Feige

Feigenbaum veredeln: Wie geht das Schritt für Schritt?

Die Veredelung bietet die Möglichkeit, die Eigenschaften verschiedener Feigensorten zu kombinieren und so die Eignung für den eigenen Garten zu optimieren. Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile, Methoden, Herausforderungen und Alternativen der Feigenbaum-Veredelung.

Gründe für die Veredelung eines Feigenbaums

Die Veredelung eines Feigenbaums ist sowohl im gewerblichen als auch im privaten Anbau beliebt, da sie vielfältige praktische Vorteile bietet:

  1. Sortenerhaltung und Verbesserung: Durch die Veredelung erhalten Sie sortenreine Pflanzen mit gewünschten Eigenschaften, was besonders nützlich ist, wenn Ihr Baum für seine Früchte oder Widerstandsfähigkeit geschätzt wird.
  2. Optimierung des Ertrags: Wenn Sie eine ertragreiche Feigensorte auf eine robuste Unterlage pfropfen, steigern Sie Qualität und Quantität der Ernte.
  3. Nutzung nicht-fruchttragender Bäume: Ein Feigenbaum, der keine Früchte trägt oder deren Früchte ungenießbar sind, kann durch Veredelung mit einer fruchttragenden Sorte sinnvoll genutzt werden.
  4. Mehrere Sorten auf einem Baum: Die Veredelung ermöglicht es, mehrere Sorten auf einem Baum zu kultivieren, was die Erntezeit verlängert und die Vielfalt der Früchte erhöht.
  5. Anpassung an klimatische Bedingungen: Durch die Verwendung einer winterharten Unterlage kann die Frostresistenz verbessert werden, sodass Feigenbäume auch in kälteren Regionen gedeihen.

Methoden der Feigenbaum-Veredelung

Zwei bewährte Methoden zur Veredelung von Feigenbäumen sind die Kopulation und die Okulation. Beide Techniken kombinieren die positiven Eigenschaften von Unterlage und Edelreis, um die Qualität und Widerstandsfähigkeit des Baums zu steigern.

Kopulation

Die Kopulation wird im März vor dem Austrieb der Blätter durchgeführt. Hierbei müssen die Schnittflächen von Unterlage und Edelreis passgenau übereinstimmen.

Durchführung der Kopulation:

  1. Vorbereitung der Unterlage: Schneiden Sie eine winterharte Feigenunterlage schräg an.
  2. Vorbereitung des Edelreisers: Schneiden Sie auch den Edelreis mit gesunden Knospen schräg ab, sodass die Schnittflächen genau aufeinandertreffen.
  3. Zusammenfügen: Fügen Sie die schrägen Schnittflächen bündig zusammen.
  4. Fixierung: Befestigen Sie die Verbindungsstelle mit Veredelungsband oder Bast.
  5. Versiegelung: Schützen Sie die Veredelungsstelle mit Baumwachs vor dem Eindringen von Krankheitserregern und Austrocknung.

Okulation

Die Okulation erfolgt idealerweise zwischen Juli und August und nutzt eine ruhende Knospe, die in die Unterlage eingesetzt wird.

Durchführung der Okulation:

  1. Auswahl der Unterlage: Wählen Sie eine robuste, winterharte Feigensorte.
  2. Vorbereitung des Edelreis: Entfernen Sie eine ruhende Knospe samt einem kleinen Stück der umgebenden Rinde.
  3. T-förmiger Schnitt: Schneiden Sie einen T-förmigen Schnitt in die Rinde der Unterlage und lösen Sie die Rinde vorsichtig an.
  4. Einsetzen der Knospe: Schieben Sie die Knospe unter die gelöste Rinde.
  5. Fixierung: Befestigen Sie die Veredelungsstelle mit Veredelungsband.
  6. Schutz: Decken Sie die Veredelungsstelle mit Baumwachs ab, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen.

Herausforderungen bei der Feigenbaum-Veredelung

Die Veredelung von Feigenbäumen bringt spezifische Herausforderungen mit sich:

  1. Winterhärte und Frostschäden: Feigenbäume sind frostempfindlich. Bei Frostschäden treibt der Baum im Frühling nur aus der Wurzelunterlage neu aus, wodurch die veredelte Sorte verloren geht.
  2. Genauigkeit der Technik: Präzision ist entscheidend. Fehler beim Schnitt oder beim Einsetzen der Knospe können den Veredelungserfolg beeinträchtigen.
  3. Richtiger Zeitpunkt: Kopulation sollte im März und Okulation zwischen Juli und August erfolgen, um die Erfolgsrate zu erhöhen.
  4. Auswahl der geeigneten Unterlage: Eine winterharte und passende Unterlage ist essentiell, um die Frostresistenz nicht zu beeinträchtigen.
  5. Nachpflege und Kontrolle: Eine sorgfältige Nachkontrolle und Pflege der Veredelungsstelle ist notwendig, um das Anwachsen zu sichern.

Vermehrung durch Steckhölzer

Die Vermehrung durch Steckhölzer bietet eine einfache Alternative zur Veredelung, besonders in Regionen mit strengen Wintern.

Anleitung zur Steckholzvermehrung:

  1. Zeitpunkt und Auswahl der Triebe: Schneiden Sie im Winter kräftige, verholzte Triebe aus dem Vorjahr mit mindestens drei Knospen.
  2. Vorbereitung der Steckhölzer: Teilen Sie längere Triebe in bleistiftlange Stücke und lassen Sie die Schnittflächen über Nacht trocknen.
  3. Verwundungsschnitt: Machen Sie an der Unterseite der Steckhölzer einen kleinen Schnitt, um die Wurzelbildung zu fördern.
  4. Substrat und Einpflanzen: Verwenden Sie ein lockeres Substrat, etwa eine Mischung aus Blumenerde und Sand, und stecken Sie die Steckhölzer etwa zur Hälfte hinein.
  5. Bewässerung und Verdunstungsschutz: Gießen Sie gut an und stülpen Sie eine durchsichtige Plastiktüte über das Gefäß, um ein Treibhausklima zu schaffen.
  6. Standort und Pflege: Stellen Sie das Gefäß an einen warmen, hellen Ort und halten Sie die Bodentemperatur etwas höher als die Lufttemperatur, um die Wurzelbildung anzuregen.
  7. Wurzelbildung und Hartwerden: Entfernen Sie den Verdunstungsschutz schrittweise, sobald die Wurzeln gut entwickelt sind.
  8. Auspflanzung: Härten Sie die jungen Pflanzen ab Mitte Mai im Freien ab und halten Sie sie die ersten Jahre in Töpfen. Winterhärtere Sorten können später ausgepflanzt werden; empfindlichere bleiben besser in Kübeln oder im Wintergarten.

Durch die sorgfältige Beachtung dieser Schritte können Sie erfolgreich neue Feigenbäume durch Steckhölzer heranziehen und Ihren Garten bereichern.

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