Topinambur

Topinambur: Anbau, Ernte & Verwendung der Powerknolle

Topinambur, auch bekannt als Erdbirne, ist eine vielseitige Pflanze mit essbaren Knollen. Dieser Artikel beleuchtet Herkunft, Anbau, Sorten und die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten dieser interessanten Kulturpflanze.

Herkunft

Topinambur (Helianthus tuberosus), auch bekannt als Erdbirne, stammt aus Nord- und Mittelamerika und war ein wichtiges Grundnahrungsmittel der indigenen Völker. Besonders geschätzt wurden die geschmackvollen Knollen, die sowohl große Hitze als auch Kälte vertragen. Im Jahr 1610 gelangte Topinambur nach Europa, als französische Auswanderer einige Knollen aufgrund ihrer nahrhaften Eigenschaften nach Frankreich schickten.

In Europa wurde die Pflanze schnell bekannt und erhielt den Namen „Topinambur“ nach dem brasilianischen Indianerstamm Tupinambá. Heute ist die Pflanze weltweit verbreitet und kommt besonders in Nordamerika, Australien, Asien und Europa vor. In Deutschland wird sie vor allem in Baden sowie in kleineren Anbaugebieten in Niedersachsen und Brandenburg kultiviert.

Die Topinambur-Knolle ist unter verschiedenen Namen bekannt, darunter Jerusalem-Artischocke, Indianerknolle, Erd-Sonnenblume und Ewigkeitskartoffel. In der Kulturgeschichte wurde sie vielseitig genutzt, beispielsweise als Heilmittel und zur Herstellung von Branntwein, der in Baden als „Rossler“ bekannt ist.

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Wuchs

Topinambur ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die eine Höhe von bis zu 4 Metern erreichen kann. Sie bildet aus ihren Knollen mehrere kräftige, markhaltige Stängel. Die Knollen sind variabel in Form und Farbe, das Innere meist weiß und die Haut kann beige, gelb oder rosa sein.

Topinambur breitet sich stark aus – bereits kleine Stücke der Rhizome können im folgenden Jahr neue Pflanzen bilden. Um die Ausbreitung im Garten zu kontrollieren, sollten Wurzelsperren verwendet und die Knollen regelmäßig geerntet werden.

Topinambur bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht auf sandigen und lehmigen Böden, solange keine Staunässe auftritt. Ab Juli entstehen länglich-spindelförmige Knollen, die Kohlenhydrate wie Inulin speichern, was der Pflanze hilft, Frosttemperaturen zu überstehen.

Blätter

Die Blätter der Topinamburpflanze sind breit eiförmig bis lanzettlich, teils grob gezähnt und variieren in Größe von 10 bis 25 cm. Die Blätter sitzen gegenständig im unteren und wechselständig im oberen Bereich der Stängel und sind rau und behaart. Der Blattstiel kann 2 bis 8 cm lang und leicht geflügelt sein und zeichnet sich durch eine dreizählige Nervatur aus.

Blüte

Topinambur blüht als Kurztagspflanze in Mitteleuropa meist ab August. Die körbchenförmigen Blütenstände bestehen aus goldgelben Zungenblüten und gelben Röhrenblüten, die sich an den Spitzen der Stängel befinden. Die Blütenstände können einen Durchmesser von 4 bis 10 cm erreichen. Die leuchtend gelben Blüten bieten Nahrung für viele Insekten und eignen sich gut als Schnittblumen.

Früchte

Die Früchte des Topinamburs werden als Achänen bezeichnet. Diese kleinen, trockenen Fruchtkörper entwickeln sich aus den zwittrigen Röhrenblüten und den sterilen Zungenblüten. Sie sind ein charakteristisches Merkmal der Korbblütler-Familie, haben jedoch keine Relevanz für den menschlichen Verzehr.

Welcher Standort ist geeignet?

Topinambur ist anspruchslos und bevorzugt vollsonnige bis halbschattige Lagen. Optimal sind durchlässige, nährstoffreiche Böden. Der ideale pH-Wert liegt zwischen 6,0 und 7,5. Verdichtete Böden können mit Sand aufgelockert werden, um Staunässe zu vermeiden. Ein Platz neben dem Kompost ist ideal, da dort nährstoffreicher Boden vorhanden ist.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Topinambur gedeiht am besten auf durchlässigen, lockeren und nährstoffreichen Böden. Wichtig ist die Vermeidung von Staunässe. Ein nährstoffreicher Boden fördert das Wachstum und den Ertrag der Knollen. Der Boden sollte humos und leicht sandig sein. Ist der Boden verdichtet, kann eine Beimischung von Sand notwendig sein.

Pflanzung

Die Pflanzung von Topinambur erfolgt im Frühjahr oder Herbst. Die Knollen werden in einer Tiefe von 5 bis 10 cm gesetzt, mit einem Pflanzabstand von 30 bis 50 cm und einem Reihenabstand von 60 bis 80 cm. Eine Standortwahl mit lockerem, leicht sandigem Boden und Anreicherung mit Kompost fördert das Wachstum.

Die Pflegemaßnahmen umfassen regelmäßiges Gießen während Trockenperioden, Unkrautbekämpfung und gegebenenfalls den Einbau einer Wurzelsperre. Topinambur kann auch in Kübeln gepflanzt werden, wobei normale, gut gedüngte Gartenerde verwendet wird.

Topinambur vermehren

Die Vermehrung erfolgt hauptsächlich über Knollen, die im Herbst oder Frühjahr in die Erde gesetzt werden. Ein Pflanzabstand von 30 bis 50 cm und ein Reihenabstand von 60 bis 80 cm sind empfehlenswert, um eine ausreichende Verbreitung zu gewährleisten. Eine Wurzelsperre kann die Ausbreitung kontrollieren. Alternativ können Knollenstücke an einen neuen Standort verpflanzt werden.

Topinambur richtig schneiden

Ein regelmäßiger Rückschnitt ist für Topinambur nicht erforderlich, kann jedoch die Pflanze pflegen und ihre Ausbreitung kontrollieren. Abgestorbene Pflanzenteile sollten im Frühjahr etwa handhoch über dem Boden abgeschnitten werden. Dies kann als Mulchmaterial genutzt werden.

Um die Samenbildung zu verhindern und die Ausbreitung zu kontrollieren, können die Blütenstände nach der Blüte entfernt werden.

Sorten & Arten

Topinambur bietet eine Vielzahl an Sorten, die sich hinsichtlich Reifezeitpunkt, Knollenfarbe und Ertrag unterscheiden:

Frühe Sorten:

  • ‚Bianca‘: Hellknollent typ, bis 2,5 Meter hoch, ideale Speiseknolle.
  • ‚Gigant‘: Hoher Ertrag, walzen- bis birnenförmige Knollen.
  • ‚Topstar‘: Längliche, gelbbraune Knollen, sehr ertragreich.

Mittelspäte Sorten:

  • ‚Rote Zonenkugel‘: Groß und rötlich, beliebt zur Schnapsherstellung.
  • ‚Topianka‘: Gelbe, wohlschmeckende Knollen, besonders für den Frischverzehr geeignet.
  • ‚Violett de Rennes‘: Violette Knollen, bis 2 Meter hoch, ideal für Frischverzehr.

Späte Sorten:

‚Gute Gelbe‘: Runde, glatte Knollen, hoher Ertrag und guter Geschmack.

Sorten für die Topfkultur:

  • ‚Dwarf‘: Nur 40 cm hoch, kleine rote Knollen.
  • ‚Dwarf Sunray‘: Bis 150 cm hoch, früh blühend, hellbraune Knollen.
  • ‚Kompakte Violette‘: Bis 150 cm hoch, lila Knollen.
  • ‚Urodny‘: Gelbe Knollen, 50 cm hoch, bildet sogar Samen.

Andere bemerkenswerte Sorten umfassen ‚Fuseau‘ mit rundlichen Tochterknollen und ‚Henriette‘, die frühreif ist.

Die Wahl der Sorte hängt vom Verwendungszweck ab, ob für den Frischverzehr, die Schnapsherstellung oder den Anbau im Topf.

Verwendung

Topinambur ist vielseitig und findet Anwendung als Nahrungsmittel, Futterpflanze, Energiepflanze und im gesundheitlichen Bereich.

Topinambur als Nahrungsmittel

Die Knolle des Topinamburs, auch bekannt als Erdapfel, Jerusalem-Artischocke oder Ross-Kartoffel, hat einen süßlichen Geschmack und kann roh oder gekocht gegessen werden. Sie eignet sich hervorragend für Salate, kann gekocht wie Kartoffeln zubereitet oder frittiert werden. Topinambur enthält zudem einen hohen Gehalt an Inulin, was das Darmmilieu positiv beeinflusst.

Topinambur als Futterpflanze

Topinambur wird als wertvolles Futtermittel in der Tierhaltung eingesetzt. Besonders die Knollen sind als Zusatzfutter für Pferde, Hunde, Kleintiere sowie Schafe und Schweine beliebt.

Topinambur als Energiepflanze

Dank ihrer hohen Biomasseproduktion eignet sich Topinambur zur Herstellung von Biogas und Bioethanol. Die vegetativen Teile und Knollen werden zu Biogas fermentiert oder als Brennstoff genutzt.

Topinambur und Gesundheit

Topinambur ist reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Inulin, Betain und Polyphenole. Diese fördern die Verdauung, stärken die Abwehrkräfte und haben antioxidative sowie krebshemmende Eigenschaften. Topinambur wird traditionell zur Behandlung von Diabetes, Magen-Darm-Beschwerden und Hautproblemen verwendet und unterstützt Diäten durch seine sättigende Wirkung bei geringem Kaloriengehalt.

Häufig gestellte Fragen

Können die Blätter und Blüten des Topinamburs ebenfalls verwendet werden?

Ja, die Blätter und Blüten des Topinamburs können in der traditionellen Heilkunde verwendet werden. Sie enthalten wertvolle Polyphenole, die antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften haben. Darüber hinaus können sie als Tee zubereitet werden, wodurch eine ganzheitliche Nutzung der Pflanze ermöglicht wird.

Warum wird Topinambur als Gründünger verwendet?

Topinambur eignet sich hervorragend als Gründünger aufgrund seiner kräftigen Wuchskraft und der Fähigkeit, nährstoffreichen Humus zu produzieren. Diese Eigenschaften tragen zur Verbesserung der Bodenqualität bei und können andere Pflanzen in ihrer Umgebung unterstützen. Allerdings sollte die Ausbreitung kontrolliert werden, um eine invasive Verdrängung einheimischer Pflanzen zu verhindern.

Gibt es Tiere, die Topinambur verzehren?

Ja, neben den bekannten Haustieren wie Pferden, Hunden, Schweinen und Kaninchen fressen auch Wildschweine, Wühlmäuse und Ratten die Knollen von Topinambur. Beim Anbau in der Nähe von Fließgewässern sollte jedoch Vorsicht walten, da Nagetiere durch ihre Wühltätigkeit die Uferbefestigung beschädigen können und zur Verbreitung der Pflanze beitragen.

Welche Rolle spielt Topinambur in der Volksmedizin?

In der Volksmedizin wird Topinambur zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, darunter Diabetes, Magen-Darm-Probleme, Rheuma, Kraftlosigkeit und Hauterkrankungen wie Ekzeme. Die Pflanze wird sowohl wegen ihres Inulin-Gehalts als auch aufgrund der sekundären Pflanzenstoffe in Blättern und Blüten geschätzt. Diese haben antioxidative, antibakterielle und entzündungshemmende Wirkungen, die durch zahlreiche Studien bestätigt wurden.

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