Kartoffeln

Kartoffelanbau: Aus Saatgut zu eigenen Erdäpfeln

Die Kartoffel ist ein vielseitiges Wurzelgemüse, das in nahezu jedem Garten gedeiht. Dieser Artikel beleuchtet alle wichtigen Aspekte rund um den Kartoffelanbau, von der Auswahl der richtigen Sorte über die Pflanzung und Pflege bis hin zur Ernte.

Sorten & Arten

Es existieren tausende von Kartoffelsorten, die sich in Geschmack, Größe, Form und Farbe unterscheiden. Grundsätzlich lassen sich die Sorten in drei Kategorien einteilen: frühe, mittlere und späte Sorten. Die Reifezeit, also die Zeit vom Pflanzen bis zur Ernte, variiert je nach Sorte. Hier einige interessante Kartoffelsorten:

‚Nicola‘: Eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit feinem Geschmack. Diese Sorte ist vielseitig und eignet sich gut für Salate, Bratkartoffeln oder Gratins.

‚Sieglinde‘: Die frühreifende, festkochende Sorte hat eine glatte, gelbe Schale und gelbes Fleisch. Sie ist die älteste in der Deutschen Sortenliste und seit 1954 zugelassen.

Lesen Sie auch

‚Agria‘: Diese mittelfrühe, mehligkochende Kartoffelsorte ist ideal für Püree, Suppen und Klöße.

‚Highland Burgundy Red‘: Eine späte Sorte mit rosafarbenem, marmoriertem Fleisch, das sich hervorragend für Püree eignet.

Es gibt auch weniger bekannte Sorten, die durch besondere Farben und Geschmacksrichtungen auffallen, wie etwa blaue Schalen oder rotes Fleisch mit nussigen Aromen. In Deutschland sind etwa 120 Sorten als Saatgut erhältlich, was eine große Auswahl für jeden Geschmack und jede Anwendung bietet.

Pflanzung

Kartoffeln werden im Frühjahr gepflanzt, sobald keine Gefahr von Bodenfrost mehr besteht. Die Bodentemperatur sollte mindestens 8 °C betragen. Vor dem Pflanzen empfiehlt es sich, die Kartoffelknollen vorzukeimen, um das Wachstum zu beschleunigen und eine frühere Ernte zu ermöglichen.

Schritte für den Anbau der Kartoffeln:

  1. Bereiten Sie das Saatbett vor, indem Sie es gut lockern und Unkraut entfernen.
  2. Graben Sie 15 cm tiefe Saatmulden.
  3. Platzieren Sie die vorgekeimten Knollen mit den Keimen nach oben in die Mulden.
  4. Lassen Sie 30 cm Abstand zwischen den Knollen und 60 bis 90 cm zwischen den Reihen.
  5. Bedecken Sie die Knollen zunächst nur bis zur Hälfte mit Erde.
  6. Sobald das Blattgrün sprießt, bedecken Sie die Knollen vollständig mit Erde.
  7. Nach etwa drei Wochen häufeln Sie die Erde um die Pflanzen an und wiederholen diesen Vorgang nach weiteren zwei Wochen, bis die Pflanzen etwa 20 bis 30 cm hoch mit Erde bedeckt sind.

Kartoffel pflegen

Während des Wachstums benötigen Kartoffeln regelmäßige Pflege. Dazu gehören das Anhäufeln, die Bewässerung und die Unkrautbekämpfung.

Das Anhäufeln der Pflanzen verbessert die Stabilität und fördert die Knollenbildung. Beginnen Sie damit, spätestens wenn das erste Grün sichtbar wird. Alternativ können die Knollen mit einer 20 Zentimeter dicken Mulchschicht bedeckt werden.

Die Bewässerung sollte gezielt und sorgfältig erfolgen. Während der Knollenbildung, besonders in den ersten drei Wochen nach der Blüte, sollten die Pflanzen reichlich, vorzugsweise morgens, gegossen werden. Vermeiden Sie jedoch Staunässe, um Wurzelschäden zu verhindern. Es empfiehlt sich, Bewässerungsgräben zwischen den Reihen zu ziehen.

Zur Unkrautbekämpfung sollten Sie den Boden regelmäßig von Unkraut befreien. Dies kann mechanisch durch Hacken oder thermisch durch Abflammen erfolgen. Achten Sie darauf, die jungen Knollen nicht zu verletzen. Schachtelhalmbrühe kann vorbeugend gegen Pilzerkrankungen eingesetzt werden.

Krankheiten & Schädlinge

Kartoffeln sind anfällig für eine Vielzahl von Krankheiten und Schädlingen, die die Ernte erheblich beeinträchtigen können.

Krankheiten:

  • Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans): Verursacht braune bis schwarze Flecken auf Blättern und Stängeln sowie Fäulnis der Knollen.
  • Schwarzbeinigkeit und Nassfäule (Erwinia carotovora): Führen zu Schwarzfärbungen an den Stängelbasen und schleimiger Fäulnis der Knollen.
  • Kartoffelschorf (Streptomyces scabies): Verursacht rauhe, korkige Flecken auf den Knollen.
  • Bakterienringfäule (Clavibacter michiganensis subsp. sepedonicus): Verursacht gelblich-braune Ringe im Gefäßsystem der Knollen.

Schädlinge:

  • Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata): Die Larven fressen die Blätter der Pflanzen.
  • Blattläuse: Übertragen Viren und entziehen den Pflanzen Nährstoffe.
  • Nematoden: Befallen Wurzeln und Knollen.
  • Wühlmäuse: Fressen die Knollen an.

Vorbeugung und Bekämpfung:

  • Anbau resistenter Sorten
  • Verwendung zertifizierten Pflanzguts
  • Fruchtfolge einhalten
  • Biologische Pflanzenschutzmittel wie Bacillus thuringiensis gegen Insektenlarven einsetzen
  • Frühes Erkennen und Entfernen befallener Pflanzen

Welcher Standort ist geeignet?

Kartoffeln gedeihen am besten an einem sonnigen bis leicht halbschattigen Standort. Viel Licht und Wärme fördern das Wachstum der Knollen. Ein windgeschützter Platz schützt die Pflanzen vor möglichen Schäden durch starke Winde.

Der Boden sollte tiefgründig, locker und nährstoffreich sein. Optimal ist ein sandiger Lehmboden, der gut durchlässig ist. Kartoffeln kommen auch auf kargen Böden zurecht, aber für höheren Ertrag sind nährstoffreiche Böden ideal. Ein leicht saurer bis neutraler pH-Wert zwischen 5 und 6 ist optimal.

Blüte

Die Blüten der Kartoffelpflanze erscheinen von Juni bis August und können weiß, rosa, violett oder blau gefärbt sein. Jede Blüte weist einen Durchmesser von etwa 2,5 bis 4 Zentimetern auf. Die Blüten sind zwittrig und radiärsymmetrisch. Kartoffelblüten werden hauptsächlich von Hummeln bestäubt und nicht von Bienen. Aus den Blüten entstehen grüne, kirschgroße Beeren, die giftig sind und viele Samen enthalten.

Die Bestäubung der Blüten ist nicht erforderlich, damit Kartoffelknollen wachsen. Bestäubung wird nur benötigt, um sogenannte „echte Samen“ zu erzeugen, die jedoch in der Praxis selten verwendet werden.

Früchte

Aus den Blüten entwickeln sich grüne, kirschgroße Beeren, die viele Samen enthalten und an kleine Tomaten erinnern. Diese Beeren enthalten das giftige Alkaloid Solanin und sind daher für den menschlichen Verzehr ungeeignet.

Obwohl die Bestäubung der Blüten nicht notwendig ist, um Knollen zu produzieren, ist sie erforderlich, um „echte Samen“ zu bilden. Die Kartoffel wird jedoch hauptsächlich über Pflanzkartoffeln angebaut.

Wuchs

Die Kartoffelpflanze, Solanum tuberosum, ist eine einjährige krautige Pflanze, die aufrecht wächst und Wuchshöhen von bis zu einem Meter erreicht. Sie hat wechselständig angeordnete, unpaarig gefiederte Blätter. Unterirdisch bildet sie Stolone, die waagerecht im Boden verlaufen und sich an ihren Enden in Knollen verwandeln. Diese Knollen dienen als Speicherorgane für Nährstoffe. An der Oberfläche der Knollen befinden sich „Augen“, aus denen neue Triebe austreiben können. Die Knollen variieren in Form und Farbe je nach Sorte.

Die oberirdischen Sprossachsen der Kartoffelpflanze sind teilweise vierkantig oder geflügelt. Von Juni bis August erscheinen die Blüten, die in trugdoldenförmigen Blütenständen angeordnet sind. Die Knollen dienen als Nährstoffspeicher und variieren in Form und Farbe. Das Fruchtfleisch kann weiße, gelbe, blaue oder violette Farbtöne aufweisen.

Häufig gestellte Fragen

1. Warum haben einige Kartoffelsorten verschiedene Farben?

Kartoffelsorten können unterschiedliche Farben wie Weiß, Gelb, Blau oder Violett aufweisen. Diese Farbdifferenzen resultieren aus verschiedenen Pigmenten, die in den Knollen vorhanden sind. Rote und blaue Sorten enthalten beispielsweise Anthocyane, die nicht nur für die Farbgebung verantwortlich sind, sondern auch antioxidative Eigenschaften besitzen.

2. Können Kartoffelblüten bestäubt werden, und wenn ja, von welchen Insekten?

Ja, die Blüten der Kartoffelpflanze können bestäubt werden, und zwar hauptsächlich von Hummeln. Die Bestäubung ist jedoch nicht notwendig für die Knollenbildung, sie ist nur wichtig zur Erzeugung von „echten Samen“.

3. Was ist Kartoffelschorf und wie kann man ihm vorbeugen?

Kartoffelschorf, auch bekannt als Kartoffelräude, zeigt sich als kleine Pusteln auf der Schale der Kartoffelknolle. Diese Krankheit ist oft die Folge einer unsachgemäßen Kalkdüngung. Zur Vorbeugung sollte auf eine ausgewogene Düngung geachtet werden und eine Überkalkung des Bodens vermieden werden.

4. Warum sind die grünen Teile der Kartoffelpflanze giftig?

Die grünen Teile der Kartoffelpflanze enthalten Alkaloide, insbesondere Solanin. Diese Stoffe dienen der Pflanze als natürliche Abwehrmechanismen gegen Bakterien und Insekten. Für den Menschen sind sie leicht giftig und können gesundheitliche Probleme verursachen, weshalb grüne und keimende Kartoffeln gemieden werden sollten.

Bilder: rodimovpavel / stock.adobe.com