Brennnessel

Taubnessel oder Brennnessel: Worin liegen die Unterschiede?

Taubnessel und Brennnessel – auf den ersten Blick sehen sie zum Verwechseln ähnlich aus. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Unterschiede in Aussehen, Blütezeit und Nutzen für die Tierwelt und gibt Tipps zur Verwendung in der Küche.

Unterschiede im Aussehen von Brennnessel und Taubnessel

Auch wenn Taubnessel und Brennnessel auf den ersten Blick ähnlich wirken, lassen sie sich bei genauerem Hinsehen gut voneinander unterscheiden. Insbesondere die Wuchshöhe und die Blätter bieten eindeutige Merkmale.

Wuchshöhe und Stängel

Die Brennnessel kann eine Höhe von bis zu 150 cm erreichen und hat einen eher robusten, aufrechten Wuchs. Im Gegensatz dazu bleiben Taubnesseln deutlich kleiner. Die Purpurrote Taubnessel wird etwa 10 bis 35 cm hoch, während die Weiße Taubnessel zwischen 20 und 70 cm wächst. Beide Pflanzenarten besitzen einen vierkantigen Stängel, der jedoch bei der Brennnessel oftmals vom Laien übersehen wird.

Blätter

Ein genauerer Blick auf die Blätter zeigt weitere Unterschiede:

  • Brennnesselblätter: Diese sind länglich-herzförmig und am Rand kräftig gezähnt. Sie besitzen zahlreiche Brennhaare, die bei Berührung brechen und ein schmerzhaftes Brennen verursachen.
  • Taubnesselblätter: Obwohl sie den Brennnesselblättern ähneln, unterscheiden sie sich durch ihre Haarlosigkeit. Die Blätter sind gegenständig angeordnet, haben ebenfalls gezähnte Ränder und können je nach Art auch Flecken oder eine leichte Rötung aufweisen. Die Taubnessel führt keine Brennhaare, weshalb Berührungen keine Schmerzen verursachen.

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Blütenanordnung

Die Blütenform und -farbe sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal:

  • Brennnessel: Die unscheinbaren Blüten der Brennnessel sind rispenartig und hängen herab. Sie sind grünlich-gelb.
  • Taubnessel: Die auffälligen Lippenblüten der Taubnessel stehen in Scheinquirlen zusammen, was bedeutet, dass mehrere Blüten rund um den Stängel angeordnet sind. Diese Blüten sind typischerweise weiß, rosa oder purpurfarben.

Durch die Kombination dieser Merkmale ist es möglich, Brennnesseln und Taubnesseln eindeutig voneinander zu unterscheiden, selbst wenn sie am gleichen Standort wachsen.

Unterschiede in der Blütezeit

Die Blütezeit ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen Taubnessel und Brennnessel, obwohl es Überschneidungen geben kann.

Taubnessel

Taubnesseln weisen eine lange Blütezeit auf, die bereits im Frühjahr beginnt. Die meisten Arten, wie die Weiße Taubnessel, blühen von April bis Oktober. Die Purpurrote Taubnessel kann sogar vom März bis in den Herbst hinein blühen und manchmal bis in den Winter hinein vereinzelt Blüten zeigen.

Brennnessel

Die Brennnesseln blühen typischerweise später im Jahr. Die Große und die Kleine Brennnessel sind oft von Juni bis Oktober in Blüte zu sehen. Die Röhricht-Brennnessel hat eine noch kürzere Blühphase, die sich auf Juli bis August beschränkt. Eine Ausnahme bildet die Pillen-Brennnessel, die von April bis Oktober blüht und damit der Blütezeit der Taubnesseln stark ähnelt.

Die Kenntnis der Blütezeiten hilft dabei, beide Pflanzenarten im Jahresverlauf besser zu unterscheiden.

Essbarkeit von Taubnessel und Brennnessel

Die Taubnessel und die Brennnessel sind vielseitig in der Küche einsetzbar und bieten zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Trotz ihrer äußeren Ähnlichkeiten unterscheiden sich ihre Nutzungsmöglichkeiten geringfügig.

Essbarkeit der Taubnessel

Die Taubnessel kann als schmackhafte Zutat in einer Vielzahl von Gerichten verwendet werden. Junge Blätter und Blüten eignen sich hervorragend für Spinatgerichte, Pesto oder als Bestandteil von Wildkräutersalaten. Die Blüten der Taubnessel haben einen dezenten, süßlichen Geschmack, der besonders gut als Garnitur zu Desserts passt. Neben dem kulinarischen Genuss weist die Taubnessel auch gesundheitliche Vorteile auf: Aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle und Vitamine kann sie als Heilpflanze genutzt werden, etwa zur Zubereitung von Tee, der bei Erkältungen oder Blasenbeschwerden hilft.

Essbarkeit der Brennnessel

Auch die Brennnessel ist eine wertvolle Bereicherung für die Küche, einschließlich der Nutzung der Brennnessel-Wurzel. Nach dem Abbrühen oder Trocknen verliert sie ihre brennenden Eigenschaften und kann problemlos verarbeitet werden. Die jungen Triebspitzen der Brennnessel eignen sich hervorragend für spinatähnliche Gerichte, Suppen oder als Zutat für Tees. Dank ihrer hohen Nährstoffdichte, reichhaltig an Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Eisen sowie den Vitaminen A und C, ist die Brennnessel nicht nur schmackhaft, sondern auch besonders gesund. Die Samen der Brennnessel, die einen leicht nussigen Geschmack haben, können ebenfalls roh oder gekocht verzehrt werden und eignen sich gut als Beigabe zu verschiedenen Speisen, ähnlich wie die Goldnessel.

Beide Pflanzen bieten eine Vielzahl an kulinarischen Anwendungen und gesundheitlichen Vorteilen, die sie zu wertvollen Zutaten für eine naturnahe, gesunde Küche machen.

Nutzen für Insekten

Taubnesseln und Brennnesseln sind nicht nur häufige Pflanzen in naturnahen Gärten, sie spielen auch eine bedeutende Rolle für viele Insektenarten.

Taubnessel als Nahrungsquelle

Die Taubnessel ist aufgrund ihrer langen Blütezeit eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten. Dies beginnt schon im frühen Frühjahr und reicht bis in den späten Herbst hinein, was diese Pflanze besonders wertvoll macht. Hummeln und andere Wildbienenarten profitieren vom Nektar der Taubnesselblüten, die ihnen gerade zu Jahreszeiten, in denen andere Nahrungsquellen rar sind, eine zuverlässige Ernährungsgrundlage bieten.

Brennnessel als Lebensraum

Die Brennnessel bietet nicht nur Nektar, sondern dient vielen Insekten als wichtiger Lebensraum. Sie ist insbesondere als Futterpflanze für die Raupen zahlreicher Schmetterlingsarten unverzichtbar. Arten wie der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge und der Admiral sind auf Brennnesseln angewiesen, da ihre Raupen sich hauptsächlich von den Blättern ernähren. Darüber hinaus bieten die dichten Bestände der Brennnessel Schutz und Unterschlupf für eine Vielzahl von anderen Insekten wie Marienkäfern, Ohrwürmern und Wanzen sowie Schnecken und Spinnen. Dies macht die Brennnessel zu einem essenziellen Bestandteil der heimischen Biodiversität.

Wenn Sie also ein kleines Ökosystem in Ihrem Garten fördern möchten, können Sie überlegen, einen Bereich für Taubnesseln und Brennnesseln zu reservieren. Dies unterstützt nicht nur die Insektenvielfalt, sondern trägt auch dazu bei, dass Ihr Garten zu einem lebendigen und funktionalen Naturschutzgebiet wird.

Taubnessel als Imitator der Brennnessel

Die Taubnessel nutzt das täuschend ähnliche Aussehen der Brennnessel als raffinierte Strategie zur Abschreckung von Fressfeinden. Während Brennnesseln mit ihren Brennhaaren unangenehme Reaktionen bei Tieren hervorrufen, bleibt die Taubnessel harmlos. Doch die visuelle Täuschung durch die ähnlich geformten, gezähnten Blätter ist oft effektiv genug, um potenzielle Feinde fernzuhalten.

Interessanterweise wachsen Taubnessel und Brennnessel häufig nebeneinander, da beide stickstoffreiche und feuchte Böden bevorzugen. Durch das Nachahmen der Brennnesselblätter profitieren Taubnesseln von der Nähe zu dieser wehrhaften Pflanze. Dabei ist für uns Menschen der entscheidende Unterschied schnell fühlbar: Während die Berührung einer Brennnessel ein schmerzhaftes Brennen verursacht, sind die Blätter der Taubnessel völlig harmlos und sogar leicht flauschig.

Dieses Phänomen der Mimese – also das Imitieren von Abwehrmerkmalen anderer Lebewesen zur Abschreckung von Fressfeinden – ermöglicht es der Taubnessel, ungestört zu wachsen und sich zu entwickeln. Solche Überlebensstrategien sind in der Pflanzenwelt nicht selten und demonstrieren eindrucksvoll die Anpassungsfähigkeit verschiedener Arten an ihre Umgebung.

Bilder: nnattalli / Shutterstock