Kamelien im Frühling schneiden
Kamelien werden auch liebevoll „Rosen des Winters“ genannt. Die schönsten Sorten für Wintergarten, Balkon und milde Gartenlagen legen von Februar bis April/Mai ihr Blütenkleid an. Gleich im Anschluss treiben die Ziersträucher frisch aus und beginnen mit der Knospenanlage für die nächste Blütezeit. In dieser Phase ist das Zeitfenster für die Schnittpflege geöffnet bis Anfang/Mitte Juli. Späteren Schnittmaßnahmen könnten bereits angelegt Knospen zum Opfer fallen.
Aufbauschnitt fördert buschige Verzweigung
Das sehr langsame Wachstum einer Kamelie bewirkt, dass die Pflanze stetig an Höhe gewinnt und im unteren Bereich spärlich verzweigt. Grund für das unerwünschte Wuchsverhalten ist die Gesetzmäßigkeit der Spitzenförderung, derzufolge Triebspitzen primär mit Nährstoffen versorgt werden, um im Rennen zum Licht die Nase vorn zu haben. Mit einem gezielten Aufbauschnitt wirken Sie diesem Streben effektiv entgegen. So machen Sie es richtig:
- Kamelie in den ersten drei bis fünf Jahren in jedem Frühling schneiden
- Vorjährigen Zuwachs zurückschneiden bis auf 5 oder 10 cm
- Schnittführung: wenige Millimeter über einem Blattpaar oder einem Auge
Unterhalb jeder Schnittstelle bildet sich ein Saftstau, der sich vitalisierend auf tiefer gelegene, bislang ruhende Knospen auswirkt. Jetzt fließen vermehrt Reservestoffe in die vernachlässigten Augen, die daraufhin zum Austrieb ermuntert werden. Das Resultat ist eine Kamelie mit üppig verzweigter Basis.
Umtopfen und schneiden gehen Hand in Hand
Ist Kamelien ein sachkundiger Aufbauschnitt vergönnt, steht die Schnittpflege nicht mehr in jedem Jahr auf dem Pflegeprogramm. Aufgrund der gemächlichen Wuchsgeschwindigkeit wird jeder Zentimeter Zuwachs mit Freuden begrüßt. Lediglich die verwelkten Blüten sollten alljährlich ausgeputzt werden, damit die Pflanzenenergie in den Austrieb und die Knospenanlage investiert wird. Erst wenn im Kübel drangvolle Enge herrscht und die Kamelie umgetopft werden sollte, bietet sich ein Form- und Erhaltungsschnitt an. So gehen Sie richtig vor:
- Bester Zeitpunkt ist am Ende der Blütezeit
- Bestes Schneidwerkzeug: Schere mit Bypass-Mechanik (idealerweise eine Rosenschere)
- Kamelie austopfen und altes Substrat abschütteln
- Abgestorbene, kranke, kahle Triebe am Ansatz abschneiden
- Übrige Zweige um maximal ein Drittel zurückschneiden
- Verkümmerte, braun verfaulte Wurzeln herausschneiden
- Im neuen Kübel auf dem Topfboden aus Tonscherben eine Drainage anlegen
- Kamelie einpflanzen in frische Rhododendron- oder Moorbeeterde und angießen
Schlüssel zum Erfolg im Schneiden von Kamelien ist die Schnitttechnik an Knospen. Wählen Sie den Ansatzpunkt für die Scherenklingen stets in kurzer Distanz zu einem Blattpaar oder einer gut erkennbaren Knospe. Schneiden Sie keinesfalls in den blattlosen Stängelgrund. In diesem Bereich geizen Kamelien mit schlafenden Augen, sodass schlimmstenfalls das Wachstum zum Erliegen kommt.
Tipp
Der Klimaerwärmung ist zu verdanken, dass sich Kamelien in milden Regionen als immergrüne Blütenhecken in Szene setzen. In dieser malerischen Variante beschränkt sich die Schnittpflege auf einen planvollen Aufbauschnitt. Eine fertig erzogene Kamelienhecke sollte gelegentlich nach der Blütezeit ausgelichtet werden. Ragen überlange Triebe aus der Form heraus, sorgt ein punktueller Schnitt für Ordnung im Erscheinungsbild.