Insekten

Wiesenhummel: Alles Wissenswerte über den Gartenfreund

Wiesenhummeln sind vielerorts anzutreffen und begegnen dem Hobbygärtner im heimischen Garten. Sie erweisen sich als nützlich und robust. Es gibt Faktoren, welche die weit verbreitete Art bedrohen können. Durch geeignete Maßnahmen kann die harmlose und ungefährliche Wiesenhummel gefördert werden.

AUF EINEN BLICK
Was ist eine Wiesenhummel und wo kommt sie vor?
Die Wiesenhummel (Bombus pratorum) ist eine kleine Hummelart, die in verschiedenen Lebensräumen wie offenen Landschaften, Wiesen und lichten Wäldern vorkommt. Sie nistet in Bodennähe und ist für ihre wichtige Bestäuberfunktion bekannt. Sie sind nicht aggressiv und stechen selten.
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Die Wiesenhummel bevorzugt, wie ihr Name schon sagt, offene Wiesen

Wer steckt hinter der Wiesenhummel?

Die Wiesenhummel (Bombus pratorum) gilt als Kulturfolger und ist in Gärten weit verbreitet. Sie bevorzugt offene Landschaften und besiedelt gerne Wiesen aller Art aber auch lichte Wälder. Damit gehört die Art, welche auch unter der Bezeichnung „Kleine Waldhummel“ bekannt ist, zu den sogenannten Ubiquisten. Mit einer Körperlänge von 14 Millimeter zählt sie zu den kleineren Hummelarten.

Hier kommen Wiesenhummeln vor:

  • vom Flachland bis in alpine Lagen von 2.300 Metern Höhe
  • auf der freien Feldflur, in Wiesen, an Böschungen und auf Viehweiden
  • bevorzugt in Sträuchern, Gebüschen und Hecken

Hintergrund

Das Leben der Ubiquisten

Als Ubiquist besiedelt die Wiesenhummel verschiedene Lebensräume darunter offene Kulturlandschaften oder Wälder. Solche Tierarten sind weit verbreitet und an keine speziellen Umgebungen gebunden. Wiesenhummeln kommen mit verschiedenen Umweltbedingungen zurecht und haben sich auf keine bestimmten Nahrungspflanzen spezialisiert. Eine Ausnahme gibt es dennoch, denn karge Biotope mit sehr trockenen Bedingungen wie Magerrasen werden nur selten von einer Wiesenhummel angeflogen.

Ein Jahr im Leben der Wiesenhummel

Das Leben einer Wiesenhummel ist nicht sehr lang. Königinnen überwintern einmal, bevor sie selbstständig einen eigenen Staat mit ihren Töchtern gründen. Arbeiterinnen und Drohnen übernehmen wichtige Aufgaben im Volk, leben aber nur wenige Wochen.

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Lebenserwartung von Wiesenhummeln:

  • Königin: zwölf bis 13 Monate
  • Arbeiterin: etwa sechs Wochen
  • Männchen: bis fünf Wochen

Nach dem Winter

Ab März verlassen die Jungköniginnen ihr Überwinterungsquartier, um einen geeignet Platz zum Nestbau ausfindig zu machen. Dichtes Gestrüpp, Grashorste oder Hecken liefern optimale Bedingungen. Verlassene Vogelnester oder Eichhörnchenkobel werden genauso gerne angenommen wie ungestörte Dachstühle. Wiesenhummeln bauen ihr Nest oberirdisch. Nur selten werden sie unterirdisch in alte Mäusenester gebaut. Hummelnisthilfen werden gerne angenommen. In Abhängigkeit von der Witterung kann sich die Nistplatzsuche bis Ende April hinauszögern.

Häufig nisten sich Wiesenhummeln in verlassene Nester von Zaunkönigen ein.

Das Nest einer Wiesenhummel:

  • klein und kompakt
  • setzt sich aus vielen blasenartigen Brutkammern zusammen
  • gelblich gefärbt, verbraunt im Laufe der Zeit

Zwischen Frühling und Sommer

Nach dem erfolgreichen Nestbau legt die Jungkönigin Eier ab, um diese auszubrüten. Sie setzt sich auf ihr Gelege und erzeugt durch Muskelvibrationen Wärme. Es dauert etwa sieben Wochen, bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen. Es ist nun deren Aufgabe, die von der Königin gelegten Eier auszubrüten und die Larven zu ernähren. Die Arbeiterinnen fliegen meist zwischen Ende März bis August. Neue Jungköniginnen und Drohnen werden zwischen Ende Mai und Anfang Juni oder teilweise bis Ende Juli produziert.

Wiesenhummeln sind „Pollenstorer“:

  • sammeln Pollen und deponieren diesen in verlassenen Brutzellen
  • nebenan werden neue Brutzellen angelegt, in denen Larven heranwachsen
  • zur Fütterung werden Larvenwiegen immer wieder geöffnet

Trachtpflanzen

Wiesenhummeln besitzen einen kurzen Rüssel und sind auf Pflanzen mit kurzen Kronenröhren oder frei zugänglichen Pollen- und Nektarvorräten angewiesen. Sie sind keine Nahrungsspezialisten und fliegen Pflanzen aus verschiedenen Familien an. Bisher wurden mehr als 130 Pflanzenarten als Nahrungsquelle für Wiesenhummeln beschrieben. Darunter sind unzählige krautige Pflanzen aber auch einige Sträucher, Gehölze und Bäume wie Johannisbeere oder Kastanie.

  Nektargehalt Pollenangebot Blütezeit
Winterling mäßig mit Zuckeranteil von 26 Prozent hoch Februar bis März
Schneeglöckchen mittelmäßig mittelmäßig Februar bis März
Echtes Lungenkraut sehr hoch sehr hoch März bis Mai
Taubnesseln sehr hoch mit Zuckergehalt zwischen 30 und 56 Prozent sehr hoch März bis August
Storchschnabel sehr hoch mit Zuckergehalt zwischen 57 und 71 Prozent hoch Mai bis September
Berg-Flockenblume sehr hoch mit Zuckergehalt von 45 Prozent gering Mai bis Oktober

Wichtige Bestäuber

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Wiesenhummeln sind wichtige Bestäuber

Wiesenhummeln übernehmen wichtige Bestäuberfunktionen und erweisen sich überwiegend an Rosengewächsen wie Kirschen, Äpfeln und Brombeeren als nützlich. Häufig kommt es zu Nektarraub, wenn die Nahrung zu tief in der Kronenröhre verborgen ist. Die Hummeln fressen Löcher in die Blüten von Lerchensporn, Leinkraut, Beinwell oder heimischen Orchideen und umgehen somit die Bestäubung.

Tipp

Wenn Sie Ihren Garten hummelfreundlich bepflanzen möchten, sollten Sie den Fokus auf ein reichhaltiges Blütenangebot legen. Ideal ist eine Kombination aus Früh-, Sommer- und Spätblühern.

Das Ende des Sommers

Ein Wiesenhummelvolk kann zwischen 50 und 120 Tiere umfassen und ist äußerst kurzlebig. Es stirbt zwischen Juli und August langsam aus. Nachdem sich die Männchen mit einer Jungkönigin verpaart haben, sterben auch diese. Nur die Jungköniginnen sind noch aktiv, denn sie begeben sich im Spätsommer auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier.

Können Wiesenhummeln stechen?

Hummeln stechen eher selten, wenn sie sich bedroht fühlen. Anders als bei Bienen verfügt ihr Stachel nicht über Widerhaken. Nach einem Stich kann die Hummel diesen aus der Haut ziehen, ohne dass er stecken bleibt und abreißt. Ihr Gift ist für die meisten Menschen nicht gefährlich. Ein Stich kann eine angeschwollene Rötung mit Juckreiz verursachen, die normalerweise von selbst verschwindet. Allergiker können schwere Reaktionen erleiden.

Das Warnverhalten einer Hummel:

  1. heben ihr mittleres Bein und zeigen in Richtung der Gefahr
  2. drehen sich auf den Rücken und richten den Stachelapparat auf den Angreifer
  3. lassen ein lautes Brummen ertönen
  4. erfolgt kein Rückzug, kommt es zu einer Attacke
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Auch in verlassenen Vogelhäusern fühlen sich Hummeln wohl

Ein Hummelhaus bauen

Sie benötigen zum Bau einer Nisthilfe einen Pappkarton, der in eine Holzkiste gestellt wird. Dieser simuliert ein verlassenes Vogel- oder Eichhörnchennest. Da Wiesenhummeln zu den kleineren Arten zählen, muss das gesamte Hummelhaus nicht allzu groß sein. Wichtig ist, dass zwischen Karton und Holzkiste ein Abstand von etwa einem Zentimeter besteht. Um diese Wärmeisolation zu gewährleisten, wird der Boden der Holzkiste mit einer Styroporplatte ausgekleidet, auf die der Karton mittig platziert wird.

Tipp

Hummeln nutzen eine Nestecke als Kotplatz. Verstärken Sie den Kartonboden mit Klebeband, damit der Kot das Material nicht durchweicht.

Den Innenraum präparieren

Sie können sich beim Auskleiden des Innenraums austoben und verschiedene Materialien miteinander kombinieren. Auch Moos, getrocknete Lavendelblüten oder die Früchte von Clematis eignen sich hervorragend, um den Hummeln ein wärmendes Nest bereitzustellen. Haustierbesitzer können Haare von Hunden oder Katzen wiederverwenden. Der Karton sollte nicht zu voll mit Nistmaterial befüllt werden. Eine lockere Drapierung reicht aus.

DIY Hummelhaus

Innenraumgestaltung:

  • Einlaufschlauch im unteren Drittel durch den Karton führen
  • Zugang sollte nach unten in das Nest führen und zwei bis vier Zentimeter in den Karton ragen
  • feine Holzspäne, Grasschnitt, Rindenmulch oder Stroh zwischen Pappkarton und Holzkiste bis zum Schlauch auffüllen
  • mittig eine Vertiefung graben und den Pappkarton mit Vogelfedern oder Wolle auskleiden
  • Karton verschließen und Belüftungslöcher einstechen

Häufig gestellte Fragen

Bei welchen Temperaturen fliegen Wiesenhummeln?

Überwinternde Jungköniginnen werden im März aktiv. Nachdem sie ihr Nest gegründet haben, können sie auch bei niedrigen Temperaturen um den Gefrierpunkt ausfliegen. Auch Schneefall hält die Insekten nicht von der Nahrungssuche ab. Durch die Vibrationen der Flügelmuskulatur erzeugen sie Körperwärme. Die später schlüpfenden Arbeiterinnen sind bei Mindesttemperaturen von fünf Grad aktiv. Sie fliegen früh am Morgen aus, bevor die Sonne aufgeht, und beenden ihre Sammelflüge mit dem Einsetzen der Abenddämmerung.

Wie kann ich die Wiesenhummel unterstützen?

Die größte Gefahr für Wiesenhummeln besteht im Frühjahr, wenn keine geeigneten Nahrungsquellen zur Verfügung stehen. Das Anpflanzen von frühblühenden Arten, denen auch leichte Fröste nichts ausmachen, ist daher eine ideale Unterstützungsmaßnahme. Weiden, Krokusse und frühe Rhododendren stellen gute Nektarquellen dar. Im späten Frühjahr erweist sich die Mai- oder Honigbeere als idealer Nahrungsspender, denn ihre Blüten sind sehr nektarreich und überstehen Fröste bis minus sieben Grad.

Sind Hummelnistkästen für die Wiesenhummel geeignet?

Künstlich hergestellte Nistmöglichkeiten werden gerne angenommen. Allerdings sollten die Nester so natürlich wie möglich aussehen. Platzieren Sie das Hummelhaus an einem ungestörten Ort auf dem Boden. Wiesenhummeln suchen sich geschützte Bereiche in Hecken, zwischen Grasbüscheln oder im Moos. Dekorieren Sie Ihre Nisthilfe mit Moos, Rindenstücken oder Steinen.

Idealerweise sollten in der direkten Umgebung genügend Trachtpflanzen vorhanden sein, damit die Königin ausreichend Pollen und Nektar für ihr neues Volk sammeln kann. Als sogenannte Haustürsammler oder Kurzstreckenflieger schwärmen Wiesenhummeln nicht besonders weit zur Nahrungssuche aus. Sie fliegen Pflanzen an, die in einem Abstand von 50 bis 100 Meter zum Nest wachsen.

Wie erkenne ich eine Wiesenhummel?

Der Thorax kurz hinter dem Kopf besitzt eine gelbe Querbinde, die bei manchen Farbvariationen fehlen kann. Dadurch kann die Wiesenhummel mit einer Erdhummel verwechselt werden, die allerdings deutlich größer ist. Wiesenhummeln werden zwischen 14 und 17 Millimeter lang. Die Oberseite des hinteren Segments ist orange gefärbt. Typisch für Männchen ist die gelbe und struppig wirkende Behaarung, welche die schwarzen Haare fast vollständig verdrängt

Bilder: Arno van Dulmen / Shutterstock