Primeln

Aurikel: Wunderschöne Alpenpflanze für den Garten

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Aurikeln sind in Vergessenheit geraten. Einst galten sie als favorisierte Sammelobjekte in den oberen Gesellschaftsschichten. Im Laufe ihrer Geschichte haben sich zahlreiche Pflanzenliebhaber der Züchtung neuer Sorten verschrieben. Daraus entstanden Formen, die heute wiederentdeckt werden.

aurikel
Die Aurikel gehört zu den schönsten Primelarten
AUF EINEN BLICK
Was sollte man zur Pflege und Vermehrung von Aurikeln wissen?
Aurikeln, auch als Primula auricula bekannt, sind immergrüne, ausdauernde Pflanzen aus der Primel-Familie, die in Gebirgsregionen vorkommen. Sie sind winterhart und benötigen gut durchlässigen, kalkhaltigen Boden sowie einen halbschattigen Standort. Aurikeln können durch Teilung oder Aussaat vermehrt werden und eignen sich für Steingärten, Beetränder oder Kübelbepflanzung.

Herkunft

Als Aurikel wird eine Pflanzenart mit lateinischem Namen Primula auricula bezeichnet, die zur Gattung der Primeln gehört. Diese Pflanze kommt in den Gebirgsregionen vor. Ihr Areal erstreckt sich über den westlichen Teil der Nördlichen Kalkalpen inklusive Jura. Sie kommt im Schwarzwald vor und hat im bayerischen Alpenvorland einige Reliktstandorte. Außerhalb Deutschlands erstreckt sich ihr Areal von den Pyrenäen über die Schweiz bis nach Vorarlberg und Tirol in Österreich. Aurikeln wachsen wild im südwestlichen Polen sowie der Slowakei.

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Aurikeln kommen auf kalkhaltigen Böden und Schutt vor. Sie treten in Felsspalten auf und erobern Höhenlagen bis 2.900 Meter. Wildformen, die aus den Gebirgsregionen der Schweiz, Österreich und Bayerns stammten, wurden bereits im späten 15. Jahrhundert in Nürnberg kultiviert. Die heute als Aurikel kultivierten Pflanzen entstammen einer natürlichen Kreuzung von zwei wildwachsenden Primel-Arten. Primula auricula und Primula hirsuta bildeten die Bastard-Aurikel, Primula × pubescens. Aus dieser Form entstand ein breites Sortiment an Zuchtformen, die zusammenfassend unter der Bezeichnung Garten-Aurikel angeboten werden.

Wachstum

Die Primel-Arten wachsen als immergrüne Pflanzen, die ihre Blätter im Winter behalten. Sie sind ausdauernd und krautig. Aurikeln erreichen Wuchshöhen zwischen fünf und 25 Zentimeter. Das macht die wilde Aurikel zur größten Primel im alpinen Raum. Ihre Pflanzenteile werden von einem zarten mehligen Staub bedeckt.

Blüte

Aurikeln tragen doldige Blütenstände, die sich aus vier bis zwölf Blüten zusammensetzen. Die Einzelblüten verströmen einen mehr oder weniger intensiven Duft. Sie sind zwittrig aufgebaut und entwickeln Durchmesser zwischen 15 und 25 Millimeter. Ihr fünfzähliger Aufbau führt zu einer radiären Symmetrie.

Die Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle, die aus jeweils fünf Kelch- und Kronblättern besteht. Die Kelchblätter sind miteinander verwachsen und bilden eine Glocke. Fünf Kronblätter sind an ihrer Basis verwachsen, sodass eine Kronröhre entsteht. Sie endet in fünf auseinander gespreizten Kronzipfeln. Der Kelch ist etwa halb so lang wie die Kronröhre.

Blütenfarbe

Die wildwachsende Primula auricula entwickelt hellgelbe Kronblätter, während Primula hirsuta leuchtend rosa- bis purpurfarbene Blüten trägt. Die Farbpalette der Zuchtformen ist weitaus umfassender. Sie reicht von Weiß über Gelb und Rosa bis zu verschiedenen Abstufungen von roten und violetten Farbtönen. Sie blühen zwischen April und Juli.

Frucht

Zwischen September und Oktober reifen die Früchte der Wildformen. Bei Kulturpflanzen ist die Zeit der Fruchtreife variabel. Aurikeln entwickeln kugelförmige Kapselfrüchte, sie sich im endgültigen Reifestadium öffnen und die Samen ausstreuen. In den Kapseln sind zahlreiche längliche Samen enthalten, die eine braun-schwarze Oberfläche besitzen. Sie sind Lichtkeimer, die zum Keimen einen Kältereiz benötigen. Die Samen verbreiten sich durch Wind und Regen.

Blätter

Aurikeln entwickeln eine grundständige Rosette mit einfach aufgebauten Blättern. Sie entwickeln eine Länge zwischen zwei und 12 Zentimeter. Die Blattspreiten sind schmal und verkehrt-eiförmig bis lanzettlich ausgeformt. Der Blattrand ist ganzrandig oder gekerbt und teilweise mit einem Knorpelrand versehen.

Die Blätter dienen als Wasserspeicher, wodurch sie derb und fleischig erscheinen. Ihre Blattoberfläche ist graugrün gefärbt und wird von einer glänzenden Wachsschicht bedeckt, die als Verdunstungsschutz dient. Auf der Blattspreite sitzen zahlreiche kurze Drüsenhaare, die gleichermaßen wie die Wachsschicht einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust entgegenwirken.

Verwendung

Die Primel-Sorten werden mit dem typischen Bauerngarten assoziiert. Hier wachsen die krautigen Pflanzen an Beeträndern, wo sie sich ungehindert ausbreiten können. Aurikeln bilden am geeigneten Standort prächtige Teppiche. Als Frühlingsboten erwecken sie den Steingarten nach dem Winter zu neuem Leben. Gemeinsam mit anderen Pflanzen der Gebirgsregionen zaubert die Aurikel eine wildromantische Bergkulisse im alpinen Garten.

Diese alten Gartenschätze passen zum alpinen Garten:

  • Alpen-Enzian (Gentiana alpina) mit seinen intensiv blauen Blüten
  • Duftveilchen (Viola odorata) mit leuchtend violetten Blüten
  • Christrosen (Helleborus niger) als weiße Blütenpracht
  • Weinberg-Tulpen (Tuipa sylvestris) mit nickenden Blütenglocken

Die Schönheiten werden gerne in sogenannten Aurikel-Theatern zur Schau gestellt. Diese Darbietung basiert auf einem historischen Vorbild. Hölzerne Etageren oder Stellagen dienten als Schaukasten, deren Wände schwarz gestrichen sind. Sie wurden mit Spiegeln ausgestattet und mit Vorhängen dekoriert. Heute werden die alten Aurikel-Sorten traditionell im Tontopf angeboten, versehen mit einem amtlich wirkenden Echtholzetikett.

Giftig

Alle Pflanzenteile der Aurikel sind giftig. Als Hauptwirkstoff gelten Saponine, die in der Wurzel hoch konzentriert sind. Daneben beinhalten die Pflanzen verschiedene Öle und Spuren von Estern. Achten Sie darauf, dass Kinder und Haustiere die Blüten und Blätter nicht versehentlich verzehren.

Ein Hautkontakt kann zu Dermatitis führen. Für die allergischen Reaktionen ist ein Allergen verantwortlich. Durch wiederholte Berührungen wird die Sensibilität der Haut reduziert. Die Reaktionen fallen schwächer aus. Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie vorsichtshalber Handschuhe tragen.

Standort

Die atemberaubenden Alpenpflanzen bevorzugen einen hellen Standort in geschützter Lage. Die Blätter mögen keine direkte Mittagssonne. Achten Sie auf einen halbschattigen Standort. Die Pflanzen sind an trockene Wuchsorte angepasst.

Erde

Das Substrat sollte eine hohe Durchlässigkeit aufweisen, da die zarten Wurzeln keine Staunässe vertragen. Mischen Sie Sand oder Splitt unter die Erde, um ihre Struktur zu verbessern. Auf einem neutralen bis leicht kalkhaltigen Boden fühlen sich Aurikeln wohl. Setzen Sie die Alpenpflanzen auf Schotter oder kalkhaltiges Gestein, um ihnen optimale Bedingungen zu gewährleisten.

Pflanzzeit

Aurikeln können zwischen Frühjahr und Herbst eingepflanzt werden. Wenn Sie die Pflanzen zwischen September und Oktober ins Freiland setzen, können sie bereits im darauf folgenden Frühling ihre Blütenpracht voll entwickeln. Die Alpenpflanzen haben keine hohen Platzansprüche. Auf einem Quadratmeter finden bis zu 25 Exemplare Platz.

Vermehrung

Sie können Garten-Aurikeln durch Teilung vermehren, indem Sie den Wurzelballen vollständig ausgraben und die Wurzeln von der Erde befreien. An den sichtbaren Trennbereichen werden die Wurzeln zerteilt. Verwenden Sie ein scharfes und desinfiziertes Messer, um einen sauberen Schnitt zu erzielen. Lassen Sie die Schnittflächen kurz antrocknen und pflanzen Sie die Teilstücke in ein vorbereitetes Pflanzloch ein.

Der ideale Zeitpunkt für die Vermehrung liegt zwischen September und Oktober. Sie empfiehlt sich, wenn die Aurikel dichte Bestände entwickelt hat. Durch diese Methode können Sie die Pflanze verjüngen und die Merkmale der Stammart weiter kultivieren.

Aussaat

Durch Samen können die Alpenpflanzen auf generativem Weg vermehrt werden. Bei dieser Methode müssen Sie etwas Geduld mitbringen. Es kann sein, dass die Nachkommen andere Blütenfarben entwickeln. Sie vereinen das Erbgut zweier Elternpflanzen.

Sie können die abgesammelten Samen im gleichen Jahr nach der Blüte aussäen. Bedecken Sie das Saatgut mit einer sehr dünnen Schicht Erde, damit sie vor dem Austrocknen geschützt sind. Nach einem Kältereiz beginnen die Samen schnell zu keimen. Eine Kälteeinwirkung in der Nacht reicht bereits aus, um die Samen zum Wachstum zu animieren. Bei dieser Methode besteht die Gefahr, dass sich die Pflanzen bis zum Winter nicht schnell genug entwickeln. Sie benötigen dann einen Frostschutz.

Vorziehen

Alternativ zur Aussaat im Herbst können Sie die Samen im Januar vorziehen. Nutzen Sie als Substrat eine Anzuchterde vermischt mit Sand, Perlit oder Kies. Befeuchten Sie die Erde leicht und streuen Sie das Saatgut gleichmäßig auf das Substrat. Stellen Sie das Pflanzgefäß an einen hellen Ort mit Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad Celsius und prüfen Sie täglich die Feuchtigkeit des Substrats.

Im Topf

Aurikeln eignen sich perfekt für die Kübelpflanzung, denn sie benötigen nicht viel Platz. Wählen Sie einen Topf mit einem Durchmesser von zwölf Zentimeter. Er gewährleistet Ihnen eine bessere Kontrolle der Wasserzufuhr. Außerdem können Sie den kleinen Topf problemlos umplatzieren.

Der Kübel sollte mindestens 20 Zentimeter tief sein, damit sich die Pfahlwurzeln optimal ausbreiten können. Er sollte ein Abflussloch besitzen, damit der Wasserabfluss sichergestellt ist. Stellen Sie den Topf nicht auf einen Untersetzer, denn dass Wasser sollte sich nicht stauen. Als Vorbeugung gegen Staunässe können Sie eine Drainage am Boden des Kübels ausbringen.

Giessen

Während der Wachstumsphase sollte das Substrat nicht vollständig austrocknen. Mit kurzen Durststrecken kommt die Pflanze zurecht. Länger anhaltende Trockenheit oder Staunässe bereitet ihnen Probleme. Gießen Sie die Pflanze bei Bedarf sparsam mit Regenwasser. Sie vertragen Gießwasser mit höherem Kalkgehalt.

So gießen Sie Aurikeln richtig:

  • während des Sommers häufiger mit kleinen Wassermengen versorgen
  • überschüssiges Wasser ablaufen lassen
  • vor dem Winter austrocknen lassen
  • im Winter die Bewässerung einstellen

Düngen

Die Primel-Arten müssen nicht gedüngt werden, da sie ihre Nährstoffe aus dem Substrat ziehen. Verzichten Sie auf Kompostgaben um eine Überdüngung zu vermeiden. Sie können direkt nach der Blüte etwas Orchideendünger in niedriger Konzentration verabreichen. Dadurch wird das Wachstum angeregt.

Umpflanzen

Wenn Sie Ihre Aurikel im Topf kultivieren, sollten Sie die Pflanze alle zwei bis drei Jahre umtopfen. Es ist nicht notwendig, einen größeren Kübel zu verwenden. Sie können das alte Pflanzgefäß weiter nutzen, da sich die Wurzeln nicht weiter ausbreiten. Wichtiger bei dieser Maßnahme ist der Erdwechsel. Das beugt Krankheiten vor und gibt der Pflanze frische Nährstoffe. Der ideale Zeitpunkt zum Umtopfen ist der frühe Herbst. Zu dieser Zeit können Sie das Umtopfen mit der Vermehrung durch Teilung verbinden.

Überwintern

Aurikeln sind äußerst widerstandsfähig, was ihrer ursprünglichen Herkunft zuzuschreiben ist. Das macht sie zu winterharten Gewächsen, die bei einer Kultivierung im Freiland keinen Winterschutz erfordern. Auch Kübelpflanzen erweisen sich als unproblematisch im Winter. Wenn das Substrat vor dem Wintereinbruch ausgetrocknet ist, kann der Erdballen zufrieren. Der Aurikel schadet das nicht. Stellen Sie den Kübel im Oktober unter ein Dach, sodass die Pflanze vor Regen geschützt ist.

Eine Überwinterung im Haus ist möglich. Die Aurikel mag ein sehr kaltes Winterquartier. Es muss nicht unbedingt ein frostfreier Raum sein. Wenn die Pflanze im Winter austreibt, sollten Sie ihr gelegentlich Wasser geben und den Kübel an einen hellen Ort stellen.

Schädlinge

Der häufigste Schädling an Primeln ist der Dickmaulrüssler. Doch auch vor Schneckenfraß ist die Aurikel nicht sicher.

Dickmaulrüssler

Das Larvenstadium lebt im Boden und schädigt die Wurzeln der Aurikel. Wenn Ihre Pflanze befallen ist, verringert sich die Vitalität plötzlich. Graben Sie die Pflanze aus und entfernen Sie Substratreste von den Wurzeln. Die cremeweißen Larven werden etwa einen Zentimeter lang und sind mit bloßem Auge erkennbar. Um eine Ausbreitung der Schädlinge zu verhindern, sollten Sie die Larven töten.

Erwachsene Tiere treten vermehrt im Herbst auf. Die Käfer sind an ihrem Rüssel erkennbar, mit dem sie unregelmäßig geformte Buchten in die Blattränder fressen. Die Schädlinge sind nachtaktiv und lassen sich bei Gefahr zu Boden fallen. Stellen Sie mit frischem Gras befüllte Töpfe unter die Pflanze. Überprüfen Sie die Fallen täglich und sammeln Sie die darin gefangenen Käfer heraus. Sie können Dickmaulrüssler an ihrer Eiablage hindern, indem Sie kleine Steinchen auf der Erde verteilen.

Schnecken

Im Frühjahr gehören Schnecken zu den gefürchteten Schädlingen, die enorme Schäden an den frisch austreibenden Pflanzen hinterlassen. Ausgewachsene Exemplare regenerieren sich schnell von den Schäden. Da sie nach dem Schneckenfraß unattraktiv wirken, sollte eine Ausbreitung der Schädlinge durch scharfkantige Steinchen oder Holzasche vorgebeugt werden.

Läuse

Im Spätsommer eingepflanzte Aurikeln können von Wurzelläusen befallen werden. Sie schwächen die Pflanzen und übertragen Viren. Begleitende Unkräuter dienen den Schädlingen als Wirtspflanze. Halten Sie Ihre Bestände daher frei von Unkraut.

Im Freiland können gelegentlich grüne und schwarze Blattläuse auftreten, die sich auf den Blättern niederlassen und Pflanzensäfte aussaugen. Als Gegenmaßnahme empfiehlt sich das Einsprühen der Pflanze mit einer Seifenlauge oder einem Sud aus Brennnesselblättern.

Blüht nicht

Aurikeln reagieren empfindlich auf eine übermäßige Nährstoffversorgung. Zu viel Dünger kann dazu führen, dass die Pflanzen blühfaul werden. Auch die Überwinterung hat einen Einfluss auf die Blütenbildung. Die Alpenpflanzen benötigen eine kalte Überwinterung. Wenn sie während der Wintermonate zu warm stehen, blühen sie im kommenden Frühjahr schlecht oder gar nicht.

Tipp

Viele Sorten entwickeln einen weißen Belag auf ihren Blüten, der an Mehlstaub erinnert. Er wird von den Wachshärchen gebildet und dient als Verdunstungsschutz. Wenn zur Blütezeit Regen auf die Blüten fällt, kann es zu Wasserflecken kommen. Der Pflanze schadet das nicht, aber die Blüten sehen kurzzeitig unschön aus. Schützen Sie diese empfindlichen Sorten deshalb vor dem Regen. Hierzu eignet sich eine Gartenglashaube oder ein umgestülptes Windlicht.

Sorten

  • Candida: Grau-weiß bemehlte Blütenblätter, Grundfarbe Schwarz. Wuchshöhe 15 Zentimeter.
  • Emmett Smith: Goldgelbes Blütenzentrum, dunkel umrandet. Kronblätter rot, orange bis braun getönt. Wuchshöhe 15 Zentimeter.
  • Ellen Thomsen: Weiße bis cremefarbene Mitte, dunkel umrandet. Kronblätter rotviolett, blau bis rot gefärbt. Wuchshöhe zehn Zentimeter.
  • Doyen: Gefüllte Blüte. Kronblätter rotviolett gefärbt. Wuchshöhe 15 Zentimeter.

Bilder: Nadezda Verbenko / Shutterstock