Johanniskraut oder Jakobskreuzkraut: Unterschiede erkennen
Johanniskraut und Jakobskreuzkraut, zwei Pflanzen mit auffallend gelben Blüten, werden oft verwechselt. Trotz ihrer Ähnlichkeit im Aussehen unterscheiden sie sich stark in ihrer Wirkung und ihren Inhaltsstoffen. Dieser Artikel beleuchtet die entscheidenden Unterschiede und gibt wichtige Hinweise zur Identifizierung.
Unterschiede zwischen Johanniskraut und Jakobskreuzkraut
Um gesundheitliche Risiken, die mit dem Jakobskreuzkraut verbunden sind, zu vermeiden, ist es wichtig, die beiden Pflanzenarten genau zu unterscheiden. Folgende Merkmale helfen Ihnen dabei:
- Blüten: Johanniskraut besitzt fünf gelbe, sternförmig angeordnete Blütenblätter. Das Jakobskreuzkraut hingegen hat 13 bis 16 strahlenförmige Blütenblätter, die an Margeriten erinnern.
- Blätter: Die Blätter des Johanniskrauts sind klein, oval und höchstens drei Zentimeter lang. Jakobskreuzkraut-Blätter sind größer, gezahnt und oft flaumig behaart.
- Sekretbehälter: Ein besonderes Kennzeichen des Johanniskrauts sind die bei Gegenlicht sichtbaren, dunklen Punkte auf den Blättern. Diese kleinen Sekretbehälter sind einzigartig und beim Jakobskreuzkraut nicht vorhanden.
- Wuchsform: Johanniskraut wächst aufrecht und hat einen zweikantigen Stängel. Das Jakobskreuzkraut hingegen wächst buschig.
- Knospen: Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Reaktion der Knospen auf Druck. Beim Zerreiben einer Johanniskrautknospe tritt ein tiefroter Saft aus, während die Knospen des Jakobskreuzkrauts trocken bleiben und keine Flüssigkeit abgeben.
Anhand dieser Merkmale können Sie Johanniskraut und Jakobskreuzkraut zuverlässig unterscheiden und so gesundheitliche Risiken vermeiden.
Wirkung und Inhaltsstoffe
- Johanniskraut: Echtes Johanniskraut wird schon seit Jahrhunderten für seine heilende Wirkung geschätzt. Die Pflanze ist bekannt für ihre stimmungsaufhellende Wirkung, die durch das Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe entsteht. Zu den wichtigsten Wirkstoffen zählen Hypericin, Hyperforin (mit einem Anteil von 2 bis 4% im Kraut) und Flavonoide. Hypericin ist unter anderem für die charakteristische rote Farbe des Johanniskrautöls verantwortlich und hat antivirale Eigenschaften. Hyperforin gilt als Hauptfaktor für die antidepressive Wirkung und hat zudem antibakterielle und entzündungshemmende Effekte. Flavonoide unterstützen diese entzündungshemmende Wirkung. Johanniskraut enthält außerdem ätherische Öle und Gerbstoffe, die die Wundheilung fördern und beruhigend wirken können. Aufgrund möglicher Wechselwirkungen und Nebenwirkungen, wie Lichtempfindlichkeit, sollte Johanniskraut mit Vorsicht und am besten nach Rücksprache mit einem Experten angewendet werden. Die stimmungsaufhellende Wirkung tritt nicht sofort ein; es kann mehrere Wochen dauern, bis eine Verbesserung der Symptome spürbar ist.
- Jakobskreuzkraut: Im Gegensatz dazu enthält Jakobskreuzkraut giftige Pyrrolizidinalkaloide. Diese Alkaloide können sich im Körper anreichern und zu schweren Leberschäden führen. Besonders hoch ist die Konzentration dieser Giftstoffe in den Blüten des Jakobskreuzkrauts. Sie stellen sowohl für den Menschen als auch für viele Tiere, darunter Weidetiere wie Rinder, Pferde und Schafe, ein ernsthaftes Vergiftungsrisiko dar. Schon die Aufnahme geringer Mengen über einen längeren Zeitraum kann gesundheitsschädliche Folgen haben, weshalb besondere Vorsicht im Umgang mit dieser Pflanze geboten ist.
Vorkommen und Verbreitung
Johanniskraut und Jakobskreuzkraut bevorzugen beide sonnige Standorte, doch ihre spezifischen Umgebungspräferenzen unterscheiden sich deutlich. Beide Pflanzenarten blühen mit auffallend gelben Blüten und teilen eine ähnliche Blütezeit von Juni bis Oktober. Dennoch lassen sich ihre bevorzugten Standorte klar voneinander abgrenzen:
- Johanniskraut findet man vor allem an sonnigen, wärmeren Plätzen. Diese Pflanze gilt als Pionierart und besiedelt gerne Wald- und Wegränder, Randbereiche von Gebüschen, Böschungen, Lichtungen und Brachflächen. Johanniskraut bevorzugt dabei geselliges, aber dennoch locker verteiltes Wachstum. Die spezifischen Umgebungsbedingungen, in denen sich Johanniskraut wohlfühlt, ermöglichen die Ernte der Pflanze in voller Blüte um den Johannistag herum, was für die Herstellung von Johanniskrautpräparaten wichtig ist.
- Jakobskreuzkraut bevorzugt Standorte, die durch menschliche Aktivitäten beeinflusst sind, wie Straßen- und Wegränder, Bahndämme und Brachflächen. Als anspruchslose Art gedeiht es auf lehmigen oder sandigen, eher trockenen Böden und ist bis zu Höhen von 1000 Metern anzutreffen. Seine Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche ökologische Bedingungen und die Fähigkeit zur schnellen Ausbreitung durch zahlreiche, flugfähige Samen machen es zu einem weit verbreiteten Vertreter in diversen Landschaften.
Die genauen Verbreitungsareale und ökologischen Nischen, die Johanniskraut und Jakobskreuzkraut jeweils einnehmen, verdeutlichen die Bedeutung sowohl der gezielten Identifikation als auch der örtlichen Gegebenheiten bei der Betrachtung dieser beiden Pflanzenarten.
Jakobskreuzkraut im Honig
Jakobskreuzkraut zieht Bienen an, die dessen Nektar sammeln, obwohl er Pyrrolizidinalkaloide enthält, die für den Menschen gefährlich werden können. Diese Giftstoffe, die den Bienen nicht schaden, weil die Pflanze von ihnen bestäubt wird, können in den Honig übergehen und so zum Gesundheitsrisiko werden. Die Besorgnis, dass Honig durch diese Giftstoffe kontaminiert sein könnte, ist vor allem in Gegenden groß, in denen Jakobskreuzkraut vermehrt vorkommt, beispielsweise in Schleswig-Holstein. Nicht jeder Imker kann es sich leisten, den Honig auf diese Alkaloide testen zu lassen, da solche Analysen mit Kosten verbunden sind.
Angesichts dieser Herausforderungen fordern Experten eine systematische Überwachung des Pyrrolizidinalkaloid-Gehalts in Honig. Dies würde den Imkern Sicherheit bieten und es ihnen ermöglichen, ihre Kunden entsprechend zu informieren. Um das Risiko einer Kontamination mit Pyrrolizidinalkaloiden zu minimieren, empfiehlt es sich, vor der Blütezeit des Jakobskreuzkrauts zu schleudern und Gebiete mit großen Beständen dieser Pflanze zu meiden.
Weitere Aspekte, die beachtet werden sollten, sind:
- Jakobskreuzkraut blüht vorrangig in den Sommermonaten und betrifft somit hauptsächlich Sommerhonige.
- Bienen bevorzugen andere Nahrungsquellen, wenn verfügbar, und wenden sich erst dann dem Jakobskreuzkraut zu, wenn andere Optionen fehlen.
- In der Honiganalyse wurden bei einigen Produkten abnehmende Pyrrolizidinalkaloidwerte festgestellt, was auf einen möglichen Abbau der Giftstoffe im Honig hindeuten könnte.