Mirabelle

Mirabelle von Nancy und mehr: Beliebte Sorten im Überblick

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Die aromatische Mirabelle, eine Unterart der Pflaume, bereichert Gärten und Küchen gleichermaßen. Dieser Artikel widmet sich den vielseitigen Sorten, der Kultivierung und den ökologischen Vorteilen dieses robusten Obstbaums.

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Die Mirabelle von Nancy trägt oft leicht rötliche Früchte

Die Mirabelle: Eine Unterart der Pflaume

Die Mirabelle (Prunus domestica ssp. syriaca) ist eine kleinfruchtige Unterart der Pflaume und zählt zur Familie der Rosengewächse. Die kugelförmigen Früchte sind goldgelb bis grünlich und erreichen einen Durchmesser von etwa zwei bis drei Zentimetern. Ihr süß-aromatisches Fruchtfleisch lässt sich gut vom Steinkern lösen, was sie besonders beliebt für den Frischverzehr und die Weiterverarbeitung macht.

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Historisch betrachtet hat die Mirabelle ihren Ursprung in Westasien, speziell in Syrien und Nordpersien. Bereits im 15. Jahrhundert gelangte sie über den Mittelmeerraum nach Frankreich, wo sie insbesondere in Lothringen intensiv angebaut wurde und sich einen festen Platz in der regionalen Kultur sicherte.

Mirabellenbäume sind relativ klein und erreichen Höhen von drei bis fünf Metern. Sie bevorzugen sonnige, warme Standorte mit gut durchlässigem und leicht feuchtem Boden. Obwohl sie frosthart sind, können Spätfröste die Blüte beschädigen und den Ertrag verringern.

Als wichtige Nahrungsquelle für Tiere locken die Mirabellenblüten zahlreiche Bestäuber wie Bienen an. Die reifen Früchte ziehen Vögel und andere Kleintiere an. Die hohe Toleranz und Anpassungsfähigkeit machen den Mirabellenbaum zu einer wertvollen Bereicherung für naturnahe Gärten.

Bekannte Mirabellensorten

Es gibt zahlreiche Mirabellensorten, die sich durch verschiedene Eigenschaften auszeichnen. Hier sind einige der bemerkenswertesten Sorten:

  • ‚Mirabelle von Nancy‘: Diese weit verbreitete Sorte stammt aus Frankreich und ist bekannt für ihre goldgelben, leicht geröteten Früchte, die ab Ende August reifen. Die mittelgroßen, süßen Früchte sind besonders gut für Marmeladen und Kuchen geeignet.
  • ‚Mirabelle von Metz‘: Diese alte Sorte, die in der Region um Metz entstand, bringt kleinere, einheitlich gelbe Früchte hervor. Sie zeichnet sich durch ihren intensiven, zuckersüßen Geschmack aus und eignet sich besonders gut zur Herstellung von Likören und Schnaps.
  • ‚Bellamira‘: Eine robuste Hybridsorte, bekannt für ihre großen, ovalen Früchte. Diese sind goldgelb mit roten Punkten und haben ein festes, aromatisches Fruchtfleisch. Die Reifezeit liegt zwischen Mitte August und Mitte September. ‚Bellamira‘ ist wenig anfällig für Krankheiten und gut für den naturnahen Anbau geeignet.
  • ‚Miragrande‘: Diese Sorte produziert besonders große, grünlich-gelbe Früchte, die an Renekloden erinnern. Sie sind platzfest und robust gegen Fruchtfäulen. Die Erntezeit beginnt Ende August.
  • ‚Aprimira‘: Auch als „Aprikosenmirabelle“ bekannt, besticht diese Sorte durch ihren süßen, aprikosenähnlichen Geschmack. Die großen Früchte reifen Mitte August und zeichnen sich durch ihre feste Konsistenz aus. Sie sind auf der Sonnenseite leicht gerötet.
  • ‚Mirabelle von Bergtold‘: Diese weniger bekannte Sorte hat goldgelbe Früchte, die oft mit roten Punkten verziert sind. Sie reift ebenfalls im August und eignet sich gut für den Frischverzehr sowie zur Weiterverarbeitung.
  • ‚Mirabelle von Pillnitz‘: Diese Sorte ist für ihre hohen Erträge und robusten Eigenschaften bekannt. Die goldgelben Früchte reifen im August.

Wuchsformen und Schnitt des Mirabellenbaums

Mirabellenbäume kommen in verschiedenen Wuchsformen vor, die je nach Standort und Platzbedarf ausgewählt werden können. Diese Formen reichen von Buschbäumen über Halbstämme bis hin zu Hochstämmen. Dadurch sind sie sowohl für kleinere Gärten als auch für großflächige Plantagen geeignet.

Ein zentraler Aspekt der Pflege von Mirabellenbäumen ist der regelmäßige Schnitt. Dieser fördert nicht nur eine gute Luftzirkulation und Lichtdurchlässigkeit der Krone, sondern ist auch entscheidend für die Fruchtqualität und die Gesundheit des Baumes.

Formen des Schnitts

  1. Erziehungsschnitt: In den ersten fünf Jahren nach der Pflanzung wird der Baumkrone und den Leitästen eine stabile Struktur gegeben. Der Sommer ist der beste Zeitpunkt für diesen Schnitt.
  2. Auslichtungsschnitt: Dicht stehende Äste werden entfernt, um eine gute Belichtung und Belüftung zu gewährleisten. Hierbei werden ältere und nach innen wachsende Äste entfernt.
  3. Verjüngungsschnitt: Dieser Schnitt wird bei älteren Bäumen im zeitigen Frühjahr durchgeführt, um das Wachstum neuer Triebe und somit die Fruchtbildung anzuregen. Abgestorbene oder stark verholzte Äste werden zurückgeschnitten.

Vermeiden Sie starkes Beschneiden im Winter, da dies den Baum schwächen und ihn anfälliger für Krankheiten machen kann. Regelmäßige, moderat durchgeführte Schnitte fördern hingegen die Blühfreudigkeit und erhöhen die Erträge. Wenn Sie den Baum als Spalierobst ziehen möchten, können Sie ihn entsprechend der gewünschten Form beschneiden. Entfernen Sie zudem regelmäßig Wildtriebe.

Pflanzung und Pflege des Mirabellenbaums

Für die erfolgreiche Pflanzung eines Mirabellenbaums empfiehlt es sich, einen gut durchlässigen, vorzugsweise ton- oder lehmhaltigen Boden auszuwählen. Der Standort sollte sonnig und vor Wind geschützt sein, um eine reichhaltige Blüte und bessere Fruchtproduktion zu gewährleisten.

Pflanzung

  • Zeitpunkt: Der ideale Zeitpunkt für das Pflanzen eines Mirabellenbaums ist der Herbst. Dies gibt dem Baum genügend Zeit, seine Wurzeln im feuchten Boden vor dem Winter auszubreiten.
  • Größe der Pflanzgrube: Bereiten Sie eine großzügige Pflanzgrube vor, die mindestens doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen des Baumes ist. Mischen Sie die Erde mit Humus, um den Nährstoffgehalt zu erhöhen.
  • Pflanzung im Topf: Falls Sie den Baum in einem Topf pflanzen möchten, wählen Sie einen ausreichend großen Topf und verwenden Sie hochwertige Kübelpflanzenerde mit guter Drainage.

Pflege

  • Bewässerung: Regelmäßiges Gießen ist besonders in den ersten zwei Jahren nach der Pflanzung sowie in trockenen Sommern wichtig. Etablierte Bäume benötigen weniger Wasser, profitieren aber ebenfalls von einer tiefen Bewässerung während anhaltender Trockenperioden.
  • Düngung: Im Frühjahr können Sie den Baum mit einem organischen Dünger unterstützen. Vermeiden Sie jedoch übermäßige Düngergaben, da dies zu einem üppigen, aber schwachen Wachstum führen kann.
  • Schutz im Winter: Jüngere Bäume und Topfkulturen benötigen zusätzlichen Schutz vor Frost. Verwenden Sie Jutematten oder spezielle Vliesstoffe, um den Wurzelbereich und den Stamm zu isolieren.

Weitere Pflegetipps: Halten Sie den Wurzelbereich des Baumes unkrautfrei, um Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe zu vermeiden. Eine Mulchschicht aus organischem Material hilft dabei, die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten und das Unkrautwachstum zu unterdrücken. Kontrollieren Sie regelmäßig auf Schädlinge und Krankheiten.

Schädlinge und Krankheiten

Mirabellenbäume können von verschiedenen Schädlingen und Krankheiten heimgesucht werden, die den Ernteertrag beeinflussen können. Hier sind einige der häufigsten Probleme:

  • Pflaumenwickler (Grapholita funebrana): Dieser nachtaktive Falter legt seine Eier auf die reifenden Früchte. Die Larven bohren sich ins Fruchtfleisch, was zum vorzeitigen Abfallen der Früchte führt. Befallene Früchte sollten schnell gesammelt und entsorgt werden, um weiteren Befall zu verhindern.
  • Blattläuse: Diese saugenden Insekten vermehren sich auf der Unterseite der Blätter und führen zu Blattverkrümmungen und -verfärbungen. Eine frühzeitige Bekämpfung ist wichtig, da Blattläuse auch Viren wie den Scharka-Virus übertragen können.
  • Scharkakrankheit (Plum Pox Virus, PPV): Diese unheilbare Virusinfektion wird von Blattläusen übertragen. Symptome sind gelbe Ringe auf den Blättern und deformierte, vorzeitig abfallende Früchte. Da keine Behandlung möglich ist, sollte der Fokus auf der Prävention durch resistente Sorten liegen.
  • Monilia-Fruchtfäule und -Spitzendürre (Monilia spp.): Diese Pilzkrankheiten verursachen braune Flecken auf den Früchten und lassen die Triebe verdorren. Befallene Pflanzenteile sollten entfernt und die Krone regelmäßig ausgelichtet werden, um die Luftzirkulation zu verbessern.
  • Schrotschusskrankheit (Stigmina carpophila): Erkennbar an rotbraunen Flecken auf den Blättern, die später löchrig werden. Eine gute Belüftung der Krone und das Entfernen befallener Pflanzenteile beugen einer Ausbreitung vor.
  • Frostspanner (Operophtera brumata): Die Raupen dieses Schädlings fressen die jungen Blätter und Triebspitzen im Frühjahr. Es ist ratsam, im Herbst Leimringe an den Stämmen anzubringen, um die Weibchen am Klettern zu hindern.
  • Gespinstmotten: Diese Schädlinge spinnen junge Triebe und Blätter ein, wodurch diese verkümmern. Durch das Entfernen und Zerstören der Gespinste kann der Schädlingsdruck reduziert werden.

Zur Vorbeugung und Bekämpfung ist es wichtig, den Baum regelmäßig auf Anzeichen von Krankheiten und Schädlingen zu kontrollieren und befallene Pflanzenteile umgehend zu entfernen. Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen können zusätzlich helfen, das natürliche Gleichgewicht im Garten zu erhalten.

Ökologische Bedeutung

Mirabellenbäume spielen eine essentielle Rolle im ökologischen Gleichgewicht Ihres Gartens. Ihre zahlreichen Blüten bieten eine wertvolle Nektarquelle, die besonders von Honig- und Wildbienen sowie anderen Bestäubern intensiv genutzt wird. Diese Insekten tragen zur Befruchtung der Blüten bei und sorgen damit für einen erhöhten Fruchtertrag.

Die Blätter der Mirabellenbäume dienen als Futterpflanzen für die Raupen von zahlreichen Schmetterlingsarten, was wiederum weitere Insektenfresser wie Vögel anzieht, die sich auch von den reifen Früchten ernähren. Wenn die Früchte zu Boden fallen, finden sich zudem verschiedene Kleinsäuger ein, die diese als Nahrungsquelle nutzen. Das Laub der Mirabellenbäume eignet sich hervorragend zum Kompostieren und kann im Garten als wertvoller Mulch dienen, was die Humusbildung fördert und die Bodenstruktur sowie den Wasserhaushalt verbessert. Dies trägt dazu bei, sowohl den Mirabellenbäumen als auch anderen Pflanzen im Garten ein optimales Wachstum zu ermöglichen.

Durch das Anpflanzen von Mirabellenbäumen tragen Sie somit wesentlich zur Förderung der Artenvielfalt und zur Stabilität des ökologischen Systems in Ihrem Garten bei.

Verwendung von Mirabellen

Mirabellen bieten eine beeindruckende Vielfalt an Verwendungszwecken:

  1. Frischverzehr: Genießen Sie die süßen Mirabellen direkt vom Baum als gesunden Snack. Besonders an heißen Sommertagen sind die saftigen Früchte eine erfrischende Delikatesse.
  2. Backwaren: Mirabellen eignen sich hervorragend als Zutaten für Kuchen, Torten und Gebäck. Ihr süßes, leicht säuerliches Aroma harmoniert perfekt mit verschiedenen Teigsorten.
  3. Marmelade und Gelees: Verarbeiten Sie die Früchte zu köstlicher Marmelade oder Gelee. Der hohe Zuckergehalt der Mirabellen ermöglicht eine besonders süße und aromatische Konfitüre.
  4. Kompott und Fruchtaufstriche: Aus Mirabellen lässt sich ein köstliches Kompott oder Fruchtmus herstellen. Dies ist eine wunderbare Beilage zu Pfannkuchen, Waffeln oder als leckere Zusatzkomponente in Joghurt und Quarkspeisen.
  5. Liköre und Schnäpse: Die stark saftigen Früchte sind hervorragend zur Herstellung von alkoholischen Getränken wie Likören und Schnäpsen geeignet. Ein selbstgemachter Mirabellenlikör ist nicht nur ein beliebter Digestif, sondern auch ein besonderes Geschenk.
  6. Einfrieren und Trocknen: Überschüssige Früchte können eingefroren oder getrocknet werden, um sie länger haltbar zu machen. Gefrorene Mirabellen sind ideal für die Zubereitung von Desserts oder Smoothies, während getrocknete Früchte eine gesunde Snack-Alternative darstellen.
  7. Verwendung in herzhaften Gerichten: Mirabellen können auch in herzhaften Speisen verwendet werden, z. B. in Saucen zu Fleischgerichten oder als fruchtiger Akzent in Salaten.
  8. Ölgewinnung aus Steinen: Weniger bekannt ist die Nutzung der Steine zur Gewinnung von Mirabellenkernöl, das vielseitig in der Hautpflege verwendet werden kann.

Mirabellen sind also nicht nur eine kulinarische Bereicherung, sondern auch ein wahrhaft vielseitiges Obst, das in verschiedenen Formen und Zubereitungen genossen werden kann.

Bilder: Pat-s pictures / Shutterstock