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Magnolie schneiden: Wann und wie es richtig gemacht wird

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Eine Magnolie wächst so diszipliniert, dass Schnittmaßnahmen Seltenheitswert haben. Im Alter von 30 bis 50 Jahren prahlen die Blütenschönheiten mit einer bis zu 8 Meter breiten, malerischen Krone. Eingriffe mit Schere und Säge sind dabei störend. Gleichwohl kann ein Rückschnitt sinnvoll sein. Dieses Tutorial erklärt praxisnah, wann und wie Sie Ihre Magnolie schneiden, ohne das florale Prachtexemplar zu deformieren. Wichtige Fachbegriffe werden praxisbezogen und nachvollziehbar erläutert.

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Eine Magnolie braucht nur äußerst selten einen Rückschnitt
AUF EINEN BLICK
Wann und warum sollte man eine Magnolie schneiden?
Magnolien sollten nur zurückgeschnitten werden, wenn ein gezielter Aufbauschnitt bei jungen Pflanzen nötig ist oder zur Verschlankung der Krone bei älteren Bäumen. Der beste Schnittzeitpunkt ist im Spätsommer oder Frühjahr, abhängig von Schnittart und Pflanzenentwicklung.

Warum kann ein Schnitt sinnvoll sein? – zwei Anlässe stehen im Fokus

Magnolien haben eine Aversion gegen Schnittmaßnahmen aller Art. Mit dem Einsatz der Schere können Sie weder die Blühfreudigkeit verbessern noch das Wachstum vitalisieren. Im Gegenteil mündet ein regelmäßiger Rückschnitt zumeist in einem deformierten Habitus. Warum das so ist, bringt untenstehender Exkurs auf den Punkt.

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Wenn Magnolien-Gärtner zur Schere greifen, liegt ein handfester Anlass vor. In erster Linie sind die hohen Anschaffungspreise für vorgezogene Jung-Magnolien das ausschlaggebende Motiv. Sparfüchse erwerben lieber eine preisgünstige Jungpflanze mit 60 cm Höhe, um sie mit einem gezielten Aufbauschnitt zum opulenten Blütenstrauch zu dirigieren.

Stolze Besitzer einer majestätischen Magnolie greifen immer dann zur Säge, wenn die ausladende Krone zum ernsthaften Hindernis geworden ist. Im Zuge eines Rückschnitts wird dem raumgreifenden Magnolienbaum eine Schlankheitskur verordnet. Das erfordert eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl und die Anleitung dieses Tutorials für einen Formschnitt.

Exkurs

Wachstum der Magnolien

Magnolien gedeihen als sogenannte wertvolle Blütensträucher, geprägt durch akrontes Wachstum. Das bedeutet konkret, dass neue Triebe vornehmlich aus Endknospen sowie den oberen Seitenknospen der Äste entstehen. Infolgedessen entwickelt sich ein harmonischer, blütenreicher Kronenaufbau, den ein Schnitt nicht optimieren kann. Im Gegensatz dazu sind einfache Blütensträucher, wie Forsythien, geprägt durch ein basitones bis mesontes Wachstum. Hier sprießen die Zweige aus der Basis sowie den mittleren Triebsegmenten. Im Resultat vergreisen einfache Ziergehölze innerhalb weniger Jahre, was einen regelmäßigen Auslichtungsschnitt oder alle 3 Jahre eine radikale Verjüngung unumgänglich macht.

Wann ist der beste Schnittzeitpunkt?

Der richtige Zeitpunkt für einen Schnitt will an Magnolien mit Bedacht gewählt sein. Die Ziergehölze legen bereits im Herbst des Vorjahres ihre Knospen für die nächste Blütezeit an. Die voluminösen Blütenanlagen können Sie während des ganzen Winters an den Triebenden bewundern. Fernerhin baut sich aus dem Wurzelstock heraus ein intensiver Saftdruck auf. Nach einem Schnitt inmitten der Vegetationsperiode ist daher ein starker Saftfluss an den Schnittwunden zu beobachten. Dieser Prozess beeinträchtigt nicht nur das Erscheinungsbild. Blutet eine Magnolie, gehen wertvolle Reservestoffe verloren, die später für das Wachstum von Blüten und Blättern fehlen. Diese Termine haben sich in der Praxis gut bewährt:

  • Formschnitt zur Kronen-Verschlankung: im Spätsommer, rechtzeitig vor Anlage der Knospen
  • Aufbauschnitt: im Frühjahr, nach dem Ende der Frostperiode

Solange die zu schneidenden Triebe einer jungen Magnolie maximal bleistiftdick sind, tritt kein nennenswerter Saftfluss auf. Bester Termin für den Aufbauschnitt ist unmittelbar nach der Pflanzung im Frühjahr. Idealerweise sollten keine verspäteten Bodenfröste mehr zu erwarten sein.

Anleitung für den Aufbauschnitt

Als Premium-Gehölze schlagen beim Erwerb 60 Zentimeter kleine Jung-Magnolien mit stolzen 45 bis 50 Euro zu Buche. Größere Exemplare mit 100 bis 150 Zentimetern Höhe kosten satte 100 Euro und mehr. Wer möchte schon gerne sein Gartenbudget mit einer einzigen Pflanze ausreizen? Preisbewusste Hausgärtner nehmen mit einer Magnolie im Mini-Format vorlieb und unterziehen sie einem Aufbauschnitt. So geht es:

  • Haupttriebe um maximal die Hälfte zurückschneiden
  • Bereits vorhandene Seitenzweige um ein Drittel einkürzen
  • Jeden Schnitt auf Knospe ausführen

Der Aufbauschnitt fungiert als Initialzündung für einen natürlich schönen Kronenaufbau über einem kurzen Stamm. Weitere Schnittmaßnahmen sind nicht erforderlich. Im Gegenteil resultieren Eingriffe ins Wachstum einer Magnolie regelmäßig in einer herben Enttäuschung für den Gärtner.

Tipp

Magnolien werfen verwelkte Blütenblätter eigenständig ab. Wem dieser Prozess zu langsam verläuft, putzt verblühte Blüten einfach aus. Setzen Sie die Schere unterhalb des ersten oder zweiten Blattpaares unterhalb der verdorrten Blüte an. An dieser Stelle ist kein intensiver Saftfluss zu befürchten.

Ausladende Krone verschlanken – so gelingt ein Formschnitt

Das raumgreifende Wachstum einer Magnolien-Krone wird häufig unterschätzt. Kollidieren Sie auf Gartenwegen ständig mit den ausladenden Ästen, schmälert das Manko die Freude am majestätischen Prachtbaum. Eine umsichtige Verschlankung mithilfe der Astsäge ist die beste Lösung für das Problem. Mit dieser Schnittführung bringen Sie die Magnolie in Form:

  • Überlange, alte Äste vorzugsweise vollständig entfernen, wie untenstehende Abbildung zeigt
  • Beim Herausschneiden auf Astring schneiden
  • Alternativ einen ungünstig positionierten alten Ast ableiten auf einen jüngeren Seitenzweig

Planen Sie bitte jeden einzelnen Schnitt sorgfältig. Damit das Ziel einer schmaleren Krone ohne Lücken erreicht wird, widmen Sie sich zunächst den Zweigen, die am weitesten aus der Form ragen. Treten Sie nach jedem Schnitt einige Schritte zurück, um das Ergebnis aus der Distanz zu begutachten und den nächsten Ansatzpunkt für die Säge zu wählen.

Tipp

Einen dicken Ast mit mehr als 4 Zentimetern Durchmesser schneiden Sie bitte in 3 Etappen ab. Zuerst setzen Sie die Säge im Abstand von 15 bis 20 Zentimetern unten an und schneiden ein Stück weit in den Ast hinein. Daraufhin versetzen Sie die Säge um 5 bis 10 Zentimeter zum Stamm hin und sägen, bis der Ast bricht. Im letzten Arbeitsschritt schneiden Sie den verbliebenen Stummel auf Astring und glätten die Wunde mit einem desinfizierten Messer.

Schnitt-Technik für Anfänger – Begriffserklärungen

Rund um den Aufbau- und Formschnitt wertvoller Ziergehölze werden Hausgärtner mit Fachbegriffen konfrontiert, die in der täglichen Praxis nicht gang und gäbe sind. Für eine gekonnte Schnitt-Technik an Magnolien stehen Termini im Raum, wie „Schneiden auf Knospe“, „Schneiden auf Astring“ und „Ableiten“. Lesen Sie im Folgenden, welche Vorgehensweise sich hinter jedem Fachausdruck verbirgt:

Schneiden auf Knospe

Vom Schneiden auf Knospe ist immer dann die Rede, wenn ein Trieb eingekürzt wird. Damit das anschließende Wachstum frischer Zweige reibungslos verläuft, darf die Schere nicht wahllos angesetzt werden. In kurzem Abstand zu einer Triebknospe sollte der Schnitt erfolgen. Schneiden Sie zu nah, trocknet die Knospe ein und die Hoffnungen auf einen frischen Trieb sind dahin. Lange Stummel sind dagegen gefährliche Infektionsherde, weil das faulende Holz Pilzerreger und Schädlinge anlockt. Untenstehende Abbildung zeigt, worauf beim Schneiden auf Knospe zu achten ist.

Magnolie Rückschnitt

Schneiden Sie am jungen Magnolientrieb wenige Millimeter oberhalb einer Triebknospe, die nach außen gerichtet ist. Eine leichte Schräghaltung der Schere lässt Regenwasser schneller ablaufen.

Schneiden auf Astring

Im Übergang vom Ast zum Stamm oder Leittrieb befindet sich eine wulstförmige Verdickung, der Astring. Darin enthalten ist teilungsfähiges Gewebe (Kambium), das eine Schnittwunde von außen nach innen mit frischer Rinde überwallt. Dieses Teilungsgewebe darf nicht verletzt werden. Setzen Sie die Säge kurz vor dem Astring an und sägen mit leichter Schräghaltung vom Stamm weg. Zum guten Schluss glätten Sie die Schnittwunde mit einem Messer. Untenstehende Skizze zeigt, wie Sie es richtig machen.

Ableiten

Der Fachtermininus Ableiten umschreibt den Rückschnitt eines überalterten oder ungünstig positionierten Astes auf einen darunter stehenden Seitenzweig. Diese Schnitt-Technik kommt zur Anwendung, wenn Sie einen alten Magnolienast nicht vollständig herausschneiden. Setzen Sie die Schere oder Säge nach der Verzweigung an, wie untenstehende Abbildung verdeutlicht. Den Schnitt selbst führen Sie schräg nach hinten aus. Jetzt fließt der gesamte Saftdruck in den jüngeren Seitentrieb und bringt das Wachstum voran. Die gefürchtete Kronenlücke kann beim Ableiten nicht entstehen.

Fakten zum Schnitt kurz gefasst – Schnitt-Steckbrief

Das Wachstum von Magnolien ist geprägt durch individuelle Eigenschaften, die Einfluss nehmen auf die fachkundige Schnittpflege. Der folgende Steckbrief fasst alle relevanten Faktoren kurz und knapp zusammen:

  • Gattung Magnolien mit 300 Arten und zahlreichen Garten-Sorten
  • Herkunft: vornehmlich Ostasien
  • Wachstum: sommergrüner Blütenstrauch oder kurzstämmiger Baum mit ausladender Krone
  • Besonderheit: starker Saftfluß im Frühjahr und Sommer
  • Höhe: 300 bis 900 cm
  • Breite: 250 bis 800 cm
  • Blütezeit: April bis Mai vor dem Laubaustrieb
  • Anlage der Knospen: im Herbst des Vorjahres
  • Besonderes Merkmal: akrotones Wachstum – Blütenknospen zumeist endständig
  • Schnittverträglichkeit: bedingt
  • Winterhärte: gut, mit Spätfrostgefahr für Blütenstände
  • Giftig: gering giftig

Die mit Abstand häufigste Magnolie in europäischen Gärten und Parkanlagen ist die Tulpen-Magnolie (Magnolia × soulangeana) mit zahlreichen, atemberaubend schönen Sorten. Für kleine Gärten und Vorgärten halten Baumschulen zierlichere Stern-Magnolien (Magnolia stellata) bereit, die auf einer Höhe von 300 Zentimetern verharren und eine Breite von 200 Zentimetern erzielen können.

Häufig gestellte Fragen

Beim Schnitt einer alten Magnolie sind mehrere große Schnittwunden entstanden. Ist ein Mittel zum Wundverschluss ratsam oder nicht?

Die Wundbehandlung an Gehölzen hat sich als Trugschluss erwiesen. In Feldversuchen konnte nachgewiesen werden, dass die Versiegelung von Schnittwunden einem Baum mehr schadet als nützt. Das wertvolle Teilungsgewebe darf nicht durch Baumwachs daran gehindert werden, die Wunde sukzessive zu überwallen. Es genügt, wenn Sie die Ränder von Schnittwunden mit einem scharfen Messer glätten und den Heilkräften Ihrer Magnolie vertrauen. Einzige Ausnahme sind großflächige Wunden, die vor dem Winter entstehen. In diesem Fall verstreichen Sie die geglätteten Wundränder dünn mit Baumwachs, um das Teilungsgewebe vor Frostschäden zu schützen.

Kann ich meine Magnolie mit Stecklingen vermehren?

Die aussichtsreichste Form der Vermehrung gelingt mithilfe von Absenkern, sofern Sie eine Magnolie als Strauch kultivieren. Die Nachzucht mit Stecklingen ist in zweifacher Hinsicht brisant. Einerseits schaden Sie Ihrer Magnolie, wenn Sie Kopfstecklinge inmitten der Saison schneiden. Fernerhin geht die vegetative Stecklingsvermehrung mit einer hohen Ausfallquote einher. Die Aussaat von Samen erfordert einen langen Geduldsfaden von bis zu 6 Monaten für die Keimung. Es gedeihen Hybriden, die häufig keine Ähnlichkeit mit der Mutterpflanze aufweisen. Mit der ersten Blütezeit ist frühestens nach 10 Jahren zu rechnen. Aus diesen Gründen bieten Baumschulen veredelte Magnolien an, deren Blütenpracht sich schon nach 2 bis 3 Jahren entfaltet.

Tipp

Einige der schönsten Magnolien sind veredelt auf eine robuste Wildunterlage. Sprießen aus heiterem Himmel senkrechte Triebe aus der Wurzelscheibe empor, handelt es sich um starkwüchsige Wasserschosser, weil die Wildunterlage durchtreibt. Schneiden Sie diese Wildtriebe zeitnah ab, weil sie danach streben, die edle Magnolie zu überwuchern.

Bilder: Halfpoint / Shutterstock