Orchideen

Orchideen bestimmen leicht gemacht: Ein praktischer Ratgeber

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Orchideen bestechen durch ihre Vielfalt und Schönheit. Dieser Artikel gibt Einblicke in die faszinierende Welt der Orchideen, von der Bestimmung über die Unterscheidung von Arten und Hybriden bis hin zu Pflegetipps.

Orchideen erkennen
Die Frauenschuh-Orchidee ist bei uns heimisch

Artenvielfalt der Orchideen

Die Orchideen (Orchidaceae) gehören zu den vielfältigsten Pflanzenfamilien der Welt. Mit geschätzten 25.000 bis 30.000 Arten und unzähligen Hybriden bieten sie eine beeindruckende Bandbreite an Formen, Farben und Größen. Orchideen wachsen in nahezu jedem Klima, von tropischen Regenwäldern bis zu gemäßigten Zonen. Die meisten Arten sind jedoch in tropischen Regionen heimisch.

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Lebensweise und Herkunft

Viele Orchideen wachsen epiphytisch auf anderen Pflanzen, ohne diesen zu schaden. Es gibt jedoch auch terrestrische Arten, die im Boden wurzeln. Ein bedeutender Teil der im Handel erhältlichen Orchideen sind Hybriden, die durch die Kreuzung verschiedener Arten entstanden sind und oft robuster und pflegeleichter sind als ihre natürlichen Verwandten.

Beliebte Orchideengattungen

  • Phalaenopsis (Schmetterlingsorchideen): Bekannt für ihre großen, langanhaltenden Blüten.
  • Cattleya: Geschätzt wegen ihrer auffälligen und duftenden Blüten, oft in der Floristik verwendet.
  • Dendrobium: Diese Gruppe umfasst sowohl epiphytische als auch terrestrische Arten mit einer Vielzahl an Blütenformen und -farben.
  • Vanda: Berühmt für leuchtende Farben und ihre Fähigkeit, ohne Erde zu wachsen.
  • Paphiopedilum (Frauenschuh): Terrestrisch wachsende Orchideen, die durch ihre einzigartig geformten Blütenlippen auffallen.

Heimische Orchideen

In Deutschland sind etwa 90 wild wachsende Orchideenarten heimisch. Diese Arten kommen oft in speziellen Lebensräumen wie Kalkmagerrasen oder lichten Wäldern vor. Sie stehen meist unter Naturschutz und benötigen spezifische ökologische Bedingungen.

Merkmale zur Bestimmung von Orchideen

Die Identifizierung von Orchideenarten und Hybriden erfolgt durch die Beobachtung spezifischer generativer und vegetativer Merkmale.

Generative Merkmale

Blütenform und -struktur:

  • Blütenblätter: Variieren in Form von rund über spitz zu oval bis hin zu tief eingeschnitten.
  • Farbe und Musterung: Reichen von einfarbig bis zu komplexen Mustern wie Streifen oder Punkten.
  • Lippe (Labellum): Meist das auffälligste Blütenblatt, das Bestäuber anzieht.
  • Sporn: Einige Arten besitzen einen Sporn, der Nektar enthält.
  • Blütenstand: Kann traubig, rispig oder ährig sein.

Vegetative Merkmale

Blätter:

  • Form und Struktur: Reichen von lanzettlich bis oval oder rund, von weich bis ledrig.
  • Farbe: Neben grün können auch andere Farbtöne und Muster vorkommen.

Sprossaufbau:

  • Pseudobulben: Dienen als Wasserspeicher und erscheinen in verschiedenen Formen und Größen.
  • Wurzeln: Variieren je nach Art und wachsen entweder im Boden, auf Bäumen oder Felsen. Luftwurzeln sind bei epiphytischen Arten besonders auffällig.

Wuchsform:

Terrestrische Orchideen wachsen im Boden und pflegen oft symbiotische Beziehungen mit Bodenpilzen, während epiphytische Arten ihre Nährstoffe aus der Luft und herabfallendem organischen Material beziehen.

Durch diese Merkmale können Sie Orchideenarten präzise bestimmen und die spezifischen Pflegeanforderungen besser verstehen.

Bestimmungshilfen

Verschiedene Hilfsmittel können bei der Bestimmung von Orchideenarten hilfreich sein:

  • Bestimmungsbücher und -schlüssel: Diese enthalten detaillierte Beschreibungen, Illustrationen und Fotos der Arten sowie dichotome Schlüssel für die Identifikation.
  • Smartphone-Apps: Apps bieten die Möglichkeit zur Fotoerkennung und liefern zusätzliche Informationen zur Pflege.
  • Online-Bestimmungshilfen und Webseiten: Online-Datenbanken und Webseiten bieten umfassende Fotos und Beschreibungen sowie Tools wie Artportraits und dichotome Schlüssel. Viele ermöglichen auch das Hochladen von Fotos zur Expertenhilfe.

Diese Hilfsmittel erleichtern die Identifizierung und Pflege der Orchideen und helfen, die Besonderheiten jeder Art zu verstehen.

Unterscheidung von Arten und Hybriden

In der Orchideenkultur wird zwischen natürlichen Orchideenarten und Hybriden unterschieden. Hybriden entstehen durch Kreuzung verschiedener Arten und vereinen oft die besonderen Eigenschaften ihrer Elternarten. Diese Kreuzungen können auf natürliche Weise oder durch gezielte Züchtung erfolgen.

Merkmale und Herausforderungen der Bestimmung

Die Unterscheidung zwischen Arten und Hybriden ist anspruchsvoll, da Hybriden Merkmale ihrer Eltern in variierenden Ausprägungen zeigen:

  • Blütenstruktur: Hybriden können komplexere Blütenformen aufweisen. Die Symmetrie und die Form der Lippe können stark variieren.
  • Wuchsform: Hybriden können unterschiedliche Wuchseigenschaften präsentieren, etwa fleischige Blätter einer Art und robuste Wurzelsysteme einer anderen.
  • Blütezeit: Hybriden können eine verlängerte oder unregelmäßige Blütezeit haben.

Beispiele für Hybriden

  • Phalaenopsis-Hybriden: Besitzen oft größere und farbenfrohere Blüten und sind pflegeleichter als die Naturarten.
  • Dendrobium-Hybriden: Vielfalt in Blütenfarben und -formen bei geringerer Empfindlichkeit gegenüber Kulturbedingungen.

Bestimmungshilfen

Zur Bestimmung von Orchideen und ihren Hybriden sind verschiedene Quellen und Hilfsmittel nützlich:

  • Bestimmungsbücher und -schlüssel: Zur Identifikation.
  • Digitale Tools: Smartphone-Apps und Online-Datenbanken mit Fotoerkennung und umfangreichen Informationen.
  • Erfahrungen: Die regelmäßige Beschäftigung mit verschiedenen Orchideenarten vertieft das Verständnis für charakteristische Merkmale.

Besondere Merkmale einiger Orchideenarten

Einige Orchideen und Hybriden zeichnen sich durch besonders markante Merkmale aus:

  • Dendrobium-Hybriden: Bekannt für ihre schlanken Pseudobulben und eine beeindruckende Bandbreite an Blütenfarben und -formen.
  • Dendrobium nobile: Produziert lange, hängende Blütentrauben in verschiedenen Farben und ist für ihre Robustheit beliebt.
  • Phalaenopsis-Hybriden: Werden auch als „Schmetterlingsorchideen“ bezeichnet und sind wegen ihrer langanhaltenden, farbenprächtigen Blüten sehr beliebt.
  • Paphiopedilum (Frauenschuh): Terrestrische Pflanzen mit unverwechselbar schuhförmigen Blütenlippen.

Diese Merkmale erleichtern die Identifikation und Auswahl der passenden Orchideenart für Ihre Bedürfnisse.

Heimische Orchideen

In Deutschland sind ungefähr 60 bis 90 Orchideenarten heimisch, die in verschiedenen spezialisierten Lebensräumen gedeihen. Zu den bekannten heimischen Orchideenarten gehören:

  • Knabenkräuter (Dactylorhiza): Breitblättriges und Fleischfarbenes Knabenkraut.
  • Ragwurze (Ophrys): Bienen-Ragwurz und Hummel-Ragwurz.
  • Stendelwurze (Epipactis): Rotbrauner und Sumpf-Stendelwurz.
  • Waldvöglein (Cephalanthera): Weißes, Rotes und Schwertblättriges Waldvöglein.
  • Frauenschuh (Cypripedium calceolus): Markante Blütenform, benötigt bis zu 15 Jahre zur Blüte.

Besondere Lebensräume und Pflege

Heimische Orchideen gedeihen in kalkreichen Böden, lichten Wäldern und Feuchtgebieten und sind stark an ihre Lebensräume angepasst. Sie benötigen symbiotische Beziehungen zu speziellen Pilzen und sind empfindlich gegenüber Veränderungen ihrer Umwelt.

Schutz und Kultivierung

Um diese Arten langfristig zu bewahren, stehen sie unter strengem Naturschutz. Pflanzen Sie heimische Orchideen nur aus legalen, zertifizierten Quellen und gestalten Sie den Garten naturnah. Geduld ist gefragt, da diese Pflanzen oft viele Jahre zur Blüte benötigen.

Gefährdung und Schutz

Viele Orchideenarten weltweit sind erheblich gefährdet. Hauptursachen sind Lebensraumverlust durch intensive Landwirtschaft und Bebauung, schädigende landwirtschaftliche Praktiken und illegale Entnahme. Schutzmaßnahmen umfassen:

  1. Erhaltung und Wiederherstellung der Lebensräume: Landschaftspflege durch Mahd, Rückschnitt und Einsatz von Weidetieren.
  2. Rechtliche Maßnahmen: Strenger Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetz und internationale Abkommen.
  3. Aufklärung und Sensibilisierung: Informationskampagnen zur Bedeutung des Orchideenschutzes.
  4. Bekämpfung illegaler Entnahmen: Strenge Kontrollen und Sanktionen sowie der Kauf nur von zertifizierten Quellen.
  5. Zusammenarbeit: Mit Naturschutzbehörden und Organisationen zur Biotoppflege und Artenerhaltung.

Ihre Rolle im Schutz

Gartenliebhaber können durch naturnahe Gestaltung, legale Pflanzbeschaffung und Aufklärung im eigenen Umfeld zum Orchideenschutz beitragen. Solche Maßnahmen unterstützen die Erhaltung der faszinierenden Welt der Orchideen für zukünftige Generationen.

Bilder: BambiG / iStockphoto