Palmen-Guide: Welche Palme habe ich?
Palmen verleihen jedem Garten einen Hauch von Exotik. Doch die Vielfalt der Arten kann überwältigend sein. Dieser Leitfaden hilft Ihnen, Ihre Palme anhand ihrer Blätter, Stämme, Blüten und Früchte zu identifizieren.
Fiederpalmen: Eleganz mit gefiederten Wedeln
Fiederpalmen verdanken ihren Namen ihren Blättern, die aus vielen einzelnen Segmenten bestehen, welche an einer zentralen Achse angeordnet sind. Einige bekannte Vertreter dieser Gruppe möchte ich Ihnen vorstellen:
- Goldfruchtpalme: Mit ihrem dichten, sattgrünen Laub ist sie ein wahrer Blickfang.
- Bergpalme: Diese Palme bevorzugt halbschattige Standorte und lässt sich leicht an ihren stark gefiederten Blättern erkennen.
- Kentia-Palme: Ähnlich der Bergpalme, zeichnet sie sich jedoch durch leicht überhängende Blattsegmente aus.
- Dattelpalme (Phoenix canariensis): Bekannt für ihre robuste Struktur und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umgebungen, beeindruckt sie mit Wedeln voller kleiner Blättchen.
- Fuchsschwanzpalme (Wodyetia bifurcata): Diese Palme fällt durch ihre einzigartige Wuchsform auf, bei der die Blattfiedern in verschiedenen Winkeln abstehen, was ihr einen buschigen Charakter verleiht.
Fächerpalmen: Exotisches Flair mit ausladenden Wedeln
Fächerpalmen zeichnen sich durch ihre beeindruckenden, fächerförmigen Blätter aus, die ihnen ein unverkennbares Aussehen verleihen. Hier sind einige Arten, die Sie näher kennenlernen sollten:
- Hanfpalme (Trachycarpus fortunei): Diese Palme ist bekannt für ihre Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit, auch in gemäßigten Klimazonen zu gedeihen. Mit einem Stammumfang von bis zu einem Meter an der dicksten Stelle kann sie eine Höhe von 12 bis 15 Metern erreichen. Die Blätter im Schopf können bis zu 30 Stück zählen und einen Durchmesser von bis zu 4,5 Metern erreichen.
- Washington-Palme (Washingtonia): Eine mittelhohe Fächerpalme, die besonders durch ihren tonnenförmigen, grauen Stamm und die stacheligen Blattstiele auffällt. Sie kann bis zu 20 Meter hoch werden, während der Stamm an der dicksten Stelle bis zu einem Meter Durchmesser erreichen kann.
- Bismarckpalme (Bismarckia nobilis): Mit ihren markanten, blau-grünen Blättern ist sie ein echter Blickfang. Die Palme bevorzugt volle Sonne und kann in Mitteleuropa meist nicht höher als 10 Meter wachsen, obwohl sie prinzipiell höher wachsen kann.
Sonderformen: Abseits der klassischen Fieder- und Fächerpalmen
Einige Palmenarten weisen Blattformen auf, die von den klassischen Fieder- oder Fächerpalmen abweichen:
- Costapalmate Palmen: Eine Mischform zwischen Fieder- und Fächerpalmen, charakterisiert durch Blätter, die sowohl Merkmale von Fächer- als auch von Fiederpalmen aufweisen. Die Palmetto-Palme (Sabal palmetto) ist hier ein prominentes Beispiel. Sie zeichnet sich durch eine sehr ausladende Form mit enormen Blättern aus und kann eine Höhe von bis zu 25 Meter und eine Breite von 6 Meter in der Krone erreichen.
- Doppelt gefiederte Palmen: Diese Gruppe umfasst Palmen mit Blättern, die aus mehreren fiederförmigen Abschnitten zusammengesetzt sind, eine Beschreibung, die gut zur Fischschwanzpalme (Caryota) passt.
Analyse des Stammes: Anzahl, Struktur und Bedeckung
Die Untersuchung des Stammes liefert essenzielle Erkenntnisse für die Bestimmung der Palmenart.
Anzahl der Stämme: Einzelgänger oder Gruppenbildner
Palmen variieren in der Anzahl ihrer Stämme, was ein unterscheidendes Merkmal darstellen kann.
- Einzelstamm: Charakteristisch für viele Arten, darunter solche, die in ihren natürlichen Habitaten einzeln wachsen und einen markanten zentralen Stamm bilden. Zum Beispiel erreichen die Stämme der schnell wachsenden Kohlpalme Höhen bis zu 20 m.
- Mehrere Stämme: Einige Palmenarten entwickeln mehrere Stämme aus dem Boden, was ihnen ein buschiges Aussehen verleiht. Dieses Merkmal ist oft bei Arten wie der Fischschwanzpalme (Caryota mitis) zu finden, die nicht besonders hoch, sondern in Büschen und Dickichten wächst.
Struktur des Stammes: Narben, Stelzwurzeln und Oberflächenbeschaffenheit
Die Struktur und Beschaffenheit des Stammes lassen Rückschlüsse auf die Art der Palme zu.
- Blattnarben und Stelzwurzeln: Die Blattnarben auf dem Stamm variieren von auffällig bis unauffällig und können sogar Stelzwurzeln aufweisen. Sie geben Aufschluss über die Art und das Alter der Palme.
- Oberflächenbeschaffenheit: Die Stämme können glatt, geringelt oder mit Dornen/Stacheln versehen sein. Einige Arten zeigen einen zylindrischen, schlanken bis massiven Aufbau mit Merkmalen wie regelmäßigen oder unregelmäßigen Blattnarben und Blattbasenresten.
Größe und Höhe: Zwerge und Riesen
Die Dimension des Stammes ist ein weiteres entscheidendes Kriterium.
- Kleinstämmige Arten: Arten wie die Zwergpalme bleiben mit ihrer maximalen Stammhöhe von unter fünf Metern verhältnismäßig klein.
- Großstämmige Arten: Im Gegensatz dazu können einige Palmenarten, wie die Wachspalme, Stämme mit einer Höhe von bis zu 60 m entwickeln.
Untersuchung der Blüten und Früchte
Blüten und Früchte bieten wertvolle Anhaltspunkte für die Bestimmung Ihrer Palme.
Blüten: Farbenfrohe Boten der Fortpflanzung
Bei vielen Palmen sind die Blütenstände entscheidende Hinweise für die Identifizierung. Männliche und weibliche Blüten können sowohl in ihrer Anordnung als auch in ihrer Farbe variieren. So zeigen sich beispielsweise männliche Blütenstände bei einigen Arten zunächst aufrecht, neigen sich im Laufe der Blütezeit und hängen schließlich abwärts. Die Blüten sind oft in Gelbtönen gehalten und stehen sehr dicht beieinander. Die weiblichen Blütenstände hingegen können eine hellgrünere Färbung aufweisen und sind weniger dicht mit Blüten besetzt.
Früchte: Von Datteln bis Kokosnüssen
Die Früchte variieren stark in Form, Größe und Farbe. Dies bietet eine hilfreiche Ressource zur Bestimmung von Palmenarten.
- Dattelpalmen (Phoenix spp.): Die Früchte sind Datteln, die je nach Art und Reifezustand eine Farbpalette von Gelb bis zu tiefem Violett aufweisen. Die Größe kann von der einer kleinen Erbse bis hin zu größeren, datteförmigen Ausmaßen reichen.
- Kokospalmen (Cocos nucifera): Sie tragen die bekannten Kokosnüsse, deren feste, haarige Schale einen süßen, essbaren Kern umschließt. Die Früchte hängen in Büscheln direkt unter der Krone.
- Acai-Palmen (Euterpe oleracea): Bekannt für ihre dunkelvioletten bis schwarzen Früchte, die in dichten Büscheln wachsen und eine wertvolle Nahrungsquelle darstellen, insbesondere als sogenanntes Superfood.
- Ölpalmen (Elaeis guineensis): Die Früchte sind meist rot bis schwarz, wenn sie reif sind und besonders ölhaltig, was sie zu einer wichtigen Ressource für die Herstellung von Palmöl macht.
Die Betrachtung dieser Merkmale kann wesentlich dazu beitragen, die Art der Palme zu bestimmen und deren Standort- und Pflegebedürfnisse effektiver zu adressieren.
Zusätzliche Merkmale
Für eine tiefgreifendere Identifizierung können zusätzliche Merkmale von Palmen bedeutsam sein:
- Blattfalte: Bei der Untersuchung der Palmblätter kann festgestellt werden, ob diese in der Mitte geknickt sind und eine V-Form bilden. Dieses induplikate (aufrechte V) oder reduplikate (umgekehrte V) Muster hilft, die Palmenfamilie weiter einzugrenzen.
- Blattfarbe: Die Blattfarbe variiert beträchtlich unter den Palmenarten. Man findet Spektren von tiefem Dunkelgrün bis zu lebendigem Blau-Silber. Einige Arten lassen sich auch anhand ihrer Blattfarbe klar unterscheiden.
- Wachstumsbedingungen: Die Größe und Struktur des Stammes, oft geprägt durch ehemalige Blattnarben, liefern wichtige Informationen über die Art der Palme. Ebenso gibt die natürliche Wachstumsumgebung Aufschluss über die Pallmenart.