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Kirschfruchtfliege-Plage? So retten Sie Ihre Kirschenernte

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Wenn üble Würmer in Kirschen wimmeln, treibt die Kirschfruchtfliege im Obstgarten ihr Unwesen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie Sie den Schädling erkennen und mit natürlichen Mitteln bekämpfen. Praxiserprobte Anleitungen erklären, welche Bekämpfungsmethoden gegen Rhagoletis cerasi funktionieren für saftige Kirschen ohne fiese Maden.

kirschfruchtfliege
Gelbtafeln sollten Anfang/Mitte Mai aufgehängt werden
AUF EINEN BLICK
Wie bekämpft man Kirschfruchtfliegen auf natürliche Weise?
Um Kirschfruchtfliegen zu bekämpfen, decken Sie den Boden um den Baum mit Vlies ab, nutzen Sie Schutznetze und Gelbtafeln und setzen Sie natürliche Spritzmittel, wie Nematoden oder Wermut-Tee, sowie Nützlinge wie Schlupfwespen und Hühner ein.
  • Die Kirschfruchtfliege ist 3-5 mm klein, schwarz, trägt ein gelbes Schildchen auf dem Rücken und hat durchsichtige Flügel mit schwarz-blauen Querstreifen.
  • Kirschfruchtfliegen zu bekämpfen, gelingt mit Schutznetz, Gelbtafeln, Boden-Vlies sowie den Nützlingen Schlupfwespen und Hühner.
  • Natürliche Spritzmittel sind Nematoden in Wasser und Wermut-Tee.

Was sind Kirschfruchtfliegen?

Drahtzieherin für verdorbene Kirschen voller Maden ist die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) aus der Familie der Bohrfliegen (Tephritidae). Die Fliege ist ein gefährlicher Schädling an Kirschbäumen, weil Weibchen die Früchte als Aufzuchtstation für ihre Brut zweckentfremden. Dieses Erscheinungsbild macht eine Kirschfruchtfliege unverwechselbar:

  • Köperlänge: 3 bis 5 mm
  • Körperfärbung: schwarz mit gelben Punkten an Kopf und Rumpf
  • Flügel: transparent mit schwarz-blauen Querbändern
  • Augen: leuchtend grüne Facettenaugen
  • Besonderes Merkmal: gelbes Schildchen auf dem Rücken

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Die Larve einer Kirschfruchtfliege ist 4 bis 6 mm lang mit einem cremeweißen, wurmartigen Körper.

So kommen Maden in die Kirschen

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Maden in Kirschen sind äußerst unangenehm

Die Flugzeit beginnt Mitte Mai. Bis dahin haben Kirschfruchtfliegen im Boden überwintert in einer Tiefe von etwa 5 Zentimetern. Zielorientiert fliegen die Insekten einen Kirschbaum an und widmen sich zunächst einem 14-tägigen Reifungsfraß. Frisch gestärkt wenden sich die Fruchtfliegen der Familienplanung zu. Begattete Weibchen warten geduldig auf den Farbumschlag reifender Kirschen von grün zu gelb und setzen folgenden Teufelskreis in Gang:

  • Ablage der Eier: mit einem Stich einzeln in eine Kirsche knapp unter der Fruchtschale
  • Schlupf einer Larve: innerhalb einer Woche (5 bis 8 Tage)
  • Erste Aktion: Larve durchbohrt die Kirsche bis zum Kern
  • Madenfraß: 30 Tage andauernde Freßorgie im Fruchtfleisch
  • Schadbild: faulige Früchte, die halbreif abfallen

Vollgefressene Maden fallen mit den verdorbenen Kirschen herunter oder seilen sich ab. In Windeseile vergräbt sich jede ausgewachsene Larve im Boden, wo sie verpuppt und überwintert. Die gravierenden Schäden im Anbau von Süß- und Sauerkirschen sind zurückzuführen auf eine explosionsartige Vermehrung. Ein einzelnes Kirschfruchtfliegen-Weibchen legt während der Flugzeit zwischen Mai und Juli 50 bis 80 Eier ab, sodass wenige Exemplare ausreichen, um an einem Kirschbaum die gesamte Ernte zu vernichten.

Kirschfruchtfliege bekämpfen – Biologische Bekämpfung im Überblick

Die enge Wechselbeziehung zwischen Flugzeit und Gelbfärbung der Früchte macht die Kirschfruchtfliege angreifbar. Weil im Hausgarten chemische Mittel verpönt sind, steht die biologische Bekämpfung im Fokus. Folgende Tabelle gibt einen kompakten Überblick, wie Sie Fruchtfliegen-Weibchen mit natürlichen Methoden wirksam an der fatalen Eiablage hindern:

Mechanische Mittel Natürliche Spritzmittel Nützlinge
Schutznetz Nematoden Schlupfwespen
Gelbtafeln Wermut-Tee Hühner
Vliesabdeckung Boden    

Im folgenden Video der Baum- und Rebschule Schreiber werden effektive Bekämpfungsmaßnahmen gegen Kirschfruchtfliegen praxisbezogen erläutert:

Mechanische Bekämpfung – Anleitungen für Hobbygärtner

Informierte Hobbygärtner wissen: Hindere Kirschfruchtfliegen an der Eiablage und deine Kirschen bleiben frei von Maden-Befall. Mechanische Bekämpfungsmethoden sind die beste Option im Hausgarten. Der richtige Zeitpunkt ist ebenso wichtig, wie eine korrekte Anwendung. Folgende Anleitungen erklären Schritt für Schritt, wie Sie die Schädlinge von Ihrem wertvollen Kirschbaum fernhalten für saftigen Fruchtgenuss ohne fiese Würmer:

Kirschfruchtfliege mit Netz bekämpfen

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Die Maschenweite von Schutznetzen gegen Fruchtfliegen sollte nicht mehr als 1,3 mm betragen

Umhüllt ein Kulturschutznetz den Kirschbaum, haben Kirschfruchtfliegen keinen Zutritt. Weibchen wird die Möglichkeit verwehrt, auf den reifenden Früchten ihre Eier abzulegen. Fertig konfektionierte Schutznetze (19,00€ bei Amazon*) aus dem Fachhandel verfügen über einen Reißverschluss. Das erspart Ihnen lästige Kletterpartien auf der Leiter, wenn Sie das Netz auflegen oder abziehen.

Perfekten Schutz bieten Netze mit einer Maschenweite von 0,8 bis 1,3 mm. Zum Einsatz kommt ein Schutznetz nach der Blütezeit, damit Bienen, Hummeln und Schmetterlinge ihre Aufgabe als Bestäuber erfüllen können. Spätestens vor dem Farbwechsel der grünen Früchte nach Gelb sollte der Kirschbaum mit einem Kulturschutznetz ausgestattet sein. Belassen Sie die Haube bis kurz vor der Ernte am Kirschbaum.

Exkurs

Kirschfruchtfliegen-Maden mitessen – gesundheitsschädlich?

Der 100-prozentige Schutz gegen Kirschfruchtfliegen muss erst noch erfunden werden. Hin und wieder mogeln sich clevere Kirschfruchtfliegen durch und hinterlassen wurmige Früchte. Besorgte Hobbygärtner fragen sich zu Recht: Was tun mit befallenen Kirschen? Kann man Kirschfruchtfliegen-Maden mitessen oder ist das gefährlich für die Gesundheit? Kompetente Ernährungswissenschaftler geben Entwarnung. Der absichtliche oder unabsichtliche Verzehr von Maden ist nicht gesundheitsschädlich. In der Tat gelten Insekten-Larven weltweit bei vielen Menschen als Nahrungsmittel und wichtiger Eiweiß-Lieferant.

Gelbtafeln richtig einsetzen

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Mit Gelbtafeln lässt sich der Kirschfruchtfliegenbefall deutlich reduzieren

Für weibliche Kirschfruchtfliegen ist der Farbumschlag von Grün zu Gelb das Signal zur Eiablage auf Süß- und Sauerkirschen. Dieses Phänomen nutzen Gelbtafeln, um die Fruchtfliegen-Damen einzufangen. Es handelt sich um gelbe Klebefallen mit einem speziellen Lockstoff ohne chemische Zusätze. Im gewerblichen Obstanbau dienen Gelbtafeln primär der Ermittlung des Befallsdrucks. An einem einzelnen Kirschbaum im Hausgarten können Sie mit Gelbtafeln den Befall um bis zu 50 Prozent reduzieren, wenn Sie so vorgehen:

  • Anfang/Mitte Mai Gelbtafeln im Kirschbaum aufhängen
  • In der Baumkrone mindestens 8 bis 10 Klebefallen gleichmäßig verteilen
  • Wichtig: Bis Ende der Flugzeit (Ende Juli) die Gelbtafeln regelmäßig austauschen gemäß Anleitung des Herstellers

Sie können die Anziehungskraft der Lockstoffe von Gelbtafeln mit einem einfachen Trick verstärken. Zu diesem Zweck füllen Sie ein wenig organischen Flüssigdünger in eine kleine PET-Flasche. Hängen Sie die Flasche ohne Verschluss direkt unter eine gelbe Klebefalle. Der intensive Geruch des Inhalts optimiert die Anziehungskraft des Spezialleims deutlich.

Boden-Vlies wehrt Kirschfruchtfliegen ab

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Unkrautvlies muss großflächig ausgelegt werden, um wirkungsvoll vor erwachenden Kirschfruchtfliegen zu schützen

Mit einem Boden-Vlies auf der Wurzelscheibe fangen Sie Kirschfruchtfliegen ein, wenn die Insekten ihr Winterquartier unter der Erdoberfläche verlassen. Gut geeignet ist ein witterungsbeständiges Gartenvlies, das zugleich lästiges Unkraut unterdrückt. Alternativ bedecken Sie die Baumscheibe mit einem engmaschigen Kulturschutznetz oder einer Mulchfolie. Fixieren Sie die Vliesränder bitte lückenlos mit Erde oder Kies gegen Schlupflöcher.

Waren im Vorjahr bereits Kirschen mit Maden zu beklagen, bedecken Sie bitte alle Baumscheiben im Umkreis von 200 Metern mit Vlies, Netz oder Folie. Es ist zu befürchten, dass sich bis in dieser Entfernung listige Kirschfruchtfliegen im Boden verbergen. Entfernt werden die Abdeckungen erst nach der Ernte.

Gut zu wissen: Eine Boden-Abdeckung ist die beste Lösung, wenn die Baumkrone zu groß ist für ein Kulturschutznetz. Wer auf die Effektivität eines Schutznetzes gegen Kirschfruchtfliegen nicht verzichten mag, unterzieht den Kirschbaum regelmäßig einer sachkundigen Schnittpflege.

Natürliche Spritzmittel gegen Kirschfruchtfliegen

Zwei natürliche Spritzmittel leisten wirksame Schützenhilfe in der biologischen Bekämpfung von Kirschfruchtfliegen. Ein Mittel hat Nützlinge im Gepäck, die vollgefressene Larven vernichten, wenn sie den Kirschbaum verlassen. Das zweite Mittel ist ein Pflanzentee, der weiblichen Fruchtfliegen die Eiablage vermiesen soll. Folgende Anleitungen erklären, wie Sie es richtig machen:

Nematoden versus Kirschfruchtfliege

Nematoden der Art Steinernema feltiae rühren Sie ein in handwarmes Wasser. Füllen Sie die Flüssigkeit in eine Gießkanne mit Gießbalken. Anfang Juni begießen Sie die Wurzelscheibe des Kirschbaumes an einem milden, trockenen Vormittag. Die Fadenwürmer parasitieren die Larven und verhindern, dass Sie im nächsten Jahr erneut über Maden-verseuchte Kirschen zu klagen haben. Als alleiniges biologisches Bekämpfungsmittel reichen Nematoden nicht aus. Immerhin sind Erfolgsquoten von bis zu 50 Prozent zu verzeichnen.

Tipp

Für naturnahe Hobbygärtner ist der Griff zum Pflanzenschutzmittel keine Option, um die Kirschfruchtfliege chemisch zu bekämpfen. Zu groß ist die Gefahr, dass sich giftige Spritzmittel in den Kirschen einlagern und beim Verzehr aufgenommen werden. Ein Blick in die Online-Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) offenbart, dass für den Hausgarten aktuell ohnehin keine Pflanzenschutzmittel zugelassen sind.

Wermut-Tee für Maden-freie Kirschen

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Wermut ist ein bewährtes Naturmittel gegen Kirschfruchtfliegen

Bereiten Sie einen Tee zu aus 150 Gramm Wermutblättern und 5 Litern Wasser. Lassen Sie den Sud idealerweise 24 Stunden ziehen und sieben die zerkochten Blätter ab. Daraufhin füllen Sie den Wermut-Tee in einen Drucksprüher und besprühen die Kirschbaum-Krone. Wann Sie spritzen, ist maßgeblich für den Bekämpfungserfolg. In der vierten Woche nach der Kirschblüte sprühen Sie die grünen Früchte zum ersten Mal ein. Setzen Sie die Behandlung fort bis die heikle Phase gelbschaliger Kirschen abgeschlossen ist.

Nützlinge – Bio-Trumpfkarte gegen Kirschfruchtfliegen

Im naturnahen Garten machen Nützlinge kurzen Prozess mit Kirschfruchtfliegen. Wo sich Vögel, Laufkäfer, Spinnen und Schlupfwespen gut aufgehoben fühlen, haben die Schädlinge geringe Chancen, ihr Winterquartier im Boden lebend zu verlassen. Gemischte Hecken mit heimischen Wildobststräuchern, begrünte Trockenmauern, Laubhaufen und Totholz laden viele Nützlinge zum Verweilen ein. Als Verstärkung engagieren Hausgärtner fleißige Hühner und emsige Laufenten, die mit Begeisterung Jagd machen auf Kirschfruchtfliegen und andere Schädlinge im Garten.

Häufig gestellte Fragen

Was tun, wenn der Kirschbaum zu groß ist für ein Kulturschutznetz?

An ausgewachsenen, selten oder nie geschnittenen Kirschbäumen sind die Kronen häufig zu groß für ein Kulturschutznetz. Für diesen Fall empfehlen wir eine Bodenabdeckung mit Gartenvlies, Schutznetz oder Folie. Die lückenlose Bespannung einer Wurzelscheibe hindert überwinterte Kirschfruchtfliegen, nach dem Schlupf im Boden in die Baumkrone zu fliegen.

Helfen biologische Spritzmittel gegen Kirschfruchtfliegen während der Blütezeit?

Nein. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum unter Hobbygärtnern, dass Spritzmittel bereits während der Blütezeit Kirschfruchtfliegen bekämpfen. Empfohlene Pflanzenschutzmittel für den Kirschbaum zur Blütezeit bekämpfen die Kirschblütenmotte. Dieser Schädling legt allerdings keine Eier auf den Früchten ab und ist folglich nicht verantwortlich für Maden-verseuchte Kirschen.

Was kann man vorbeugend tun gegen Maden in Süß- und Sauerkirschen?

Im Bio-Garten können Sie bereits im Vorfeld verschiedene Vorkehrungen treffen gegen Kirschfruchtfliegen im Kirschbaum. Decken Sie die Wurzelscheibe ab mit einem Vlies. Diese Maßnahme hindert die Insekten daran, nach der Überwinterung im Boden einen Kirschbaum anzufliegen. Abwehrend gegen die Schädlinge helfen eine Unterpflanzung aus Maiglöckchen sowie wiederholtes Gießen mit Rainfarn- oder Wermut-Sud. Räumen Sie nach der Ernte sämtliche Fruchtmumien vom Baum und Boden ab, die Sie im Biomüll entsorgen und nicht auf dem Kompost.

Tipp

Frühe Kirschsorten sind gegen gefeit gegen üble Maden. Wenn die Flugzeit der Kirschfruchtfliege beginnt, haben frühreifende Süß- und Sauerkirschen das gefährliche, gelbe Reifestadium längst absolviert. Köstlichen Fruchtgenuss ohne Madenbefall versprechen die Kirschsorten ‚Rote Maikirsche‘, ‚Giorgia‘, ‚Burlat‘ und ‚Earlise‘. Saftig-süße Kirschen in Premium-Qualität beschert Ihnen ‚Kassins Frühe Herzkirsche‘ ohne eine einzige unappetitliche Larve.

Bilder: Pixeljoy / Shutterstock