Kermesbeeren

Kermesbeere: Giftige Schönheit im Garten?

Die Kermesbeere ist eine imposante Erscheinung im Garten, die mit ihren großen Blättern, den langen Blütenständen und den auffälligen Beeren ins Auge fällt. Trotz ihrer Schönheit ist beim Umgang mit der Pflanze Vorsicht geboten, da alle Teile der Kermesbeere giftig sind.

Steckbrief

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Pflanzenart
Krautig
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Lebenszyklus
Ausdauernd
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Wuchs
Aufrecht, buschig
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Wuchshöhe
1 bis 2,5 Meter
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Blütenfarbe
Weiß oder rötlich
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Blütezeit
Juni bis September
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Wuchs

Die Kermesbeere, besonders die Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana), ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 1 bis 2,5 Metern erreicht. Typisch sind die dicken, fleischigen Pfahlwurzeln, die giftig sind. Ein markanter Punkt ist der unangenehme Geruch, den die Pflanze teilweise verströmt.

Die Stängel der Kermesbeere sind meist aufrecht wachsend und können buschig erscheinen. Sie sind oft rund, gefurcht oder kantig und manchmal rötlich überlaufen. Mit zunehmendem Alter verholzen die Stängel, was der Pflanze zusätzliche Stabilität verleiht. Junge Stängel und Blütenstände können gelegentlich behaart sein, während die übrigen Pflanzenteile unbehaart bleiben.

Blätter

Die Blätter der Kermesbeere sind wechselständig angeordnet und gestielt. Sie variieren in ihrer Form von eiförmig über oval bis lanzettlich und haben eine auffallende, hervorgehobene Mittelrippe, die heller als der Rest des Blattes ist. Im Jahresverlauf zeigen sich Farbveränderungen: Während einige Arten immergrün sind, wechseln andere im Herbst zunächst zu Gelb und später oft zu Purpur.

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Die Blattlänge kann je nach Art zwischen 6 und 40 Zentimetern schwanken. Die Blätter sind einfach und ganzrandig, was bedeutet, dass sie keine Kerben oder Zähne am Blattrand aufweisen. Das ledrige und kahle Blattwerk verleiht der Pflanze eine gewisse Robustheit und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Standortbedingungen.

Blüte

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Blüten der Amerikanischen Kermesbeere, Koonyum Range, Australien, Januar 2015.
Foto: John Tann | Lizenz: CC BY 2.0 | Quelle: Wikimedia

Von Juni bis September erscheinen die beeindruckenden Blütenstände der Kermesbeere in weiß oder rötlich. Die zwittrigen Blüten besitzen typischerweise zehn Staubblätter und zehn verwachsene Fruchtblätter. Die Blütenstände können traubenartig und bis zu 40 Zentimeter lang sein.

Je nach Art bestehen Unterschiede im Blütenstand, bei der Amerikanischen Kermesbeere hängen diese meist bogig über, während sie bei der Asiatischen Kermesbeere aufrecht stehen. Diese variierenden Formen und Größen machen die Blütenstände zu einem auffälligen Merkmal der Pflanze.

Früchte

Im Herbst entwickeln sich die zehnteiligen Früchte der Amerikanischen Kermesbeere, die zunächst rot und später schwarz werden, was ihr den Beinamen „Zehnmännige Kermesbeere“ einbringt. Die Früchte der Asiatischen Kermesbeere bestehen meist aus acht Teilen.

Die fleischigen, abgeflachten Beeren enthalten sechs bis zwölf glänzende, schwarze Samen. Vögel verzehren die giftigen Beeren ohne Probleme, was zur Verbreitung der Samen beiträgt. Der tiefrote Saft der Beeren wurde historisch zum Färben von Lebensmitteln und Textilien genutzt.

Giftigkeit

Alle Pflanzenteile der Kermesbeere sind für Säugetiere aufgrund von Triterpensaponinen und Lectinen giftig. Die Giftigkeit ist in Wurzeln am höchsten und nimmt in Blättern, Stängeln und unreifen Früchten ab, wobei die reifen Früchte die geringste Konzentration aufweisen.

Bereits wenige Beeren können bei kleinen Kindern Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen, Durchfall und Krämpfe hervorrufen. Erwachsene können bis zu zehn reife Beeren ohne schwerwiegende Symptome essen, wobei individuelle Empfindlichkeiten variieren. Der Verzehr der Wurzeln kann jedoch zu schwersten Vergiftungen bis hin zum Tod führen. Auch Tiere reagieren empfindlich auf die Giftstoffe und zeigen ähnliche Symptome wie Menschen.

Welcher Standort ist geeignet?

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Indische Kermesbeere (Phytolacca acinosa) mit reifen Beeren im Garten.
Foto: Andra Waagmeester | Lizenz: CC0 | Quelle: Wikimedia

Die Kermesbeere gedeiht am besten an sonnigen bis halbschattigen, geschützten Standorten. Besonders gut wächst sie in warmer Umgebung, wobei die Amerikanische Kermesbeere bis zu -23 °C frosthart ist, jedoch einen geschützten Platz bevorzugt.

Die Pflanze ist anpassungsfähig und kann auch auf sandigen und sauren Böden wachsen. Sie bevorzugt jedoch nährstoffreiche, humose und gut durchlässige Böden, die frisch bis mäßig feucht gehalten werden sollten, wobei Staunässe vermieden werden muss.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Optimal für die Kermesbeere ist ein durchlässiger, sandig-lehmiger Boden, der humos und nährstoffreich ist. Der pH-Wert sollte neutral bis schwach sauer sein, und der Boden sollte frisch bis mäßig feucht sein, Staunässe ist zu vermeiden. Ein solcher Boden unterstützt das gesunde Wachstum der Pflanze.

Kermesbeere richtig pflanzen

Der ideale Zeitpunkt zum Pflanzen der Kermesbeere ist im Frühjahr oder Herbst. Halten Sie einen Pflanzabstand von mindestens 60 Zentimetern ein. Heben Sie das Pflanzloch doppelt so groß wie den Wurzelballen aus, setzen Sie die Pflanze ein, füllen Sie das Loch mit Erde auf und drücken Sie die Erde leicht an. Gießen Sie die Pflanze gut, um ihr ein gutes Anwachsen zu ermöglichen.

Kermesbeere pflegen

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Kermesbeere (Phytolacca americana) im Botanischen Garten Bremen.
Foto: Tubifex | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Achten Sie darauf, dass die Kermesbeere in trockenen Sommermonaten ausreichend gewässert wird. Geeignet ist temperiertes Wasser aus der Regentonne oder der Zisterne. Während der Vegetationsperiode sollte sie alle drei bis vier Wochen mit Kompost oder Hornspänen gedüngt werden.

Ein Rückschnitt ist normalerweise nicht erforderlich, jedoch empfiehlt es sich, die Blütenstände nach dem Verblühen abzuschneiden, um die Selbstaussaat zu verhindern. Für den Winter sollten Sie die Pflanze mit einer schützenden Schicht aus Laub und Reisig bedecken. Handschuhe sind bei Pflegemaßnahmen ratsam, um Hautreizungen durch die enthaltenen Saponine zu vermeiden.

Kermesbeere vermehren

Die Vermehrung der Kermesbeere erfolgt durch Aussaat oder Wurzelschnittlinge. Die Samen werden im Herbst geerntet und trocken überwintert, da sie einen Kältereiz für die Keimung benötigen.

Für die Vermehrung durch Wurzelschnittlinge teilen Sie im Spätwinter oder frühen Frühling etwa 5 bis 10 Zentimeter lange Wurzelstücke ab. Setzen Sie diese senkrecht in feuchte Anzuchterde, wobei die Oberseite knapp unter der Erdoberfläche sitzt. Sobald die neuen Pflanzen erste Blätter zeigen, können sie an ihren endgültigen Standort im Garten verpflanzt werden.

Um die unkontrollierte Verbreitung zu verhindern, schneiden Sie die Blütenstände nach dem Verblühen ab. Möchten Sie die Pflanze vollständig entfernen, graben Sie die gesamte Pfahlwurzel vorsichtig aus.

Krankheiten & Schädlinge

Die Kermesbeere ist eine robuste Pflanze, die kaum von Krankheiten oder Schädlingen befallen wird. Ihre giftigen Pflanzenteile wirken als natürliche Abwehrmittel, auch gegen Schnecken. Somit ist kaum ein hoher Pflegeaufwand nötig, und die Pflanze kann problemlos in Ihrem Garten gedeihen.

Verwendung

Die Kermesbeere eignet sich hervorragend als Zierpflanze und kommt besonders in Einzelstellung oder in kleinen Gruppen gut zur Geltung. Ihre tiefroten Beeren sind im Herbst und Winter eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Historisch wurde der rote Saft der Beeren zum Färben von Rotwein und Textilien verwendet.

Auch in der traditionellen Medizin fand die Pflanze Anwendung: Ureinwohner Nordamerikas und spätere Siedler nutzten sie etwa zur Behandlung von Entzündungen und Gelenkschmerzen. Beim Umgang mit der Pflanze sollten Sie immer Handschuhe tragen, um allergische Reaktionen zu vermeiden.

Häufig gestellte Fragen

Warum wurde die Nutzung der Kermesbeere zum Färben von Wein verboten?

Der tiefrote Saft der Kermesbeere wurde historisch zum Färben von Rotwein verwendet, um blasse Weine intensiver erscheinen zu lassen. Diese Praxis wurde jedoch verboten, da der Farbstoff der Beeren stark abführend wirkt und gesundheitliche Risiken birgt. Unter Ludwig XIV. wurde die Weinverfälschung in Frankreich sogar per Todesstrafe untersagt.

Kann die Kermesbeere als natürliches Schneckenabwehrmittel genutzt werden?

Ja, aufgrund ihres hohen Gehalts an Triterpensaponinen und Lectinen können Teile der Kermesbeere zur Schneckenabwehr verwendet werden. Getrocknete und gemahlene Samen und Wurzeln können dem Gießwasser beigemischt werden, wodurch Schneckeneier und -schleimhäute zersetzt werden.

Wie unterscheiden sich Amerikanische und Asiatische Kermesbeere in ihren Blütenständen?

Der auffälligste Unterschied liegt in der Ausrichtung der Blütenstände: Während die Blütenstände der Amerikanischen Kermesbeere (Phytolacca americana) hängend sind, stehen die der Asiatischen Kermesbeere (Phytolacca acinosa) meist aufrecht. Auch die Anzahl der Teilfrüchte variiert – zehn bei der Amerikanischen und acht bei der Asiatischen Kermesbeere.

Welche Nutzen zog man historisch aus der Kermesbeere in der traditionellen Medizin?

Die Ureinwohner Nordamerikas sowie die ersten Siedler nutzten die Kermesbeere zur Behandlung von Entzündungen, Gelenkschmerzen und Rheuma. Die Wurzeln wurden oft in Alkohol eingelegt und als Arznei gegen Hals- und Rachenschmerzen verwendet. Auch in der Homöopathie findet die Pflanze heute noch Anwendung bei Grippe, Angina und Gelenkrheuma.

Bilder: Kateryna Mashkevych / Shutterstock