Futterpflanzen für die kalte Zeit: Hier finden Tiere Nahrung
Im Herbst beginnt für viele Tiere die kritischste Jahreszeit. Ein naturnah gestalteter Garten kann jetzt zur Überlebenshilfe werden – für Vögel, Insekten und kleine Säugetiere.
Beerensträucher: Die Vitaminbomben des Winters
Eberesche (Vogelbeere) zählt zu den wichtigsten Sträuchern für die kalte Jahreszeit. Ihre roten Früchte bleiben oft bis weit in den Winter am Baum hängen. Damit sind sie eine der letzten natürlichen Nahrungsquellen, wenn andere Vorräte längst versiegt sind. Bis zu 63 Vogelarten profitieren von diesem Angebot.
Weißdorn überzeugt gleich mehrfach: Die roten Früchte stillen den Hunger von über 30 Vogelarten, die Blüten ziehen mehr als 160 Insektenarten an. Die Dornen bieten zugleich Schutzräume, was ihn zur idealen Heckenpflanze im Naturgarten macht.
Schwarzer Holunder bereichert den Garten fast ganzjährig. Im Frühjahr dienen seine Blüten zahlreichen Insekten, im Herbst locken die dunklen Beeren Amseln und Stare. Da Holunder schnell wächst, eignet er sich besonders, um in kurzer Zeit wertvolle Strukturen im Garten zu schaffen.

Der Holunderstrauch (Sambucus) bietet im Herbst mit seinen schwarzen Beeren eine wertvolle Nahrungsquelle für viele Vogelarten
Schlehe trägt blauschwarze Früchte, die von rund 20 Vogelarten gefressen werden. Ihre Dornen machen sie zudem zu einem begehrten Brutplatz. Nach dem ersten Frost werden die Früchte auch für uns Menschen genießbar und können zu Marmeladen oder Likören verarbeitet werden.
Strauch/ Baum | Früchte im Winter | Besonders beliebt bei | Zusatznutzen |
---|---|---|---|
Eberesche | Rote Beeren bis tief in den Winter | Über 60 Vogelarten | Robustes, standorttolerantes Gehölz |
Weißdorn | Rote Früchte ab Herbst | Vögel, zahlreiche Insekten | Dornen als Nist- und Schutzplätze |
Schwarzer Holunder | Schwarze Beeren im Herbst | Amseln, Drosseln, Stare | Blüten sind Frühjahrsnahrung für Insekten |
Schlehe | Blauschwarze Früchte | Drosseln, Neuntöter, andere Strauchvögel | Dornenreiche Schutzhecke, Früchte für Menschen nutzbar |
Samenstände von Stauden: Winterschätze im Verborgenen
Viele Gärtner schneiden Stauden im Herbst zurück. Doch das Stehenlassen ist für die Tierwelt überlebenswichtig. Samenstände sind natürliche Futterquellen und bieten Insekten Schutz.
Sonnenblumen bleiben bis in den Winter wertvoll, da ihre Samen ölreich und energiereich sind. Finken und Meisen finden hier Nahrung bis in die Schneeperioden hinein.
Fetthenne (Sedum spectabile) bleibt durch ihre stabilen Dolden attraktiv, selbst wenn Schnee oder Reif darauf liegt. Neben dem ästhetischen Aspekt liefert sie Vögeln nährstoffreiche Samen.
Sonnenhut (Rudbeckia, Echinacea) wird besonders von Stieglitzen geschätzt, die die Samenstände geschickt auspicken.
Wilde Karde zeigt, dass selbst stachelige Pflanzen einen hohen ökologischen Wert besitzen. Ihre Samenstände ziehen Scharen von Finken an.

Die Samenstände der Wilden Karde sind dekorative Strukturelemente im Wintergarten
Gräser: Schutz und Nahrung zugleich
Gräser wie Lampenputzergras oder Chinaschilf sind im Winter doppelt wertvoll. Zum einen bieten ihre Samen Nahrung für Spatzen und Ammern. Zum anderen bilden die dichten Halme Rückzugsorte für Florfliegen, Marienkäfer und andere Nützlinge. So entsteht ein funktionierendes Gleichgewicht, das im kommenden Frühjahr Schädlinge natürlich reguliert.
Praxisbeispiel: Wer ein Beet mit Sonnenhut und hohen Ziergräsern wie Chinaschilf kombiniert, schafft sowohl optische Höhe im Garten als auch einen winternützlichen Lebensraum.
Spät- und Winterblüher: Rettung für Insekten
Während fast alle Pflanzen ihre Blüte beendet haben, gibt es einige Spezialisten, die selbst im Winter Nahrung bereitstellen:
- Winterjasmin blüht ab Dezember und versorgt früh fliegende Hummelköniginnen.
- Winterschneeball bietet ebenfalls Nektar in der kalten Jahreszeit.
- Christrosen und Schneeheide bringen Blüten in frostige Monate.
- Kornelkirsche Ihre Blüten zeigen sich am Jahresanfang.
- Zaubernuss Ebenfalls zeitige Blüte.

Christrosen (Helleborus niger) blühen im Spätwinter, wenn kaum andere Pflanzen Nahrung bieten.
Bereits im Herbst gesetzte Frühblüher wie Krokusse, Schneeglöckchen oder Traubenhyazinthen eröffnen das kommende Gartenjahr mit reichlich Pollen und Nektar.
Igel, Eichhörnchen und andere Säuger
Igel halten zwar Winterschlaf, brauchen aber im Herbst ausreichend Nahrung, um ihre Fettreserven aufzufüllen. Ein naturnaher Garten mit heimischen Pflanzen ist dafür ideal, denn er lockt Insekten wie Käfer, Würmer und Raupen an – die Hauptnahrung des Igels.
Laubhaufen sollten liegen bleiben, da sie Insekten und Kleintieren als Überwinterungsquartier dienen. Beim Erwachen der Igel im Frühjahr sind diese Insekten eine wichtige erste Nahrungsquelle.
Auch Eichhörnchen sind auf einen tierfreundlichen Garten angewiesen. Sie halten keine Winterruhe, sondern leben von Nüssen und Samen, die sie im Herbst versteckt haben. Haselnüsse, Walnüsse oder die Samen von Kiefern und Fichten sind daher wichtige Nahrungsreserven.

Futterstellen unterstützen Eichhörnchen im Winter – Nüsse oder Sonnenblumenkerne helfen, die karge Zeit zu überbrücken
Praktische Umsetzung: So entsteht ein Wintergarten für Tiere
Die richtige Pflanzauswahl
Ein gelungener Wintergarten kombiniert unterschiedliche Nahrungsquellen und Strukturen:
- Beerensträucher wie Eberesche, Schlehe oder Weißdorn
- Samenstauden wie Sonnenhut, Fetthenne und Karde
- Ziergräser für Schutz und Futter
- Winterblüher zur Versorgung erster Insekten
Tipp
Ein „wildes Eck“ mit Brennnesseln oder Laub ist kein Zeichen von Vernachlässigung, sondern ein wichtiger Lebensraum für Schmetterlingsraupen und andere Nützlinge.
Gestaltung ohne übermäßige Ausbreitung
Viele heimische Sträucher breiten sich kaum aus. Eberesche, Weißdorn oder Kornelkirsche wachsen kompakt. Bei Stauden kann unerwünschte Selbstaussaat durch das Entfernen der Samenstände verhindert werden – allerdings geht damit auch eine Futterquelle für Vögel verloren.
Zeitplan für Pflegearbeiten
- Oktober/November: Pflanzzeit für Sträucher und Bäume, Stauden stehen lassen, nur Krankes entfernen.
- Dezember bis Februar: Garten ruhen lassen, Laub- und Reisighaufen nicht anfassen.
- März/April: Erste Rückschnitte, wenn die Temperaturen dauerhaft mild sind.