Breitblättriges Knabenkraut: Blüte, Standort & Pflegetipps
Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) ist eine heimische Orchideenart, die feuchte Standorte bevorzugt. Der Artikel bietet umfassende Informationen zu den Merkmalen, Ansprüchen und der Vermehrung dieser attraktiven Pflanze.
Steckbrief
Wuchs
Das Breitblättrige Knabenkraut, auch Breitblättrige Fingerwurz genannt, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Sie erreicht typischerweise eine Höhe von 15 bis 40 cm, wobei kräftige Exemplare bis zu 60 cm hoch werden können. Diese Orchidee ist ein Knollen-Geophyt und überdauert den Winter durch eine flach und handförmig gestaltete Knolle im Boden.
Im Frühjahr treibt die Pflanze erneut aus dieser Knolle aus und entwickelt sich schnell. Die Wuchshöhe und die Vitalität hängen stark von den Standortbedingungen ab, insbesondere von Feuchtigkeit und Nährstoffverfügbarkeit.
Blätter
Das Breitblättrige Knabenkraut besitzt drei bis acht Laubblätter, die entlang des Stängels verteilt sind. Diese Blätter fallen durch ihre dunklen Flecken auf, die als markantes Identifikationsmerkmal der Pflanze dienen.
Die unteren Laubblätter sind eiförmig bis eiförmig-lanzettlich geformt, während die oberen Blätter kleiner und lanzettlich sind. Die Tragblätter, die ungefähr so lang wie die Blüten sind, bedecken diese schützend vor dem Öffnen.
Blüte
Der Blütenstand des Breitblättrigen Knabenkrauts erstreckt sich über eine Länge von 4 bis 15 cm und ist dicht mit Blüten besetzt. Zu Beginn ist der Blütenstand konisch, entwickelt sich jedoch zu einer zylindrischen Form. Die Blütenfarbe reicht von Purpurrot bis zu seltenen Hellrosa oder Weiß.
Die seitlichen Blütenhüllblätter des äußeren Kreises messen 7 bis 12 mm in der Länge und 2,5 bis 5 mm in der Breite. Das mittlere Blütenhüllblatt bildet zusammen mit den inneren Hüllblättern einen „Helm“. Die dreilappige Lippe der Blüte ist variabel in Form und Muster, oft mit Zeichnungen im mittleren Bereich. Der Sporn ist leicht abwärts gebogen und etwa so lang wie der Fruchtknoten.
Die Blüten des Breitblättrigen Knabenkrauts sind auf Bestäuber wie Bienen angewiesen, die den Pollen übertragen. Nach dem Anhaften des Polliniums am Kopf des Bestäubers neigt sich dieses nach vorne und wird auf die Narbe einer anderen Blüte übertragen. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli, variierend je nach Höhenlage.
Nach der Blüte entwickeln sich die Früchte zu Kapseln, die ca. 6000 winzige Samen enthalten. Diese sind auf die symbiotische Beziehung mit spezifischen Mykorrhiza-Pilzen angewiesen, um keimen zu können. Die Samen werden bei trockenem Wetter freigegeben und können dank ihrer geringen Sinkgeschwindigkeit weite Strecken zurücklegen.
Welcher Standort ist geeignet?
Das Breitblättrige Knabenkraut bevorzugt feuchte, mäßig nährstoffarme Böden. Es wächst in Flachmooren, Sumpfwiesen, lichten Auenwäldern, Gräben und Sumpflandschaften. In alpinen Regionen kann es sogar bis zu Höhenlagen von über 2000 Metern gefunden werden.
Diese Orchidee zeigt eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und kann längere Überflutungen im Winter schadlos überstehen. Sie tritt oft in größeren, lockeren Beständen auf und wird häufig zusammen mit anderen feuchtigkeitsliebenden Pflanzenarten wie der Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) und der Sumpfdotterblume (Caltha palustris) gefunden.
In Deutschland ist das Breitblättrige Knabenkraut in vielen Regionen verbreitet, hat jedoch durch Entwässerung und intensive landwirtschaftliche Nutzung erheblich an Lebensraum verloren. Schonende Mahd und der Verzicht auf Düngung sind entscheidend für den Erhalt dieser schützenswerten Pflanzenart.
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Das Breitblättrige Knabenkraut bevorzugt feuchte, nicht zwingend kalkhaltige Böden, die mäßig nährstoffarm sind. Die Pflanze ist anpassungsfähig und toleriert moderate Stickstoffeinträge besser als viele andere Wiesenorchideen. Wichtig ist, dass der Boden dauerhaft feucht, aber nicht nass ist. Intensive Bewirtschaftung und Düngung führen häufig zu einem Rückgang der Orchideenbestände.
Knabenkraut vermehren
Das Breitblättrige Knabenkraut kann sowohl generativ über Samen als auch vegetativ vermehrt werden.
Generative Vermehrung
Die generative Vermehrung erfolgt durch die winzigen, nährstofflosen Samen, die für die Keimung auf die Unterstützung von Mykorrhiza-Pilzen angewiesen sind. Diese Samen werden durch den Wind verbreitet und können große Distanzen zurücklegen.
Vegetative Vermehrung
Die vegetative Vermehrung erfolgt durch die Bildung von Tochterknollen. Im Winter überdauert die Mutterpflanze als Knolle im Boden, aus der im Frühling eine neue Pflanze austreibt. Nach der Blüte bildet sich eine oder mehrere neue Tochterknollen, aus denen im nächsten Jahr wieder Pflanzen sprießen.
Dadurch sichert das Breitblättrige Knabenkraut sein Überleben und seine Ausbreitung in geeigneten Lebensräumen.
Sorten & Arten
Das Breitblättrige Knabenkraut weist eine hohe genetische Variabilität auf und bildet mehrere Unterarten und Hybriden. Diese Unterschiede zeigen sich sowohl im Aussehen als auch in den bevorzugten Lebensräumen.
Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis subsp. majalis)
Diese Nominatform zeichnet sich durch große, fleckige Laubblätter und purpurrote Blüten aus. Sie besiedelt bevorzugt feuchte Wiesen, Flachmoore und lichte Auenwälder.
Baltisches Knabenkraut (Dactylorhiza majalis subsp. baltica)
Diese Unterart ist von Finnland bis nach Zentralasien verbreitet und kommt vor allem in nördlichen und östlichen Teilen Europas vor.
Torfmoos-Knabenkraut (Dactylorhiza majalis subsp. sphagnicola)
Diese spezialisierte Unterart kommt in Mooren vor und ist in Teilen Norwegens, Schwedens, Dänemarks, Belgiens, der Niederlande, Frankreichs und Deutschlands zu finden.
Neben den genannten Unterarten bildet das Breitblättrige Knabenkraut auch Hybriden mit anderen verwandten Arten der Gattung Dactylorhiza, die oft in Blütenfarbe und -form variieren.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die genetische Besonderheit des Breitblättrigen Knabenkrauts?
Das Breitblättrige Knabenkraut besteht aus mehrfach unabhängig entstandenen Allotetraploiden, die aus Kreuzungen zwischen dem Fleischfarbenen Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) und Fuchs’ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii bzw. Dactylorhiza maculata subsp. fuchsii) entstanden sind. Diese haben einen Karyotyp von vier Chromosomensätzen mit jeweils 20 Chromosomen (Zytologie: 2n = 4x = 80) und eine Genomgröße von 14,24 Gbp. Diese genetische Variabilität führt zu unterschiedlichen Unterarten und Hybriden, die in verschiedenen Regionen vorkommen.
Wie erfolgt die Samenverbreitung des Breitblättrigen Knabenkrauts?
Die Samen des Breitblättrigen Knabenkrauts werden durch den Wind verbreitet. Da sie sehr klein und leicht sind, ähnelt ihre Form eher Staubkörnchen, was ihnen ermöglicht, große Distanzen zurückzulegen. Ihre Sinkgeschwindigkeit beträgt lediglich 25 cm/s, was eine Flugweite von bis zu 10 km ermöglicht. Zusätzlich benötigen die Samen zur Keimung die symbiotische Beziehung mit spezifischen Mykorrhiza-Pilzen (5,00€ bei Amazon*) im Boden.
Warum ist das Breitblättrige Knabenkraut auch als „Orchidee des Jahres“ und „Blume des Jahres“ ausgezeichnet worden?
Um die Öffentlichkeit auf die Schutzwürdigkeit und die Schönheit des Breitblättrigen Knabenkrauts aufmerksam zu machen, wurde die Pflanze von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) 1989 und 2020 zur Orchidee des Jahres gewählt. Zudem kürte die Loki Schmidt Stiftung das Breitblättrige Knabenkraut bereits 1994 zur Blume des Jahres. Diese Auszeichnungen helfen, das Bewusstsein für den Erhalt und Schutz dieser gefährdeten Orchideenart zu stärken.
In welchen Regionen und Höhenlagen kommt das Breitblättrige Knabenkraut vor?
Das Breitblättrige Knabenkraut besiedelt feuchte Standorte wie Flachmoore, Sumpfwiesen und lichte Auenwälder und kann in alpinen Regionen bis zu Höhenlagen von über 2000 Metern gefunden werden. Beispielsweise steigt es in den Allgäuer Alpen bis zu 1860 Meter Meereshöhe auf. Es ist in vielen mitteleuropäischen Regionen verbreitet, besonders in Mittelgebirgen und im Alpenraum, allerdings hat es durch Entwässerung und intensive landwirtschaftliche Nutzung erheblich an Lebensraum verloren.