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Siebenschläfer – Mythos und Wahrheit

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Um Siebenschläfer ranken sich Mythen und Legenden. Wir laden Sie ein zu einem Streifzug durch die verschiedenen Bedeutungen, vom liturgischen Gedenktag über die alte Bauernregel bis hin zu einem drolligen Nagetier mit beeindruckenden Talenten. Lesen Sie hier, was es mit dem Begriff Siebenschläfer so alles auf sich hat.

Blich
Siebenschläfer schlafen tatsächlich sehr viel

Anwesenheit im Haus erkennen

Als nachtaktive, scheue Fluchttiere sind Siebenschläfer für Menschen nahezu unsichtbar. Gleichwohl können die drolligen Pelzträger zu lästigen Mitbewohnern werden, wenn sie es sich als ungebetene Gäste auf dem Dachboden gemütlich machen. Siebenschläfer zählen somit neben Mardern und Waschbären zu den üblichen Verdächtigen, wenn nächtliche Poltergeister Ihnen den Schlaf rauben. An diesen Indizien können Sie die Anwesenheit von Siebenschläfern im Haus erkennen:

  • laute Stimme: keckernde, pfeifende, quiekende Töne bei Nacht
  • Kotspuren: bohnenförmig, 1-2 cm lang
  • Schäden: angeknabberte Wärmedämmung und Kabel

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Wollen Sie sichergehen, dass es sich auf Ihrem Dachboden um Siebenschläfer und keine anderen Tiere handelt, streuen Sie etwas Mehl auf dem Estrich aus. Das Trittsiegel verrät den Bilch zuverlässig. Der Vorderfußabdruck ist 10-15 mm lang und 10 mm breit. Der Hinterfuß hinterlässt 20-35 mm lange und 10 mm breite Spuren. Vorder- und Hinterfuß liegen nah beieinander, wobei alle Zehen nach vorne weisen. Charakteristisch sind kreisrunde Sohlen, deren Ballen jeweils einen tropfenförmigen Abdruck erzeugt.

Pelzige Poltergeister loswerden – Tipps & Tricks

Haben Sie anhand der erläuterten Indizien Siebenschläfer als nächtliche Unruhestifter entlarvt? Dann steht die Frage im Raum, wie Sie die Radaubrüder loswerden, ohne ihnen Leid zuzufügen. Todbringende Mittel, wie Rattengift, sind tabu, denn kein Siebenschläfer sollte zum Tode verurteilt werden, weil er nachts Lärm macht. Die beiden folgenden Methoden haben sich in der Praxis gut bewährt, um ungebetene Siebenschläfer aus dem Haus zu entfernen:

Einfangen und aussetzen

siebenschlaefer

Mithilfe einer Lebendfalle lassen sich Siebenschläfer lebend fangen, im Käfig bewundern und weit weg wieder aussetzen

Beste Zeit ist im April und Mai. Ab Anfang Juni besteht das Risiko, dass Sie Jungtieren mit dem Fang ihrer säugenden Mutter berauben und einem qualvollen Hungertod ausliefern. Verwenden Sie bitte eine ausreichend große Lebendfalle mit Mindestabmessungen von 10 cm x 10 cm x 25 cm. Damit sich ein Siebenschläfer nicht den langen Schwanz einklemmt im zuschnellenden Türchen, achten Sie auf einen etwa 6 mm kleinen Spalt. Als Köder dienen Früchte, Haselnüsse, Bucheckern, Trockenfleisch oder Hamsterfutter. Als Geheimtipp kursiert der Tipp, Erdnussbutter als Lockmittel zu verwenden.

Kontrollieren Sie die Falle stündlich, um den Stress eines gefangenen Tieres auf ein Minimum zu reduzieren. Transportieren Sie Falle und Siebenschläfer an einen Aussetzungsort, der mindestens 10 Kilometer entfernt ist. Wählen Sie eine Region, die dem Bilch gute Überlebenschancen offeriert, wie ein Waldrand. Gleichwohl wird es die Schlafmaus im neuen Lebensraum schwer haben. Von Natur aus sind Siebenschläfer extrem ortstreu und verteidigen ihr Territorium mit Vehemenz. Sollten sich am Standort bereits andere Bilche befinden, werden diese den Neuling wieder vertreiben.

Vergrämen mit Hausmitteln

Statt unerwünschte Siebenschläfer im Haus zu fangen und am fernen Ort einem ungewissen Schicksal auszuliefern, entscheiden sich verantwortungsvolle Tierfreunde dazu, die Poltergeister zu verjagen. Folgende Hausmittel haben sich als schlagkräftige Vergrämungsmittel ausgezeichnet bewährt, weil sie die feinen Bilch-Nasen mit strengen Gerüchen traktieren:

  • Pfeffer ausstreuen
  • Boden mit Essig einreiben
  • Schalen mit ätherischen Ölen aufstellen, wie Eukalyptus oder Teebaumöl
  • Tücher mit Karbolineum tränken und verteilen (Vorsicht: Brandgefahr)

Als Wundermittel gegen die Plage wird Weihrauch gehandelt. Über mehrere Tage werden die Räumlichkeiten mit Weihrauch eingeräuchert, um den darin wohnenden Siebenschläfern unmissverständlich einen Umzug nahezulegen. Demgegenüber haben sich alle Methoden als wirkungslos erwiesen, die Lärm, Musik oder Ultraschall-Töne produzieren.

Was sind Siebenschläfer?

Die Bedeutung des Begriffs Siebenschläfer geht weit über den liturgischen Gedenktag und die traditionelle Bauernregel hinaus. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Begriff ein Nagetier, das nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen. Siebenschläfer ist ein nachtaktives Nagetier, das am liebsten tief im Wald lebt. Das pelzige Tier ist mausklein, mit einer Silhouette, die an Eichhörnchen und Grauhörnchen erinnert. Seinen zweiten Namen ‚Schlafmaus‘ verdankt der possierliche Kobold aus der Familie der Bilche einem Winterschlaf von mehr als sieben Monaten.

Wo der Siebenschläfer zu finden ist

Volksglaube und Irrtümer

Faktisch besteht kein sinnvoller Zusammenhang zwischen Siebenschläfertag (Gedenktag und Bauernregel) und Siebenschläfer (Nagetier). Den Volksglauben schert es indes wenig, dass es keine rationelle Wechselbeziehung zwischen beiden Begriffen wird. Die namentliche Ähnlichkeit reichte aus, um eine Brücke zu schlagen zwischen Datum und Tierart, gepflastert mit abergläubischen Pseudoweisheiten. Je nach Befindlichkeit und Stimmung der Hausbewohner wurde die Anwesenheit von Siebenschläfern als gutes oder schlechtes Omen gedeutet.

Siebenschläfer im Steckbrief

Sind alle Mythen, Legenden und Irrtümer rund um den Siebenschläfer ausgeräumt, bleibt ein bunter Reigen spannender Fakten übrig. Folgender Steckbrief fasst zusammen, was die putzigen Nagetiere zu wertvollen und einzigartigen Schätzen der Natur macht:

  • Familie: Bilche (Gliridae)
  • Art: Siebenschläfer (Glis glis)
  • Verbreitungsgebiet: Kontinentaleuropa, vornehmlich Laubwälder, Parks und Gärten
  • Färbung: oberseits grau, unterseits weiß
  • Kopf-Schwanz-Länge: 25 bis 30 cm
  • Gewicht: 80 bis 120 g im Sommer, 100 bis 160 g im Winter
  • Lebenserwartung: bis zu 9 Jahre
  • Aktivität: nachtaktiv und bodenfern
  • Winterschlaf: Mitte September bis Mitte/Ende Mai
  • Kommunikation: umfangreiches Repertoire
  • besonderes Merkmal: geschickter Kletterer dank Sekret-behafteter Sohlen

Die Anpassungsfähigkeit von Siebenschläfern findet insbesondere Ausdruck im Speiseplan. Es gilt das Motto: alles, was dick macht, schmeckt auch. Dieser Grundsatz macht Schlafmäuse zu regelrechten Allesfressern mit einem besonderen Faible für Nüsse. Solange Eicheln, Bucheckern und Haselnüsse als Leibspeise nicht zur Verfügung stehen, werden Obst, Möhren, Hamsterfutter, Hundekuchen, Kekse, Wurst, Speck, Insekten, Mehlwürmer und hartgekochte Eier vertilgt.

Siebenschläfer leben nach dem Motto ‚Probier’s mal mit Gemütlichkeit‘

Siebenschläfer und Eichhörnchen unterscheiden

siebenschlaefer

Siebenschläfer sind ebenso wie Eichhörnchen sehr gute Kletterer

Auf den ersten Blick sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich. Erst bei genauer Betrachtung werden die Unterschiede zwischen Siebenschläfer und Eichhörnchen offenbar. Damit Sie zukünftig wissen, wem Sie da im Wald, Garten oder Haus begegnen, stellt folgende Tabelle wichtige Attribute der beiden Nagetiere gegenüber:

Unterschiede Siebenschläfer Eichhörnchen
Fellfarbe grau-braun, weißer Bauch fuchsrot bis dunkelbraun, weißer bis cremefarbener Bauch
Größe (einschließlich Schwanz) 20-30 cm 35-45 cm
Rumpflänge 13-18 cm 20-25 cm
Schwanzlänge 11-15 cm 15-20 cm
Gewicht 80-160 g 200-400 g
Augen große, schwarze Kugelaugen dunkelbraune, hell umrandete, leicht ovale Augen
Ohren rundlich, fast nackt 2-3 cm lange Pinselohren

Markantester Unterschied zwischen den possierlichen Nagetieren ist ihr Lebensrhythmus. Siebenschläfer sind nachtaktiv. Um sich bei Dunkelheit zu orientieren, dienen nicht nur die besonders großen Augen. Hilfreich sind fernerhin sechs Zentimeter lange Schnurrhaare sowie mehrere behaarte Tasthügel im Gesicht, am Kinn und den Unterarmen. Eichhörnchen sind hingegen ganzjährig tagaktiv. Sie verfügen ebenfalls über Tasthaare, die jedoch weniger ausgeprägt sind. Diese sogenannten Vibrissen befinden sich an der Schnauze, über den Augen, an Beinen, Bauch und über der Schwanzwurzel.

Exkurs

Geniale Verteidigungsstrategie

Gerät ein Siebenschläfer in Gefahr, wirft er kurzerhand seinen Schwanz ab. Seine Feinde trachten bei Verfolgungsjagden danach, das Tier am Schwanz zu packen. Daraufhin kommt es zum Verlust der Schwanzhaut. Dabei reißt der Schwanz mitsamt Haaren an einer Sollbruchstelle ab und wird vom Schwanzskelett blitzschnell abgezogen. Übrig bleiben hautlose Schwanzwirbel, die entweder abfallen oder vom betroffenen Tier selber abgefressen werden. Innerhalb kurzer Zeit wächst dem Siebenschläfer ein neuer Schwanz.

Wissenswertes zum Siebenschläfertag

Der Begriff Siebenschläfer ist vielen Menschen ein Begriff in Verbindung mit einer alten Bauernregel. Demzufolge ist das Wetter am Siebenschläfertag, dem 27. Juni, ausschlaggebend für die folgenden sieben Wochen. Somit zählt das Datum zu den sogenannten Lostagen im traditionellen Bauernkalender, die als Orientierung dienen für die Verrichtung wichtiger Arbeiten in der Landwirtschaft, zu denen auch der Johannistag am 24. Juni zählt oder die Eisheiligen Mitte Mai. Der Siebenschläfertag fungiert primär als Wetter-Prognose, begleitet mit bekannten Redensarten, wie „Scheint am Siebenschläfer die Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne“.

Der 27. Juni ist aus kalendarischer Sicht ein liturgischer Gedenktag für die „Sieben Schläfer von Ephesus“. Der Legende zufolge suchten sieben junge Christen in einer Berghöhle Zuflucht vor den Häschern von Kaiser Decius (249-251). Dort wurden sie von ihren Verfolgern entdeckt und lebendig eingemauert. Von Gott behütet starben die Christen nicht, sondern schliefen bis zum 27. Juni 446. An diesem Tag wurden sie zufällig entdeckt und erwachten. Die Siebenschläferhöhle ist bis heute in Ephesus zu besichtigen in der türkischen Provinz Izmir.

Die Heiligenlegende ist in veränderter Version im Koran nachzulesen. Fernerhin erzählen syrische und griechische Versionen von einem ähnlichen Verlauf des Mythos rund um die Sieben Schläfer. Anschaulich und detailliert widmet sich ein informativer Artikel auf Wikipedia der Religion-übergreifenden Legende.

Nachtaktive Lebensweise

Siebenschläfer sind wahre Nachtschwärmer. Den Tag verschlafen die Tiere in Baumhöhlen, Erdlöchern und ähnlichen Verstecken, wie unbewohnten Vogel-Nistkästen oder Fledermaus-Häuschen. Bei Anbruch der Dunkelheit werden die Nagetiere munter und begeben sich auf Nahrungssuche. Als hervorragende Kletterer leben Bilche vorzugsweise auf Bäumen großflächiger Laub- und Mischwälder. Schrumpfende Lebensräume zwingen die scheuen Pelzträger dazu, immer häufiger die Nähe von Menschen zu suchen. Folgende Orte fungieren als Siebenschläfer-Quartier:

  • im Wald: unbewohnte Spechthöhlen, leere Baumhöhlen, vorzugsweise in Eichen und Buchen
  • im Garten: Baumhöhlen in Streuobstwiesen, verlassene Vogelhäuschen, ruhige Nischen im Gartenhäuschen
  • im Haus: auf dem Dachboden, im Dach, im Rollladenkasten

Befindet sich das Schlafquartier in der Nähe von Menschen, machen sich Siebenschläfer unbeliebt als nächtliche Poltergeister. Polizeistationen können ein Lied davon singen, wie häufig der Notruf verängstigter Hausbewohner gewählt wurde aufgrund verdächtiger Geräusche. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich die vermeintlichen Einbrecher als putzmuntere Siebenschläfer, die laut quicken und polternd umherlaufen. Zu welchem Geräuschpegel die drolligen Radaubrüder fähig sind, lässt folgendes Video erahnen, das eine englische Siebenschläfer-Art zeigt, die schnarcht:

Fortpflanzung vorrangig nach Mastjahren

Einen Monat nach dem Ende des Winterschlafs beginnt für Siebenschläfer die Paarungszeit. Ob es tatsächlich zur Vermehrung kommt, hängt offensichtlich ab vom vorjährigen Nahrungsangebot an Baumfrüchten. Wissenschaftler fanden heraus, dass nach einem mageren Herbst mit wenigen Bucheckern die meisten männlichen Siebenschläfer keine oder winzige Geschlechtsorgane ausbilden. Ging dem Winterschlaf hingegen ein sogenanntes Mastjahr voraus mit Bucheckern in Hülle und Fülle, wird die Familienplanung in Angriff genommen.

Für kurze Zeit geben Siebenschläfer ihr Einsiedlerleben auf und legen als zukünftiges Elternpaar gemeinsam ein Nest an. Bevorzugter Kindergarten ist eine Baumhöhle, die liebevoll ausgepolstert wird mit Federn, Moos, weichen Blättern und Tierhaaren. Nach einer Tragezeit von vier Wochen erblicken vier bis sechs junge, nackte Siebenschläfer das Licht der Welt. Bereits nach sechs Wochen sind die Jungtiere von Muttermilch entwöhnt und nehmen feste Nahrung zu sich. Ihre Selbstständigkeit erlangen Nachwuchs-Siebenschläfer nach etwa zwei Monaten.

Episch langer Winterschlaf

siebenschlaefer

Der Siebenschläfer macht seinem Namen alle Ehre

Im Herbst trachten Siebenschläfer unermüdlich danach, ein dickes Fettpolster anzulegen. Aus gutem Grund, denn ein langer Winterschlaf von bis zu neun Monaten zehrt 35 bis 50 Prozent der Fettreserven wieder auf. Das ist mehr als doppelt solange, wie der Winterschlaf von Igeln. Spätestens Mitte September graben sich Bilche 50 bis 100 Zentimeter tief in die Erde ein und nehmen eine kugelförmige Körperhaltung ein. Die Höhle selbst ist kaum größer als die müden Schlafmäuse, damit möglichst wenig Wärme im Winter verloren geht. Doppeltes Körpergewicht und passgenaues Winterquartier reichen freilich nicht aus, um die kalte Jahreszeit gesund zu überstehen. Mit dieser genialen Strategie rundet ein Siebenschläfer die äußeren Rahmenbedingungen ab:

  • Senkung der Körpertemperatur: von etwa 35 Grad auf 3 bis 5 Grad Celsius
  • stark reduzierte Herzschlagfrequenz: von 300 auf 5 Schläge pro Minute
  • Bewegungslosigkeit: starre, reglose Körperhaltung

Siebenschläfer verharren in diesem totenähnlichen Zustand nicht ununterbrochen. In unregelmäßigen Abständen kommt es zu kurzen Aufwach- und Aufwärmphasen, damit bei winterlicher Kälte die Zellen nicht absterben. Auf diesen Energiesparmodus greifen die Überlebenskünstler übrigens auch im Sommer zurück, wenn die Nahrung knapp ist und die Familienplanung auf nächstes Jahr verschoben wird. In Feldversuchen konnten Wissenschaftler beobachten, dass sich männliche Siebenschläfer sogleich wieder schlafen legten, wenn sie sich aufgrund fehlender Geschlechtsorgane nicht fortpflanzen konnten.

Tipp

Eine persönliche Begegnung mit Siebenschläfern hat Seltenheitswert. Um die einzigartigen Überlebens- und Kletterkünstler näher in Augenschein zu nehmen, hat die Deutsche Wildtier Stiftung dem Siebenschläfer eine Internetpräsenz gewidmet mit sehenswerten Bildern. Auf zahlreichen, überlebensgroßen Fotos können Sie das kleine Nagetier in allen Einzelheiten betrachten.

Siebenschläfer ist schützenswert

Schrumpfende Lebensräume, extrem lange Winter, mannigfaltige Fressfeinde und rücksichtslose, im Aberglauben verhaftete Menschen haben einen besorgniserregenden Populationsschwund verursacht. Um auf die vielen Bedrohungen aufmerksam zu machen, wurde der Siebenschläfer in 2004 in Deutschland zum Tier des Jahres gekürt. Diesem Umstand trägt die Berner Konvention Rechnung, indem Siebenschläfer zumindest im Anhang III aufgeführt sind. Demzufolge ist es untersagt, Bilche zu fangen, zu töten, zu kaufen oder zu verkaufen sowie in Käfigen zu halten.

Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) wird nicht müde, auf die Gefährdungslage aufmerksam zu machen und ordnet Siebenschläfer den schützenswerten Tierarten zu. In Österreich sind Naturschutzverbände ebenfalls sensibilisiert für die sich verschärfende Bedrohungslage und plädieren dafür, Bilche unter strengen Schutz zu stellen. In der Schweiz unterliegen die niedlichen Kobolde in den meisten Kantonen seit 2010 dem Naturschutz.

Noch sind Siebenschläfer nicht akut vom Aussterben bedroht, sodass die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) die Tierart als nicht gefährdet deklariert. Es liegt am umsichtigen Umgang der Menschen mit der Natur im allgemeinen und Siebenschläfern im besonderen, dass das so bleibt.

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Anlässlich des gestrigen Siebenschläfertags 🐹 und der anhaltenden Hitze 🏜 ein kleiner Aufruf: Bitte stellt Wasserschalen für die Tiere bereit! 💦 Letztes Jahr habe ich dieses kleine Kerlchen gerettet, das vermutlich von seiner Mutter verstoßen wurde, weil sie aufgrund von Dehydration keine Milch mehr produzieren konnte. 😪 Wenn ihr so ein Tierchen findet: Bitte nicht selbst versorgen bevor ihr mit einem Profi telefoniert habt (Unwissenheit kann viel Schaden anrichten, Kuhmilch ist bspw. sehr schädlich für die Kleinen), besser direkt ab damit zur nächsten Auffangstation, die haben alles da, was gebraucht wird und kennen sich aus. 👍 #hitze2019 #sommerhitze2019 #hitzefrei #hitzefrei2019 #freibadwetter #dienaturhatdurst #trockenheit2019 #siebenschläfer #siebenschläfertag #eichhörnchen #tierbabys #tierbaby #babysiebenschläfer #tierrettung #tiereretten #dernaturhelfen #naturliebhaber #greenblogger #naturschutz #gutesfürdieumwelt #wasserfürtiere #verdursten #amverdursten #flashbackfriday

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Siebenschläfer als Haustier halten – geht das?

Ihr niedliches Aussehen ist verlockend, Siebenschläfer als Haustier zu halten. Das ist freilich ein schwieriges Unterfangen, das nicht selten für Mensch und Tier in einer herben Enttäuschung endet. Einzeln gehaltene Siebenschläfer leiden extrem unter Einsamkeit und entwickeln Stereotypien, wie Wundlecken oder verzweifeltes Ausreißen des Fells. In Haus und Wohnung lebende Siebenschläfer lassen zumeist den Winterschlaf ausfallen, was ihre Lebenserwartung erheblich verkürzt.

Aufziehen von Baby-Siebenschläfern für die Haltung als Haustier stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Fütterung gestaltet sich ähnlich heikel und riskant, wie bei Mäusekindern. Gelangt nur ein Tropfen Aufzuchtmilch zuviel ins Mäulchen, kommt es zur Lungenentzündung oder gar dem Erstickungstod. Wird die Nahrung nicht in den Bauch einmassiert, kann das Tierchen keinen Kot und Harn absetzen und verstirbt qualvoll.

Haben junge Siebenschläfer die Babyphase gesund überstanden und nehmen feste Nahrung auf, geht der Budenzauber los. Bereits im Alter von wenigen Wochen sind die Knirpse sehr aktive Kletterkünstler und geniale Ausbrecher. Mühelos finden die Rabauken aus jeder Behausung einen Fluchtweg und wuseln bei Nacht durch die Wohnung. Wenn sich ihr stolzer Besitzer bei Tag am quirligen Getümmel erfreuen will, schlafen die Nachtschwärmer tief und fest. Das schließt den Aufbau einer innigen Beziehung aus, wie er zu Hund, Katze oder Wellensittich als Haustier gang und gäbe ist.

Temporäre Haltung als Haustier – so geht es

Eine kurzzeitige Haltung von Siebenschläfern als Haustier kann lebensrettend sein. Das gilt für geschwächte, heimatlose Tiere, die im Garten oder Wald aufgefunden werden und selbstständig fressen können. Mit dem Ziel einer zeitnahen Auswilderung wird die notleidende Schlafmaus im Haus aufgepäppelt. So gelingt es:

  • Aufenthaltsort: ein weiträumiger Käfig oder großes Terrarium
  • Versteck- und Spielmöglichkeiten: Rohr, Hamsterrad, herabhängendes Seil, Leiterchen
  • Nahrung: Früchte, Nüsse, Müsli, Hamsterfutter, Bucheckern sowie eine Schale mit Wasser
  • Zahnpflege: kleine Äste, Zweige oder Nagesticks

Im Spätsommer aufgefundene Siebenschläfer sollten nicht vor dem Winter ausgesetzt werden. Die Fachleute des NABU empfehlen, betroffene Bilche bis zum Frühjahr im Haus zu halten und erst dann auszuwildern. Als Winterquartier eignen sich ein ungeheiztes, ruhiges Treppenhaus, ein kühler Keller oder einfach der Zwischenraum von Doppelfenstern. Trocken sollte der Schlafplatz sein mit Temperaturen zwischen 0 und 10 Grad Celsius. Stellen Sie einen kleinen Futtervorrat mit Wasserstelle bereit, den Sie regelmäßig kontrollieren und auffüllen.

Tipp

Viele verloren gegangene Baby-Siebenschläfer werden vom Muttertier zurückgeholt. Haben Sie im Wald oder Garten einen jungen Siebenschläfer gefunden, steht eine mögliche Rückführung in die Familie an erster Stelle. Lediglich verletzte, stark geschwächte oder ausgekühlte Jungtiere werden von der Mutter verlassen. Nehmen Sie das Findelkind unbesorgt in die behandschuhte Hand, wärmen es auf und untersuchen es auf Verletzungen. Für das weitere Vorgehen lassen Sie sich telefonisch beraten vom Wildtier-Notruf oder Tierarzt.

Hintergrund

Bobo Siebenschläfer – Botschafter für eine bessere Welt

Der legendäre Kinderbuchautor Markus Osterwalder schuf mit ‚Bobo Siebenschläfer‘ eine weltweit beliebte Titelfigur. Seine kleinen, zwei- bis vierjährigen Leser lässt Bobo teilhaben an vielen kleinen Abenteuern, die er in seinem Alltag erlebt. Wikipedia listet übersichtlich die seit 1984 erschienen Bilderbücher auf. Mit der neuesten Geschichtensammlung vom Frühjahr 2019 unter dem Titel ‚Ab nach draußen‘, lockt Bodo kleine Stubenhocker an die frische Luft. Gelungene Buch-Verfilmungen des WDR können die Kleinen auf YouTube miterleben und dabei eintauchen in eine heile, geborgene Welt.

Häufig gestellte Fragen

Wie alt werden Siebenschläfer?

Siebenschläfer erreichen ein Alter von bis zu 9 Jahren. Das ist erstaunlich angesichts ihrer geringen Größe und mannigfaltigen Bedrohungen. Maßgeblichen Einfluss auf das für Kleintiere biblische Alter hat zweifellos die geniale Überlebensstrategie in Form eines bis zu neun Monate dauernden Winterschlafs. Geborgen in ihrer bis zu 1 Meter tiefen Erdhöhle haben Fressfeinde, wie Marder, Katzen, Wiesel und Eulen das Nachsehen.

Wie lange schlafen Siebenschläfer wirklich?

Die Länge des Winterschlafs ist flexibel und hängt ab von den äußeren Rahmenbedingungen. In der Regel verschlafen Bilche die kalte Jahreszeit von Mitte September bis Mitte/Ende Mai. Nach einem besonders strengen Winter wachen Schlafmäuse mitunter erst im Juni auf. Befindet sich ihr Winterquartier in Haus oder Wohnung, verkürzen die höheren Temperaturen den Winterschlaf um mehrere Wochen.

Was fressen Siebenschläfer?

Siebenschläfer stimmen ihren Speiseplan flexibel auf die Jahreszeit ab. Im Frühling und Sommer besteht die Ernährung überwiegend aus pflanzlicher Kost, wie Pilzen, Knospen, Samen oder Früchten. Gelegentlich bringen Eiweiß-reiche Happen sorgen für Abwechselung, wie Insekten oder Vogeleier. Die lebenswichtigen Fettreserven für den langen Winterschlaf fressen sich Siebenschläfer im Herbst an mit ihrer Lieblings-Nahrung in Gestalt von Eicheln, Haselnüssen und Bucheckern.

Wie fängt man Siebenschläfer?

Beste Methode für den Fang eines Siebenschläfers ist die Lebendfalle. Im Fachhandel sind verschiedene Drahtfallenmodelle erhältlich, die Sie lediglich noch mit einem geeigneten Köder ausstatten. In der Praxis gut bewährt haben sich Apfelstückchen, wie die Experten des NABU verraten. Wichtig zu beachten ist, dass sich die Fangklappe nicht vollständig schließt und den empfindlichen Schwanz verletzt.

Sind Bilche gefährlich?

Von Siebenschläfern geht keine ernsthafte Gefahr aus für Menschen oder Haustiere, weder in Form von übertragbaren Krankheiten oder Tollwut, noch von Parasiten. Gleichwohl können die wehrhaften Nagetiere mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen schmerzhafte Bissverletzungen verursachen. Um einen verletzten oder notleidenden Bilch aufzunehmen, legen Sie bitte unbedingt Handschuhe an oder umfassen die Schlafmaus mit einem Handtuch.

Tipp

Ein bunter Reigen weiterer, überraschender Bedeutungen steht in engem Zusammenhang mit dem Begriff Siebenschläfer. Als Markenname Moormann-Siebenschläfer können Sie ein modernes Bett erwerben. In Braunschweig lädt die Brasserie und Cocktailbar Siebenschläfer zu erfrischenden Drinks ein. Sollte Ihnen im nächsten Kreuzworträtsel der Begriff Siebenschläfer mit 5 Buchstaben Kopfzerbrechen bereiten, versuchen Sie einmal mit Bilch.