Wildblumen

Klappertopf: Wildblume für farbenfrohe Wiesen und Hummeln

Hobbygärtner kennen das Problem: Wo eine farbenfrohe Blumenwiese geplant war, haben langweilige Gräser die Oberhand. Wer sich dem eintönigen Grün geschlagen gibt, kennt den Klappertopf noch nicht. Ein Blick auf Steckbrief, Pflanzung und Pflege zeigt, wie sich die Wildpflanze in blühenden Wiesen nützlich macht. Hier erfahren Sie, wie Klappertopf-Einsaat in Grünflächen den Weg frei macht für farbenfrohe Blütenpracht und glückliche Hummeln.

AUF EINEN BLICK
Was ist der Klappertopf und wie pflanzt man ihn?
Der Klappertopf ist eine einjährige Wildblume, die als Halbschmarotzer andere Pflanzen anzapft, um Nährstoffe und Wasser zu bekommen. Er besitzt zitronengelbe Blüten, wächst in Wuchshöhen von 10 bis 80 cm und bevorzugt sonnige Standorte. Die Aussaat erfolgt im Herbst in bestehenden Grünflächen.

Steckbrief

  • Wissenschaftlicher Name: Rhinanthus
  • Familie: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
  • Gattung: Klappertopf mit 50 Arten
  • Wuchsform: krautig
  • Wuchshöhe: 10 bis 80 cm
  • Blatt: gegenständig, sitzend, eiförmig
  • Blüte: Lippenblütler
  • Blütenfarbe: zitronengelb
  • Frucht: Kapselfrucht
  • Samen: geflügelt, scheibenförmig
  • Giftigkeit: giftig
  • Wurzel: Wurzeln mit Haustorien

Samen

Still und leise machen sich die geflügelten Samen nicht auf die Reise. Ein Windhauch genügt und schon klappern die 5 mm kleinen, 3 mg leichten Samen munter in der reifenden Kapselfrucht. Dieser akustischen Darbietung hat der Klappertopf seinen Namen zu verdanken.

Blüte

Mit seiner Blütenform fällt der Klappertopf aus dem Rahmen. Im Gegensatz zu anderen Lippenblütlern sind seine Blütenlippen fest verschlossen. Potenzielle Nektarkonsumenten müssen die Blüte zunächst öffnen und hineinkriechen. An den verlockenden Nektar gelangen einzig kräftige Insekten mit langen Rüsseln, wie Hummeln, Wildbienen und einige Schmetterlinge. Weitere Eigenschaften einer Klappertopf-Blüte fasst folgende Übersicht zusammen:

  • Blütenstände: ährenähnliche Trauben
  • Blütenform: helmförmige, gebogene Oberlippe, dreizipfelige Unterlippe
  • Staubblatt: vier Staubblätter, verborgen unter der Oberlippe
  • Besonderes Merkmal: laubblattähnliche, dreieckige Tragblätter unter jeder Blüte

Typisch für das Wachstum heimischer Klappertopf-Arten sind sechs bis zwölf Paar eingeschobene, ungestielte Laubblätter. Diese sitzen entlang der Sprossachse zwischen den Blütenständen und ihren Tragblättern.

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Giftigkeit

Klappertopf zählt zu den giftigen Pflanzenarten. Laubblätter, Blüten, Samen und Wurzeln sind nicht essbar. Grund für die Zuordnung sind Iridoide Glykoside, wie Aucubin und Rhinantin. Mit diesen Toxinen wehren 50 heimische Pflanzenfamilien ihre Fressfeinde ab. Ein extrem bitterer Geschmack warnt Mensch und Tier vor dem weiteren Verzehr. Wer diese Warnung ignoriert, wird bestraft mit quälenden Magen- und Darmbeschwerden sowie heftiger Übelkeit.

Iridoide wappnen Klappertöpfe zugleich gegen Krankheiten und Pilzinfektionen. In grauer Vorzeit wurden den antibakteriellen Inhaltsstoffen besondere Heilwirkung attestiert gegen trockenen Husten, Asthma und Entzündungen aller Art. Spülungen mit Klappertopf-Sud dienten als Hausmittel gegen Läuse und Augenbeschwerden. In Anbetracht der giftigen Nebenwirkungen haben die Sommerwurzgewächse ihren Status als Heilkraut mittlerweile eingebüßt.

Wurzeln

Klappertopf-Arten gedeihen als Halbschmarotzer. Die krautigen, einjährigen Wildblumen bilden lediglich ein verkümmertes Wurzelsystem. Die rudimentären Wurzeln tragen spezielle Saugorgane, die sogenannten Haustorien. Mithilfe dieser Sauorgane zapfen Klappertöpfe die Wurzelsysteme ihrer Wirtspflanzen an, um ihnen Nährstoffe und Wasser zu entziehen. Im Gegensatz zum Vollschmarotzer, wie dem echten Sommerwurz (Orobanche), verfügt ein Klappertopf als Halbschmarotzer über pflanzeneigenes Blattgrün (Chlorophyll) für eine Wirt-unabhängige Photosynthese.

In der Landwirtschaft sind Klappertöpfe nicht gerne gesehen und als Unkraut verrufen. Kühe, Schafe und Ziegen machen einen großen Bogen um die Sommerwurzgewächse mit dem bitteren Geschmack. Im Volksmund wird der Klappertopf Milchdieb geschimpft, weil er als Halbschmarotzer saftigen Gräsern auf der Kuhweide die Nährstoffe raubt. Naturnahe Hobbygärtner hingegen wissen Klappertopf-Arten zu schätzen als gelb-grüne Gräserpolizei in der Blumenwiese. Klappertöpfe sind ein wichtiger Bestandteil von Bienenweiden.

Arten

Die Gattung Klappertopf ist mit etwa 50 Arten auf der Nordhalbkugel vertreten. Einige der schönsten Arten besiedeln das ozeanisch geprägte Eurasien. Heimisch sind die Wildblumen in Deutschlands Niedermoorwiesen, Halbtrockenrasen, Getreidefeldern, auf Waldlichtungen sowie nährstoffarmen Lehmböden und klettern im Gebirge bis an die Baumgrenze. Folgende Tabelle stellt Ihnen heimische Klappertopf-Arten näher vor:

Klappertopf-Arten Großer Klappertopf Kleiner Klappertopf Zottiger Klappertopf Grannen-Klappertopf
Botanischer Name Rhinanthus angustifolius Rhinanthus minor Rhinanthus alectorolophus Rhinanthus glacialis
Wuchshöhe 50 bis 80 cm 10 bis 50 cm 10 bis 80 cm 10 bis 50 cm
Blütezeit Mai bis August Mai bis September Mai bis September Juni bis September
Besonderes Merkmal Stängel schwarz gestrichelt Blütenkrone bläulich gezähnt zottig behaarter Blütenkelch Blütenstände mit langen Grannen
Hauptvorkommen Norddeutschland Bundesweit Mittel- und Süddeutschland Harz, südliche Alpen

In 2005 wurde Großer Klappertopf zur Blume des Jahres gekürt. Die Hamburger Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen macht auf diesem Weg darauf aufmerksam, dass die Wildblumen in Deutschland vom Aussterben bedroht sind.

Exkurs

Klappertopf ist nicht wählerisch

Klappertopf-Arten zapfen zahlreiche Wirtspflanzen an. Am liebsten suchen die Halbschmarotzer engen Kontakt zu Süßgräsern. Hülsenfrüchtler werden ebenfalls nicht verschmäht als Spender für Nährstoffe und Wasser. Die Größe seiner Haustorien passt ein Klappertopf an auf seinen Wirt. Sauorgane am Rot-Schwingel (Festuca rubra) sind 1 mm klein. Haustorien am Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus) werden doppelt so groß.

Klappertopf pflanzen – Samen direkt aussäen

Für die Aussaat von Klappertopf-Samen im Garten ist ein modifiziertes Vorgehen erforderlich. Es muss eine Blumenwiese oder Gräserbestand vorhanden sein, damit die Samen keimen. Weil es sich bei den Samen um Kaltkeimer handelt, kommt es auf den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat an. So säen Sie Klappertöpfe richtig aus:

  1. Klappertopf-Samen im Herbst aussäen von August bis November
  2. Wiesenfläche am sonnigen Standort kurz mähen (25 mm)
  3. Mit Harke oder Egge offene Bodeninseln anlegen
  4. Saatgut ausstreuen (0,5 g/m²)
  5. Lichtkeimer leicht in den Boden einarbeiten, walzen oder von Hand andrücken
  6. Klappertopf-Samen mit Gießkanne oder Rasensprenger einregnen

Ab Ende März/Anfang April laufen die Sämlinge auf und blühen ab Juni.

Klappertopf pflegen – Tipps

Mit der richtigen Pflege stellen Sie sicher, dass Klappertöpfe es nicht bei einem einjährigen Gastspiel im Garten bewenden lassen. Folgende Pflege-Tipps erklären, wie Sie es richtig machen:

  • Gießen bei sommerlicher Trockenheit am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang
  • Grünflächen mit Klappertopf nicht düngen
  • Klappertopf-Wiese ein- bis zweimal im Jahr schneiden

Je magerer eine Wiese mit Klappertöpfen, desto seltener wird gemäht. Mit der Mahd einer Magerwiese gedulden Sie sich bitte bis August, damit sich die geflügelten Samen auf der Grünfläche verteilen können. Idealerweise mähen Sie in zwei Etappen. Eine Hälfte der Klappertopf-Wiese schneiden Sie Ende August, die andere Hälfte Ende September. Wächst Ihnen am nährstoffreichen Standort die Blumenwiese über den Kopf, schieben Sie einen zusätzlichen Schnitt-Termin Ende Juni ein.

Beliebte Sorten

Aus den heimischen Klappertopf-Arten obiger Tabelle zauberte Mutter Natur zahlreiche Unterarten und Kreuzungen:

  • Kleiner Klappertopf: Rhinanthus minor subsp. monticola, verbreitet in Großbritannien.
  • Gähnender zottiger Klappertopf: Rhinanthus alectorolophus subsp. facchinii, regionale Sorte in Südtirol.
  • Südalpen Zotten-Klappertopf: Rhinanthus alectorolophus subsp. freynii gedeiht lokal in Salzburg, Kärnten und Südtirol.
  • Großer Puszta-Klappertopf: Rhinanthus borbasii, entdeckt in Ungarn und im Burgenland.
  • Drüsiger Klappertopf: Rhinantus rumelicus, zu finden in Thüringen auf kalkreichen, mageren Lehmböden.

FAQ

Ist ein Klappertopf giftig für Pferde?

Experten für Futterwiesen bewerten Klappertopf-Arten im grünen Zustand als leicht giftig für Pferde, Kühe und andere Weidetiere. Das Alkaloid Aucubin (Rhinanthin) kann in größeren Verzehrmengen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Das betroffene Pferd leidet unter Verdauungsbeschwerden, Durchfall und Koliken. Getrockneter Klappertopf im Heu ist ungefährlich.

Wie kann man Klappertopf bekämpfen?

Klappertopf ist eine einjährige, krautige Pflanze, die auf Selbstaussaat angewiesen ist. Indem Sie die Wildblume im zeitigen Frühjahr schneiden, mähen oder sensen, unterbinden Sie die Bildung von Blüten, Früchten und Samen. Empfehlenswert ist der Säuberungsschnitt bei einer Wuchshöhe von 10 Zentimetern.

Hilft Aussaat von Klappertopf gegen Quecke?

Bei der Bekämpfung von Quecke und anderen infamen Unkräutern leistet Klappertopf wertvolle Schützenhilfe. Eine Aussaat im Herbst entzieht Quecke wichtige Nährstoffe und schwächt das Wurzelunkraut maßgeblich. Auf längere Sicht können Sie mit Klappertopf das invasive Unkraut im Garten zurückdrängen. Positive Nebeneffekte sind zitronengelbe Blüten im Sommer und glückliche Hummeln.

Bilder: Fanfo / Shutterstock