Fleischfressende Pflanzen

Fleischfressende Pflanzen vermehren: Tipps für Anfänger & Fortgeschrittene

Fleischfressende Pflanzen lassen sich auf verschiedene Arten vermehren. Dieser Artikel erklärt die Vermehrung durch Samen, Teilung und Stecklinge und gibt wertvolle Tipps für die erfolgreiche Kultivierung.

Vermehrung durch Samen

Die Vermehrung über Samen ist eine lohnenswerte Methode, um fleischfressende Pflanzen zu kultivieren. Dabei ist jedoch einiges an Vorbereitung und Pflege notwendig, um zu erfolgreichen Ergebnissen zu gelangen.

Bestäubung für die Samenbildung

Fleischfressende Pflanzen benötigen eine erfolgreiche Bestäubung, um Samen auszubilden. Da in Innenräumen meist keine bestäubenden Insekten vorhanden sind, müssen Sie manuell mit einem feinen Pinsel nachhelfen. Übertragen Sie dafür vorsichtig die Pollen von den Staubblättern auf die Blütenstempel.

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Ernte der Samen

Nach der Bestäubung reifen die Samen heran. Sobald die Blüte vertrocknet ist, können die Samen geerntet werden. Die Samen sind meist sehr klein und schwarz und lösen sich oft von allein aus der vertrockneten Blüte. Um die winzigen Samen aufzufangen, können Sie eine Schale unter die Blüte stellen oder die Blüte in eine Tüte einwickeln.

Lagerung der Samen

Für die Lagerung der Samen ist ein kühler, trockener und dunkler Ort ideal, um die Keimfähigkeit zu erhalten. Besonders bei winterharten Arten kann die Keimfähigkeit bei richtiger Lagerung bis zu sechs Monate betragen. Auch die Lagerung im Kühlschrank, beispielsweise im Gemüsefach, kann die Keimfähigkeit verlängern.

Aussaat und Keimung

Für die Aussaat bereiten Sie ein nährstoffarmes Substrat, wie ein Gemisch aus Torf und Perlit, vor. Feuchten Sie das Substrat gut an und streuen Sie die Samen oberflächlich darauf. Achten Sie darauf, die Samen nicht mit Erde zu bedecken, da fleischfressende Pflanzen Lichtkeimer sind. Um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, decken Sie den Topf mit Folie ab oder stellen ihn in ein Mini-Gewächshaus. Die ersten Keimlinge sollten nach etwa 20 bis 30 Tagen sichtbar sein. Kontrollieren Sie regelmäßig die Oberfläche auf Schimmelbildung und lüften Sie bei Bedarf.

Mit Geduld und sorgfältiger Pflege können Sie auf diese Weise erfolgreich neue fleischfressende Pflanzen aus Samen ziehen.

Vermehrung durch Teilung

Die Vermehrung fleischfressender Pflanzen durch Teilung ist eine unkomplizierte Methode, besonders wirkungsvoll bei ausgewachsenen Pflanzen mit kräftigen Rhizomen. Diese Methode ist besonders für Pflanzen wie die Venusfliegenfalle und das Fettkraut geeignet. Teilung ist ideal nach der Winterruhe oder in Kombination mit dem Umtopfen.

Durchführung der Teilung

1. Pflanze sorgfältig aus dem Topf nehmen:

  • Lockern Sie die Erde rund um die Pflanze und heben Sie diese samt Wurzelballen behutsam heraus.

2. Wurzelballen teilen:

  • Trennen Sie den Wurzelballen mit einem scharfen und desinfizierten Messer in zwei oder mehr Teile. Achten Sie darauf, dass jedes Teilstück eigene Wurzeln, Rhizome und mindestens einen Trieb oder Stängel aufweist.

3. Schnittstellen behandeln:

  • Bestäuben Sie die frischen Schnittstellen mit Holzkohlepulver, um Infektionen und Schimmelbildung vorzubeugen.

4. Teilstücke einpflanzen:

  • Setzen Sie die geteilten Pflanzenteile in separate Töpfe mit frischem, geeignetem Substrat. Kannenpflanzen beispielsweise bevorzugen eine Mischung aus Torf und Perlit. Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht.

5. Geeigneter Standort:

  • Platzieren Sie die neu eingetopften Pflanzenteile an einem hellen Standort, jedoch nicht in direkter Sonneneinstrahlung, um das noch empfindliche Wurzelwerk zu schonen.

Pflege nach der Teilung

Neue Pflanzen benötigen nach der Teilung besondere Pflege. Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht und vermeiden Sie Staunässe. Erhöhte Luftfeuchtigkeit kann den jungen Pflanzen beim Anwachsen helfen, daher empfiehlt sich die Abdeckung mit transparenter Folie. Lüften Sie regelmäßig, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Durch diese Methode erhalten Sie kräftige, eigenständige Pflanzen, die bei richtiger Pflege rasch weiterwachsen und gedeihen.

Vermehrung durch Stecklinge

Die Vermehrung fleischfressender Pflanzen durch Stecklinge ist eine effiziente Methode, um schnell und unkompliziert neue Pflanzen zu gewinnen. Verschiedene Stecklingstypen können je nach Pflanzenart verwendet werden.

Seitentriebe

Manche fleischfressende Pflanzen, beispielsweise die Venusfliegenfalle, bilden Seitentriebe, die Sie zur Vermehrung nutzen können. Trennen Sie die Seitentriebe vorsichtig von der Mutterpflanze ab und pflanzen Sie sie in feuchtes Substrat ein. Achten Sie darauf, den Steckling stets feucht zu halten, ohne Staunässe zu verursachen. Innerhalb von wenigen Wochen sollten sich Wurzeln und neue Triebe entwickeln.

Kopfstecklinge

Bei Kannenpflanzen (Nepenthes) können Sie die Triebspitze unterhalb des dritten oder vierten Blattes abschneiden. Stecken Sie die abgeschnittene Spitze in ein saures, nährstoffarmes Substrat wie reines Sphagnum oder eine Mischung aus Torf und Perlit. Um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen, bedecken Sie den Steckling mit einer Plastiktüte zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit. Denken Sie daran, regelmäßig zu lüften, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Blattstecklinge

Auch Blattstecklinge eignen sich für die Vermehrung. Schneiden Sie ein Blatt dicht am Stiel ab und legen Sie es auf angefeuchtetes Substrat. Bedecken Sie die Schnittstelle leicht mit etwas Substrat. Hohe Luftfeuchtigkeit ist entscheidend für die erfolgreiche Bewurzelung. Eine Abdeckung mit Folie kann helfen, das erforderliche Mikroklima zu schaffen. Lüften Sie aber auch hier regelmäßig, um Schimmel zu verhindern.

Wurzelstecklinge

Ein weiteres Verfahren ist die Vermehrung durch Wurzelstecklinge. Trennen Sie ein Stück einer größeren Wurzel von der Mutterpflanze ab und legen Sie dieses auf feuchtes Substrat. Bedecken Sie das Wurzelstück leicht mit Substrat. Innerhalb weniger Wochen sollten sich erste Triebe und Blätter entwickeln. Achten Sie dabei stets auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit.

Wichtige Hinweise

Zum Schutz der Mutterpflanze nach dem Abtrennen von Stecklingen ist es ratsam, die entstandenen Schnittflächen mit Holzkohlepulver zu bestäuben. Dies versiegelt die Wunden und verringert das Risiko von Pilzinfektionen. Stellen Sie die Stecklinge an einen hellen, jedoch nicht direkt sonnigen Standort, um optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten.

Bilder: tc397 / iStockphoto