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Botrytis: Grauschimmelfäule erkennen, effektiv bekämpfen und vorbeugen

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Wenn ein unappetitlicher, grauer Schimmelrasen Erdbeeren oder Weintrauben überzieht, so handelt es sich um Botrytis cinerea (lat. für Grauschimmelfäule). Diese Pilzkrankheit tritt vor allem bei feuchtem Wetter auf und kann ganze Ernten zerstören. So bekämpfen Sie sie.

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Grauschimmelfäule tritt vor allem bei feuchtwarmem Wetter auf
AUF EINEN BLICK
Was hilft gegen Botrytis bei Pflanzen?
Botrytis, auch Grauschimmelfäule genannt, kann durch regelmäßige Kontrollen, rechtzeitige Entfernung befallener Pflanzenteile, Reduzierung der Luftfeuchtigkeit und Anwendung von Schachtelhalmbrühe oder Urgesteinsmehl behandelt werden. Vorbeugende Maßnahmen wie eine gute Pflanzenhygiene und Pflanzabstand sind ebenfalls wichtig.
  • Botrytis cinerea wird auch als Grauschimmel- oder Graufäule bezeichnet. Es handelt sich um eine häufig auftretende Pilzkrankheit.
  • Der Erreger vermehrt sich vor allem bei warmem und feuchtem Wetter explosionsartig. Er besitzt ein großes Wirtsspektrum, fast alle Garten- und Zimmerpflanzen können befallen werden.
  • Besonders gefährdet sind jedoch Fruchtgemüse, Beerenfrüchte und Zierstauden, hauptsächlich Tomaten, Gurken und Erdbeeren.
  • Ein wirksamer Schutz besteht in gezielten Maßnahmen zur Vorbeugung, vor allem die Luftfeuchtigkeit sollte nicht zu hoch werden.

Was ist Botrytis?

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Besonders im Weinanbau ist Botrytis gefürchtet

Die Grauschimmel- oder auch Graufäule wird durch den häufig vorkommenden und sehr anpassungsfähigen Schlauchpilz Botrytis cinerea verursacht. Der Schadpilz besitzt ein großes Wirtsspektrum und befällt deshalb nicht nur einige wenige Pflanzenarten, sondern weit über 200 verschiedene. Ganz besonders problematisch ist das Auftreten von Grauschimmel im Weinbau, denn hier kann eine Infektion im Handumdrehen eine bis dahin vielversprechende Ernte vernichten. Hier wird die Pflanzenkrankheit auch als Edel- bzw. Rohfäule bezeichnet, da sie häufig unreife Trauben trifft.

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Am wohlsten fühlt sich Botrytis cinerea bei warmen Temperaturen ab 22 Grad Celsius, vor allem zusammen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit entwickelt sich die Krankheit rasant. Da es in Gewächshäusern in der Regel sowohl warm als auch feucht ist, tritt Grauschimmel hier sehr häufig in Erscheinung – um das zu verhindern, ist tägliches Lüften unverzichtbar. Aber auch im Garten sowie in Zimmerkultur kann der Pilz bei passendem Klima Infektionen verursachen. Aus diesem Grund sollten Sie bei warmem und feuchtem Sommerwetter entsprechende Vorkehrungen treffen und Ihre Pflanzen aufmerksam beobachten.

Schadbild: Botrytis rechtzeitig erkennen

Bei einem Befall mit Botrytis sind vornehmlich Blüten – weshalb man manchmal auch von Blütenfäule spricht – und Früchte betroffen. Grundsätzlich können jedoch alle Pflanzenteile, auch verholzte Zweige und junge Triebe, befallen sein. Charakteristisch ist dieses Schadbild:

Botrytis in verschiedenen Stadien

 

  • Bildung eines grauen Pilzrasens an befallenen Pflanzenteilen
  • Pilzrasen stäubt bei Berührung stark, da Sporen austreten
  • Absterben pflanzlichen Gewebes
  • Bildung von braunen Flecken auf betroffenen Pflanzenteilen
  • vor allem Früchte sehen zu Krankheitsbeginn glasig aus
  • Auftreten von Geisterflecken an Tomaten

Die Geisterflecken bei Botrytis sind eine Sondererscheinung bei Tomaten. Dabei entwickelt sich auf den befallenen Früchten ein helles Zentrum, welches wiederum von einem ebenfalls hellen Ring umgeben ist.

Woher kommt die Krankheit und wie entwickelt sie sich?

Die Erstinfektion mit Botrytis erfolgt häufig bei günstigen Witterungsbedingungen – Luftfeuchtigkeit über 85 Prozent und Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius – durch Wind und Regen. Beides überträgt die massenhaft produzierten Sporen von bereits infizierten Pflanzen oder auch vom Boden. Die Pilzsporen dringen durch kleinste Wunden und Verletzungen in die Pflanzen und Früchte ein, wobei eine Infektion grundsätzlich in jedem Entwicklungsstadium und zu jeder Jahreszeit möglich ist – auch im Winter, wobei hier insbesondere Obstgehölze nach dem Winterschnitt gefährdet sind.

Die Pilzsporen überwintern entweder auf infizierten Pflanzenteilen (z. B. an Bäumen und Sträuchern verbliebenen Blättern und Früchten) sowie in Form eines Pilzmycels im Boden. Hier ernährt sich Botrytis von abgestorbenen Pflanzenteilen und bleibt dauerhaft im Erdreich. Die Sporen bilden sich vornehmlich im Frühjahr, weshalb eine Infektion zu dieser Jahreszeit am wahrscheinlichsten ist. Besonders gefährdet sind geschwächte Pflanzen, die sich nicht mehr gegen das Eindringen des Erregers wehren können.

Vor allem trifft dies durch

  • ungeeignete Wachstumsbedingungen
  • einen ungeeigneten Standort
  • eine zu enge Pflanzung
  • einen kalten bzw. nassen Winter
  • oder durch falsche Düngung (v. a. Überdüngung)

vorgeschädigte Gewächse.

Exkurs

Welche Pflanzen sind besonders durch Botrytis gefährdet?

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Erdbeeren werden häufig von Grauschimmel befallen

Im Hausgarten besonders durch Botrytis gefährdete Kulturen sind – neben Weintrauben – viele Beerenfrüchte wie Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren. Des Weiteren trifft es vornehmlich in Gewächshäusern kultivierte Gemüsepflanzen, vor allem Tomaten, Gurken, Salat und Zwiebeln. Doch selbst Zierpflanzen sind nicht vor Grauschimmel gefeit, denn Rosen, Hortensien, Rhododendron und Tulpen sind ebenfalls gefährdet. Grundsätzlich kann die Pilzkrankheit jedoch an fast allen Garten- und auch Zimmerpflanzen auftreten.

Botrytis effektiv vorbeugen

Da der Botrytis-Pilz für eine Infektion sowie für seine Ausbreitung ausreichend Feuchtigkeit benötigt, sollten Sie durch vorbeugende Maßnahmen für ein schnelles Abtrocknen aller Pflanzenteile nach einem Regenguss und allgemein für eine niedrigere Luftfeuchtigkeit sorgen. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über wirksame Maßnahmen zur Pflanzenhygiene.

Maßnahme Durchführung
Luftfeuchtigkeit reduzieren Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit meiden, Gewächshaus, Wintergarten und Wohnung (bei Zimmerpflanzen) häufig lüften
Richtiges Gießen und Wässern beim Gießen stets nur auf den Boden gießen, Blätter, Triebe und Blüten nicht benetzen, entsprechende Wässerungssysteme bevorzugen (Tröpfchenbewässerung statt Sprinkleranlage)
Richtiges Düngen maßvoll düngen und vor allem ein Überdüngen mit Stickstoff meiden, organische Düngemittel bevorzugen
Auslichten und andere Schnittmaßnahmen Pflanzen locker und luftig halten, zu eng stehendes Wachstum zurückschneiden, sofortiges Zurückschneiden befallener oder verletzter / beschädigter Triebe
Mulchen Boden mulchen, um Feuchtigkeit in der Erde zu halten und Verdunstung zu reduzieren
Hygienemaßnahmen Entfernung von Falllaub, Fallobst und Fruchtmumien, Schnittwerkzeuge desinfizieren
Schädlingsbekämpfung viele Schädlinge sind Überträger der Krankheit und / oder schwächen die Pflanzen, weshalb ein eventueller Befall frühzeitig bekämpft werden muss
Pflanzabstand einhalten schon bei der Pflanzung auf einen großzügigen Pflanzabstand achten, Pflanzen nicht zu eng setzen

Des Weiteren können Sie das Immunsystem gefährdeter Pflanzen stärken, sodass der Pilz erst gar keine Chance zu einer Infektion hat – starke Pflanzen werden seltener krank, da sie dem Erreger besser widerstehen. Hierzu eignet sich eine Spritzung mit selbst hergestellten, silikathaltigen Pflanzenjauchen aus Ackerschachtelhalm, die Sie ab dem Austrieb und während der Vegetationsperiode im Abstand von 10 bis 14 Tagen regelmäßig durchführen. Auch ein Spritzmittel (9,00€ bei Amazon*), hergestellt auf der Basis von schwefelsaurer Tonerde, zeigt vorbeugend gute Erfolge.

Exkurs

Ähnliche Krankheitsbilder

Ähnliche Schadbilder verursachen die ebenfalls durch Pilze verursachten Pflanzenkrankheiten Falscher Mehltau und Schwarzfäule. Auch hier verbräunen die befallenen Pflanzenteile und sterben schließlich ab, zudem tritt vor allem der Falsche Mehltau auch bei feuchter Witterung auf. Eine Unterscheidung ist für den Laien oft schwierig, allerdings ähneln sich vorbeugende und bekämpfende Maßnahmen bei allen pilzlich verursachten Krankheiten – was also gegen Grauschimmel hilft, ist oft auch wirksam gegen andere Pilze.

So bekämpfen Sie Botrytis

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Befallene Pflanzenteile sollten zeitnah mit großer Vorsicht entfernt werden, damit die Sporen sich nicht weiter ausbreiten

Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig auf Anzeichen für Botrytis und andere Pflanzenkrankheiten, damit Sie im Falle einer Infektion rasch Gegenmaßnahmen ergreifen können. Das schnelle Handeln ist wichtig, um einer weiteren Ausbreitung des Pilzes entgegenzuwirken – anderenfalls sind im Handumdrehen auch andere Pflanzen betroffen. So gehen Sie gegen die Botrytis-Graufäule vor:

  • alle erkrankten Pflanzenteile umgehend entfernen
  • Zweige und Triebe bis in die gesunden Teile hinein wegschneiden
  • Luftfeuchtigkeit reduzieren (falls möglich, z. B. im Gewächshaus)
  • betroffene Pflanzen isolieren (falls möglich, z. B. bei Zimmerpflanzen)
  • bei beginnendem Befall Schachtelhalmbrühe spritzen
  • alternativ Pflanzen mit Urgesteinsmehl bestäuben

Weiterhin helfen diese Maßnahmen gut gegen Botrytis (und andere Pflanzenkrankheiten):

  • Pflanzen grundsätzlich in Mischkultur setzen
  • vor allem mit Knoblauch, da dieser Erreger fernhält
  • Erdbeeren und andere Nutzpflanzen spätestens alle drei Jahre umsetzen
  • Fruchtfolgen beachten

Vor der Pflanzung etwas klein gehackten Knoblauch mit ins Pflanzloch geben (etwa bei Erdbeeren), zudem Stroh erst nach der Blüte ausbringen. Beides kann eine Botrytis-Infektion effektiv verhindern.

Für den Hausgarten zugelassene Spritzmittel

„Chemische Mittel müssen die Ausnahme bleiben und nur zum Einsatz kommen, wenn gar nichts anderes mehr hilft – die unerwünschten Nebenwirkungen sind enorm.“

So mancher Gärtner fürchtet beim Auftreten von Botrytis um seine Ernte und möchte dem Pilz mit der chemischen Keule den Garaus machen. Die Intention ist verständlich – wer hegt und pflegt schon gerne seine Tomaten, um sie anschließend auf den Müll zu werfen? – allerdings ist der Einsatz von chemischen Fungiziden aus verschiedenen Gründen kritisch zu sehen.

Ein wichtiger Grund, der gegen eine Verwendung von Fungiziden spricht, ist die große Anpassungsfähigkeit von Botrytis – der Pilz bildet sehr schnell Resistenzen aus, weshalb Sie die chemische Keule tatsächlich nur bei einem sehr starken und anders nicht mehr beherrschbaren Befall einsetzen sollten. Ergreifen Sie immer erst die bereits beschriebenen Bekämpfungsmaßnahmen und setzen Sie dringend auf Vorbeugung.

Wenn gar nichts anderes mehr hilft, sind für den Hausgarten Mittel mit diesen Wirkstoffen zugelassen:

  • Cyprodinil: beispielsweise Syngenta Switch
  • Fludioxonil: Syngenta Switch enthält sowohl Cyprodinil als auch Fludioxonil
  • Trifloxystrobin: beispielsweise Baymat Plus AF Pilzfrei oder Celaflor Pilzfrei Saprol N

Ansonsten gibt es noch das biologisch wirkende Fungizid Prestop von Kwizda, welches auf die Wirkung des Bodenpilzes Gliocladium catenulatum setzt.

Achten Sie bei der Auswahl des Fungizids unbedingt darauf, dass dieses bienenfreundlich ist. Neudorff AF Pilzfrei beispielsweise ist gut wirksam gegen Botrytis, allerdings auch bienengefährlich – die fleißigen Insekten werden durch das Mittel ebenfalls abgetötet, was vor dem derzeitigen Bienensterben sehr problematisch ist.

Häufig gestellte Fragen

Ist Botrytis auch für den Menschen gefährlich?

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Grauschimmelfäule kann bei empfindlichen Menschen Allergien hervorrufen

Botrytis cinerea besitzt ein hohes Allergiepotenzial und ist deshalb für Menschen mit einer Pilzallergie gefährlich. Das betrifft vor allem Personen mit einer Penizillin-Allergie. Schützen Sie sich mit entsprechender Kleidung (Mund-Nasen-Schutz, um ein Einatmen zu verhindern, Schutzbrille, Handschuhe, lange Kleidung), da sich sehr viele Sporen in der Luft befinden.

Darf ich befallenes Schnittgut und infizierte Früchte auf dem Kompost entsorgen?

Nein, davon raten wir Ihnen dringend ab. Die Sporen als befallenen Pflanzenteilen finden in Kompost ideale Lebensbedingungen vor, vermehren sich dort explosionsartig und können mit dem Verteilen des fertigen Komposts weitere Gewächse infizieren. Entsorgen Sie ansteckendes Pflanzenmaterial daher möglichst über den Hausmüll oder verbrennen es.

Kann man leicht befallene Früchte noch essen, wenn man die schimmeligen Stellen wegschneidet?

Auch ein Verzehr befallener Früchte ist nicht ratsam, einerseits, weil der Pilz die Früchte geschmacklich stark beeinträchtig und andererseits, weil er giftige Stoffe bildet, die Sie mitessen würden. Insbesondere unreif befallene Früchte sollten weggeworfen werden. Bei der Weinherstellung gelangen immer mal wieder mit Botrytis infizierte Trauben hinein, dies ist jedoch durch den Prozess der Kelterung und Gärung unproblematisch.

Tipp

Des Weiteren sollten Sie insbesondere frisch geerntete Beerenfrüchte sofort auf Temperaturen zwischen ein und drei Grad Celsius herunterkühlen, um eventuell vorhandene Pilzsporen abzutöten. Außerdem bleiben die Früchte so länger frisch.

Bilder: Catherine Eckert / Shutterstock