattig und windgeschützt.
- Blütezeit: Vollständig schattig.
- Reifung: Halbschattig und windgeschützt.
Der Boden sollte leicht sauer sein, idealerweise mit einem pH-Wert von 6,5. Ein lockeres, nährstoffreiches Substrat fördert ein gesundes Wachstum.
Baumchili pflegen
Die Pflege der Baumchili ist im Vergleich zu anderen Chili-Arten anspruchsvoller. Die Pflanzen benötigen während der Blütezeit viel Wasser, wobei Staunässe unbedingt vermieden werden sollte. Ein Topf mit Drainage ist daher essenziell. Eine gleichmäßige Luftfeuchtigkeit kann durch regelmäßiges Besprühen der Blätter erreicht werden.
Düngen Sie die Baumchili alle 14 Tage mit einem mineralischen Volldünger, alternativ kann ein organischer Langzeitdünger genutzt werden, der nach dem Einpflanzen und erneut nach zwei Monaten verabreicht wird.
Wichtige Pflegemaßnahmen umfassen:
- Gießen: Gleichmäßig feucht halten, Staunässe vermeiden.
- Düngen: Alle 14 Tage mit mineralischem Volldünger oder organischem Langzeitdünger.
- Besprühen: Regelmäßig für optimale Luftfeuchtigkeit.
Im Winter sollte die Pflanze frostfrei bei Temperaturen zwischen 0° und 10°C überwintert werden. Halten Sie die Erde leicht feucht, jedoch ohne Staunässe. Kranke oder vertrocknete Pflanzenteile sind regelmäßig zu entfernen.
Baumchili richtig pflanzen
Da der Baumchili nicht winterhart ist, wird er in der Regel im Topf kultiviert. Wählen Sie einen Topf mit mindestens 10 Litern Volumen, der über ein Abflussloch und eine Drainageschicht aus Kies oder Tonscherben verfügt.
Als Substrat eignet sich eine Mischung aus Blumenerde, Kompost, Sand, Hornspänen und Kalk. Pflanzen Sie den Baumchili in gut vorbereitete Erde und gießen Sie ihn nach dem Einsetzen gründlich.
Beim Einpflanzen sollten Standortanforderungen wie Halbschatten und Windschutz im Sommer sowie ein heller Winterstandort berücksichtigt werden, um das gesunde Wachstum und die Fruchtbildung der Pflanze zu gewährleisten.
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Baumchilis bevorzugen lockeren, nährstoffreichen und durchlässigen Boden mit einem leicht sauren pH-Wert von etwa 6,5. Geeignete Bodenmischungen sind unter anderem Blumenerde angereichert mit Kompost oder eine Erde-Sand-Mischung für bessere Drainage.
Um Staunässe zu vermeiden, sollten Sie folgende Maßnahmen treffen:
- Verwenden Sie Töpfe mit Abflusslöchern.
- Legen Sie eine Drainageschicht aus Kies oder Tonscherben an.
- Kontrollieren Sie regelmäßig die Bodenfeuchtigkeit ohne Überwässerung.
Ein Pflanzabstand von 40 cm und eine gute Bodenvorbereitung, wie zum Beispiel Hügelbeete, fördern das Wachstum der Baumchili.
Baumchili richtig schneiden
Ein regelmäßiger Rückschnitt der Baumchili im Frühjahr und Herbst ist wichtig, um die Pflanze kompakt und gesund zu halten:
- Frühjahrsschnitt: Fördert buschiges Wachstum und mehr Blüten. Schneiden Sie zu lang gewordene Triebe direkt über einem Knoten oder Auge ab.
- Herbstschnitt: Kürzen Sie die Triebe vor dem Überwintern ein, um Platz zu sparen. Auch der Wurzelballen kann rundum gekürzt und die Pflanze in frische Erde gesetzt werden.
- Formschnitt: Hält die Pflanze kompakt und buschig, was nach der Haupternte oder während der Wachstumsperiode vorgenommen werden kann.
Verwenden Sie immer ein sauberes, scharfes Schneidewerkzeug, um Infektionen zu vermeiden.
Sorten & Arten
Es gibt eine beeindruckende Vielfalt an Baumchili-Sorten, auch bekannt als Rocotos, die sich in Farben, Formen und Schärfegraden unterscheiden:
- Rocoto Canario (Kanarienfarbiger Rocoto): Leuchtend gelbe, runde Früchte.
- Chile de Seda (Seidenchili): Glatte Haut, längliche, gelbe Früchte.
- Rocoto Manzano (Apfelrocoto): Runde, kräftig rote oder orangefarbene Früchte.
- Rocoto Rojo (Roter Rocoto): Rote, runde Früchte.
- Rocoto Peron (Birnenrocoto): Rote, längliche Früchte.
Andere bekannte Namen sind „Rocoto Aji“, „Rocoto Amarillo“ und „Rocoto Caballo“. Diese Vielfalt ermöglicht die passende Auswahl für jeden Geschmack und Verwendungszweck.
Baumchili vermehren
Die Vermehrung des Baumchilis erfolgt durch Aussaat oder Stecklinge.
Aussaat
- Säen Sie die Samen im Frühjahr etwa 0,5 cm tief in Anzuchterde.
- Halten Sie die Keimtemperatur zwischen 18°C und 24°C.
- Platzieren Sie die Aussaatschalen an einen hellen, warmen Ort.
- Halten Sie die Erde gleichmäßig feucht, jedoch ohne Staunässe.
- Pikieren Sie die Jungpflanzen nach der Keimung in einzelne Töpfe.
- Topfen Sie die kräftigen Jungpflanzen in größere Töpfe um.
Stecklinge
- Wählen Sie im Mai nach der Winterruhe kräftige Triebe mit mindestens vier Blättern.
- Schneiden Sie die Triebe mit einem scharfen Messer ab.
- Setzen Sie die Stecklinge in nährstoffarme Erde und drücken Sie diese leicht an.
- Halten Sie die Erde gleichmäßig feucht, aber Staunässe vermeiden.
- Schaffen Sie ein feucht-warmes Klima durch eine Plastiktütenabdeckung.
- Lüften Sie täglich, um Schimmelbildung zu verhindern, und gewöhnen Sie die Pflanze schrittweise an sonnige Plätze.
So kommt die Pflanze über den Winter
Baumchilis sind nicht winterhart und müssen daher frostfrei überwintert werden. Ein heller Raum mit Temperaturen zwischen 0° und 10°C ist ideal.
Vorbereitung auf den Winter:
- Ernten Sie alle Früchte vor dem Einwintern.
- Untersuchen Sie die Pflanze gründlich auf Schädlingsbefall und entfernen Sie gegebenenfalls betroffene Teile.
- Entfernen Sie kranke, vertrocknete oder verfaulte Pflanzenteile.
- Pflanzen aus dem Garten vorsichtig ausgraben und in ein Pflanzgefäß mit Abflusslöchern setzen.
Während der Überwinterung sollten Sie die Pflanze sparsam gießen, sodass der Wurzelballen nicht vollständig austrocknet. Eine leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit kann ebenfalls helfen.
Tipps:
- Gießen: Sparsam, Substrat eher trocken halten.
- Standort: Hell, kühl (0° bis 10°C), frostfrei.
- Vorbereitung: Früchte ernten, Schädlingsbefall kontrollieren, kranke Teile entfernen.
Diese Maßnahmen sichern das Überleben der Pflanze über den Winter und fördern ein kräftiges Wachstum im folgenden Jahr.
Krankheiten & Schädlinge
Baumchilis können von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen werden. Regelmäßige Kontrollen und gezielte Maßnahmen sind essenziell.
Typische Schädlinge sind:
- Blattläuse: Verursachen Blattverfärbungen und Verformungen.
- Spinnmilben: Erkennbar an feinen Spinnweben auf den Blättern.
- Weiße Fliegen: Verursachen Chlorose und Welken.
- Wollläuse: Schädigen die Pflanze erheblich und sehen aus wie kleine Wattebäusche.
- Trauermücken: Ihre Larven schädigen die Wurzeln.
Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen:
- Regelmäßige Kontrolle: Untersuchen Sie die Pflanzen auf Schädlinge.
- Mechanische Entfernung: Schädlinge manuell absammeln oder mit einem harten Wasserstrahl abspülen.
- Biologische Bekämpfung: Einsatz von Nützlingen wie Marienkäferlarven (29,00€ bei Amazon*) oder Raubmilben.
- Chemische Bekämpfung: Gegebenenfalls Schädlingssprays verwenden, biologisch abbaubare Mittel bevorzugen.
Pilzkrankheiten wie Anthracnose, Botrytis (Grauschimmel), Sclerotinia und Fusarium-Welke können ebenfalls auftreten. Vorbeugende Maßnahmen umfassen:
- Gute Belüftung: Fördert die Gesundheit der Pflanzen.
- Moderate Bewässerung: Vermeiden Sie Staunässe.
- Fruchtwechsel und Pflanzhygiene: Wechseln Sie die Anbauorte und entfernen Sie abgestorbene Pflanzenteile regelmäßig.
Auch Viruserkrankungen wie das Tabakmosaikvirus und das Gurkenmosaikvirus können Baumchilis befallen. Prävention durch sauberes Werkzeug und gesundes Saatgut ist hier entscheidend. Durch diese Pflegemaßnahmen können Sie die Gesundheit Ihrer Baumchili-Pflanzen langfristig erhalten.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Besondere an den Samen der Baumchili?
Die Samen der Baumchili sind braun-schwarz, im Gegensatz zu den weißlichen oder hellgelben Samen anderer Paprika-Arten. Diese dunkle Färbung ist ein charakteristisches Merkmal und kann zur Unterscheidung zwischen Baumchili und anderen Chilisorten genutzt werden.
Warum fallen die Blüten und jungen Früchte meiner Baumchili ab?
Blüten- und Fruchtabwurf kann durch zu viel direktes Sonnenlicht oder unzureichende Feuchtigkeit verursacht werden. Während der Blütezeit sollte die Pflanze an einem vollständig schattigen Ort stehen und gleichmäßig feucht gehalten werden.
Können Baumchilis auch klettern?
Obwohl sie in der Regel als Halbstrauch wachsen, können manche Baumchilis auch kletternde Eigenschaften entwickeln. Dies hängt von der Sorte und den Wachstumsbedingungen ab. Unterstützen Sie kletternde Triebe bei Bedarf mit geeigneten Rankhilfen.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Baumchilis und anderen Chili-Arten?
Neben der langen Lebensdauer von bis zu 15 Jahren und der verholzten, baumartigen Struktur unterscheiden sich Baumchilis durch ihre behaarten Blätter und violetten Blüten. Auch die chemische Zusammensetzung der Capsaicinoide, die die Schärfe erzeugen, ist bei Baumchilis anders, was zu einer intensiveren Wahrnehmung der Schärfe bei untrainierten Chiliessern führen kann.