Fettkraut

Fettkraut: Haltung, Pflege und Vermehrung der Insektenfänger

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Das Fettkraut (bot. Pinguicula vulgaris) ist eine beliebte und pflegeleichte Pflanze aus der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae). Es handelt sich um ein karnivores, d. h. fleischfressendes, Gewächs, das sowohl auf der heimischen Fensterbank als auch im Gartenbeet kultiviert werden kann. Im Wohnzimmer hält das robuste Fettkraut lästige Insekten fern, die es mit seinen klebrigen Blättern einfängt. Damit sich die Pflanze bei Ihnen wohl fühlt, gilt es einige Hinweise bezüglich Standort und Pflege zu beachten.

fettkraut
Das Fettkraut gehört zu den pflegeleichten fleischfressenden Gewächsen
AUF EINEN BLICK
Was zeichnet das Fettkraut als Zimmerpflanze aus und wie pflege ich es?
Das Fettkraut (Pinguicula vulgaris) ist eine karnivore Pflanze, die in feuchten Moorgebieten und nährstoffarmen Böden gedeiht. Sie kann als Zimmerpflanze zur Insektenbekämpfung eingesetzt werden. Die Pflege umfasst einen hellen, aber nicht sonnigen Standort, nasses, saures Substrat, geringes Gießen und jährliches Umtopfen.

Herkunft und Verbreitung

Das bei uns heimische Gemeine Fettkraut (bot. Pinguicula vulgaris) gehört zur Gattung der Fettkräuter (Pinguicula), die hauptsächlich in Mittelamerika, aber auch in den USA, in Kanada sowie in großen Teilen Europas beheimatet sind. In Deutschland ist die früher recht weit verbreitete Art mittlerweile durch den starken Rückgang ihres angestammten Lebensraums vom Aussterben bedroht und steht deshalb auf der Roten Liste. Besonders wohl fühlt sich das Gemeine Fettkraut in nassen Moorgebieten mit an Nährstoffen armen Böden sowie in den Alpen bis zu einer Höhe von etwa 2.300 Metern. Die bei uns heimische Art ist winterhart und kann daher auch im Garten kultiviert werden. Allerdings dürfen Sie dafür keine Fettkräuter aus der freien Natur entnehmen, diese stehen unter strengem Schutz.

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Verwendung

Im Garten pflanzen Sie das winterharte Fettkraut am besten an feuchte Standorte wie etwa in ein Moorbeet oder am Gartenteich bzw. entlang eines (künstlichen) Bachlaufs. Im Sommer schmückt die Pflanze diese oft schwierigen Standorte mit ihren hübschen, violetten Blüten. Daneben lässt sich das Gemeine Fettkraut aber auch in Pflanzgefäßen kultivieren, beispielsweise auf dem Balkon oder als Zimmerpflanze auf den Fensterbrett. Dabei ist jedoch peinlich genau die notwendige Feuchtigkeit im Substrat sowie in der Luft zu beachten, damit das Gewächs nicht austrocknet.

Als Topfpflanze macht das Fettkraut überall dort eine gute Figur, wo Sie lästige Insekten loswerden wollen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Ihre Zimmer- oder Balkonpflanzen von Trauermücken heimgesucht werden. Auch das Auftreten von Fruchtfliegen, im Sommer keine seltene Plage, bekommen Sie oftmals durch den Einsatz der karnivoren Pflanzen ganz gut in den Griff.

Früher fand das Gemeine Fettkraut Anwendung in der Naturheilkunde, etwa zur Behandlung von Wunden, zum Stillen von Schmerzen (etwa bei Ischias-Schmerzen) sowie bei Erkrankungen der Leber, der Lunge und des Magens. Heute ist eine derartige Nutzung allerdings unüblich. Darüber hinaus wurden dem Fettkraut insbesondere im heutigen Großbritannien zauberische Kräfte zugeschrieben: So sollte es Weidevieh vor bösen Kobolden schützen, Menschen wiederum vor ihnen übel wollenden Hexen und Feen. Im Gegensatz zu allen anderen früher üblichen Verwendungszwecken nutzen die Schweden das Fettkraut heute noch als Labersatz für die Herstellung der „Schwedenmilch“, eine Art von Käse.

Aussehen und Wuchs

Typisch für das ausdauernde Fettkraut ist die frischgrüne Blattrosette, die flach auf dem Boden aufliegt. Aus ihrer Mitte wächst der hohe, schlanke Blütenstiel hervor. Im Herbst sterben alle Pflanzenteile, auch die lediglich wenige Zentimeter langen Wurzeln, ab und die Pflanze überwintert als Hibernakel, wie der Botaniker die Winterknospe bezeichnet. Im Frühjahr treibt das Fettkraut aus dieser wieder neu aus. Übrigens ist das Wurzelwachstum nur schwach ausgeprägt und es bilden sich nur wenige kurze Wurzeln aus: Hauptsächlich ernährt sich die Pflanze von Insekten und Blütenpollen, die auf ihren klebrigen Blättern kleben bleiben.

Blätter

Die flach aufliegenden Blattrosetten sind aus schmalen, länglichen Blättern zusammengesetzt, die am Rand leicht eingerollt sind und an der Spitze stumpf zusammenlaufen. Seinen Namen trägt das Fettkraut wegen der fettig glänzenden Blätter. Der Glanz stammt von dem klebrigen Locksekret, das von feinen Drüsen abgesondert wird und kleine Insekten anlocken soll. Vorzugsweise kleine Fliegen fängt das Fettkraut auf diese Weise, wobei die Pflanze durch zusätzliches Einrollen ihrer Blätter selbst aktiv werden kann. So kann das Insekt selbst bei Regen, wenn der Klebstoff abgewaschen wird, nicht mehr fliehen. Anschließend setzt das Fettkraut Verdauungsenzyme frei, so dass die Opfer zersetzt werden. Dieser Vorgang nimmt nur wenige Tage in Anspruch.

Blüte und Blütezeit

Zwischen Mai und August ragt aus der Mitte der Blattrosette ein bis zu 15 Zentimeter hoher Blütenstiel empor, der die hübschen, veilchenähnlichen Blüten trägt. Diese sind rosa-violett mit einem weißen Schlundfleck, können aber auch ganz weiß sein. Die Blütchen sind lediglich bis zu 13 Millimeter lang und besitzen einen Sporn. Sie werden durch Fliegen bestäubt, die manchmal im Blütenschlund stecken bleiben und sich daraus nicht mehr befreien können. Anschließend bilden sich kleine, eiförmige Fruchtkapseln, die viele schwarze, sehr feine Samen enthalten.

Giftigkeit

Das Fettkraut ist weder für Menschen noch für Haustiere giftig.

Welcher Standort ist geeignet?

Pinguicula vulgaris können Sie sowohl in einem Moorbeet im Garten als auch als Zimmerpflanze auf der Fensterbank kultivieren. Die Pflanze braucht einen hellen, aber nicht direkt sonnigen Standort. Ideal ist ein absonniger oder halbschattiger Platz, an dem Sie insbesondere vor der heißen Mittagssonne geschützt ist. Ideal ist eine nach Westen oder Osten ausgerichtete Fensterbank. Achten Sie bei der Zimmerkultur unbedingt auf eine hohe Luftfeuchtigkeit von mindestens 60 Prozent: Als Feuchtraumpflanze ist das Fettkraut für sein Wohlbefinden darauf angewiesen. Um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, können Sie in der Nähe der Pflanze beispielsweise Schalen mit Wasser aufstellen.

Substrat

Die meisten Pflanzen brauchen einen gut durchlässigen und eher trockenen Boden. Nicht so das Fettkraut, das sich als Moorbewohner in nasser, saurer Erde am wohlsten fühlt. Im Gartenbeet pflanzen Sie den Fleischfresser daher am besten ins Moorbeet. Alternativ verträgt die Pflanze aber auch neutrale bis alkalische Böden, sofern diese die notwendige Feuchtigkeit aufweisen. Für Zimmerpflanzen benutzen Sie spezielle Karnivorenerde (9,00€ bei Amazon*) oder mischen Quarzsand und Weißtorf im Verhältnis 1:1 miteinander. Der Mischung können Sie zudem etwas Lehm hinzufügen.

Fettkraut richtig pflanzen

Die feinen Wurzeln des Fettkrauts sind sehr empfindlich, weshalb Sie die Pflanze niemals während der sommerlichen Vegetationsphase einpflanzen sollten. Nehmen Sie dies immer während der Winterruhe vor, wenn der Fleischfresser gerade ohnehin keine Wurzeln hat. Der beste Zeitpunkt hierfür ist das zeitige Frühjahr oder der Herbst. Bedecken Sie die Winterknospe niemals vollständig mit Erde, stattdessen sollte diese etwa hälftig aus dem Substrat herausschauen. Im Frühjahr bildet das Fettkraut neue Wurzeln aus und verankert sich so am neuen Standort. Zugleich erfolgt der Austrieb der neuen Blätter.

Umtopfen

Das Umtopfen von in Pflanzgefäßen gehaltenen Fettkräutern sollte jährlich erfolgen. Dabei braucht die Pflanze nicht zwangsläufig einen größeren Topf, dafür aber frisches Substrat. Für das Umtopfen gelten dieselben Regeln wie fürs Einpflanzen: Setzen Sie das diesbezüglich empfindsame Gewächs nur während der Winterruhe um, damit Sie nicht versehentlich die zarten Wurzeln beschädigen.

Fettkraut gießen

Während der Sommermonate sollten Sie während trockener und warmer Phasen gelegentlich gießen, um ein Austrocknen zu vermeiden. Gehen Sie dabei jedoch umsichtig vor, denn trotz seiner Vorliebe für feuchte Erde verträgt das Fettkraut keine Staunässe. Staunasser Boden führt zu Grauschimmel, was wiederum für die Pflanze das Todesurteil bedeutet. Verwenden Sie möglichst kalkarmes Wasser wie etwa aufgefangenes Regenwasser, Brunnenwasser oder destilliertes Wasser. Leitungswasser sollte vor einer Verwendung entkalkt werden, beispielsweise indem Sie es gut abstehen lassen. Im Winter schränken Sie die Wassergaben auf ein Minimum ein.

Fettkraut richtig düngen

In der Regel müssen Sie das Fettkraut auch im Topf nicht düngen, da sich die Pflanze über gefangene Insekten selbst versorgt.

Fettkraut richtig schneiden

Auch ein Rückschnitt ist nicht notwendig. Selbst abgeblühte Triebe müssen nicht entfernt werden.

Fettkraut vermehren

Das Gemeine Fettkraut lässt sich im Winter durch Aussaat vermehren. Hierzu säen Sie die feinen Samen in flache, mit Anzuchterde gefüllte Schalen aus. Da es sich um einen Lichtkeimer handelt, brauchen Sie die Körnchen nicht mit Substrat bedecken. Halten Sie dieses jedoch konstant feucht. Als Kaltkeimer brauchen die Samen zudem einen Kältereiz, damit die Keimhemmung durchbrochen wird. Stellen Sie daher die Anzuchtgefäße am besten nach draußen, insbesondere bei Frost. Die jungen Keimlinge treten dann im Frühjahr in Erscheinung. Jetzt können Sie sie entweder einzeln in Töpfe pikieren oder gleich an ihren Standort im Gartenbeet pflanzen.

Noch einfacher ist die Vermehrung über die Brutknospen, die sich an der Winterknospe ausbilden. Brechen Sie diese im zeitigen Frühjahr einfach ab und pflanzen Sie sie am gewünschten Standort oder in einen Topf ein.
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Überwintern

In den Garten ausgepflanzte Fettkräuter brauchen im Winter keine spezielle Behandlung. Lediglich in Töpfen kultivierte Exemplare sollten Sie während der kalten Jahreszeit möglichst kühl überwintern. Da die nicht vorhandenen Wurzeln keinen Schaden nehmen können, kann der Topf auch ins Freie.

Krankheiten und Schädlinge

Krankheiten und Schädlinge treten am Gemeinen Fettkraut sehr selten auf. Insbesondere Schädlinge sind kein Problem, schließlich bilden diese die Nahrungsgrundlage der Pflanze. Sie sollten lediglich aufpassen, dass sich in den Blattrosetten kein Wasser ansammelt: Dieses kann zu Grauschimmel, einer durch Botrytis-Pilzen hervorgerufenen Erkrankung, führen. Diese zeigt sich zunächst durch braune Flecken auf den Blättern, später wird das Laub weich und von einem gräulich-weißen Pilzrasen überzogen.

Tipp

Das Fettkraut ist die richtige Pflanze für Sie, wenn Sie Schädlinge loswerden wollen – oder Interesse an karnivoren Pflanzen haben und nach einer für Einsteiger geeigneten Art suchen. Pinguicula vulgaris war schon oft die Grundlage interessanter Sammlungen.

Arten und Sorten

Neben dem hier vorgestellten Gemeinen Fettkraut (Pinguicula vulgaris) gibt es noch rund 100 verschiedene Fettkraut-Arten, die nach ihrer Herkunft in tropisch und temperiert unterteilt werden. Sie haben teils andere Standort- und Pflegebedürfnisse, zudem sind nicht alle Fettkräuter bei uns winterhart.

Tropische Fettkräuter sind ganzjährig grün und brauchen nicht immer eine Ruhephase. Für die heimische Topfkultur eignen sich beispielsweise:

  • Pinguicula acuminata
  • Pinguicula caudata
  • Pinguicula cyclosetcta
  • Pinguicula emarginata
  • Pinguicula filifolia
  • Pinguicula gypsicola
  • Pinguicula moranensis
  • Pinguicula pumila

Die temperierten Wuchsformen hingegen – wozu auch das Gemeine Fettkraut gehört – legen im Winter eine Pause ein. Hierzu zählen etwa diese Arten:

  • Pinguicula alpina
  • Pinguicula grandiflora
  • Pinguicula lusitanica
  • Pinguicula lutea
Bilder: Martin Fowler / Shutterstock