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Feigenwespen und Würmer: Schuldige an Maden in Feigen?

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Feigen und Feigenwespen leben in einer faszinierenden Symbiose, die für das Überleben beider Arten unerlässlich ist. Dieser Artikel beleuchtet die Details dieser ungewöhnlichen Beziehung und gibt Einblicke in die Lebensweise der winzigen Bestäuber.

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Würmer in Feigen sind äußerst unangenehm

Die Symbiose von Feige und Feigenwespe

Feigen und Feigenwespen (Blastophaga psenes) zeigen ein bemerkenswertes Beispiel für obligatorischen Mutualismus, bei dem beide Arten für ihr Überleben aufeinander angewiesen sind. Die Feigenwespen bestäuben die Feigen und ermöglichen deren Fortpflanzung, während die Feigenblüten einen Lebensraum und eine Nahrungsquelle für die Wespenlarven bieten.

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Feigen sind geschlossene Blütenstände mit verschiedenen Blütentypen, darunter männliche Blüten zur Pollenproduktion, weibliche Blüten, die sich zu Samen entwickeln, und Gallblüten, die den Larven als Brutstätte dienen. Die Bestäubung beginnt, wenn ein weibliches Wespeninsekt durch die Ostiole, eine winzige Öffnung, in die noch unreife Feige gelangt, ihre Eier in die Gallblüten legt und dabei Pollen transportiert und die weiblichen Blüten bestäubt. Nach der Eiablage stirbt das Wespenweibchen in der Feige, und die Larven entwickeln sich innerhalb der Gallblüten.

Einzigartig ist die Rolle der männlichen Wespen. Sie schlüpfen zuerst, sind flügellos und graben Tunnel, durch die die geschlüpften Weibchen entkommen können. Bevor die weiblichen Wespen die Feige verlassen, paaren sie sich innerhalb der Frucht. Die befruchteten Weibchen nehmen Pollen auf und fliegen zu neuen unreifen Feigen, wodurch die Fortpflanzungszyklen von Feigen und Feigenwespen fortgesetzt werden.

Diese enge gegenseitige Abhängigkeit hat zu ihrer koevolutionären Entwicklung geführt, die eine nahezu perfekte Symmetrie in Form und Funktion erreicht hat. Feigenbäume könnten sich ohne die Bestäubung durch Feigenwespen nicht vermehren, und umgekehrt könnten die Wespen ohne die Feigen ihren Lebenszyklus nicht vollenden.

Die Rolle der Fadenwürmer

Fadenwürmer (Nematoden) wie Pristionchus borbonicus sind Teil des komplexen Ökosystems der Feigen. Diese Art von Nematoden wurde auf der Insel La Réunion entdeckt und zeigt eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit. Die Würmer entwickeln bis zu fünf unterschiedliche Mundformen, je nach Nahrungsquelle, und können Bakterien, Hefen oder andere Nematoden fressen.

Fadenwürmer als blinde Passagiere

Die Nematoden heften sich an Feigenwespen, die als Transportmittel dienen, und gelangen so in neue Feigen. In der Frucht angekommen, passen sie sich an die Lebensbedingungen im Inneren der Feige an und ernähren sich von Mikroorganismen.

Ökosystem Feige

Die Feige bildet ein hochkomplexes Ökosystem, das verschiedene Lebewesen wie Feigenwespen, Fadenwürmer, Bakterien und Hefen integriert. Die Rolle von Pristionchus borbonicus trägt erheblich zur Diversität und zum Gleichgewicht der mikrobiellen Gemeinschaft bei. Diese Interaktionen innerhalb der Feige betonen die dynamische und vielschichtige Natur dieser Symbiose.

Sind Feigen mit Wespenlarven bedenkenlos essbar?

Der Gedanke an Wespenlarven in Feigen kann unangenehm sein, doch der Verzehr dieser Früchte ist unbedenklich. Viele Essfeigen benötigen keine Bestäubung durch Feigenwespen und entwickeln sich parthenokarp, also ohne Bestäubung. In den meisten im Handel erhältlichen Feigen befinden sich daher keine Wespenlarven.

Selbst wenn eine Wespe in die Feige gelangt, stirbt sie in der Frucht und wird durch das Enzym Ficain vollständig zersetzt. Dieses Enzym sorgt dafür, dass keine Überreste der Wespe in der reifen Frucht vorhanden sind.

Für Menschen, die besonderen Wert auf eine vegane Ernährung legen, gibt es Feigensorten wie „Dalmatie“, „Brown Turkey“ oder „Dauphine“, die ohne Wespenbestäubung reifen und somit für Vegetarier und Veganer geeignet sind. Sie können Feigen unbesorgt genießen, da keine tierischen Überreste in den Früchten vorhanden sind.

Bilder: Laura Primo / stock.adobe.com